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Nr. 101. Pulsnitzer Wochenblatt. — Donnerstag, le« 24. August 1911. Seite 2. — (St. Bartholomäustag ist heule.) Der 24. August kündet uns, daß es mit der unumstrittenen Herrschaft des Sommers nun die längste Zeit gedauert hat. Früher im Mittelalter brachte der BartholmäuStag — die früher ewbrechende Dunkelheit verkürzte den Arbeitstag in der freien Natur — auch noch den Verlust einer Mahlzeit, woran uns noch heute ein bekannter Spruch erinnert, der lautet: „Bartholomä — Vesperkost ade!" Ebenso heißt es auch im selben Sinne und in der gleichen Bedeutung noch: „Am Bartyolomätag ver- steck nur deinen Vesperfack!" Im Mittelalter waren am Bartholomäustage gar manche Gebräuche üblich und mancher von diesen Bräuchen ist auch heute noch in einzelnen deutschen Gauen üblich. So z. B. das beliebte Gänserichretten oder Hahnenreiten. Zu diesem Brauche werden Hähne oder Gänseriche mit den Füßen an eine wagerecht hängende Stange festgebunden. Reiter jagen heran und suchen sie loszureißen. Wer ein Tier fängt, darf es behalten. Diese etwas grausame Sitte ist hier und da in der Weise modifiziert worden, daß man Pappttere oder auch Holztiers aushing, die nachher dem glücklichen Gewinner gegen entsprechende lebende Tiere eingetauscht wurden. Vom hl. Bartholomäus selbst wird berichtet, daß er der Sohn des Thalmai und einer der zwölf Apostel des Heilands war. Er predigte als erster die christliche Lehre in Arabien und fand später in Ar menien den Märtyrertod dadurch, daß er bei lebendigem Leibe geschunden wurde. Die römische Kirche begeht seinen Gedächtnistag heute am 24., die griechische hin- gegen am 25. August. — (Die HundStagSzeit), die Zeit vom 24. Juli bis 24. August, liegt nun wieder hinter uns. In diesem Jahre war die HundStagSzeit wieder einmal eine solche, wie wir sie uns denken. Ja, sie war eine Zeit der Hitze, wie wir sie seit Jahren nicht mehr gewöhnt waren. Vom wolkenlosen Himmel sandte wochenlang die Sonne ihre glühenden Strahlen auf uns Erdenbürger herab, Mensch und Tier erschlaffend und die Fluren auSdörrend. Mit der heurigen Hundstagszeit scheint die lange Reihe der nassen und kältlichen Sommer zu Ende zu sein, wird uns voraussichtlich eine ebenso lange Reihe heißer Sommer be- schieden sein. Nach dem Volksglauben folgt auf einen heißen Sommer ein kalter Winter. Nach einer, uns be- reits gewordenen Wetterprognose soll dies auch zutreffen, sollen bereits im November recht empfindlich kalte Tage sich einstellen. Angenehm wäre dies allerdings nicht, denn zu den hohen Preisen unserer Nahrungsmittel würde sich dann auch noch gesellen ein hoher Preis des FeuerungS- material». Wir wollen daher auch nur wünschen, das sich entgegen der uns gewordenen Prognose nicht allzu- streng gestaltet der heurige Winter. — (Freiwillige gesucht) für das Maschinen- personal der kaiserlichen Marine. Wir machen solche jungen Leute die mindestens eine 3jährige Lehr- und Arbeitszeit als Maschinenbauer, Schlaffer, Kupfer oder Kesselschmied, Elektrotechniker, Mechaniker, Heizer, Metall arbeiter und Arbeiter in ähnlichen Berufen oder als Maschinist, refp. Maschinenassistent von Dampfern und Dampfmaschinen hinter sich haben, mindestens 17 Jahre alt und von gesundem, kräftigen Körperbaue sind, darauf aufmerksam, daß sie am 1. Oktober dsS. IS. Aufnahme finden können in das Maschinenpersonal der kaiserlichen Marine und zwar bei der ll. Torpedodivision in Wil- helmShafen als Vierjährigfreiwillige, bei der Minenab teilung in Cuxhaven, bei der zweiten Abteilung der H. Werftdiotston in WilhelmShafen und bei der Unter- seebootSabteilung in Kiel als Dreijährigfreiwillige. Die letztere Marinebehörde bevorzugt Elektrotechniker, Ma schinenschlosser (besonders für GaS- und Oelmotore) und Mechaniker. Die Meldungen haben bei den obengenann- ten Behörden möglichst sofort zu erfolgen, wenn sie Berücksichtigung finden sollen. Der Meldung ist beizu- fügen ein vom Vorsitzenden der Ersatzkommission aus gestellter Meldeschein zum freiwilligen Dtensteintritt, ein selbstgeschriebener Lebenslauf, das Schulzeugnis, sowie die vorhandenen Lehr- und ArdeitSzeugniffe. — (Eine gewisse Abneigung gegen Ge- s angSwettstreite) ist in den deutschen Sängerkreisen unverkennbar. Man hat in letzter Zeit trübe Erfahrungen mit ihnen gemacht; Hader und Zwietracht ist durch sie entstanden. ES hat von Anfang an an Stimmen nicht gefehlt, die davor warnten die Rekord-Manier auch im deutschen Gesangswesen einzuführen. Man sagte, e- werde nicht mehr die schöne Sache selber, sondern der Ehrgeiz, der Erste sein zu wollen, gepflegt werden. Und nachdem die Zeit tatsächlich Auswüchse nach dieser Rich tung hin gezeitigt hat, hat man den falschen Weg wieder verlaffen. Ohorn. (Sitzung des Gemeinderates.) Die Königl. AmtShauptmannschaft Kamenz hat den Rekurs des Gemeinderates gegen Johne'S Baufluchtlinienplan da hin beschieden, daß sich Herr Baumeister Paul Johne be reit erklären soll, die Straße mit beiderseitiger erhöhter Bordkante neun Meter breit zu bauen. Die Breite der Bordkante soll außer dec Straßenbreite je 2 Meter be tragen. Als ungerechtfertigtes Verlangen sieht die AmtS hauptmannschaft aber an, die Straße vom Dorfweg bis aus den Windmühlbergweg auszubauen, ehe sie die Ge meinde übernehmen will. ES wird hierauf einstimmig beschlossen, den Gemeinderatsbeschluß aufrecht zu erhalten. Mit dem Elektrizitätswerk Großröhrsdorf bleibt auf Vor schlag der Kommission der alte Vertrag bestehen; eS sollen aber auf Grund des 8 ? dieselben Preisermäßigungen verlangt werden, wie sie Z 9 des neuen Vertrag» Vorsicht. Da der Wirt des SitzungSlokale» des Gemeinderates be absichtigt einen Anbau auSsühren zu lassen und in dem selben ein geeignete» Sitzungszimmer zu schaffen, gilt die Lokalfrage als gelöst. Auf ein von der Amt-Hauptmann- schäft befürwortetes Gesuch wurden dem Brandkalamitosen Gebler in Niederlichtenau aus der Armenkaffe 30 M ge währt. Großröhrsdorf. (Schüler-Ausflug.) Wie man hört, beabsichtigen die Realschüler von Kamenz am Sonnabend, den 2. September einen Ausflug nach hier zu veranstalten. Zunächst soll bis Pulsnitz die Bahn benutzt und von da nach dem „Feldschlößchen" marschiert werden. Nach kurzer Rast wird der Marsch unter Vor antritt des O. Schäferschen Musikchores nach dem Fest- platze fortgesetzt werden. Hier sind turnerische Vorführungen und Spiele geplant. Nach eingenommenem Imbiß im Hotel Haufe wird das Dampfroß die Schüler wieder nach Kamenz bringens Großröhrsdorf. (Besichtigung.) Im Auftrage des Kaiserlich-österreichischen Landesschulrates besuchte am Montage ein Wiener Bürgerschuldirektor unsere Schule, um die Einrichtung unsrer Nachhilseklaffen zu studieren. Die vor 2 Jahren hier weilenden Herren vom Landesschul rate sind der Meinung, daß unsre Nachhilfeklaffen die glücklichste Lösung der Frage darstellen, wie auch den schwachbegabten Kindern ein gewisser BtldungSabschluß zu teil werden kann. Großröhrsdorf. (Während der Regiments- und Brigadeübungen) der 32. Feldartillerie- Brigade vom 28. August bis 6. September werden vor aussichtlich auch die hiesigen Gemeindefluren mit benutzt werden. Kamenz. (Ehrung.) Landtagsabgeordneter und Stadtverordnetenoorsteher Geometer Bernhard Rentsch wurde in dankbarer Anerkennung seiner hervorragenden Wirksamkeit in der Förderung einheimischen Handels und Wandels, wie feiner Bemühungen um das Gedeihen des gewerblichen Mittelstandes überhaupt, zum Ehrenmitglied des hiesigen Gewerbeoereins ernannt. Kamenz (Schadenfeuer.) Gestern früh 4 Uhr brach in der Ziegelei des Herrn Gutsbesitzer Krahl in Nebelschütz ein Schadenfeuer aus, welches das Brennhaus völlständig vernichtete. In dem Kohlenschuppen lagerten 450 Zentner Briketts; sie wurden ein Opfer der Flammen. Brandursache ist Selbstentzündung. Zur Hilfeleistung war die Nebelschützer Freiwillige Feuerwehr erschienen. Dresdm, 23. August. (300 Mark Belohnung.) Die hiesige Staatsanwaltschaft setzt eine Belohnung von 300 Mark aus die Ermittelung des Täters aus, der am 13. August den Lustmord an der 14jährigen Melanie Th. verübt hat. 82I<. Dresden, 21. August. (Steigende Fre- quenz der sächsischen Bäder in den letzten 10 Jahren). Eine interessante Statistik über die Zu nahme des Besuches der sächsischen Bäder innerhalb der letzten 10 Jahre hat soeben da» Königliche Sächsische Statistische LandeSamt in seinem „Statistischen Jahr buch 1911" veröffentlicht. Unter den sächsischen Bädern wird Bad Elster an erster Stelle aufgesührt. Die Zahl seiner Kurgäste nimmt von Jahr zu Jahr in erheblichem Umfange zu und ist von 6791 im Jahre 1900 auf 11961 im Jahre 1910 gestiegen Nach Bad Elster folgt Schandau, das ebenfalls auf eine blühende Entwickelung in dem letzten Jahrzehnt zurückblicken kann. Die Zahl der Kurgäste in Bad Schandau ist von 3891 im Jahre 1900 auf 6147 im Jahre 1910 gestiegen. Oppelsdorf zählte 1900 1464, 1910 dagegen 1856, Augustusbad 1900: 1L43,1910: 2434, Warmbad bei Wolkenstein 1900: 1168, 1910: 2707 Kurgäste. Auch Hermannsbad bei Lausigk kann auf eine bedeutende Entwickelung zurückblicken. Die Zahl der Kurgäste betrug 1900:1025, 1910: 2235. Den verhältnismäßig größten Aufschwung hat indessen das Bad Gottleuba zu verzeichnen, indem die Zahl der Kur gäste von 416 im Jahre 1900 auf 1446 im Jahre 1910 gewachsen ist. Die Bäder Linda und Wtesenbad haben dagegen an Frequenz eingebüßt. — (DiesozialdemokratischeOrganisatton in Sachsen.) Nach dem sozialdemokratischen Vorstands bericht an den Parteitag, den der „Vorwärts" zu ver öffentlichen beginnt, hat der Mitgliederbestand der Partei in allen vier sächsischen AgitctionSbezirken seit dem oori- gen Jahre zugenommen. Er beträgt in dem Bezirk Leipzig 37 011 (mehr 17,67 Prozent), in dem Bezirk Dresden 45 804 (22,43 Prozent), in dem Bezirk Chemnitz 25 256 (13,72 Prozent) und in dem Bezirk Zwickau 12 456 (64,35 Prozent). Leipzig steht fast als bestorganisierter Bezirk an der Spitze aller AgitationSkreise. Es sind in ihm nahezu 41 Prozent aller sozialdemokratischen ReichStagS- wähler organsiert. Uebertroffen wird es darin nur von Hamburg mit 43 Prozent. — (Orts normen mit der Endsilbe „grün") gibt es im Königreich Sachsen insgesamt 90. Von diesem entfallen nicht weniger als 89 auf die KretShauptmann- schaft Zwickau. Einmal kommt die Endung „grün" in der Kreishauptmannschaft Dresden vor. Leipzig, 23. August. (Die Lag e in der deutschen M etallindustrie) spitzt sich, ein Anschluß an den Ar- beiterkonflikt in Leipzig, immer mehr zu. Nachdem in ganz Sachsen und Thüringen die Vorbereitungen für eine Arbeiteraussperrung in der Metallindustrie schon getroffen worden sind, droht jetzt die Gefahr, daß die gesamte deut sche Metallindustrie in Mitleidenschaft gezogen werden wird. ES wird nämlich aus Erfurt gemeldet: Der Ver band Thüringischer Metallindustriellen beantragt bei dem Gesamtverband deutscher Metallindustriellen die Gesamt- auSsperruug in der deutschen Metallindustrie. ES ist nicht ausgeschloffen, daß diesem Anträge Folge gegeben wird, so daß es in der Metallindustrie zu einer ähnlichen Riesenaussperrung kommt, wie seinerzeit im Baugewerbe. Zwickau. (Geh. Kirchenrat Superintendent v r. Meyer f.) Der Geheime Kirchenrat Superintendent vr. Meyer ist gestern früh gestorben. Meyer war der be- kannte Führer der „Los von Rom".Bewegung. Zschopau. (Kindersterblichkeit.) Hier ist gegen- wärtig eine Kindersterblichkeit zu beobachten, die allge meine Besorgnis erregt. Auerbach i. V. (Ankauf der Rittergüter.) Die städtischen Kollegien haben den Ankauf der Ritter güter Auerbach oberen und unteren Teils für 750000 Mk. beschlossen. Die Güter haben eine Fläche von 140 Hektar. Treuen. (Weber als „Doktor".) Ein hier woh nender Weber, der sich den Titel „Doktor" beigelegt, hat einer kranken Frau stärkstes Morphiumpulver als Schlaf- mittel für 3 Mark verabfolgt. Die arme Frau schlief ein und erwachte nicht wieder. Der „Doktor" wird sich vor Gericht verantworten müssen. Werdau. (50000Nonnen) wurden in den letzten 5 Wochen im Werdauer Walde gefangen. Am Fang be- teiligten sich 50 Kinder und mehrere Männer. Tagssgssckickts. Deutsches Reich. (Neue Postwertzeichen?) Mit der Einführung von Marken im Werte von 13 und 35 Pfg. wird sich die Kommission des Deutschen HandelS- tageS demnächst beschäftigen. Die Einführung einer Sech- zigpsennigmarke hat der Deutsche HandelStag beim StaatS- sekretär des Reichspostamtes bereit- beantragt. Diese Marken würden bei Nachnahmesendungen in Betracht kommen und den Bedürfnissen des Verkehrs entsprechen. Oesterreich - Ungarn. Wien, 23. August. (Die Marokko. Angelegenheit.) Nach einer Pariser Meldung der Wiener Allgemeinen Zeitung soll gegenwär- tig in Paris zwischen dem Botschafter Cambon und dem französischen Kabinett folgende Anregung in Erwägung gezogen werden. Zunächst tritt Spanien an Frangreich, die beim Kongo und Kamerun gelegene Kolonie Nuimi und die Kamerun vorgelagerte Insel Fernando Po an Frankreich ab. Frankreich zediert diese Besitzungen Deutsch land und tritt ferner einen Teil des französischen Mittel- kongoS an Deutschland ab. Frankreich erkennt den nörd lichen Teil Marokkos, der im Süden durch den Tebufluß begrenzt wird, einschließlich Tangers als spanische Inte- ressenphsäre an. Ein solches Arrangement, wodurch Tan ger nicht in die Hände einer europäischen Großmacht fällt, würde auch Englands Wünschen entsprechen. Das ganze übrige Marokko wird als französische Jnteressenphsäre erklärt. Deutschland würde durch dieses Arrangement in Afrika ungefähr 230 000 Quadratkilometer mit rund 1200 000 Menschen Einwohner gewinnen. England. London, 22. August. (Der Streik in England.) Der Ausstand bei der North-Castern-Eisen- bahn dauert fort. Hierdurch werden die Grubenbetriebe des Nordens in Mitleidenschaft gezogen. Bi» auf einige Tausend Arbeiter sind sämtliche Grubenangestellten de- Nordostens, über 200 000 an der Zahl in den Streik ge treten. Die Leitung der Stahlgießerei von Müller in Cumberland hat Maueranschläge anbringen lassen, wo durch den Arbeitern mit gewissen Eisenbahnlinien die Werke auf unbestimmte Zeit geschloffen werden. In Hart- lepol haben die Streikenden zwei Wärterhäuser zertrüm mert und sämtliche Apparate de- Stellwerk- unbrauchbar gemacht. Die Weichensteller wurden von ihnen schwer mißhandelt Auch in Mildon ist die Lage eine sehr ernste. Da- gesamte Eisenbahnmaterial ist auf der Strecke liegen geblieben. Der gesamte Eisenbahndtenst ist vollkommen unterbrochen. Ernste Unruhen sind in MontmoutLhire au-gebrochen. Die Ausständigen haben viele Geschäfte ausgeplündert und es ist bereits zu schweren Kämpfen zwischen ihnen, der Polizei und den Truppen gekommen. Letztere machten vom Seitengewehr Gebrauch und ver trieben die Ruhestörer. In Dublin haben sich ebenfalls ernste Zusammenstöße zwischen Epzedenten und Polizisten ereignet. Die Gemeindebehörden haben alle Wirtschaften schließen lasten. Militärpatrouillen durchziehen die Straßen der Stadt. Auch in Darlington kam eS zu ernsten Un- ruhen. Die Ausständigen gingen in großer Anzahl gegen die Polizisten vor und trieben diese zurück. Mehrere Polizisten erlitten schwere Verletzungen. Schließlich ge- lang es den zur Hilfe eilenden Truppen, die Ausständi- gen zu zerstreuen und den Bahnhof, den die Streikenden besetzt hielten, zu säubern. Hier hatten die Exzedenten schon arg gewütet. Alles war von ihnen zertrümmert worden. Frankreich. Paris, 23. August. (Die Marokko- Angelegenheit.) Die Rückkehr des Botschafters Ju les Cambon nach Berlin erfolgt am nächsten Montag. Das Programm der französischen Forderungen, so berichtet die Liberte, betrifft die Anerkennung des französischen Protektorats in Marokko, ähnlich demjenigen, das Frank- reich in Tunesien besitzt. Von der Zustimmung Deutsch lands hängt die Abtretung einer Teile- des französischen Kongos ab. — In den letzten Tagen fanden im Aus wärtigen Amt mehrfach Konferenzen in dieser Angelegen heit statt. Sobald das französische Programm in allen seinen Einzelheiten ausgearbeitet sein wird, wird es vom Minister des Aeußerem dem Ministerrat zur Bewilligung unterbreitet und durch Vermittelung de» deutschen Bot- schafterS dem deutschen Auswärtigen Amt zugestellt werden. Paris, 23. August. Heute vormittag fand eine neue Besprechung zwischen dem Kabinettchef und dem franzö sischen Botschafter in Berlin, JuleS Cambon statt. Am nächsten Freitag findet ein Ministerrat statt, in welchem das Ergebnis der Konferenzen, die gestern und heute zwi schen den verschiedenen Ministern und Vertretern Frank reichs, in Berlin, London und Rom sowie anderen hohen Persönlichkeiten über die Marokkofrage stattgesunden ha- ben, dem gesamten Kabinett unterbreitet wird. Sobald der Ministerrat die französischerseit- ausgearbeiteten Vor schläge zu dem deutsch.französischen Abkommen gutge- heißen hat, wird sich Botschafter Cambon nach Berlin zurückbegeben, um die Verhandlungen auf den genau festgelegten Grundlagen wieder aufzunehmen. Paris, 23. August. Aus allen Teilen des Lande» treffen Telegramme seitens der Generalräte an die Re gierung ein, in welchen diese aufgefordert wird, in den Marokkoverhandlungen mit Deutschland eine große Fest igkeit an den Tag zu legen und nicht zuzugeben, daß die nationale Würde Frankreich» geschädigt werde. Die Blät-