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Nr. 116. Pulsnitzer Wochenblatt. — Donnerstag, den 28. September 1911. Seite «. hinaus. Und prompt erschienen die Engländer, lächelten und winkten mit den Händen. „Nieder mit den Lebens- Mittelwucherern!" donnerte es hundertsiimmig von unten. Jetzt hielten eS die höflichen Engländer für ihre Pflicht, Le Äitun^ immer pünkt- IiL Lu er^sllen^enn er Abonnement nicirt recbtLeitig erneuert ^etrt j§t «Zer tzeeHnets'knmn ck» LUjdertelisn Ne LeVeilen Uekerunq unserer Sistier ist sicher aus dem Balkon zu erscheinen. Und Tränen standen den kalten Briten schließlich beinahe in den Augen, als es mit elementarer Wucht empordrang: „Umkommen sollt Ihr Freßbäuche! Pereat!" Immer wieder mußten die Engländer sich verbeugen. Das war doch echte Begeiste rung; selbst die „Wiener Gemüatlichkeit" hatte keinen sol chen Eindruck auf !Ar. Strong, den Londoner Lord-Mayor, gemacht. Gr war nur ein wenig verwundert als er die Polizei mit blankem Säbel einschreiten sah, und dachte wohl bei sich: „Schade, das bißchen Ovation hätte man den braven Pragern schon gönnen sollen . . ." Vas zukünftige säcksiscds Tastern. (Die stärksten Radiumquellen der rvelt.) 82K. Dresden, 27. September Die Erschließung der Brambacher Radiumquellen, der stärksten der ganzen Welt, steht nunmehr unmittelbar bevor. Vor einigen Tagen fand seitens einer Kommission des sächsischen Ministeriums deS Innern unter Leitung des Geh. RateS vr. Heinl und einer Abordnung des LandeSmedizinalköllegiums eine ein gehende Besichtigung der neuentdeckten Radiumquellen statt. Nach eingehenden Erörterungen wird nunmehr die säch- sische Regierung die Ausnützung der Radiumquellen der Brambacher Sprudelgesellschaft übertragen, so daß das zukünftige sächsische Gastein in allernächster Zeit eröffnet werden wird. Auch die Untersuchungen der Brambacher Ra- diumquellen durch die Professoren Fresenius und l)r. GaSkt sind nunmehr endgültig abgeschlossen. Das Ergebnis dieser Untersuchung ist ein geradezu überraschendes und hochinteressantes, denn man hat eS hier mit einem außer ordentlich starken Wasser zu tun. Bei der Untersuchung an Ort und Stelle konnten von der Emanation des Wassers infolgedessen nur 20 Kubikzentimeter angewandt werden, die noch dazu mit anderem, nicht radioaktivem Wasser ver dünnt werden mußten. Erst diese Lösung konnte in dem Fontaktoskop, wie das zu diesen Untersuchungen benutzte Glektroskop genannt wird, gemessen werden. Radioaktivi- tät wurde dabei zu 2270 Mache-Einheiten (nach dem Physiker Mache so benannt) ermittelt. Bisher bezeichnete man alle Quellen, deren Aktivität über 100 Einheiten be- trug, al» besonders starke, und ihre Zahl ist nicht sehr groß. Nach einer von Professor Sommer umbearbetteten Zusammenstellung sind die wichtigsten: Baden-Baden, Büttquelle 126 Mache-Einheiten Gastein, Elisabethstollen, Hauptquelle 133 „ „ Gastein, „ südliche Quelle 140,2 Gastein, Grabenbärkerquelle 149—165 „ ,, Landeck, Georgenquelle 206 „ ,, Gastein, Chorinskiquelle 221,9 „ „ Joachimstal, Wermelaufquelle 660 „ » Zu diesem kommt nun als neueste und stärkste von allen bekannten Mineralquellen die Brambacher Quelle mit 2270 Mache-Einhetten hinzu, sie übertrifft also die JoachimStaler Wermelaufquelle, die bisher unerreicht da stand, fast um das Vierfache. Weitere Untersuchungen mit Wasser, da» in Flaschen abgefüllt, und nicht an Ort und Stelle, sondern im Laboratorium gemessen wurde, ergaben vier Tage nach der Entnahme noch eine Aktivität von 954 Einheiten und 12 Tage nach der Entnahme noch 145 Einheiten, aus einen Liter bezogen. Diese und andere Versuchsergebnisse lassen daraus schließen, daß die gefun- dene, überaus hohe Aktivität vorwiegend von dem Gehalt des Wassers an Radiumemanation herrührt, daß aber da neben auch noch andere radioaktive Stoffe zugegen sein müssen. Ittmittummm» cisLkrLi"s^ »nmuttiimmiu - cme «usroea sm». OIV/X NskIameteN. Von R. Fritzsches Aursbuch für Sachsen, das übrige. Mitteldeutschland, Böhmen und Schlesien usw. ist die Winter ausgabe vom 1. Oktober 1911 erschienen. Die starke Erweiterung, die das Buch im Sommer erfahren hat, hat großen Anklang ge funden, um so mehr, als es dabei das Ziel, das beste Spezialkurs- buch für Sachsen zu sein, nicht aus den Augen verloren hat. Be sonderer Wert ist stets auf die Ausgestaltung der direkten Verbin dungen Sachsens mit deutschen und ausländischen Hauptstationen und Badeorten gelegt worden. Diese Uebersichten bilden ein vor zügliches Orientierungsmittel. Hervorzuheben ist ferner die Kenn zeichnung der Züge, die Postwagen führen, die zahlreichen Nach weise über Fahrpreise und Gepäcktarife, der Jahrmarkttage, Aus sichtspunkte in Sachsen usw. Es ist bei allen Fahrkarten- und Gepäckschaltern der Sächsischen Staatseisenbahnen und in allen Buchhandlungen usw. für den Preis von 60 Pf. zu erlangen. Ein Uebel kommt selten allein. Zu den Dürreschäden dieses Jahres droht ein neues Fehljahr, weil der ausgetrocknete Boden und der mangelhafte Stallnüst nur wenig Nährstoffe für die Saaten hergeben können. Das Kgl. Preußische Staatsmini sterium hat zur Abwendung der Gefahr den Frachttarif für die Düngemittel auf die Hälfte herabgesetzt mit der ausdrücklichen Be gründung, daß ein verstärkter Verbrauch an Düngemitteln infolge der Austrocknung des Bodens und insbesondere infolge der Ver schlechterung des natürlichen Düngers bei dem Mangel an Streu mitteln erwünscht ist. In der Tat kann nur eine kräftige Düngung vorbeugen. Um eine kräftige Pflanzenentwickelung hervorzurufen und um die Saat vor Auswinterung zu schützen, leistet eine Thomasmehldüngung von 6—8 är pro Ks vor der Saat oder, wo diese schon bestellt, nach der Saat als Kopfdüngung vorzügliche Dienste. Schillerstraße 213 verabreicht Wannenbäder, Dampf-, Elektr. Licht- u. Wasserbäder, Kohlen- säure-,Moor-, Sool-, Kiefernadel- u. Schwefel bäder. Massage. Täglich offen bis g Uh abends. Sonntag bis mittags. patsntscdau. Vom Patentbureau O. Krueger L Co., Dresden-A., Schloßstraße 2. Abschriften billigst, Auskünfte frei. C. G. Boden 6c Söhne, Großröhrsdorf: Bandabroll-, Meß- und Schneideapparat mit auswechselbarem Ansatzstück für Hosen träger- und Gürtclbänder. (Gm.) — Walter Guhr, Pulsnitz: Zink knopfzange mit verstellbarem Klappverschluß. (Gm.) — G. Albert Eisold, Hermsdorf: Kurvenstück für Rollenbahnen. (Ang. Pat.) verNner provuktsnbörse. Die Produktenbörse war heute im Hinblick auf die höheren nordamerikanifchen Kurse zunächst einheitlich fester. Da aber später starkes Angebot aus der Provinz vorlag und größere Reali sationen per Oktober zur Ausführung kamen, ging die Befestigung wieder verloren. Wettervorhersage der Kgl. S. Landeswetterwarte zu Dresden. Freitag, den 29. September. Südostwind, aufheiternd, warm, vorwiegend trocken. Magdeburger Wettervorhersage. Freitag, den 29. September. Wechselnd bewölktes, zeitweise aufheiterndes, mildes, vorwiegend trockenes Wetter. Mrcben-Nackrlübtsn. Pulsnitz Sonnabend, den 30. September, 1 Uhr Betstunde. Pastor Resch. Sonntag, den 1. Oktober, XVI. nach TrimtatiS: V-T Uhr Beichte, t Pastor S „ Predigt (Apostelgesch. 16, 22—34). s Resch. Der Nachmittagsgottesdienst fällt wegen des Kram marktes auS. AmtSmoche: Pastor Resch. beim Linkauk von tAargsrine nur äiese tVisrlcen, sie bieten tknen volle Oeväkr kür feinste Huslitst unck einwanükreie kesclmkkenkeit: Alleinige k-edribsnten: S. I«0«A 6. m. b. N., Mokl-S -lAsrgsrine, ein <-snrtbutt«n Lrsatr atme gleichen. -iVlsrgsrine, vüe sllerkeinste iriolle«i»»i duttor- in jeäer Veyxvenckungssrt. psImsRo feinste pkianrenbutter-iVlar§arine, einrig haltbare ktussduirsn. welchem Verhältnisse du eigentlich zu ihm stehst." — Hedwig sah eine« Augenblick unschlüssig vor sich hin und entgegnete gelassen: »Ein andere» Mal, liebe Sophie, werde ich deinen Wunsch erfüllen, nur heute bitte ich dich, einig« Nachsicht mit mir zu haben. Auch ich bin tief ergriffen von den letzten Ereignissen, und wollte ich dir nun noch au» meinen früheren Erlebnissen berichte«, so würde die hierdurch wieder lebhafter werdende Er innerung an dieselben mich auf eine äußerst schmerzliche oder selbst gefährliche Weise ausregrn. Wir fitzen so traulich hier beisammen, sprechen wir daher lieber von andere» und weniger peinlichen Dingen. Wie gefällt dir B. der rechte Herr Esch feld ? Findest du nicht, daß er im Verhältnisse zu seinen Jahren t*n ungewöhnlich ernster und gesetzter Mann ist?" „Da» Letztere ist auch meine Ansicht," bemerkte Sophie, „wie er mir indessen im übrigen gefällt, darauf kann ich dir schon d«»halb keine Antwort erteilen, weil ich hierüber noch nie« «al« nachgedacht habe. Wohl aber ist e» mir aufgefallen, mit welcher außerordentlichen Achtung und Aufmerksamkeit Herr Van der Loo dir begegnet, sodaß ich fest überzeugt bin, daß derselbe rin tiefere» Interesse an dir nimmt. Er ist ein vortrefflich« Mensch, der Herr Van der Loo, der eine Flau gewiß sehr glücklich machen würde." „Also auch dich," entgegnete Hedwig, auf deren weißer Stirn rin« hell« Röt« sich zeigt«, „und umsomehr würde er die», al» seine ganze Lebentstellung ihn al» «inen sehr passenden Gatten für da» gnädige Fräulein von Duitdorf «schein,» läßt." — „Herr Van der Loo und ich — Mann und Frau!' rief Sophie heiter au». „Der Gedanke allein kommt mir so komisch vor, daß ich laut auflachen möchte. Gewiß, ich habe Van drr Loo richt von Herzen gern, aber ich liebe ihn etwa wie einen ält«na Bruder, drr noch al« Kind häufig grnug auf dm Arm grtragen hat, und ich bin überzeugt, daß auch Herr Van der Loo hierübrr rbrnso denkt wie ich. Wären wir nicht zusammen aufgewachsen, so glaube ich allerding«, daß ich mich sterblich in ihm verliebe» könnte. Lr ist zwar kein auffallend schöner, aber rr ist ei» ganzer Mann, wie man zu sagen pflegt stattlich, kühn und energisch, sowie von wahrhaft hochherzigem Charakter. Um so unerklärlich«« «scheint r» mir dahrr, daß srin« Huldigung«« dich, d!« du mir so oft vorgehalten hast, daß man mehr auf die inneren Eigenschaften al« auf di« Außenseite «ine» Menschen sehe» müsse, völlig gleichgiltig lassen." „Und weißt Du dir« denn auch so ganz gewiß?" fragte Hedwig, di« mit lebhafter Trilnahmr drn brgtistrrtrn Worte» der Freundin gefolgt war, plötzlich. Ueberrascht blickte Sophie auf und sah nun, wie di« »arten Wangen Hedwig« über und über mit einem purpurnen Rot sich bedeckt hatten. Ehe sie ihrem Erstaunen hierüber Auldruck zu geben vermochte, hatte Hedwig de» Arm um ihre» Hal« ge schlungen und verbarg weinend da« Antlitz in ihrer Brust, „Hedwig, liebst« Hedwig, wa» ist dir?" stammelte die mit. leidig« Sophie erschrocken, doch nur ein leise» Schluchzen tönte al» Antwort zu ihr zurück. Endlich «rhob Hedwig da» Haupt, und während sie unter Tränen zu lächeln versucht«, antwortrt« Hedwig: „Nicht wahr, Sophie, du findest, daß ich mich recht kindisch benehme! Meine Nerven sind überreizt, ich mußte mich mit einem Male aulweinen, sonst wäre ich sicher recht — krank — geworden." „Du siehst allerding» recht bleich und angegriffen au»," erwiderte die Freundin besorgt, „unter di«se» Umstände» abrr wird e» für dich da« Beste sei«, wenn du dich sobald al« mög lich zur Ruhe begibst, um i» einem wohltu«nde« Schlafe Erho lung und E quickung zu finde«. Ich werd« dich dahrr jetzt verlassen, mit der Hoffaung, dich morgen völlig hergestellt wie- derzusehrn." Mit «jner herzlichen Umarmung verabschiedet« fi« sich von Hedwig. Dieselbe dacht« jedoch nicht daran, dem Rate drr Erflrrr» »u folg,«, sondern lange noch staub fie an dem Fenster und schaute, in trübe Gedanke« versunken, hrrab auf drn mrlancho- lisch vorübrrglriteudrn Strom. Fast zwri Wochen warn» seit der Flucht dr« Betrüger«, von drm man nicht« mehr gehört hatte« verflossen. Van der Loo war in di«ser Zrit bereit« zweimal auf der Villa gewrsen, abrr vor mrhrrrrn Tagrn wiederum «ach sriurm Besitztum zu- rückgekehrt, und Herr Eichfeld befand sich in Köln, wo er finan- zielle Angelegenheit«» zu erledigen hatte. Bevor derselbe fort» ging, hatte zwischen ihm und dem Varon eine längere Unter redung stattzefunden, durch welche der Letztere in «in« sehr v«. gnügte Stimmung gekommen war. Er begl.il«>« s«t»«n Gast b « zur Bahn und trennt« sich dort in ungemein hrrzlicher Weise von ihm, wobei ?r ihm »um Abschiede zurief: „Also, auf recht baldige« Wiedersehn I" Nach Haus« »urückgekchrt, begab er sich sofort »u seiner Tochter und fkttg dieselbe, wie fie wohl darüber dächte, wenn bald ein schöner junger Mann au» adeligem Geschlecht« mit ei« »rm kolosst« Vermögen vor fie hintreten und um ihre Hand an halten würde. Ai» Sophie verwirrt «ach dem Namen diese» Herrn fragt«, entgegnet« ihr Vat«r, drrfelbe sri k«in anderer, al» der Gast, drr vor einer Stunde die Villa verlassen hätte. Drr Letztere habe ihm sein« Vermögenlvrrhältniffe klar vor Augen gelrgt und sich dabei erboten, ihm den B«w«i» zu liefern, daß ihm da« Recht »ustehe, sich Freiherr von Eichfeld zu n«nnen. Sei» Vater habe diesen Titel — al» für «inen Kaufman» nicht passend — abge- l«gt, er dagegen sei entschlossen, um jede» Bedenken de» Herrn von Dui»dorf gegen seine Werbung von vornherein au» dem Wege zu räume«, den vollen, ihm rechtlich zukommenden Namen weiter ,u führen. , ... „Und mich hat er mit keinem Worte gefragt, ob ich auch geneigt sei, seine Gatti» »u werden," bemerkte Sophie, al» ihr Vater geendet. „Ich betracht« e» al» einen s-hr ehrenwerten Zug von Herrn Eichfeld, daß er fi4 »«erst an mich gewandt hat," entgegnete der Baron ruhig- „Denn eine Ehe ohne drn Segen der Eltern wird niemal« Glück bringen und außerdem ist e» in jede« Fa milie vom Stand» Sitte, daß zurrst die Ellern um ihr« Ei», willigung zu einer Heirat gefragt werden. Ich hab« nun Herrn von Sichfeld erklärt, daß ich jedoch auf deine Entschlreßung unter kein«n Umständen irgend welchen Zwang au»üben würde. «» steht mithin in dein«, Macht — den «»trag ,urück»«wrts«n. — Aber du würdest den Abend meine« Leben« erheitern, wenn du einwlll'gst." (Fortsetzung folgt.)