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Nr. 102. Pulsnitzer Wochenblatt. — Sonnabend, den 26. August 1911. Seite 3. MI? u. MUvk ä PMld Mk. i.6O^ R. Selbmann, Neumarb^94. den Winter zurücktreten wird. Als sein Nachfolger wird der Vortragende Rat und derzeitige Dezernent der poli tischen Abteilung im Reichskolonialamt, Geheimer Ober- regierungSrat vr. Schnee, genannt. — (Der Betrieb) auf der Bahnstrecke KaribiS— Windhuk ist am Dienstag eröffnet worden. — (Der amtlich angekündigte Besuch einer russischen Torpedobootsdivision) in den deutschen Ostseehäfen ist auf unbestimmte Zeit ver- schoben worden. — (Maßnahmen geg.en die Teuerung.) Zahlreiche Berliner Familien haben sich jetzt geeinigt, um Fleisch, Gemüse, Eier, Geflügel und Obst gemeinsam von auswärts zu beziehen. Die Selbsthilfe, die jetzt ein- zutreten beginnt, wird voraussichtlich einen großen Um- fang annehmen. Wie verlautet, wird von den größeren süddeutschen Städten die Einberufung eines Deutschen Städtetages veranlaßt, um gemeinsame Maßnahmen zur Linderung der bevorstehenden Teuerung zu besprechen. Oesterreich - Ungarn. Wien, 25. August. (Gün- stigerStandderMaroktounterhandlungen.) Hiesige erste Banken und Bankfirmen erhielten von ihren Geschäftsfreunden in Berlin und Paris die telegraphische Mitteilung, daß die Marokkoverhandlungen günstiger stehen, und daß die Aussichten auf eine- Verständigung sich gebessert haben. Frankreich. Paris, 25 August. (Der franzö- si.sche Ministerrat) Ueber den heutigen französischen Mmisterrat bringt der „TempS" folgende ergänzende Meldung: Die neuen Instruktionen des Berliner Bot- schafters haben zum Zweck, den französischen Standpunkt zu präzisieren und Deutschland zur Kenntnis zu geben, was Frankreich ihm im Austausche gegen eine volle und ganze AktionSfreihett in Marokko geben könne. Es scheint jetzt, daß Deutschland geneigt ist, sein vollständiges poli tisches Desinteressement in Marokko zu bestätigen und sogar bis zur Anerkennung eines Protektorates zu gehen. Diese Zugeständnisse sind jedoch eingeschränkt durch das Verlangen nach wirtschaftlichen Garantien und Ansprüchen auf ansehnliche Gebiete im Kongo. Es ist unmöglich, vor der Rückkehr des Herrn Cambon nach Berlin und der Wiederaufnahme der Verhandlungen gegen den 1. September vorauszusehen, auf welcher Grenze die zwei Standpunkte mit einander ausgeglichen werden können. Die Abreise des Herrn Cambon, besten Unwohlsein auf Ueberarbeitung zurückzuführen ist, ist auf Montag oder Dienstag festgesetzt. Neueste direkte Meldungen von Hirsch's Telegraphen-Bureau Leipzig, 26. August. (Streik in der Met all- industrie.) Die beschlußmäßig festgesetzten EinigungS- Verhandlungen zur Beilegung der Differenzen in der Metallindustrie sanden gestern hier im Hotel Palmbaum statt. Nach kurzer Beratung wurden die Verhandlungen wieder abgebrochen und müssen vorläufig als gescheitert betrachtet werden. Nach Lage der Verhältnisse scheint die Aussperrung der Metallarbeiter Sachsens nun leider doch zur Tatsache zu werden. Es sollen aber Bestrebungen im Gange sein, die eine baldige Wiederaufnahme der Verhandlungen erwarten lasten. Leipzig, 26 August. (Festg en om m e n) wurde hier ein 30 Jahre alter Bankbeamter, der im Vorjahre zum Nachteil der Filiale der Dresdner Bank in Berlin für 42 000 Mk. Wertpapiere unterschlagen hatte, und damit nach dem Ausland geflüchtet war. Der Defraudant hat da- ganze Geld auf seiner Reise verbraucht. Metz, 26. August. (Fahrt des Z. I nach Ber- li n.) Wie verlautet, tritt der Luftkreuzer Z. I die Fahrt ZtlSdorf-Berlin Donnerstag früh unter Führung des Majors Sperling an. Die Militärbehörde bewahrt ab. foluteS Schweigen über die Dispositionen. Gestern wurde der Ballon mit GaS gefüllt. Z l ist mit einer Anzahl wichtiger Steuerungen auSgestattet. Die Motore sind jedoch die alten. Lübeck, 26 August. (RäuberischerUeberfall.) Omnibus, der den Personenverkehr zwischen Mölle und Hoberg vermittelt, wurde durch zwei mit Revolvern bewaffnete Manner angehalten. Die Täter beraubten den von dem OmnrbuS mitgcführten Postsack und verschwan- den. Zwei Bäckermeister aus^Ssteitenfeld machten sich auf Fahrrädern an Lie Verfolgung der Räuber, die schon in einer Gastwirtschaft in Waltersdorf weilten. Die Pa piere des «inen lauteten auf den Namen Tröger aus Magdeburg, die des anderen auf Piller aus Leipzig. Dem Tröger gelang es später zu entkommen. Sie sollen auch die Absicht gehabt haben, in der Breitenselder Kirche einzubrechen. Paris, 26. August (Marokko-Angelegenheit.) „Petit parisirn" glaubt, mitteilen zu können, daß während des gestrigen Ministerrates der Botschafter Jules Lambon ganz präzise Instruktionen erhalten hat vor allem erstreck ten sich diese auf die Ausdehnung der Rechte, die Frankreich in Marokko besitzen möchte und dis ihm eine Art Protektorat verleihen. Außerdem wurde die Frage der Tunesifizierung Marokkos besprochen. In gewissen Kreisen möchte man nämlich Marokko oder wenigstens einen Teil dieses Landes, das der französischen Einflußsphäre untersteht, einem ähnlichen Regim unterwerfen wie es in Tunis der Fall ist. Wenn Deutschland Frankreich die Ausübung des Protektorats über Marokko zugesteht, würde der Botschafter Lambon mit Herrn Kiderlen Wächter die Deutschland zu gewährenden Kompensa tionen erwägen. Gewisse Anzeichen lassen darauf schließen, daß die deutsche Regierung den französischen Wünschen nicht ablehnend gegenübersteht. Der dicke Punkt, den Lambon zu verhandeln haben wird, bildet die politischen Vorteile, dis Deutschland in Marokko ringe: äumt werden könnten. Dies ist jedoch eine sehr heikle Sache, da dadurch die Interessen der anderen Iignaturmächte der Algeciras-Akte in Mitleiden schast gezogen werden. Es ist wahrscheinlich, daß diese Frage Gegenstand einer speziellen internationalen Beratung bil den wird. Paris, 26. August. (Cambon nochimmerbett- lägerig.) „Motin" teilt mit, daß der Botschafter JuleS Cambon, der seit Donnerstag das Bett hüten muß, sich noch immer sehr matt fühlt und auch den ganzen gestri- gen Tag über im Bett verbleiben mußte. Er versuchte abends das Bett zu verlassen, mußte sich aber sofort wieder hinlegen, da die Schwäche noch zu groß war. Paris, 26. August. (Zum Gioconda-Dieb- stahl) „Journal" meldet aus Bordeaux: Die Gerichts behörden von Jondcc verhafteten gestern in Montlilai ' zwei Deutsche, die als Urheber des Diebstahls des Ge mäldes der „Gioconda" verdächtig geworden sind. Der eine heißt Erhardt und der andere Ellrich. Letzterer ist 27 Jahre alt, Student und der französischen Sprache etwas mächtig. Ferner wurde ein Schneidergeselle na mens Corte verhaftet. Die Verhafteten ließen auf dem Bahnhof einen großen Koffer zurück. Sie waren bereits gestern früh in Barbezieu verhaftet, jedoch wieder frei gelaffen worden. Newyork, 26. August. (Schweres Eisenbahn unglück.) Von einer Festlichkeit, welche die Veteranen des Bürgerkrieges mit ihren Damen in Rochester im Staate Newyork abhielten, wollten gestern zahlreiche Teil- nehmer an dem Feste mit dem Schnellzug der Lahrigh- Valley - Bahn nach Newyork zurückkehren. Kurz vor einer Brücke, di« bei Manchester über einen 6 Meter tiefen trockenen Graben führt, entgleiste plötzlich die Lokomotive und der ganze Zug stürzte in voller Fahrt über das Ge- länder der Brücke in den Graben. Die spärlichen Mel- düngen, die bisher von der Unglücksstelle hierher gelang ten, sprechen von 25 Toten und etwa 100 Verletzten. Mit Sicherheit läßt sich bisher noch nichts sagen. ES wurden sofort nach dem ersten Eintreffen der Unglücks- Nachricht von hier zwei Rettungszüge mit Aerzten und Arbeitern abgesandt. Unter den Toten und Verwunde ten befinden sich meistens weibliche Personen. Di; leicht- verletzten Angehörigen der Verunglückten gebärdeten sich wie wahnsinnig, da sie den zwischen den Trümmern Ein- geklemmten keine Hilfe bringen konnten und untätig auf daS Eintreffen der RettungSzüge warten mußten. Gm nibus-WerKeHr pulsnist Königsbrück. > » Schillerstrape 213 verabreicht Wannenbäder, 888^88^88 Dampf-, Elektr. Licht- u. Wasserbäder,Kohlen- »>>8» 888888 säure-, Moor-, Sood,.Mefernodel-u.Schwe(el- AU888 888888 bäder. Massage. Täglich offen bis 8 Uhr abends. Sonntag bis mittags. „Solo" preisgekrönt.) Auf der soeben geschlossenen Allgemeinen Deutschen Ausstellung sür das Bäckereigewerbe Stutt gart wurden die bekannten Spezial-Erzeugnisse der Firma Jur gens 8-Prinzen G.m. b. H. Goch, dieMargarine-Marken„Rhein perle" und „Solo" mit der höchsten Auszeichnung «goldene Medaille und Ehrenpreis) bedacht. Das Schau-Objekt der Firma bildete ein Solo - Haus. Letzteres, originell in seiner Art, zählte neben einigen anderen Pavillons zu den besten Schau stücken der Ausstellung und war täglich von Besuchern umlagert. Als Bausteine wurden für das Solo-Haus, welches mit seiner drei zehn Meter betragenden Höhe alle anderen Bauten überragte, aus schließlich Original-Solo-Pakete verwendet, ja sogar das 6 Meier hohe, spitz zulaufende Dach war über und über damit bedeckt. Im Innern des Baues hatte man Gelegenheit, sich mit der Bedeutung der aussiellenden Firma sowie mit ihren Produkten näher bekannt zu machen Geschmackvoll eingerahmte Photographien zeigen die Inneneinrichtung des großen Eocher Werkes und in schmucken Glasschränken wurden den Besuchern die Spezial-Produkte vorge führt. — Die erwähnte höchste Auszeichnung beweist wiederum die Vortrefflichkeit der Margarine-Marken „Rheinperle" und „Solo"; den allerbesten Beweis hierfür bildet jedoch die millio nenfache Verbreitung derselben. Infolge der anhaltenden Dürre dieses Jahres könnte die Meinung entstehen, daß es richtiger wäre, für die Herbstsaaten, da wo man gewohnt ist, Thomasmehl an- zuwenden, die wasserlösliche Pho'phorsäure an seine Stelle zu setzen. Demgegenüber sei darauf hingewiesen, daß auch bei den ausgetrockneten Böden in diesem Jahre die Wirkung deS Thomasmehls für Wintergetreide keinesfalls in Frage gestellt ist. ES liegt daher keine Veranlassung vor, von der Anwendung des auch im Preise billigeren Thomas mehls abzugehen. Bei zah reichen vergleichenden Versuchsdüngungen hat sich die ThomaSmehlphoSphorsäure bei langanhal tender Dürre als die mildere, zugleich aber auch andau ernder wirkende und infolgedessen geeignetere Phosphor- säuresorm erwiesen gegenüber anderen, welch letzte bet trockener Witterung nicht selten mehr oder wenMer ver sagten. Abfahrt Vorm.: v. Pulsnitz (Post) oder Sächsischer Hof Ankunft Königsbrück 9«° Abfahrt Nachm.: v. Königsbrück (Post) 4«» Ankunft PulSnitz 6«» Äl Sen MM Weniber nimmt noch jetzt unsere Expedition, nehmen alle Post anstalten Bestellungen aup das „Pulsnitzer Wochen- blatt" Entgegen. Der Verlag ^nd die Redaktion des „Pulsnir Wochenblattes". 2 junge, etiM Settel- MS, Hochtr.u.frisch-^^M melk, stehen bilst^r zum Verkauf. vr.^ckols. Eine Kalbe, < nahe zum kalbe^ zu verkaufen. 2llts°-S^o r n e r ft r. 175 6. 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