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DtenS 9 Uhr FestgalteSdienst. Die Kollekte für den Gustav-Adolf-Verein Unterredung mit der konfirmierten Jugend. Nie sächsischen Viehhändler wehren sich. 82K. Dresden, 30. Oktober. Der „Verein zur Wah rung der Interessen des Viehhandeli in Sachsen" nimmt gegen die den deutschen Viehhändlern gemachten Vorwürfe, daß der Viehhandel und das Dazwischentreten von Vieh- kommisstonären zu einer Erhöhung der Fleischpreise bei trügen, Stellung und erläßt folgenden Protest: GS dürfte allgemein bekannt sein, daß der Viehhandel nicht nur nützlich, sondern durchaus unentbehrlich ist. Die mannigfachen Versuche, beim Viehabsatz den Handel auszuschalten und den direkten Verkauf vom Züchter an den Fleischer ein zuführen, haben keinen Erfolg gehabt. Die an einigen Orten bestehenden Viehverwertungsgenossenschaften der Produzenten haben billigere Preise nicht gemacht, und die Einrichtungen von städtischen Verkaufsvermittelungen haben ihren Zweck verfehlt. Daß es aber anderseits den Viehhändlern nicht zu wohl wird, dafür sorgt auch im Viehhandel die Konkurrenz wie in anderen ErwerbSzwei- gen. Für eine gerechte Beurtelung der Verhältnisse find leider die Differenzen, mit denen der Viehhandel beim Ein- und Verkauf zu rechnen hat, viel zu wenig bekannt, diese liegen in den hohen Spesen und in den Gewichts verlusten, besonders aber auch in den unerwartet eintre- tenden Preisrückgängen von einem Markt zum anderen, die oftmals 10—15 Prozent betragen. Weiter ist mit dem Einiret n von Erkrankungen des Viehes an Maul- Srotznaundork. tag, den 31. Oktober, Reformationsfest: 6us Ser Sssckättswett. — (Die Rennerbrück e) Ein eigenartiges, aber altertümlich anheimelnde« Bild, das die Physiognomie des Altmarktes in Dresden immerhin einigermaßen be- «influffen dürfte, bietet die Ueberbrückung der Schreiber gaffe, die dazu bestimmt ist, die Geschäftslokalttäten der Manufaktur- und Modewaren-Firma Adolph Renner, die sich zu beiden Seiten der Gaffe befinden, in der Höhe des ersten Stockwerkes zu verbinden. Die Anlage, die sich in ihrer Ausführung dem Stile der anstoßenden Gebäude anpaßt, ruft mit der roten Ziegelbedachung und der bei derseitigen erkerartigen Betonung der Mitte einen vor trefflichen Eindruck hervor. Sie erinnert an die Bauweise früherer Jahrhunderte, die den alten Stadtbildern einen so eigenartigen Reiz verlieh. Ein Gegenstück hierfür be findet sich übrigen» in Dresden in der Ueberbrückung des KanzleigäßckenS, die vor mehreren Jahren zur Aus führung gekommen ist. Die Herstellung der neuen Ver- bindungsbrücke, die den Kunden der Firma Renner ge stattet, von dem einen Teile der Lokalitäten der Firma in den anderen ohne Betreten der Straße zu gelangen, ist zunächst auf zwei Jahre bis auf Widerruf gestattet worden. und Klauenseuche zu rechnen, aus denen dem Viehhandel Verluste erwachsen. Die Oeffentlichkeit würde sich wun dern, über den kleinen Gewinn, mit welchem der Vieh händler arbeitet, wenn sie die tatsächlichen Verhältnisse kennen lernte. Von einer „Organisation" des Viehhan dels kann nicht die Rede sein Dabei ist nicht zu ver gessen, daß von den Behörden alles getan wird, die Inte- reffen der Allgemeinheit bei der Fleischversorgung zu wah- ren. Unter anderem sind die PretSnotierungskommissionen an den städtischen Viehmärkten bereits erweitert worden, und ihre Mitglieder haben die Befugnis, für die Preis feststellungen die Verkaufsbücher der einzelnen Händler einzusehen. Durchaus ungerecht wird auch die Wirksam- leit der Viehkommissionäre eingeschätzt. Ihre Provisions sätze sind keineswegs hohe. Auch die VtehverwertungSge- noffenschaften müssen Verkäufer halten und diesen Gehäl ter zahlen, die nicht niedriger sind, als die Provisionen der Kommissionäre. Die Behauptung, daß durch das Do- zwisSentreten eines Kommissionärs sich jedes Schwein um 10 Mark verteure, ist ganz unbegreiflich. Die höchste Provision beträgt 1'/, Prozent und der Verdienst eines Kommissionärs beim Verkauf eines Schweines von 200 Pfund Lebendgewicht zu 50 Mark pro Zentner beläuft sich dem- nach auf höchsten? 1,50 Mk. Auch die Beurteilung der Viehmarktsbank beruht auf unzureichender Sachkenntnis. Bemerkt sei nur, daß es jedem Verkäufer freigestellt bleibt, sein Vieh direkt an den Händler ohne Dazwischentreten der Viehmarktsbank zu bezahlen. Was schließlich der Ab hängigkeit der Fleischer von den Viehhändlern anbelangt, so ist diese nicht größer als in anderen Erwerbsgruppen, in denen selbstverständlich auch Kredit gewährt wird. Wettervorhersage der Kgl. S. Landeswcttcrwarte zu Dresden. Dienstag, den 31. Oktober. Keine Witterungsveränderung. Magdeburger Wettervorhersage Dienstag, den 31. Oktober. Zuerst ziemlich heiter, trocken, nachts Frost und Reif, am Tage zunehmend bewölkt, wärmer, vielfach Awas Regen. Mittwoch, den 1. November. Meist wolkig bis trüb, mild, windiM etwas Regen. Nr, 130. Pulsnitzer Wochenblatt. — Montag, den 30. Oktober 1S11. Seite 8. „ <g es südlich auf Berlin zu. Zum dritten Male war es, daß ein Zeppelinluftschiff über der Reichshauptstadt erschien, und unvermindert war das Interesse, das die Bevölkerung dem Luftschiff entgegeubrachte. Die „Schwaben" fuhr über das Brandenburger Tor der Leipziger Straße zu, diese hinunter, über das Schloß hinweg, um dann in einem Bogen, der den Osten der Stadt abfuhr, sich nach Johannisthal zu wenden, wo die Landung glatt erfolgte. Das Luftschiff ist in der neuer richteten Riesen-Luftschiffhalle untergebracht. Nackklänge vom >V1ttendsrgsr 6ammers<KIoge Der Herbststurm braust durchs deutsche Land Und rüttelt mächtig an den Eichen, Sie aber halten trotzig Stand! Nicht wanken wollen sie, nicht weichen, Und mutig schaut der deutsche Ar Herab von seinen Felsenhöhen, Er weiß, daß sie unwandelbar Auf deutsche Treu gegründet stehen. Und durch das Land tönt Glockenklang, In freudiger Erinn'rung Stunden Sagt Deutschlands Volk dem Himmel Dank, Des Licht die Nacht einst überwunden! Eilt' feste Burg ist unser Gott Singt es voll sel'ger Glaubenswonne, Wo Scheiterbrände einst geloht, Strahlt golden jetzt der Wahrheit Sonne. Der Wittenberger Hammerschlag Rief mächtig einst zur Gottesfehde, Und kraftvoll hallt das Echo nach: „Sei stark mein Volk, wach im Gebete!" Ja, halte Wacht zu jeder Zeit Für deinen Frieden deine Ehre. Gott ist zu helfen dir bereit. Sein Wort ist deine starke Wehre. Und sucht auch Rom den Glaubenszwist Noch in der Asche anzuschüren, Der Gott, der feste Burg dir ist, Läßt dich im Glauben triumphieren. Sein heilig Wort währt ewig fort, Wie sie's auch drehn und deuteln mögen, Als Leuchte hoch am Lebensbord Führts uns der Seligkeit entgegen. Mar Knorr, Großenhain. OdorNcktsnau. Dienstag, den 31. Oktober, Reformatiousfest: 9 Uhr Festgottesdienst mit Predigt (Hebr. 13, 7—9 ) Dai?dn anschließend Beichte und heil. Abend mahl. Kollekte für den Gustav Adolf-Verein. * lEin Triumphtag Zeppelins) Das Passagier Luftschiff „Schwaben" hat am Donnerstag eine Fahrt gemacht, die zu den glänzendsten Reisen von Luftschiffen des Zeppelinschen Typs gerechnet werden muß. Das Luftschiff stieg morgens 5 Uhr m Düsseldorf aus und fuhr nach Hamburg, und von hier aus, ohne eine Zwischenlandung gemacht zu haben, nach Berlin, wo es gegen 4 Uhr nachmittags auf dem Flugplatz Johannisthal niederging. Die „Schwaben" bleibt bis Ende dieses Monats in Berlin und führt hier täglich Passagierfahrten aus. Am selben Tage machte auch das Militäcluftschiff „L. Z. 9" feine vorgeschriebene Mstündige Probefahrt, die zur Uebernahme durch das Reich führen wird. Beide Luftschiffe hatten auf ihren ausgedehnten Fahrten nicht die geringste Betriebsstörung zu verzeichnen! — Es war ein über wältigender Eindruck, als die „Schwaben" über Hamburg erschien und von einem ohrenbetäubenden Konzert der Dampfpfeifen aller in Hamburgs gewaltigem Hafen versammelt liegenden Dampfer begrüßt wurde. Die in der Gondel des Luftschiffs befindlichen Passagiere schwjenkten Hüte und Tücher zum Gruß. Das Luftschiff führte eine Schleife über der Alster aus und ging dabei auf etwa 100 Meter hernieder, sodaß alle Einzelheiten des stolzen Fahrzeuges deutlich zu erkennen waren. Dann ging es südlich auf Berlin zu. Mreden-Nardrrctzlen. Pulsnitz Dienstag, den 31. Oktober, Resormationsfest: '/,9 Uhr Beichte I Pastor Resch 9 „ Predigt (Daniel 2, 20-22) j r/,2 „ Predigt (Hebr. 13, 7) Pastor Köhler. 5 „ AbendmahlSgotteSdienst Pastor Resch. An diesem Tage wird eine Kollekte für die Zwecks de« Gustav-Adols-VereinS gesammelt werden. AmtSwoche für einfache Taufen, Trauungen und Be erdigungen Pastor Köhler. Mittwoch, den 1. November. >/,2 Uhr AbendmahlSgotteSdienst in der Schule zu Nie dersteina, anschließend H uskommunionen Pastor - Resch. Donnerstag, den 2. November, abends ^/,9 Uhr Bi- beistunde in der Schule zu FriederSdorf. Sonnabend, den 4. November '/,2 Uhr Abendmahls- gotteSdienst in der Schule zu Oberstetna, anschließ end Hauskommunion Pastor Resch. LILKIenborg. nStag, den 31. Oktober, Reformationsfest: 9 Uhr Gottesdienst mit Predigt und Kollekte für den Gustav-Adolf Verein. 2 j, Taufe: Ulk M M Schillerstraße 213 verabreicht Wannenbäder, M Dampf- Elektr. LM-U. Wasserbäder, Kohlen. LR «NS säure-,Moor-, So«-, Kiefernodel-u. Schwefel- RLlIK ZI URL bäder. MassagA Täglch offen bis 8 Uhr, ———— abends. Donntag bis mittags. geben. Sie wollte eS aufziehen, um einen Lebensinhalt zu haben, denn ihre Eltern waren inzwischen gestorben, und sie stand allein in der Welt. Mit Freuden willigte Wollersheim ein. Er zahlte Klariffa einen kleinen Erziehungsbeilrag, der ihr mit ihrem eigenen kleinen Vermögen ein zwar bescheidenes, aber sorgloses Leben sicherte. Und so kam Eva in ihrem zweiten Lebensjahr zu ihrer Tante. Herr von Wollersheim war froh, der Sorge um das Kind enthoben zu sein. Seine geschiedene Frau hatte in Amerika insofern Glück gehabt, als sie einen Dollarmil. lionär durch ihre Reize fesselte und seine Gattin wurde. Seit dieser Zeir blieb jede Nachricht von ihr au«. Wahr scheinlich wollte sie ihre Vergangenheit vergessen. Auch nach ihrem Kinde hatte sie nie mehr gefragt. Herr von Woltersheim war wenige Monate nach seiner Scheidung durch den Tod eines Vetters MajoratS- erbe seines großen FamilienbesitzeS. Auf Wunsch seiner Oheims, des derzeitigen Majoratsherrn, verheiratete er sich ein Jahr nach seiner Scheidung mit der jungen Witwe de» Barons Herrenfelde. Trotzdem diese gleich, falls eine Tochter aus erster Ehe hatte, war keine Rede davon, daß Eva nun bei ihrem Vater Aufnahme finden sollte. Dem Sprößling de» Barons standen die Türen von WolterSheim offen; vor dem Kinde der Schauspiele rin blieben sie verschlossen. Eva blieb unbeachtet in dem bescheidenen Heim ihrer Tante. Die zweite Frau ihres Vaters hatte sie bisher vollständig unbeachtet gelassen. Nur einmal im Jahr kam der Vater, meist kurz vor Weihnachten, um nach seiner Tochter zu sehen. ES waren förmliche Pfiichtbesuche. Vater und Tochter wußten nichts mit einander anzufangen. Er fragte nach ihren Weih- nachtSwünschen, die immer sehr bescheiden waren, — bis aus den Flügel, den sie sich brennend wünschte. Dann erkundigte er sich nach ihren Schulfortschritten, plauderte ein wenig mit Klariffa und wahr heilfroh, wenn er der Pflicht genügt hatte, und wieder abreisen konnte. Goa verbarg in ihrer scheuen Art, was in ihr vorging. Sie beantwortete tonlos seine Fragen und schien kühl und unberührt durch seine Anwesenheit. Der Vater hielt sie deshalb für kalt und oberflächlich, wie ihre Mutter, und erwärmte sich nicht für diesen Sproß einer im leiden, schaftltchen Rausch geschloffenen Ehe. Er ahnte nicht, daß Eva bei seinem Anblick das Herz bjs dem zu Hals hinauf schlug und daß sie sich am liebsten an ihm ge- klammert hätte mit der heißen Bitte: „Habe mich lieb und gestatte mir, dich zu lieben; denn mein Herz ist ein- sam und von Sehnsucht erfüllt nach einem Menschen, zu dem ich gehöre." Sie sprach es nie aus; und er hielt sie für indolent und gefühlsarm. Dazu kam noch, daß seine zweite Gat. tin ihn darin bestärkte, daß Eoa bei der Tante am besten aufgehoben sei. Seiner zweiten Ehe entstammte aber mals eine Tochter. Sein Wunsch nach einem Majorats- erben blieb unerfüllt. Nach seines Oheims Tod war er Herr auf Woltersheim geworden. Und da ihm männ liche Erben versagt blieben, blieb Woltersheim nichts an- dereS übrig, als auch für seine Stieftochter zu sorgen. Et war ihm daher nicht zu verdenken, wenn er seine Frau immer wieder zur Sparsamkeit mahnte. Sein Nachfolger in der Erbfolge war, da er keine männlichen Erben hatte, Fritz von Woltersheim, der Sohn eines frühverstorbenen jüngeren, Vetters. Dieser war bis vor einem Jahre Offizier gewesen, hatte aber, da er arm war, immer in allerhand Schwierigkeiten gesteckt. Herr von Woltersheim hatte den jungen Mann sehr gern und machte ihm schließlich den Vorschlag, schon jetzt nach Woltersheim zu kommen, seinen Abschied zu nehmen und ihm in der Bewirtschaftung des Majorats, daS doch einst ihm gehören würde, zu helfen. Fritz von Woltersheim nahm freudig und vergnügt die» Anerbieten an und war seither mit Lust und Liebe als Landwirt tätig. Frau von Woltersheim war erst sehr wenig erbaut davon, daß ihr Gatte sich seinen Erben schon jetzt ins Haus holte. Sie sah in ihm einen lästigen Eindringling. Dann aber überlegte sie, daß Fritz eine famose Partie für ihre Silvie sei. Silvie war entschieden ihr Liebling: and es war ihr ein verlockender Gedanke, daß diese eines Tages Majoratsherrin von Woltersheim werden würde. Silvie erklärte sich damit sehr einverstanden, als die Mutter sie in ihre Pläne einweihte. Fritz war ein hüb- scher, stattlicher Mensch und als künftiger Majoratserbe eine Partie. Die beiden Damen kamen nun plötzlich Fritz mit viel Liebenswürdigkeit entgegen. Silie machte ihm schöne Augen und kokettierte sehr deutlich mit ihm. Wie Fritz darüber dachte, wußte niemand. Er merkte sehr wohl die Absicht und sand Silvie einfach schauderhaft mit ihrem unnatürlichen, gezierten Wesen und ihren nichtssagenden, ausdruckslosen Augen. Sein leichtlebiger, aber gutherziger und impulsiver Charakter fühlte sich direkt von ihr abgestoßen. Viel sympathischer und lieber war ihm die kleine Jutta mit ihrer natürli chen Offenherzigkeit. Es bestand zwischen ihm und ihr eine drollige Kameradschaft. Jutta nahm ihm gegenüber inen mütterlich erziehenden Ton an, al» wäre sie min- bestens zwanzig Jahre älter als er. Und er ließ sich gern von ihr abkanzeln. Mit einem Spitzvubengesicht hielt er still und zeigte eine tieszerknirschte Miene Trotz dem sie sich beide famos verstanden und sich sehr gut leiden mochten, waren sie immer in einem gewissen Kriegs- zustand, hauptsächlich in Gegenwart der anderen. Gerade, al» man mit dem Frühstück begonnen hatte, sprengte Fritz von Woltersheim mit fröhlichem Gruß an der Teraffe vorbei. Er kam von einem JnspizierungSritt über die Fel der heim. Nachdem er sein Pferd einem Stallburschen übergeben hatte eilte er auf sein Zimmer, um sich für den Frühstückstisch umzukleiden. Frau Woltersheim hielt aus gute Formen. (Fons tzunz so^-,)