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Nr. 93. Pulsnitzer?. Wochenblatt. — Sonnabend, den 6. August 1S11. Seite 6. Opfer fieren. Die Feuerwehren der einzelnen Ortschaften waren infolge Wassermangels machtlos und konnten nur die bedrohten Ortschaften durch Aufwerfen von Gräben schützen. Eine Anzahl von Telegraphenleitungen ist zerstört. In der letzten Nacht ist ein Gewitterregen niedergegangen. — Infolge der anhaltenden Hitze find am Mittwoch inBaden wieder zwölf Hitzschläge, davon vier tödliche, vorgekommen. — Der ganze, über 1000 da große Waldkomplex zwischen Weißenberg und Sping steht seit Mittwoch in Flammen. Bisher find alle Lösch- versuche ohne Erfolg gewesen. Sämtliche in der Um» gebung von Franzensfeste gelegenen Anwesen und der große ausgedehnte StattonSkomplex der Südbahn find in großer Gefahr. Die Garnison von Franzensfeste steht in Bereitschaft. Vermlscdtss. * (DeutscheWare schlägt die englische.) Der größte Teil der englischen Blätter äußert seine lebhafte Unzufriedenheit darüber, daß von der Londoner Straßen bahngesellschaft beschlossen wurde, für 150000 M Räder für Straßenbahnen bei zwei Kölner Firmen zu bestellen. Daß daS deutsche Fabrikat besser und billiger ist, wird aber nicht erwähnt. * (Regenbitlgang und Fahnenweihe.) In Lothringen und Bayern werden jetzt von der katholischen Kirche Bittgänge um Regen veranstaltet. Dazu bringt dar Blatt des Beneftziaten Liborius Gerstenberger aus Hesselbach bei Würzburg folgende niedliche Notiz: „Daher werden in dieser Woche Betstunden um heißersehnten Re» gen gehalten. Aber hoffentlich trifft dieser nicht gerade am Sonntag (Fahnenweihfest) ein." Hoffentlich hat der Himmel ein Einsehen mit den Hesselbachern und blickt noch mit einem heiteren Auge auf ihr Fahnenweihfest, ehe er sich mit einem nassen ihrer Landwirtschaft erbarmt. * (Eine schaurige Statistik.) In einer der jüngsten Nummern der Münchener Zeitschrift „März" hat Hermann Friedemann in seinen Querzügen der Statistik folgende sprechende Tatsache über unsere Kultur des Friedens unter dem Titel: 8trußAe kor Uke (Kampf ums Dasein) zusammengestellt: In Deutschland ster ben jährlich 13 000 bis 14 000 Personen durch Selbst mord; 10 000 durch Unfall im Beruf; 1000 durch Ver brechen ; ein paar Tausend durch verschiedenerlei Unfall. DaS find 30 000 im ganzen, die auf gewaltsame Weise enden. Mitten im Frieden und jahraus jahrein; mit tödlicher Präzision. So blutig ist der Alltag unseres Daseins. Scheidet man aus der Selbstmordziffer die Frauen und Kinder aus, so bleiben unter 300 000 To desfälle männlicher Erwachsener 10 000 Selbstmorde. Jeder dreißigste Mann ist ein Selbstmörder. . . . Im Kriege 1870 fielen 26 000 deutsche Soldaten: 6000 Tote und 70 000 Verletzte kostet jährlich allein die Industrie. Alles zusammen gerechnet, stirbt in den deutschen Städten jeder zehnte Mann eines gewaltsamen Todes. Es ist kein Druckfehler; jeder zehnte. * (Ein amerikanischer Millionär) namens Brown — eS war schon öfters von ihm die Rede — der feit zwanzig Jahren in einer Jacht an der Küste von Essex wohnt und bisher niemals Einkommensteuer be zahlt hat, ist j-tzt endlich vom Gericht zur nachträglichen Entrichtung dessen, was er dem englischen Staate in all den Jahren schuldig geblieben ist, verurteilt worden. Erst vor ein paar Jahren hat Brown die Aufmerksam keit der Steuerbeanuen auf sich gelenkt, und zwar da- durch, daß er: wenn er guter Laune war, daS Gold geradezu händevoll unter die braven Küstenbewohner warf. Brown machte vor Gericht geltend, daß er nicht in England, sondern auf seiner amerikanischen Jacht lebe. Eine Jacht sei aber nach englischen Gesetzen nicht als Wohnung zu betrachten. Der Richter aber wollte davon nichts wissen. Wenn Brown recht habe, brauche ein reicher Mann nur ein Hausboot zu mieten, um sich von seinen Verpflichtungen dem Staate gegenüber zu befreien. An der ganzen Küste von Essex ist man ge- spannt darauf, ob eS den Steuerbeamten gelingen wird, Brown zu pfänden. Seine Jacht hat seit zwanzig Jah. ren fortwährend Dampf auf, obwohl sie in all der Zeit kaum je mehr als drei Meilen auf einmal zurückgelegt hat. Jetzt aber stößt der Schornstein besonders dicke, schwarze Rauchwolken au-, ein Umstand, aus dem ge- schlossen wird, daß Brown die Häscher des Steueramtes nicht an sich herankommen lassen will. Er hat sogar ei nen Aeroplan an Bord, mit dem er seine Flucht antre ten kann. * (Eine wertvolle Geige in derRumpel- kamm-er.) Eine Wirtin in Burton on Trent, Frau Cotton, hatte sich einem alten Straßenmustkanten gegen über mitleidig gezeigt. Als dieser starb, vermachte er ihr als Andenken seine Violine, die er stets über alles ge- schätzt hatte. Nach dem Tode des alten Musikanten lag das Instrument lange in der Rumpelkammer des Wirts- Hauses „Zum Admiral Benbow", bis einst ein zufällig dort abgestiegener Musiker aus London sie entdeckte und der Wirtin 10L0 M dafür bot. Diese aber zog nun Fachkenner zu Rate, und die Folge war, daß sie schließ- lich 16 000 M für da- Instrument erhielt. * (Gebildet, gesund, robust und vorur teilsfrei.) Ein ziemlich eigenartiges Inserat findet sich in der „Berl. Aerztekorr." ES lautet: „Welche al- leinstehende, gebildete Dame, gesund, robust, wäre vorur teilsfrei genug, Bedienung und Reinigung eines Wohn- wagens bei einer Schriftstellerin zu übernehmen? Zeich- nerische Fähigkeit, Maschinennähen nötig. Näheres bei Frau Geheimrat H., B—str." — Dame, Schrubber Zeichen stift — wie reimt sich daS zusammen? Macdt sine vlsnstderrfcbatt fick strafbar, wenn sis einen Dienstboten engagiert, der beim Dienstantritt nickt im psrsSnNcben ve fitzs eines Dienftbucbes ist? 82K. lieber die Verpflichtung, ob Dienstboten be m Dienstantritt das vorschriftsmäßige Dienstbuch vorlegen müssen, fällte daS Ferienstrafsenat des Kgl Sächs. Ober- landeSgerichis soeben eine prinzipielle richtige Entscheidung. Der Gutsbesitzer Ziesche in der sächsischen Lausitz (Kamenz) hatte einen aus Preußen gebürtigen Dienstknecht ge- mietet, der bei seinem Dienstantritt nicht in der Lage war, sein Dienstbuch vorzulegen und diesen Umstand da mit entschuldigte, daß sein früherer Dienstherr, ein Rit tergutsbesitzer in Preußen, daSse.be einstweilen zurückbe halten habe und e» demnächst einsenden werde. Der neue Dienstherr wurde aber, da er den Knecht ohne Dienstbuch eingestellt hatte, wegen Uebertretung des ß 4 der revidierten Gesindeordnung bestraft, vom Landgericht Bautzen jedoch freigesprochen, weil nach Ansicht der Be- rufungSinflanz ein Dienstherr nicht zu bestrafen ist, wenn ein neuengagierter Dienstbote aus irgend welchen Gründen im Augenblick nicht in der Lage ist, daS Ge- sindebuch vorzulegen. Gegen das freisprechende Urteil legte die Staatsanwaltschaft Revision ein und führte zur Begründung deS Rechtsmittels folgende» auS: „Die Gesindeordnung schreibe vor, daß jeder Dienstbote beim Dienstantritt im Besitze eines Dienstbuches sein müsse. Mit der Auslegung de» Begriffs im Besitze stehe und falle nun die Revision. Die Staatsanwaltschaft sei aber der Ansicht, daß jeder Dienstbote tatsächlich ein Dienst, buch beim Dienstantritte besitzen und vorzeigen müsse. Die Worte „im Besitze" seien im natürlichen Sinne zu verstehen, denn der Gesetzgeber habe sich geflissentlich be- müht, sich gerade in der Gesindeordnung gemeinoer- stündlich auszudrücken. ES solle der Doppelvermietung und dem Entlaufen aus dem Dienste vorgebeugt werden, daher habe der Gesetzgeber vorgeschrteben, daß der Dienst- bote beim Dienstantritt dem neuen Dienstherrn da» Dienstbuch vorzeigen und auShändigen müsse. DaS Dienstbuch sei stets bereitzuhalten. Dar OberlandeSge- richt war jedoch anderer Meinung, indem es die Revision der Staatsanwaltschaft verwarf und betonte, der oberste sächsische Gerichtshof könnte sich nicht auf den scharfen Standpunkt der Staatsanwaltschaft stellen ES sei er- wiesen, daß der Knecht im Besitze eines Dienstbuches ge- wesen und daß dasselbe nur au» irgend welchen Gründen vom früheren Dienstherrn zurückbehalten worden sei. DaS Gesetz schreibe wohl vor, daß der Dienstbote im Besitze eines Dienstbuches sein müsse, nicht aber, daß der Dienstherr sich dasselbe in natura vorlegen zu lassen habe. vuttsrprsise auk dem diesigen Wockenmarkte. Sonnabend, den 5. August 1911. 4 Stück M 2.80 Marktpreise zu Kamens am 3. August 19n. höchster Preis niedrigster Preis Preis 50 Kilo M. Pf- M. Pf- M. Pf. Korn Weizen 8 9 10 70 8 9 40 Heu 50 Kilo 4 — Gerste 8 70 — — Strok 1200 Schütt- Pfd.Maschin. 25 — Hafer, alter 9 75 9 — 20 — „ neuer Heidekorn 8 10 20 8 9 50 Butter 1 Kilo höchster 2 2 90! 70 Hirse 17 —— 16 — Erbsen 50 Kilo — — Kartoffeln 5 — Eier 7'/. Dresdner Produkten-Börse, 4. August 1911. — Wetter: Regnerisch. Stimmung: Ruhig. — Um 2 Uhr wurde amtlich notiert: weüen. weißer, — — — M, brauner, neuer, 195—198 M, do. alter 75-78 Kilo, 202-208 M, do. feuchter, 73—74 Kilo, 196—199 M, russischer, rot 226—231M, do. russ-, weiß M, Kansas , Argentinier 227—230 M., Ausstralischer 235 M, Manitoba 227—237 M. Roggen, sächsischer, neuer 166—168 M, do. 70 bis 73 Kilo, 159—165 M, do. feuchter 68—69 Kilo, M, preußischer 168-171 M, russischer 170-175 M. Gerste, sächsische, M, schlesische M, Posener M, böhmische M, Futtergerste 161-165 M. Hafer, sächsischer 190-194 M, beregneter 174-184 M, schlesischer 190-194 M, russischer loco 182—192 M.. Mais Cinquantine 174—180 M, alter M, Rundmais, gelb, 166—170 M, amerik. Mired-Mais, alt, , Laplata, gelb, 169—173 M, do. neu, feucht M. Erbsen 180-190 M. Wicken 178-188 M. Buchwefien. inländischer 185—190 M, do. fremder 185 190 M. Velsaaten, Winterraps, scharf trocken, —, do. trocken 265-280 do. feucht — — —. Leinsaat, feine 400 M, mittlere 370—380 M, Laplata 355—360 Bombay 400 M. Rüböl, raffiniertes 72 M. Rapskuchen (Dresdner Marken) lange 12,00 M, runde M. (einkuchen (Dresdner Marken) l 19,50 M, II 19,00 M. Mal) 29,00-33,00 M. Weitenmehle (Dresdner Marken): Kaiserauszug 35,50—36,00 M, Grießlerauszug 34,50—35,00 M, Semmelmehl 33,50—34,00 M, Bäckermundmehl 32,00—32,50 M, Grießlermundmehl 24,50 bis 25,50 M, Pohlmehl 19L0-20.00 M. Roggenmehle iDresdner Marken) Nr.O 27,00—27,50 M, Nr. 0/1 26,00—26,50 M, Nr. 1 25,00—25,50 M, Nr. 2 22,50-23,50 M, Nr. 3 18,50—19,50 M, Futtermehl 15,20—15,60 M. Westenkleie (Dresd.Mark): grobe 12,00—12,40 feine 12,00—12,40M. Roggenkleie (Dresdner Marken): 13,20—13,40 M. Bericht über die Warenpreise im Großhandel in der Städtischen Hauptmarkthalle zu Dresden am 4. August 1911. Marktlage: Für Rehwild und geschlachtetes Hausgeflügel bestand nur geringe Nachfrage. Von Obst bessere Sorten Birnen, Pfirsiche, Aprikosen und Heidelbeeren flott gekauft. Zitronen und Bananen teurer. Grunwaren lebhaft abgesetzt. Kraulsorten und Gurken beachtet. Kartoffeln billiger. Sonst unverändert. überwunden und konnte dem täglichen Zusammensein mit ihr ruhig entgegensetzen. Sie würde seinen Seelenfrieden nicht mrhr stören. sAK Gleich am nächsten Tage machten die Dame» einige Ab, schi«d»besuche. Sie erklSrtr», daß Hilde» Hochzeit wegen Kracht» Erkrankung auf unbestimmte Zeit verschoben würde, und daß sie auf einige Monate nach Roch»b«g übersiedeln wollten. Eine« Ersatz für Mally hatten die Damen noch nicht «nga» giert. So hals ihnen die Auswärterin, di« sonst nur einige Lage beim Putze» kam. beim Einpacken. Eine Dienerin wollte dir Generalin dann erst bei ihrer Rückkehr wieder einstellen. Ja Rocheberg gab r» Dienerschaft genug. Al» einige Woche» später di« Entlobung Kracht» und Hild« Sonthrim» bekannt wurde, lächelte man vielsagend und macht, einige Glossen. E» drang«» auch unbestimmt« Gerücht« übe« ei» Duell mit durch. Aber da niemand genau orientiert war, beschränkte man sich darauf, für Hilde ober Kracht Partei zu n«hmrn. Schließlich schlief da» Interesse an der Sache ein. Kracht verreiste nach seiner «folgten Heilung. Wendling war nach verbüßter Frstung»haft gleich in sein« neue Garnison ge» gangen und Hilde lebte zurückgezogen auf Schloß Rochiberg. Auch waren die meisten Herrschaften noch verreist, der Hof ab« wesend. Und draußen im Strom der Welt vergißt man, auf da» Schicksal der einzelnen zu achten. Ruth Ravenport war Gräfin von Roch»berg geworden. Gleich nach der Hochzeit ging da» junge Paar auf sech» Wochen an di« Riviera. Nach Neujahr kehrten sie zurück Rath sollte Anfang Januar bei einer größeren Hoffestlichkeit den Höch« sten Herrschaften vorgestellt werden. Sie wurde gnädig ausgenommen und sowohl der Herzog al» auch die Herzogin zeichnete« sie durch eine längere An» spräche au«. Ruth trat sicher und unbefangen auf. Han» Rochu» merkte ihr keinerlei Erregung an. Er wußte, daß selbst Damen au» seinen Kreisen in fieberhafter Unruh« warrn, wenn st« mit d«n reginrnden Henschast«» zusammentreffen dürft««. Auf Ruth schi«n «» keinen Eindruck zu mach««. Sie zog ihre Courfchlrppe mit derselben stillen Anmut hinter sich her, al» wenn sie daheim in ihren hübschen flehenden Kleider« über die schöngetäfelten Fußböde« de» Rochrbnger Schlosse» schritt. In de« nächsten Wochen kam da» junge Paar fast täglich in die Stadt hinein, um sich an de» zahlreichen Geselligkeiten zu beteiligen. In den letzen Tagen de» Januar sollt» eine glä«ze«de Festlichkeit auf Schloß Roch»b«g stattfinden. Zahlreich« Li«» ladungrn war«n «gangrn. Selbst d«r Herzog und seine hohe Gemahlin hatten ihr Erscheinen zugrsagt. Peter Ravenport war natürlich auch ««ter den Gäste» und an diesem Abend erreichte er den Gipfel der Zufriedenheit. Er wurde von Han» Rochu» dem Herzog vorgestellt und dieser unterhielt sich in leutseligster Weise mit ihm. Ruth blick» mit umflorten Augen und zuckenden Lippen in sein von erfülltem Ehrgeiz strahlende» Gesicht. Nun hatte er alle» erreicht, wonach er strebte- Ob ihn da» nun wirklich glück lich macht«? Si« schritt am Arme ihre» Gatten durch die Säle und be grüßte ihr« Säst« mit ihr« ruhig vornehmen F eundlichkett. So kritisch auch manche» Auge an der jungen Frau haftete, niemand fand an ihrer Haltung aulzusetzen. Nur Hilde flüstert« ihrer Mutter mit gereiztem Läch«!n «in« höhnisch« Bemerkung über die „Krämer»tochter" zu, die sich di« „Allüren «in« Fürst.» anzu- nehmen bestrebt«. Si« war ««idisch auf Ruth» Erfolg, zumal fik selbst gezwungen war, «in« s«hr bescheidene Roll« zu spiel«». So ging «» von Fest zu Fest. Hau» Rochu» und sein« junge Frau wurden überall eingrladen. Sie kamen gar nicht zur Besinnung und warrn selten allein. Han» Rochu» fragt« Ruth zuweilen, ob ihr diese rege Ge- srlligkert nicht zu viel würde. Sie vern«int«. E» war ihr ganz rechr so. Auf dies« Weise kam sie am leichtesten über die erste Zeit der Ehe hinweg. Sie lebten in ruhig« Weise nebeneinander hin. Ruth hatte auch jetzt ihre Passivität noch nicht aufgrgeben, und Han» Rochu» war nun fest überzeugt, daß sie nicht intensiv« empfinde» könnte, al» si« zeigte. Sir kamen ganz gut mitrinander au». Ein» ließ da» an dere gewähren. Jeder hatte Freiheit für sein Tun und Denke». Dabei hrgtrn sie beide unbedingte Hochachtung vor einander, und da» gab ihr« Ehe einen feste» Halt. Si« bemühten sich, einer dem anleren Verständni» entgegen» zubring«». Da» gelang ihnen jedoch nur in Aeußerlichkiterr. Ihr Innere« blieb ihnen gegenseitig fremd. Ruth verschloß sich nach wie vor, weil fi« wußte, daß nur die Notwrndiglrit ihn gezwungen hatte, sie zu heiraten, und Han» Rochu» hatte «» aufgrgrben, hinter Ruth« Ruhr rtwa» andere» zu suchen al» Gleichgültigkeit und Gedankenarmut. Er gab sich damit zufrieden, daß fie sich nach außen wür dig repräsentierte, und fie bemühte sich, seine Zufriedenheit zu «ringe«. So ging der Winter vorüber. Im Frühjahr gab e» für Han» Rochu» viel Arbeit. Da» junge Paar war nun öfter allein, al» in den ersten Monaten seiner Ehr. Mrist saßen fie sich aber stumm gegenüber bei den Mahlzeiten. Zuweilen er zählte Han» Rochu» von seinem Schaffen und Wirken, da« ihn sehr befriedigte. Dann hört« Ruth aufmerksam und freundlich zu. Ihr Vater kam jede Woche h«au». Auch die Gene ralin und Hilde machte« zuweilen einen Ausflug nach Rocheberg, Han« Rochu» frühere Kameraden sp achen häufig vor gelegemüch eine« Spazierritt», oder fie verlebten einmal einen dienstfreien Nachmittag in dem gastfreien Schloß. Ruth 6*gen all« gleich fr«undlich und macht« dir Honneur» i« durchaus tadrl- losrr Weise. , , Ihr W«sen hatte jedoch fi" ihr« Verheiratung etwa« Träumerische«, Versonnene« angenommrn. War Han» Rochu« nicht zu Hause, dann trieb fie eine trsisame Unrast durch die weiten Räume d«» Schloss-«- Sah sie ihn dann auf seinem Liebling,pserd .Ramiro" von den Feldern her oder au« dem Walde Heimkehrer da»m stand sie r«M hinter den Gar- dinen verborgen, b>.« er «bestiegen war. Sobald «r auf da« Hau« zukam, setzte fie sich dann schtinbar gleichmütig mit einer Handarbeit an da« Fenster. Go fand er fie meisten». Der Mar war mit allem Blütrnzaub« in» Land gezogen. Im Roch»b«g« Park standen die Bäume wie mit zartgrünen Schleiern bedeckt, und die Birken duftete» mit dem frische« Erdgeruch um die Wette. Ruth war viel im Freien. Si- empfand diesen Frühling auf dem Lande al« rtwa» Köstlich«»- Schon am frühe» Mor» g«n macht fi« w«it« Spaziergänge. Mrist«n» allein, denn Han» Rochu« nahm e» ernst mit der Arbeit und war stark beschäftigt. (Fortsetzung folgt.)