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ulsnitzer MchendlaN Sonnabend, 28. Oktober 1911. 1. Beilage zu Nr. 129. 63. Jahrgang. Nus aller >VeN. Kiel, 27. Oktober. (Schweres Bootsunglück in der deutschen Marine.) Als der kleine Kreuzer .München", der zu Torpedoversuchszwecken dient, gestern abend um iM/4 Uhr von den Uebu^en aus See in den Kieler Hafen zurückkehrte und an eM^oje gehen wollte, setzte er zu diesem Zwecke ein bema^V Boot aus. An der Vorrichtung für das Hinablaff^öntstand ein Scha den und das Boot stürzte mit der Mannschaft ins Wasser. Es wurden schleunigst Rettungsarbeiten auSgesührt. Lei der sind jedoch ein Maat und 5 Matrosen ertrunken. Die im Hafen liegenden Kriegsschiffe haben die Flagge auf Halbmast gesetzt. Cuxhafen, 26. Oktober. (SchisfSzusammenst 0 ß.) Das Torpedoboot „S. 167" stieß auf der hiesigen Reede mit dem holländischen Schleppdampfer „Athlet" zusammen, Beide Schiffe sind beschädigt, konnten aber mit eigener Maschinenkraft in den Hafen einlaufen. Brüssel, 27. Oktober. (Dtamantfunde in Kongo.) Meldungen au» der Kongokolonie berichten über Dtamant- sunde im Kassaigebiet. Mehrere Sachverständige sind nach der Fundstelle abgereist, um die Güte und Häufig, keit der Diamanten sestzustellen. Konstanz, 28. Oktober. (Abnahmefahrt des M Z Kreuzer».) Der M. Z. Kreuzer fliegt seit der Frühe in einer Höhe von 1200 Metern über der Stadt °Konstanz. DaS Schiff muß acht Stunden in dieser Mi nimalhöhe zur Trfltrgung der militärischen Forderungen fahren, bevor seine Abnahme durch Militärbehörden erfolgt. Petersburg, 27. Oktober. (Die Frau eines ruf. fischen Admirals als Defraudantin.) In Se wastopol ist die Frau des Admiral» Safonow, die ein Arbeitsasyl leitete, wegen Unterschlagung von 700 Rubel vom Stadthauptmann ihres Postens enthoben worden. Paris, 27. Oktober. (Zwei Autoinsassen von einem Pappelzweig erschlagen.) Gestern ist in der Nähe von Laugny ein merkwürdiger Automobilunfall passiert^ Es herrschte starker Wind. Von einer großen Pappel fiel ein 70 Kilogramm schwerer Ast aus ein gro ßes Lastautomobil nieder. Dieses machte einen großen Bogen und rannte gegen einen Apfelbaum. Vorbeikom mende Leute fanden die beiden Insassen des AutoS tot auf. Der Zweig hatte beiden die Köpfe zerschmettert. Reims, 27. Oktober. (Todes stürz eines Avta- tikers.) Bei den Vorflügen für den Milttärwettflug stürzte der 20jährige Flieger DeSparamet aus einer Höhe von 200 Metern zur Erde. Ein starker Windstoß hatte den Appart erfaßt und zum Kippen gebracht. Der Flie ger wurde tot aufgefunden. Eingesandt. (Im Edison.Theater, am Markt) kommt von heute an bis zum Reformationsfest u. a. täglich der große Kunstftlm „Dr. Martin Luther" zur Aufsüh- -4 Nus erster GHe. 4— Roman von H. CourthS-Mahler. I (Nachdruck verboten.) „Es ist gleich vier Uhr, Eva. Du kannst den Kaffee fertig machen." „Sofort, Tante Klarissa; nur noch wenige Stiche an meinem Stickereistreifen," antwortete da» junge Mädchen, mit verträumten Augen von ihrer Arbeit aufsehend. Die beiden Damen faßen sich an den Fenstern des Wohnzimmerchens gegenüber und hatten die letzte Stunde saft stumm an feinen Stickereien gearbeitet. Nachdem Eva ihre Arbeit beendet hatte, legte sie dieselbe in ein Körbchen, welche» auf dem Nähtisch stand. Sorgsam breitete sie ein gesticktes Deckchen darüber. In dem kleinen, peinlich sauber aber gehaltenen Altjungfern. heim des Fräuleins Klarissa Sonntag war jeder Gegen- stand, der sich nur irgend dazu eignete, mit Stickereien verziert. Dar ganze Dasein der beiden Frauen schien nur den einen Zweck zu haben, Handarbeiten unter dem Rtchtwinkel: „Schmücke Dein Heim!" anzufertigen. Fräulein Klarissa fand jedenfalls die einzige Befrie digung ihre» Leben» in diesen zahllosen gestickte Blumen und Arabesken. Die dunklen Augen ihrer jungen Nichte verrieten jedoch manchmal, dao ihre Gedanken sehnsüch tig oft nach einem anderen Zwecke und Ziele Ausschau hielten. So, wie da, schöne Wohnzimmer, war auch der noch kleinere, anstoßende Salon, da» gemeinsame Schlaf- zimmer der beiden Damen, und sogar die blitzblanke Küche, die eher einer Puppenküche glich, mit Zeichen der fleißigen Hände bi» zum Ueberflusse geschmückt. Eva ging hinaus in die Küche, um den Auftrag, der ihr zuteil ge worden war, auszuführen. Da» hübsche, schlanke Mäd- chen war 19 Jahre alt. Etwa» Unfreie», Gedrückte» lag in der Haltung der in ein sehr geschmackloses, einfache» «leid gehüllten Gestalt. rung. Der Film entrollt dem Zuschauer das Leben und Wirken unseres großen Refo.matorS in lebenSwarmer, historisch treuer'Auffassung und wurde bi» gestern in Eis leben, seiner Geburtsstadt, mit beispiellosem Erfolge vor geführt. Nur mit größeren, pekuniären Opfern war e» dem Besitzer des Edison-TheaterS möglich, auch für un- sere Stadt die Aufführung dieses Festspieles zu ermög lichen. Wie wir hören, wird der Besuch de» Festspieles auch unseren Kindern sowohl von der Leitung unserer Stadtschule, als auch von den Schulen der Umgegend empfohlen. Auch wir wollen nicht verfehlen, Eltern und Kinder nochmals auf die Aufführung aufmerksam zu machen. MiimingMldn aus Sem Reichstage. Sitzung vom 26. Oktober. Mehr und mehr flaut das Interesse für die Teuerungsdebatte ab, das Haus ist nur schwach besetzt, viele der Herren Volksver treter mögen bereits ihr Ranzel geschnürt und sich zu den heimi schen Penaten begeben haben, da ja doch morgen eine zehntägige Pause eintritt; freilich die Kommissionsmitglieder haben es nicht so gut, sie bleiben an Berlin gefesselt, und Kommissionsberatungen sind anstrengender als Plenarsitzungen. Heute begann ein polni scher Redner, der Graf Mielscynsky, der ziemlich im agrarischen Sinne sprach und nur einige Erleichterungen forderte, um dann mit einem kühnen Salto mortale auf die Polenpolitik hinüber zu springen und zu behaupten, daß der polnische Bauer von seiner Scholle verdrängt worden ist. Lärm auf der Rechten rief es her vor, als der Führer des Bauernbundes, der Nationalliberale Wachhorst, die Rednertribüne bestieg, und seine Ausführungen wurden ebenfalls von stürmischen Zwischenrufen unterbrochen, ob wohl er im wesentlichen dasselbe sagte, wie Graf Kanitz — der Parteienhaß von draußen verpflanzt sich auch in dieses Haus. Aehnlich erging es auch Herrn Pachnicke von der Fortschrittspartei, der in scharfer Weise gegen die agrarische Politik polemisierte. Interessant war dabei seine Bemerkung, daß seine Partei keines» wegs gänzliche Aufhebung der Schutzzölle wünsche, weil das im Wirtschaftsleben eine verhängnisvolle Revolution Hervorrufen würde. Redner schloß mit einem Appell an den Gesamtliberalis mus, sich zu sammeln, um gegen eine extreme Wirtschaftspolitik Front zu machen. Bei einer wirtschaftlichen Debatte darf der „Silbermann" Arendt nie fehlen, er stimmte der jetzigen Wirt schaftspolitik im Großen und Ganzen zu, um dann sein Rößlein gegen die Genossen zu tummeln. Nachdem sich Herr v. Schorlemer gegen die von verschiedenen Seiten erhobenen Vorwürfe verteidigt hatte, daß er zu wenig für die innere Kolonisation tue, rückte die dritte Garnitur heran, die Debatte wurde uferlos. Es sprachen die Herren Werner von der Reformpartei, der aus der national liberalen Partei ausgetretene Lehmann-Jena, Pan Korfanty. Auch der Wildliberale, Herr Kobett, darf nicht fehlen, wenn es gilt, seine vielgeschmähten Kollegen, die Fleischermeister, gegen die hier im Hause erhobenen Vorwürfe, daß sie an der Fleifchteuerung die Schuld trügen, in Schutz zu nehmen, eine Ausgabe, der sich der Genannte mit der ihm eigenen Urwüchsigkeit entledigte. Erst in der achten Stunde wurde ein Vertagungsantrag angenommen, ohne daß man die Absicht, heute mit der Teuerungsdebatte zu Ende zu kommen, durchführen konnte. Entgegen dem Vorschlag des Präsidenten morgen um 12 Uhr die heutige Tagesordnung fortzufetzen, wurde einem Anträge der Linken entsprechend die Interpellation über die Maul- und Klauenseuche an erster Stelle auf die morgige Tagesordnung gesetzt. Sitzung vom 27. Oktober. Eine Art Ferienstimmung herrschte heute im „Hohen Hause", und man sah viele, die nicht da waren, da es heute nach Hause gehen sollte. War auch die Debatte nicht sonderlich interessant, so handelte es sich doch um eine für unsere gesamte Viehzucht hoch wichtige Frage, die Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche, die in Form von Interpellationen des Zentrums und der Fort ¬ schrittspartei auf der Tagesordnung stand. Sowohl der Zentrums- redner Steindl, wie der Abgeordnete Fegter führten zur Be gründung die Sperrmaßregeln an, welche trotz ihrer Notwendigkeit infolge der gar zu weit gehenden Durchführung große Schäden im Gefolge hätten. Herr Delbrück, der als Staatssekretär des Innern heute über Viehzucht, morgen über Pensionsversicherung, übermorgen über Schiffahrtsvorschriften sprechen muß, betonte, daß die Regierung gern Vorschläge entgegennehme und im übrigen möglichst milde verfahren wolle, um Schäden zu vermeiden. Die sich anschließende Debatte stand auf keiner sonderlichen Höhe. Herr Hahn gab eine Vorlesung über die Seuchen, wandte sich gegen das argentinische Gefrierfleisch und endete kühn mit einer Philip pika gegen die Sozi. Nach weiterer unwesentlicher Debatte ging man gegen 6 Uhr nach Hause, ohne daß sich noch jemand zu der gleichfalls auf der Tagesordnung stehenden Teuerungsinierpellation geäußert hätte. Erst in 10 Tagen kommt man wieder zusammen. Ser kandtskulwr«! über öenGksuMtiHukanL der Meybestönde im Königreich Sachsen. 8. Dresden. Bei seinem Zusammentritt zur Si. Gesaml- fitzung nahm der Landeskulturrat Stellung zu der vielerörterten Frage des Gesundheitszustandes der Viehbestände im Königreich Sachsen. Das Könial. Ministerium des Innern hatte dem Landes- lulturrate eine an die landwirtschaftlichen Kreisvereine ergangene Verordnung, betr. den Gesundheitszustand der Viehbestände im Königreich Sachsen zur Kenntnisnahme zugefertigt. In dieser Ver ordnung wird darauf hingewiesen, daß in einer an das Ministerium gelangten Eingabe der Gesundheitszustand der Schlachttiere in Sachsen als ein sehr schlechter bezeichnet, und daß die Kommission für das Veterinärwesen im Königreich Sachsen dazu bemerkt, es sei nicht zu verkennen, daß der Gesundheitszustand, ausschließlich nach der Fleischbeschaustatistik beurteilt, im Verhältnis zum übrigen Deutschland, ungünstig erscheine, daß aber hierbei zu berücksichtigen sei, daß in Sachsen alle Hausschlachtungen der Beschau unterstehen und auch etwa 43 Prozent der geschlachteten Rinder und Schweine außerfächsischen Ursprungs sind. — Der Landeskulturrat kennzeich net feine Stellungnahme zu der bevorstehenden Verordnung des Ministeriums wie folgt: Eine unmittelbare Vergleichung der Fleisch beschaustatistik für das Königreich Sachsen mit denen für das Reich, kann nicht als zulässig anerkannt werden. In der Fleischbeschau- ftatistik des Reiches sind die Ergebnisse der Fleischbeschau in aus gedehnten, für die Viehzucht besonders günstigen Bezirken inbe griffen, so daß diesen gegenüber die Ergebnisse der für die Vieh zucht weniger günstigen, in einer Minderheit vorhandenen Bezirke des Reiches nur wenig zum Ausdruck gelangen. Wird aus dem Gesamtechebnisse der Reichsstatistik ein Bezirk mit weniger günstigen Verhältnissen ausgeschaltet und mit den Ergebnissen für das ge samte Gebiet verglichen, so muß sich ohne weiteres sür das in be zug auf die Viehzucht weniger günstige Gebiet ein ungünstigeres Bild ergeben als für das gesamte Gebiet. Es darf weiterhin nicht außer acht gelassen werden, daß dort, wo ein großer Bedarf bei dichter Bevölkerung an tierischen Produkten vorhanden ist, die Nutz viehhaltung gegenüber der Viehzucht besonders stark hervortritt. Da nun in Wirtschaften mit Nutzvichhaltung bei der notwendig werdenden Ergänzung des Viehstandes von außen im allgemeinen an die Konstitution der eingeführten Tiere nicht gleichhohe Anfor derungen gestellt werden und auch nicht immer gestellt werden können, wo dies in den Wirtschaften mit eigenerLucht der Fall ist und da die erstgenannten Wirtschaften in Sachsen genötigt sind, ihren Viehbestand vorzugsweise aus außersächsischen Bezirken zu ergänzen, so ergibt sich hieraus ohne weiteres, daß im Königreich Sachsen die Ergebnisse der Fleischbeschau weniger günstig sein müssen, als in Bezirken, welche sich vorwiegend mit Zucht befassen. Es geht aber zugleich daraus hervor, daß sich aus den Ergebnissen der Fleischbeschau ein Urteil über den Stand der sächsischen Vieh zucht in gesundheitlicher Beziehung nicht ableugnen läßt. Hierbei möchte nicht unerwähnt bleiben, daß erfahrungsgemäß die staatliche Schlachtviehversicherung in nicht geringem Umfange zur Einführung von minderwertigem Nutzvieh aus anderen Teilen des Reiches An laß gibt. Die staatliche Schlachtvi, hversicherung bietet überdies für die sächsischen Viehbesttzer einen Anreiz, minderwertige Viehstücke Das Gesicht hatte feine Züge und wurde von gro- ßen, dunklen Augen beherrscht, die in Form und Farbe vollendet schön waren. Leider war der Aurdruck dersel ben meist schüchtern und leblos, wie bei allen Menschen, die gewöhnt sind, ihr Innenleben zu verbergen. Jugend- lust und Frohsinn wohnten nicht in diesen Augen. Sie verrieten, daß da» junge Mädchen eine jener jungen Schattenpflanzen war, denen zum rechten Gedeihen die Sonne und der richtige Boden fehlt. Als Eva mit ihrer fast müden Haltung durch da» Zimmer geschritten war, hatte ihre Tante mit einem versonnenen Blick nachgesehen. Ueber dem blaffen Leidensgesicht der Fünfzigjährigen lag jener freudlose, mürrische Ausdruck, den kränkliche Perso nen fast immer annehmen. Sie erhob sich langsam und schwerfällig und ergriff den neben ihrem Sessel stehenden Krückstock, den sie selbst auf dem kurzen Weg durch da» Zimmer benutzen mußte. Von Geburt an war Klarissa Sonntag verkrüppelt. Ihr rechte» Bein war nicht nur bedeutend verkürzt und in der Entwicklung zurückgeblieben, sondern auch völlig traftlo». Durch die stete Benützung der Krücke hatte sich die ganze Gestalt verschoben und war schief geworden. Das Gesicht war nicht unschön. Es zeigte noch jetzt seine Züge und war von schönen, grauen Augen belebt, die zuweilen, wenn Klarissa nicht gerade von Schmerzen und Leiden geplagt war, HerzenSgüte verrieten. Meist blickten sie freilich matt und mürrisch. ES war kein Wunder, daß Eva trotz ihrer Jugend so still und in sich gekehrt war. Im steten Umgang mit der kränklichen Tante lebte sie seit ihrer frühesten Kind- heit in deren kleinem Heim. Alle», wa» sie von der Welt kannte, war da» kleine Städtchen am Ausgang des Thü- ringer Walde», in dem sie wohnte. Fast nie kam sie mit gleichaltrigen, fröhlichen Menschen zusammen. Tante Klarissa mied jede Gesellschaft ihres Leidens wegen, und so isolierte sich auch Eva ganz von selbst» Auch hinaus in» Freie kam Eva nur, um Besorgungen zu machen. Den Wald kannte sie nur von ferne; und über Fluß und Wiesen flog ihr Auge, wenn sie einmal bi» zur Stadt- grenze kam, sehnsuchtsvoll nach den grünen Bäumen, die so nahe und doch so unerreichbar schienen. Eng begrenzt war ihr Leben wie der Ausblick awk ihrem Fenster. Man sah da auf eine schmale Gaffe mit unschönen, grau oder steingrün getünchten Häusern. Da» war ihre Heimat. Heimat! Eva sah immer ganz verträumt au», wenn sie diese» Wort hörte oder la», Heimat! Da» klang wie etwas Liebes, Herrliche», Traute», — wie etwa», da» sie nicht fassen konnte, weil e» viel zu schön war. Wo war ihre wahre Heimat? Vater und Mutter lebten da draußen, — irgendwo in der wetten Welt. Der Vater kam wohl einmal im Jahre, um nach ihr zu sehen. Dann erschien er ihr aber so fremd, al» ob sie gar nicht zu ihm gehörte. Und die Mutter? — Von ihr wußte Eva noch viel weniger al» vom Vater. Sie hatte sie nie gesehen, und nur selten einmal früher etwas von ihr gehört. Seit langen, langen Jahren hatte man keine Nachrichten, und Tante Klarissa sprach schon lange nicht mehr von ihr. Auch der Vater erwähnte sie nie. — Und doch suchten Eva» Gedanken oft voll Sehnsucht da draußen in der Welt ihre Heimat — bet Vater und Mutter. Tante Klarissa war langsam im Zimmer aus und ab gehumpelt. Da» tat ste vor jeder Mahlzeit. E» war ihre einzige Bewegung. Nur sehr selten verließ sie Ihre Wohnung. Ihr Leiden hatte ste menschenscheu gemacht. Nun blieb sie stehen am offenen Fenster und sog in tte- fen Atemzügen die frische Luft ein, bi» Eva das Geschirr auf dem Tische geordnet und ein Körbchen mit Hörnchen und Zwieback, sowie die gefüllte Kaffeekanne heretngeholt hatte. — Nach der Kaffeepause sagte die Tante: „Du kannst nachher gleich erst zu Geschwister Jüle- mann gehen, ehe Du wieder zu sticken anfängst. Ich brauche rote Stickseide und eine neue Vorlage."