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Nr. 69. Pul-nitzer Wochenblatt. — Sonnabend, den 10. Juni 1911. Seite 3. Korrespondenten geäußert, daß ein Krieg zwischen Monte negro und der Türkei unvermeidlich sei, wird als Erfin dung bezeichnet, König Nikolaus habe in letzter Zeit über- Haupt keinen Korrespondenten in Audienz empfangen, auch gebe sich der König der Hoffnung hin, daß die türkische Regierung alle von der Klugheit und Menschlichkeit ge botenen Maßnahmen treffen werde, um die aufständischen Albanesen zu beruhigen. Im übrigen könne es auch zu keinem Kriege in der dortigen Gegend kommen, da die Troßmächte einen solchen im Interesse des gemeinen Wohles verhindern würden. p»us aller Welt. Berlin, 9. Juni. (Der Gatten mord in Lich- tenberg) Zu dem angeblichen Gattenmord in Lichten berg wird noch gemeldet: Der Schlosser Schilling ist heute vormittag unter der Beschuldigung der Körperver- letzung mit tötlichem Ausgang dem Untersuchungsrichter vorgeführt worden. Während er gestern abend bei seiner Verhaftung erklärte, daß er nicht wisse, woher die Wun den an der Leiche seiner Frau stammen, hat er sich im Laufe des heutigen Vormittags zu einem teilweisen Ge ständnis bequemt. Berlin, 9 Juni. (Begnadigung des Renn fahrers Breuer) Der z. Z. wegen Ermordung des Fabrikanten Mattonst zum Tode verurteilte Rennfahrer Breuer ist heut, zu lebenslänglichem Zuchthause begna digt worden. Die Begnadigung erfolgte auf Grund des Gnadengesuches, das der Verteidiger Breuers eingereicht hatte. Magdeburg, 9. Juni. (Doppelselbstmord ei nes Liebespaares.) Im Königsborner Walde er schoß sich ein Liebespaar ein Schüler einer auswärtigen höheren Schule und die Ehefrau eines hiesigen Post- boten. Budapest, 9. Juni. (Die Cho lera in Venedig.) Dem Bufapesti Hirlap wird aus Mume berichtet: Rei sende, die aus Venedig zurückkehren, erzählen, daß ganze Stadtteile mit Bretterplanken abgesperrt sind und daß in diesen abgesperrten Stadtteilen die Cholera gräßliche Verheerungen anrichtet. Es vergeht kein einziger Tag, an welchem nicht 10 bis 15 Todesfälle vorgefallen wä ren. Selbst die offiziellen Meldungen des Konsulats geben zu, daß die Cholera in Venedig in großem Maß- stabe grassiert und daß die Berichte über die Opfer nicht übertrieben sind. Das Unheil soll schon im ver gangenen Jahre gewütet haben. ES sei aber den Be hörden gelungen, die Seuche zu unterdrücken und auch Nachrichten darüber zu verhindern. Auch jetzt setzen die Behörden alles daran, der Epidemie ein Ende zu berei- ten und man ist bemüht, die Epidemi mit Rücksicht auf die Weltausstellung in Turin als gefahrlos zu bezeichnen. Bern, 9. Juni. (Die Schwester erschossen!) Gestern nachmittag holte, während die Eltern mir dem Ausräumen der Wohnung beschäftigt waren, ein zehn jähriger Knabe in Bulle eine alte verrostete Pistole her vor. Er zielte auf seine neunjährige Schwester, der Schuß ging os und das Mädchen wurde von der Kugel ins Herz getroffen, so daß es sofort tot war. Der un- glückliche Knabe entfloh in seinem Entsetzen und konnte bi- jetzt nicht gefunden werden. Newyork,9. Juni. (1300Opser des Erdbebens in Mexiko.) Wie der Newyorker Times aus Mexiko gemeldet wird, sind in Mexiko 1300 Menschen umge- ommen, 500 allein in Zapotlan. Nus dem Ssricktssaals. 8 Bautzen, 9. Juni. (Landgericht.) — Nachdr. verboten. — Eine für sämtliche Bienenzüchter der sächsischen und preußischen Lausitz interessante Strafsache wurde heute vor der 1. Strafkammer verhandelt. Wegen vollendeten und versuchten Betrugs hatte sich der am 20. März 1874 geborene Lehrer Karl Julius Erdmann Haunschild, früher in Weißbach bei Pulsnitz, zuletzt in Burau, Kreis Sagan, wohnhaft, zu verantworten. Haunschild war 1895 vom Seminar abgegangen, dann in verschiedenen Orten als Lehrer tätig gewesen, im Jabre 1903 nach Sachsen übernommen worden, von >903 bis 1907 in Ober-Ranschütz, von 1907 bis I. Fe bruar 1909 in Weißbach angestellt und ging dann wieder nach Preußen. 2m August 19W wurde er vom Amte suspendiert. Er hatte im Jahre 1899 geheiratet und ist jetzt Vater von 7 Kindern. Seine Frau hatte ihm eine Hypothek von 1500 M in die Ehe ein gebracht, er selbst hatte kein Vermögen und war nur auf seinen Gehalt angewiesen, der zuletzt 1600 M betrug bei freier Wohnung. Um schnell reich zu werden, legte er sich auf die Bienenzucht, fing im Jahre 1896 mit einem Bolk an, vermehrte seinen Bestand nach und nach und besaß im Jahre 1903 20—30 Völker. 2m Jahre 1906 beschloß er, die Bienenzucht im großen zu betreiben und eine Königinnenzucht anzulegeu und da er keine eigenen Mittel besaß, verschaffte er sich von der Spar- und Vorschutzkasse Leipziger Lehrer und oem Verein deutscher Lehrer in Leipzig gegen Bürg schaft seiner Kollegen Kirchner in Brieg und Wandel in Weseritz und seiner Ehefrau ein Darlehn von 5000 M Damit erhöhte er seinen Vienenstamm auf 120 Völker. Da in Ober-Ranschütz die Bienen die Passanten in Gefahr brachten, forderte ihn die Behörde auf, seine Bienenzucht zu verlegen, und er kaufte deshalb ein Grundstück in Rothwasser für 6000 M. Auf eine Annonce lieh ihm ein Fräulein v. Lösch 5000 M, davon bezahlte er die An zahlung von 3000 M und verbrauchte den Rest von 2000 M 2m August 1906 schaffte er seine Völker nach Rothwasser, stellte im März 1907 einen 2mker an und verzog im April 1907 nach Weiß bach. 2n Rothwasser vergrößerte er seinen Bienenstand auf 300 Völker und lieh sich dazu von dem Lehrer Willmer in Lauterbach bei Görlitz 3000 Mark gegen Schuldschein Im Januar 1908 ver knuste er seinen ganzen Bienenstand für 4500 M, die er im April 1908 erhalten sollte und brachte davon 120 Völker auf Wunsch Willmers nach Lauterbach. Da sich herausstellte, daß von seinen 300 Völkern inzwischen im Winter 1907—1908 alle bis auf ca. 20 eingegangen waren, mußte er vertragsmäßig Ersatzvölker kaufen. Er schaffte für 20 000 M fast ausschließlich auf Kredit ca. 400 Völker Bienen an, die teils nach Lauterbach kamen, teils in Roth wasser blieben. Laut Kaufvertrag gehörten sämtliche Völker aber Willmer, er selbst besaß also Anfang des Jahres 1908 nichts als das stark überlastete Grundstück in Rothwasser, auf das er schon im Jahre 1906 hinter 3000 M erster Hypothek und 5000 M zweiter Hypoihek für Frb v. Lösch noch 5000 M für seine Frau hatte ein- iragen lassen Das Grundstück hatte einen Taxwert von höchstens 10 000 M. 2m Januar 1908 suchte er nun in der Zeitschrift „Kosmos" einen stillen Teilhaber mit mehreren 1000 M Einlage, die zur Vergrößerung seiner angeblich sehr rentablen Bienen zucht verwendet werden sollten, mit dem Bemerken, Suchender sei Fachmann durch und durch und eine anerkannte Größe in der Bienenzüchters!, jeder Verlust sei ausgeschlossen, dabei versprach er einen Gewinn von IO—25 Prozent aufsteigend. Zu erwähnen ist, daß er sich bei den Versicherungsgesellschaften „Germania" mit >000 M, „Friedrich Wilhelm" mit 5000 M, der Magdeburger Ver sicherungsgesellschaft mit 3000 M, bei der „Viktoria" mit 10 000 M und bei der „Arminia" gar mit 100 000 M gegen Todesfall hatte versichern lassen und bei einer Schuldenlast von ca. 20 000 M gegen 20 000 M jährlich Versicherungsprämien zu zahlen hatte, sein Ge halt betrug damals 136 M pro Monat und seine Familie bestand aus 9 Köpfen. Die von ihm am 1. Januar aufgestellte Inventur wies aber an Aktiven 28135 M, an Passiven 17000 M und an Reinvermögen 10-00 M auf. 13 000 M Passiven hatte er gar nicht eingesetzt. Auf die Annonce im „Kosmos" meldeten sich der 2ngeuieür Melchior in München, der Architekt Meyer in Harburg und der Dentist Flieger in Sohland sSpree). Allen dreien stellte er sich durch Vorlage der unrichtigen 2nventur, der Versicherungs policen und dcszso gut wie wertlosen Hypothekenbriefes seiner Frau als vermögend hin, versprach bis zu 25 Prozent garantierten Ge winn, bezeichnete sich als Besitzer der 400 Bienenvölker und brachte schließlich noch Bürgschaften von dem „Rentier" Winter in Berlin uut> de»! Reisenden Kluge in Breslau bei, denen er dafür 5 bis IO Prozent Provision versprochen hatte und die in Wirklichkeit gurnichts besaßen, und erlangte durch diese falschen Angaben von Meyer 2500 M und von Melchior 3000 M Darlehn. Flieger, der 8000 M geben sollte, zog sich beizeiten zurück. Ferner verschaffte sich Haunschild durch Agenten in Hamburg, Berlin usw sogenannte Austauschwechsel (Kellerwechsel) und von Winter Gefälligkeits- accepte, spiegelte dem Kaufmann Schopplick in Berlin vor, es han dele sich um garantiert sichere Kundenwechsel, bezog sich auf die falsche Inventur, den Besitz der 2mkerei, erklärte ec werde dem nächst 8000 Mk bei einer Bank hinterlegen und erreichte, daß Schopplick für 4000 Mk. Wechsel diskontierte, von denen Haunschild nur 2 Wechsel im Gesamtbetrags von reichlich 000 Mk. einlöste. Der Militär-2ntendantursekretär Dahl in Breslau, der zum Teil Bürgschaft geleistet hatte, mußte später für 1800 Mk. haften. Unter der falschen Angabe, er werde sofort bei Empfang bezahlen, hatte sich Haunschild ferner von dem Lehrer Apitzsch in Aken a. d. Elbe im Mai 1008 20 Bienenvölker für 350 Mk und Anfang August 1008 von dem Waren-Einkaufsverein Görlitz 20 Zentner Zucker für 413 Mk. verschafft. Von dem Lehrer Tögler in Chem nitz, der Haunschild um ein Darlehn von 100 Mk zur Unterstützung seiner Eltern gebeten und früher für ihn auch einmal Bürgschaft geleistet hatte, ließ sich dieser mit dem Versprechen, den Gegenwert zu schicken, ein Accept von 100 Mk. geben, schickte aber kein Geld, sondern bezahlte damit eine eigene Schuld. 2m August 1008 mel dete Haunschild Konkurs an, der aber wegen Mangels an Massen nicht eröffnet wurde. Später leistete Haunschild auch den Offen barungseid. Heute wurde er wegen vollendeten Betrugs in fünf Fällen und versuchten Betrugs in einem Falle zu 2 Jahren io Monaten Gefängnis und 5 Jahren Ehrenrechtsverlust verurteil!, Die Untersuchungshaft fand keine Anrechnung. Betreffs 7 Betrugs fällen war schon vorher das Verfahren eingestellt worden. Ver teidiger war Rechtsanwalt vr. Döring aus Bautzen. ist. Kretrscbmar. Neueste direkte Meldungen von Hirsch's Telegraphen-Bureau. Dresden, 10. Juni. (Tagung des Beamten vereins.) Auf der hier tagenden Hauptversammlung deutscher Beamtenvereine hielt der sächsische Finanzmi- nister Seydewitz eine Ansprache, in der er auf die Be deutung und die Aufgaben der Beamtenschaft hinwies. Schmölln S.-A., 10. Juni. (Brand.) Ein Groß- seuer äscherte das umfangreiche Fabrikgebäude der Uhren- gehäusefabrik von Walter L- Co. vollständig ein. Große Vorräte verbrannten. Eine anstoßende Zigarrenfabrik und das Vordergebäude konnten nur mit großer Mühe gereitet werden. Die enorme Hitze erschwerte die Lösch- arbeiten. Der angerichtete Schaden ist bedeutend. Die Entstehungsursache des Feuers ist noch unbekannt. Saloniki, 10. Juni. (Abkommen zwischen der Türkei und Montenegro.) Zwischen der Pforte und der montenegrinischen Regierung ist ein Ueberein, kommen zustande gekommen, wonach beiderseitig in den nächsten 6 Monaten keine Festungsbauten an der türkisch montenegrinischen Grenze ausgeführt und keine neue Be- sestigung errichtet werden dürfen. Saloniki, 10. Juni. (Zur Entführung des Ingenieurs Richter.) Eine 7 Mann starke Gen darmerieabteilung, die auf der Suche nach den Entführern des Ingenieurs Richter mit dem Abstretfen der Umgegend des Klosters SpalmoS beschäftigt sind, stießen unweit davon auf drei Hirten, als plötzlich eine vierte bewaffnete Gestalt auftauchte. Da der Verdächtige trotz der Halte ruse zu entfliehen suchte, schossen ihn die Gendarmen nieder. Durch Vermittlung der Schäfer wurde der Ge tötete als ein Mitglied der Bande Liollis rekognosziert, die Richter geraubt hat. Die Gendarmen arretierten die Hirten und brachten sie nach dem Kloster SpalmoS. Newyork, 10. Juni. (Zur Ernennung des neuen amerikanischen Botschafters in Ber lin.) „Globe" will wissen, Deutschland habe sich gegen die Ernennung des amerikanischen Gesandten in Argen tinien, Sherril zum Botschafter in Berlin erklärt, an geblich weil Sherril in Argentinien mit dem deutschen Botschafter in Konflikt gekommen sei. 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