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Pulsnitzer Wochenblatt : 09.09.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-09-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840935979-191109093
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840935979-19110909
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840935979-19110909
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Wochenblatt
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-09
- Tag 1911-09-09
-
Monat
1911-09
-
Jahr
1911
- Titel
- Pulsnitzer Wochenblatt : 09.09.1911
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Nr. 108. Pulsnitzer Wochenblatt. — Sonnabend, den S. September 1S11. Sette H v Thengfu genötigt sah, sämtlichen Fremden die Auffor derung zugehen zu lasten, nach der MisstonSstatton der kanadischen Methodisten zu kommen, da dieser Platz oer- HSltniSmätzig stark befestigt ist und eine große Menge Schutz bieten kann. Allein 70 Amerikaner haben sich in dieser Provinz niedergelassen. Aus allen Teilen des Lander treffen Europäer ein. Gin britisches Kanonen- boot ist aus dem Wege nach Kiantingsu, um Leben und und Eigentum der Europäer zu schützen. London, 8. September. (9555 Hitzeopfer in London.) Die ungeheuere Hitze hat in London viele Menschenleben gefordert. Wie jetzt amtlich bekannt ge geben wird, beläuft sich die Zahl der infolge HitzschlageS verstorbenen auf 9555. Kalkutta, 8 September. (Plünderung eines Bazars und Postamtes.) 40 junge Leute, die sich mit Schietzwafftv, Messern usw. ausgerüstet hatten, plünderten einen großen Bazar und das in dem Ge- schäftSgebäude befindliche Postamt der Stadt Manick- gunge in Ostbengelien vollkommen aus. Der Postmei ster, der sich den jungen Verbrechern entgegenstellte, um die Kassenbestände zu schützen wurde verwundet. Die Räuber durchschnitten die Telegraphendröhte und ergris. fen die Flucht, Alle bisherigen Nachforschungen seitens der Eingeborenenpoltzei find bisher ohne Erfolg geblie ben. Den Dieben sind nicht unerhebliche Geldbeträge in die Hände gefallen. Perpignan, 8 September. (Die Flucht vor der Cholera.) Täglich treffen aus Spanien, besonder- au» Nordspanien, zahlreiche Familien an der französi- schen Grenze ein, die wegen der dort herrschenden Cholera ihre Heimat in panikartiger Flucht verlassen. Die fran- zöstschen Sanitätsbehörden trafen umfaßende Maßnah. men, um eine Einschleppung der Seuche nach Frankreich zu verhindern. In Katalonien herrscht die Cholera be sonders. Am schlimmsten mitgenommen ist die Ortschaft Zendrell. DaS do.tige Spital ist mit Kranken überfüllt, von denen durchschnittlich 15 Prozent sterben. Der plötz liche Ausbruch der Epidemie trifft den Ort vollkommen unvorbereitet, denn es herrscht Mangel an Arzeneien und Lebensmitteln. Der Bürgermeister verlangt von der Regierung dringend die Entsendung von Aerzten und Ge^d. Ein großer Teil der Bürger verläßt die Stadt, doch werden die Flüchtigen in den umliegenden Gemein- den nicht ausgenommen. Newyort, 7. September. (Fett schwimmt oben!) Einen ergötzlichen Selbstmordversuch berichten hiesige Blätter aus DanaldSonville. Dort hatte ein Anstreicher aus irgendwelchen Gründen beschlossen seinem schweren Dasein ein Ende zu machen und sich im Mississippi zu ertränken. Der Selbstmordkandidat hatte aber nicht be dacht, daß er daS ansehnliche Gewicht von 300 Pfund hatte. Al» er sich nun in die Fluten stürzte, kam er bald wieder an die Oberfläche und trieb nun zwei ganze Meilen den Strom hinunter, bis ihn einige mitleidige Seelen bemerkten und aufstschten. ZMMM Richler Wer stillt SeslWtilsiW. Sogleich nach der Befreiung des Ingenieurs Eduard Richter wandten sich zahlreiche Journalisten an den Befreiten mit der Bitte, ihnen seine Gefangennahme durch die Räuberbande, seine Leiden und die schließliche Freilassung zu schildern. Richter mußte mit Rücksicht auf seinen schlechten Gesundheitszustand alle Bitten ablehnen. Nun hat er, kaum von den seelischen und körperlichen Leiden während dreier Monate schrecklicher Gefangenschaft ein wenig erholt, dem Bertreter der „Franks. Ztg." in Saloniki in anschaulicher Weise seine Leidenszeit geschildert. Richter erzählte: ver Neberfall. Weil ich mich im Olympgebirge des gefallenen Neu- schnees halber zwei Tage in Kokinople aufhalten mußte, benutzte ich den 27. Mai zu einer Rekoknoszierung in die Umgebung, wo bei mich vier Gendarmen begleiten sollten. Zwei derselben spielten indessen Karlen. Schließlich verlor ich die Geduld und unternahm den Aufstieg östlich von Kokinople mit zwei Gendarmen, den an deren überließ ich, nachzukommen. Während des Rückwegs, 300 Meter oberhalb des Dorfes, erfolgte der lleberfall der Räuber bande, wobei die beiden tödlich getroffenen Gendarmen doch noch jeder vier bis fünf Schüsse abgeben konnten, leider er folglos. Die Räuber nahmen sodann den Leichen und mir die Waffen und das Geld ab. Einer derselben, den ich später als Strati kennen lernte, beendete einen scheinbar schon vorbereiteten Brief, der meine Gefangennahme anzeigte. Die Räuber glaubten, ich sei ein Oesterreicher. Als sie hörten, daß ich ein Reichs deutscher sei, meinten sie, es sei um so bester, sie könnten des- halb ein höheres Lösegeld erlangen. Sodann rastete man fünf Minuten an einer nahen Quelle. Die Räuber reinigten die blutigen Waffen, stärkten sich und boten mir Essen und Trinken an. Vie Flucht der Räuber. Dann wurde die Flucht angetreten. Die Räuber, sechs an der Zahl, erreichten mit mir nachts die Umgebung des Dorfes Selos, wo einer derselben den Brief hinabtrug, damit er an seinen Bestimmungsort gelange. Die Flucht wurde stets zur Nacht zeit unternommen, wobei Strati außerordentliche strategische Kenntnisse entwickelte. Als wir in der Nähe des Klosters Hagias Trias vorbeikamen, waren dort schon Militär und Gendarmen anwesend. Am zweiten Tage meiner Gefangenschaft war schon die Ebene von Elassona durchschritten. Bei Tage wurde gerastet. Ich mußte die ganze Zeit still liegen, was mir schrecklich wurde. In der dritten Nacht umgingen wir in weitem Bogen den Milunapaß, überschritten an der nach Ternavos führenden Straße die griechische Grenze und rasteten dann auf einer Höhe andert halb Tage. Am nächsten Tage kamen fünf griechische Gen- darmen talauf und riefen beständia „Germanos". Ich durfte aber nicht antworten. Dann wurde die Flucht nach dem Flachlande fortgesetzt, wobei mir, unten angekommen, dieAugen verbunden wurden. Wir durchstreiften das Dorf Ziler, wo wir zwölf Tage blieben und zweimal das als Aufenthaltsort dienende Haus wechselten. Das Höhlenquartier. Dann wurde nachts weiter marschiert gegen die Berge, wo auf felsiger Höhe eine Höhle bezogen wurde, die ich bis zu meiner Freilassung nicht mehr verließ. Ich verdanke es meinen geographischen Erfahrungen, daß ich in der Lage bin, den eingeschlagenen Weg festzustellen. Während der Flucht empfand ich keine Furcht; nur das untätige Liegen zur Tageszeit fand ich schrecklich. Dabei stellte sich das furchtbare Gefühl des Ge fangenseins ein. Zwei Selbstmordversuche. Mein Aufenthalt in der wilden Höhle gestaltete sich entsetzlich. Ich mußte den ganzen Tag liegen. Als die Gefangenschaft immer länger währte, wurde ich immer zaghafter; schließlich zur Ver zweiflung getrieben, unternahm ich zwei Selbstmordversuche, die mißlangen. Darauf folgte dumpfe Resignation. Das Unge ziefer schien mich zu verzehren und die schreckliche Lange- weile erdrückte mich schier. Ein Bote brachte nachts die Nahrung. Als er erschossen worden war, mußten die Räuber selbst Speise und Trank besorgen. Trat man aus der Höhle heraus, so sah man die nach dem Milunapaß führende Straße und das Dorf Ligaridia, südlich die thessalische Ebene. Vie Verhandlungen wegen Freilassung. Vier Kilometer entfernt von der Höhle stand eine uralte ein same Platane, wo wegen meiner Befreiung mit den Räubern unter handelt wurde. Daß die Räuber inzwischen verfolgt wurden, konnte ich nur vermuten, da ich viele Schüsse hörte. Zuerst war griechisches, dann türkisches Militär in die Gegend gekommen. Die Räuber reklamierten bei den Unterhändlern wegen ihrer Ver folgung durch die Türken, worauf diese größtenteils zurückgezogen wurden. Die Räuber vertrieben sich inzwischen die Zeit mit Kartenspiel und Kartenlegen. Richter sollte getötet werden. Nach fünf- bis sechswöchentlicher Gefangenschaft entnahm ich den Reden der Räuber, daß diese beschlossen hatten, mich zu töten, selbst wenn ein Lösegeld bezahlt worden sei. Manchmal waren sie im Begriff, sich auf mich zu stürzen, mich zu ermorden, selbst wenn ich schlummerte. Jedoch hielt sie stets im letzten Moment eine geheimnisvolle Macht zurück. Ich stand dabei entsetzliche Seelenqualen aus. Die Räuber hatten unterdessen große Summen erhalten. In der Frühe des 22. August kamen Strati und Flolios, brachten die restlichen 1500 Pfund und verteilten das Geld untereinander. Dann sollte die Höhle verlassen werden. Man kam überein, mich zu töten, sobald die Flucht angetreten sei. Strati schlug vor, mich zu betäuben und liegen zü lassen. Er wurde aber überstimmt. Zwei Räuber, darunter ein Junge, wurden ausersehen, mich umzubringen. Nach erfolgtem Abstieg fetzten wir uns nachts am Wege hin. Es war ein wunderschöner Abend. Mir war ganz feierlich zu Mute. Auch die Räuber waren in ähnlicher Stimmung. Man sprach wenig, niemand wagte mich anzurühren. Plötzlich tauchte in der Ferne eine Patrouille mit Laternen auf. Wir mußten wieder fliehen, verließen den griechischen Boden und überschritten die türkische Grenze. Einen Kilometer jenseits derselben rasteten wir in der Nacht vom 22 zum 23. August. Zn Lode erschöpft. Infolge der Anstrengung und des Mangels an Wasser, sowie der großen Hitze, Aufregung und dreimonatlicher Bewegungslosig- keit war ich zu Tode erschöpft. Strati stützte und trug mich mehr als ich ging. Ein junger Räuber, der mich mit umbringen sollte, war inzwischen entflohen. ver Abschied der Räuber. — Frei! Endlich zeigte man mir in großer Entfernung die Lichter einer großen Ortschaft; dort würde ich Wasser bekommen. Man gab mir acht Goldstücke und ein Silberstück, die Räuber drück ten mir die Hand und sagten Adio. Ich war frei, und meine letzten Kräfte einsetzend, gelangte ich in beklagenswertem Zustande nach Elassona. , 2n Jena ist am Dienstag ein Brief Richters an seine Mutter emgegangen und hat als das erste Lebenszeichen des Geretteten von dessen eigener Hand große Freude erweckt. Aus den: Briefe, der aus Saloniki vom 31 August datiert ist, geht hervor, daß die Räuber Richter in den Glauben versetzt hatten, seine Frau sei ihm nachgereist und befinde sich gleichfalls in ihrer Gewalt. So erklärt sich also sein Telegramm aus Elassona: „Ist meine Frau in Jena?" Weiter läßt Richter durchblicken, daß er sich noch nicht in voller Sicherheit fühle, solange er noch auf dem gefährlichen Boden weile. — Den Schluß bildete eine glücksfrohe Nachschrift: „Nachdem dieser Brief geschrieben, habe ich ein Telegramm erhal ten, das einen unendlichen Jubel in meiner Serse erweckt hat. Denn es überzeugt mich, daß Olinga in Jena und nicht in der Gewalt der Räuber ist. Liebes Weib! Deinetwegen habe ich furchtbar gelitten. Jetzt ist mein Befinden mit einem Schlage viel besser." vutterprelse auk dem diesigen Warenmarkts. Sonnabend, den 9. September 1911. 4 Stück M 3.00 Ma ktpreise zu Kamens am 7. Septbr. 19H höchster Preis niedrigster Preis Preis 50 Kilo M. Ps. M. Pf- M. Pf. Korn Weizen 9 10 30 9 9 10 50 Heu 50 Kilo 5 25 Gerste Hafer, alter 10 10 — 9 60 ... 1200 Schütt- Stroh Pfd.Maschin. 32 30 — „ neuer Heidekorn 9 11 — 8 50 Butter I KilEUer niedrig. 3 3 20 Hirse 17 — 16 — Erbsen 50 Kilo — — Kartoffeln . 4 20 Eier — 8 Bericht über die Warenpreise im Großhandel in der Städtischen Hauptmarkthalle zu Dresden am 8. Septbr. 1911. Marktlage: Hirsch- und Rehwild ruhig. Rebhühner beach tet. Geschlachtetes Hausgeflügel mäßiges Geschäft, Pöklinge billi ger. Von Obst und Südfrüchten Pflaumen, Pfirsiche und Wein trauben gut gekauft. Grünwaren zufriedenstellend abgesetzt. Hie sige Kartoffeln etwas höher. Sonst unverändert -Rotwild 50 Pf, Damwild 60 Pf, Rehwild 70-75 Pf für '/, kx, Kaninchen 60—80 Pfg, Wildenten 1—1,50 M, alte Reb hühner 90 Pf, junge Rebhühner 1—I,so, für ein St., junge Gänse 75—80 Pf für >/, kx, Enten 3-4,50 M, alte Hühner 2-3,50 M, junge Hühner 1,20—1,50, M, Tauben 50—70 Pf für 1 Stück. Molkereibutter 145 bis 150 M, Landbutter 140 M, Koch- und Back butter 115—120 M, Schweizerkäse 95—130 M, Parmesankäse 90 bis 100 M, für 50 Ke. Querge und Schwellen 1,60—1,80 M für 60 Stück. Margarine 70-80 M für 50 kx. Landeier 5,40—6 M böhmische 4,20—4,30 M,russische 4,10—4,15M für 60 Stück. Mus- äpfel 6-10 M, Ale.randeräpfel 10-15 M, Eckäpfel 10-15 M, Gravensteiner 16—22 M, Tiroler 13—25 M, Tafelbirnen 10—15 M, Kochbirnen 5—8 M, Pflaumen 10—14 M, Jamaikabananen 25—26 M, canarische Bananen 21—24 M für 50 kx. Blumen kohl 10—50 M, für 100 Stück, Rotkraut 18—40 M, Welschkraut 18—40 M für 100 Stück. Weißkraut 7—8 M, Spinat 20 Mark, Bohnen 30-40 M, Paradiesäpfel 12—15 M, fremde Zwiebeln 8 bis 9 M für 50 Ke. Karotten 1,80—4,20 M für 60 Bdch. Kohlrabi 1,80—4 M, Sellerie 2,80-6 M, Meerrettich 10-20 M, Einlegegur- ken 3 bis 6 M, Salatgurken 6—20 M für 60 Stück. Hiesige Kar toffeln 4,50—4,80 M, Magdeburger 5 M, Holländer 4,20 M für 50 Ke- Frische Steinpilze 60-70 Pf, getrocknete Morcheln 3,50 M für -/, Ke, Sauerkraut 15-16 Dl, S-nfgurken 40M für 50 Ke, saure Gurken 3,50—4,80 M, Pfeffergurken 4,20 bis 5 M für 60 Stück. g«wu»d«, so«b« in» Zimmer trat. Nachdem fi« sich nochmal» w«-« ihre» Ausbleiben- entschuldigte, bemerkte fi«, es sei ihr jetzt bedeutend wohl«, und daher habe sie fich jetzt entschlossen, »och »ine kurze Zeit zu dem gewohnten abendlichen Zusammen» sei» tinzufinde». Der Gast beachtete sie kaum, ruhig und vornehm ließ sie fich, nachdem ste gesprochen, neben Sophie auf einem Stuhl nieder. »Haben Sie schon auf Abend gespeist, Hedwigs* fragte der Baron, dessen Erficht kü ihrem Anblick förmlich aufgr» leuchtet hatte. »Ja, ich hab« etwas Tee zu mi, genommen. Ueberhaupt verspüre ich diesen Abend nicht den geringste» Appetit. Hvffent» lich bi» ich Morgen wieder völlig Hergestell»," Herr Bruno hatte inzwischen unverwandt, fast stier zu dem junge» Mädchen hinüber gesehen. Er war sehr vertieft in ihre» «»blick, daß dem Baron die« ausfirl und er mi« eigentümlicher Betonung plötzlich sagte: »Sie find ja mit einem Mal« ganz stille geworden, Herr Eichfeld! Fräulein Thalenhorst würde fich gewiß Vorwürfe mache«, wegen ihre« Erscheinens, wenn sie denken könnt», daß sie di« Ursache Ihrer Schweigsamkeit wäre." Der also Angeredet« fuhr aus seine« Brüten auf und zwang fich zu einem Lächeln. »Ich dachte in diesem Augenblick«,* sprach «r, fich entschul digend, »gerade an «men Vorfall, der mir vor mehreren Jahren passierte und der so angenehm für mich war, daß ich ihn nicht weiter erwähnen will, um alt«, fast vernarbt« Wunden nicht von neue« aufzureiße». Fräulei» Thalenhorst wird mir unter solchen Umständen verzeihe», wen» «in« d«rartig« Erinnerung mich für «inen Augenblick die Rücksichten, welche ich Ihrer anmutige« Se» selljchaft schuldig bi« vergesse« ließ.* Hedwig erwiderte sonderbarer Weis« k«in Wort, sondern wandt« fich an Sophie mit de, Frage, ob sie später fich auf ihrem Zimmer zusammen «och einwenig unterhalten würden. Die« geschah auf «ine so auffallend« und verletzind« Att, daß H«rrn Bruno, der zuerst «Iwa» bleich geworden war, da» Blut zu Kopf« stieg. Aber er wußte fich zu beherrschen. I« gleich« gütige« Tone erkundigte er fich bei dem Baron, der ebensall» da» Benehmen Hedwig» beobachtet hatte, nach de« Ergrbni» dn W<in«rnt«. Hiermit war Eichfeld auf «in Th««a gekommen, welche» dem alten Herrn ungemein zusagt«, und mit rbensoviel Lebhaftigkeit wie Sachkenntni» verbreitete der Letztere fich über de« Stand der Weinberge am Rh«i», über di, schlechten Ernte» jahre der letzten Zeit, über die finanziellen Resultat« de» Wein» baue» und anderem «ehr. Da» Esse« war vorüber und di« Dame» standrn eben im Begriff«, fich ,« erheben, al» ein «intretender Diener dem Baron eine Karte überreichte. „Richard Van der Loo, Gut»befitz««,* la» der Baron, daun stand er schnell auf und folgt« dem Diener, um «ine halbe Mi nute später mit dem Angemeldetrn wieder «inzutreten. Es war «in großer breitschulteriger Herr mit energischen, wrttergebräunten Gefichtszügen. Bi» auf einen kleine« Schnur bart war da» Besicht bartlos, di« wohlgeformt« Nase war leicht gebogen, und die große», blauen Augen hatten einen auffallend ernsten »««druck. In seinem einfachen Jagdkostüm machte er den Eindruck eine» etwa» derbe» Landedslmanne» von äußerst wohlproportionierter Gestalt, mit einem weder besonder, schöne», nicht viel weniger aber etwa höflichen oder abstoßenden Gesichte. Gegen Herrn Eichfeld verbeugt« fich der Eingetretene ziem lich kühl bei der gegenseitigen Vorstellung, der Fremd« schien ihm nicht besonder» ,u gefallen. Außerordentlich höflich dagegen, fast ehrerbietig schüchtern war seine Begrüßung Hedwig», während er der Baronin sowie ihrer Tochter mehr mit familiärer Herz lichkeit dir Hand darreichte. Von einem Aushrbrn der Sitzung war keine Red« mehr. Der Baron befahl mehrere Flaschen Wein, nach deren Eintriffen stieß man gegenseitig mit den Gläsern an, worauf Herr Van der Loo bei den Damen sowohl wegen seiner unsalonmäßigen Klei dung wie auch wegen seine» späten Besuche» fich entschuldigt«. Aber di« Schuld wegen seine» Erscheinen» treff« nicht ihn, son dern den Hausherrn, den er auf «inen Augenblick wegen de» Treibjagrn» hab« sprechen wollen, und der ihn trotz seine» Pro teste» mit Gewalt vor die Damen geführt habe. Der Baron wollt« den späte» Gast übe, da» Ergrbni, sei»« heutige» Jagd befrag«, dieser leh»te jedoch di« Antwort «»schied«» ab. »Di« a»«es«»den Da««,* so «rkltrt« er, „aürdin mir wahrscheinlich seh, wenig Dank für «ei»« ohsehi» störend« Besuch wisse», wen» ich dieselb« mit Ding« »»terhali«» wollt«, von den« ich weiß, daß fi« ihnen nicht da» geringste Interesse einflöß«. Da ziehe ich e» um meinetwillen vor, da» Gespräch auf irgend ein andere» Thema zu bringe», an welchem sich auch di« Damen gern beteiligen." „Und da fällt mir allerdings direkt ein seh, geeignete» Thema ein." sagte die Baronin lächelnd, „wir haben nämlich schon so oft vergeblich darüber nachgedacht, wie Sie cs so ganz allein« auf ihrer einsamen Burg ««»halten können. Kein« Mensche», mit dem Sie freundschaftlich verkehren, um sich zu habe», da» muß doch nach meiner Ansicht rin ganz schreckliche» Dasein fein.* „Ganz und gar nicht, gnädige Frau,* entgegnete Herr Van der Loo. „Ich Hobe einen Verwalter, dev-all« Geschäft« besorgt, d«n Tag üb«r brschästigr ich mich mit meinen Lirblingsfiudi««, oder ich geh« auf die Jagd, und de» Abend» finde ich immer einige gute Freunde, mit denen zusammen vertreibe ich mir fast immer die Zeit. „Wenn Ihnen da» Leben so sehr b-hagt," meinte der Her, de« Hause», „so grdenk«« Tit wohl twig Junggeselle zu bleiben, mein lieber Van der Loo?' „Da, Erstere will ich gerad« ns-ht behaupten, da» Letzter« dagegen ist gewiß, und wenigsten* im höchsten Grade wahrschein lich. Der Mensch liebt nur einmal, wie e» ,m Liede heißt, und wenn er dabei keine Gegenliebe findet, so muß er fich in sein Schicksal zu füge» such'"' ö«t e» eben gehen will." Herr Van der Loo sah bei diesen Worten verstohlen nach Hedwig herüber, wie um den Eindruck seiner Wort« zu deobach« ten. Aber k«ine Miene in dem Gesichte dt» jungen Mädchen» verriet, daß fit fich durch ditstlbtn irgtndwit gerührt fühlt, und in sein« wtite«n Beobachtung«» störte ihn H-» Eichfeld, der den starken Wein zu spüren begann und ironisch zu ihm sagt«: »So find also auch Sie von jener menschlich«» SchwSch«, w«lche «an «it dem Namen Lieb« zu b«z«ichn« pflegt, nicht verschont geblieben k* (Forts«tz«»g folgt-)
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