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Nr. 72. Pulsnitzer Wochenblatt. — Sonnabend, den 17. Juni 1911. Seite 8. in Grimma. Am Sonnabend nachmittag sanden Führungen durch die Stadt und Besichtigungen hervorragender öffentlicher Gebäude statt. Am Abend traten zahlreiche Anhänger der Kurzschrift im Saale des Ratskellers zu einer Vertreterfitzung zusammen, in der der Vorsitzende der geschäftsleitenden Stelle, Herr OberregierungSrat Professor Dr. ClemenS-DreSden die Teilnehmer begrüßte und besonders den festgebenden Verein zu Grimma, der gleichzeitig sein 50-jährigeS Jubiläum begehen konnte, beglückwünschte. Sine leb aste Aussprache entspann sich über den von einer Kommission aufgestellten Entwurf einer neuen Wettschreibordnung, die schließlich mit einigen Abänderungen einstimmig angenommen wurde. Dem Be- schluß der Vertretersitzung in Waldheim, die von Herrn RegierungSrat Professor Ahnert herauSgegebenen Mittei lungen aus Sachsen für Sachsen fortan von Verbands wegen herauszugeben, wurde zugestimmt. Ferner wurde ein Antrag des Dnsdner MilitärstenographenoereinS an genommen, die MitgliedSbeiiräge der dem LandeSverbande angehörenden Militärstenographenvereine um dis Hälfte zu ermäßigen. Die Clemens Ahnert-St ftung hat einen Bestand von über 2000 Mk. erreicht. Als Ort der nächsten Hauptversammlung ist Zwickau ausersehen. Der Sonn tag vormittag war Sondersitzungen Vorbehalten. Vor mittags 9 Uhr begannen gleichzeitig in der Bürgerschule die VerbandSpretSschreiben. Mittags 12 Uhr vereinten sich dann die Jünger GabelSbergerS in dem festlich ge schmückten Saale des Hotels Schützenhaus zur Haupt versammlung. Nach den in derselben erstatteten Mittet- lungen aus dem Jahresbuche zählte der Verband zu Be ginn des laufenden Geschäftsjahres 359 Vereine mit 24 222 Mitgliedern, gegenüber dem Vorjahre eine Zu nahme von 44 Vereinen und 2780 Mitgliedern. Im An schluß an die Versammlung fand im Saale der Terrasse ein Festmahl statt, dem am Abend im Schützenhaus ein Festkommers folgte. Vermisstes. * (Das älteste Bildnis von Menschenhand) nennt Professor Lankester eine Schnitzerei, die von einem uralten Bewohner Südfrankreichs herstammen muß. Sie befindet sich auf einem Zapfen eines Hirschgeweihs, das im Jahr 1875 in einer Höhle bet dem Wallfahrtsort Lourdes gesunden worden war. Ste hat erst jetzt eine genaue Untersuchung durch jenen Gelehrten erfahren. Die eingeschnttzten Figuren stellen drei Edelhirsche und mehrere lachsähnliche Fische dar. Nach Lankester ist es kein Zweifel, daß diese Schnitzerei bereits aus einer Zett stammt, tn der noch das Mammut und das Renntier in Mitteleuropa hausten, also eine arktische Tierwelt, die durch die große Vergletscherung der Eiszeit so weit nach Süden gedrängt worden war und erst später den Tieren Platz machte, die das heutige Europa besiedeln. Vielleicht wurde die Schnitzerei nach einer Vorlage angeferttgt, die in einer gewöhlichen Zeichnung bestand, und es ist ferner nicht unwahrscheinlich, daß der Urmensch dann das ge schnitzte Bild wieder zu einer Vervielfältigung auf Birken rinde oder dergleichen benutzte, also eine Art von Druck- verfahren ausübte. * (Aus dem Vogelleben.) Unter der großen Vogelsamilte der Sänger führt eine Unterfamilie den Namen der Laubsänger, weil sie nur in Laubbäumen vorkommen. Von diesen hat wiederum die Art deS soge nannten Weidenzeisigs die weiteste Verbreitung und ist namentlich auch tn Deutschland häufig. Das Volk muß diesen Vogel seit langem sehr geliebt haben, weil es ihm allerhand Kosenamen gegeben hat Brehm gibt davon eine hübsche kleine Auslese, in der sich die Bezeichnungen Fitting, Schmidt!, WiSperlein, Sommerkönig, Backöfelchen und Weidenblättchen finden. Von diesem niedlichen, recht mannigfaltig und lebhaft gefärbten Vogel erzählte Martin Duncan vor der Photographischen Gesellschaft in London ein Erlebnis, das davon zeugt, daß auch die Vögel in ihrem Alltagsleben nicht um eine List oder einen in die sem Falle freilich entschuldbaren Betrug verlegen sind. Ein weiblicher Weidenzeisig war eifrig damit beschäftigt, ihr Junge» zu füttern und hatte ihm schon fünfzehnmal binnen einer halben Stunde Insekten zugetragen und in das weit aufgesperrte Schnäbelchen gestopft. Nun wollte sich die Frau Mama augenscheinlich ein wenig verpusten, aber wie immer war das verwöhnte Kind ungezogen. ES wollte der Mutter keine Ruhe lassen und sperrte den gefräßigen Schnabel sofort wieder auf, als ob e» ihm nicht fehlen könnte, noch fünfzehnmal dieselbe Mahlzeit zu erhalten. Die Mutter fand das mit Recht unver- schämt. Sie machte zwar eine Bewegung, als ob sie etwas zum Fürtern aufnähme, pickte aber dem Jungen mit dem leeren Schnabel in den aufgesperrten Rachen. Die List gelang vollkommen, denn das Junge schluckte den vermeintlichen Biffen herunter und nahm dann eine ganz befriegigie Haltung an. Deutscher Awehrbund gegen die Wergriffe Ser MineGemgung. Im LogenhauS zu Dresden fand Mittwoch die De legiertenversammlung zur Gründung des Bundes statt, die von den Interessenten etnberusen worden war. Der Generalsekretär des Vereins, der Kornbrennereibesitzer Herr Schwuchow-Berlin, eröffnete die Versammlung und skizierte in kurzen Worten ihre Vorgeschichte. Hierauf sprach vr. Gerlach-WieSbaden über AlkoholiSmus und Abstinenzbewegung. Als ich, so begann er, in meiner Sünden Maienblüte die Hochschule bezog, da ge- hörte es zu den beliebtesten Witzen, daß man auf den Deckel des TrinkgefäßeS schrieb: Bier ist Gift! Wer hätte damals geglaubt, daß in absehbarer Zeit diese In- schrift als Panier aufgerollt werden würd-, die jedes al koholische Getränk als Gift kennzeichnet. Was ist eigent lich Gift? Lasten wir diese Frage, um welche heute noch die Gelehrten streiten, fallen und fragen wir uns nach der Schädlichkeit von Stoffen, die wir unserem Körper einoerleiben, so kommen wir zu dem Ergebnis, daß jedes beliebige alltägliche Nahrungs- und Ge nußmittel denOrganismuS schädigen kann, wenn es imUebermaß oder zur Unzeit genosten wird. Wir wollen entsprechend den Anschauungen der Abstinen ten betonen, daß der A kohol im Uebermatz genosten, zweifellos schwere Schädigungen des Organismus hervor- zubringen in der Lage ist, wenn auch viele der ihm zu gesprochenen schädlichen Wirkungen nicht dem Alkohol selbst aufs Konto zu setzen sind, sondern dem, was man gemeiniglich als schlecyte soziale Verhältnisse zu bezeichnen pflegt. Kein anständiger Mensch wird seine Hilse versagen, wenn eS gilt, einen notorischen Säufer auf den rechten Weg zurückzuführen und ich scheue mich nicht, es auszusprechen, daß ich zu diesem Zwecke die Ab- sttnenz als Notwendigkeit betrachte. DaS Merkblatt des Deutschen Vereins gegen Miß brauch geistiger Getränke sucht nun mit einer Reihe von Thesen, wie: Branntwein erschwert die Muskelkraft des Arbeiters, verursacht schwere Magen-, Herz-, Lungen- und Leberle.den, lähmt die Lebenskraft, treibt zum Irrsinn, verschuldet erbärmliche Nachkommenschaft, graulich zu machen. In dem Namen, den er trägt, verspricht der Verein unS, den Mißbrauch geistiger Getränke zu be- kämpfen. Wenn er dem Versprechen in den Taten folgte, dann könnten wir alle Mitglieder werden. Aber dieser Verein mit dem falschen Namen geht weit über das Ziel hinaus, das er sich selbst gesteckt. Er bekämpft den Genuß alkoholischer Getränke überhaupt, soweit an- dere in Frage kommen. Der Verein mit dem falschen Namen mag geistig Unmündige verlocken, den Verständigen wird er nur davon abhalten, seiner Fahne zu folgen. ES mag zugeg-ben werden, daß manches Delikt begangen wird von Leuten, deren Gehirnfunktionen durch über mäßigen Alkoholgenuß gelitten. Solche nennen die Aerzte geisteskrank. Woher rührt die Zunahme der Geisteskranken? Doch wohl nicht vom zunehmenden Alkoholgenuß. Der Gebrauch der alkoholischen Getränke ist ja seit Jahren im Rückgänge. Das tägliche Leben mit seinen immer wachsenden Anforderungen, der immer schärfer werdende Kampf ums Dasein, sind die Beran- lastung. DaS beweisen zwei neuere wissenschaftliche Ar beiten. Stöcker (Erlangen) hat 90 Fälle der Universitäts klinik, in welchen die Diagnose auf Säuferwahnsinn lautete, nachgeprüft und nicht ein Fall konnte der Prü fung standhalten. Oberstabsarzt Drenkhahn (Detmold) konstatiert, daß in der Armee 1873/74 auf je 10 000 Mann 3,21 Alkoholkranke kamen, tn den letzten Jahren 0,7 bis 0,9. Trotzdem sind a':er in der Armee, die wegen der Gleich artigkeit des Materials die zuverlässigste statistische Quelle ist, die Nervenkrankheiten nicht im Abnehmen, sondern im Steigen. Zum Uebermatz sei e» gesagt: Uebermaß ist schädlich; daS gilt für alkoholische wie für alkoholfreie Getränke. Man hat auch schon begonnen, gegen Kaffee, Kakao und viele andere nährende und anregende Mittel vorzugehen. Wie lange wird eS dauern — ich habe ein begründendes Recht zu dieser Frage — und er wird gegen Limonaden loSgezogen werden! Die KampfeSweise der Abstinenten fordert zur Abwehr heraus. Auf ^em Boden der Askese und des ZelottSmuS str die Abstinenz- bewegung erwachsen, der gleiche Boden wird dem Kamps gegen andere Genußmittel Nahrung geben. Hierauf wurde einstimmig die Gründung de« Deutschen Abwehrbundes mit dem Sitz in Berlin be- schloffen. 6skla meteN. F Zarte Haut, wer hätte nicht den Wunsch solche zu besi tzen? Um zarte Haut zu erlangen verwende Inan eine wirklich feine, ganz milde und aus dem besten Material hergestellte Toi lettenseife und viele unserer Damen werden schon beobachtet haben wie ungünstig ihre Haut von geringwertiger Toiletteseife beeinflußt wurde. Seit Jahren hat sich dj» Butte rmilch seife Schutzmarke „Holländerin" von LUnther u. Haußner in Chemnitz die Gunst des Publikums iw/hohcm Maße erworben, denn diese beliebte Seife ist nach denMeuesten Erfahrungen der Chemie und Technik hergestellt. Si^eüthält Casein und Milch zucker (konzentrierte Buttermilch) ferner Glycerin sowie Lanolin, wodurch eine ganz besondere MilKe gewährleistet wird, sodaß diese Seife bei regelmäßigem GebtMch die Erneuerung der Ober haut fördert sowie Flecken und HMwnreinigkeiten beseitigt. Die ser Vorzüge verdankt das ausgeMchnete Fabrikat auch seine Be liebtheit beim Publikum. Manschte beim Einkauf auf Schutz marke „Holländerin." kSauptgswinns S. QanQssloltsrie. 1. Klasse. — Gezogen am 15. Juni 1911. — Ohne Gewähr. 20000 Mark. 79227. 5000 Mark. 9528 38706 86954 97898. 2000 Mark. 1259 11398 44043 46461 62 >21 96759. 1000 Mark. 5840 10087 14021 30163 32541 37997 72574 74438 83379 89035 91375 96246. 500 Mark. 511 2202 4608 6080 10068 16069 16333 20088 29480 30047 31612 35690 35644 41006 51882 58611 63597 66594 69971 72661 72950 82365 87046 93335 95930 101064 101611 107619 106977 109944. 200 Mark. 1222 3039 3264 3552 4430 5760 5814 6000 9768 9774 10169 11032 II099 11866 12308 13445 13659 13700 14316 14434 14600 14939 15273 15666 17911 19507 19914 23524 25050 25369 25692 28100 28628 30333 30527 31606 31660 33265 33349 34089 34394 36031 36219 36315 36474 42015 42217 43674 45141 45630 46471 50725 51225 51468 5t878 55426 57882 57987 58119 59056 61015 63212 61534 62455 61775 63793 66164 69112 69515 70810 70982 72038 73601 74745 74759 74955 77088 78252 85844 86490 89026 89784 91467 92729 94814 94961 98791 99014 99429 100009 101060 102110 103383 104032 105027 105338 105356106333 107125 107255 107741 107900 108621 108751. „Lotte, gute», edle« Weib!' rief er, halb gerührt, halb schon wieder froh, der drohende« Gefahr «och einmal entronnen zu sein, Er wollte sie küsse«, doch sie wehrte ihm mit einer leisen Handbewegung. „Danke mir nicht, Paul Ulrich, ich tue «ich» a» meine Pflicht, nicht», wa» nicht jede Frau in meiner Lage täte." Die Aufregung, der Wein, die Reise, alle» hatte ihn müde gemacht. Al» er sei« Lager gesucht, schlief er bald tief u«d fest. Sei« Weib wachte, mit heiße«, «aste« Auge« starrt« ste in die Höhr; die feine«, weiche« Hände, zum Gebet verschlungen, ruhten auf dem rasch schlagenden Herzen, eine namenlose, er» drückend« Angst lastete auf ihr«, S,«l«. Wi« lang, wi« unendlich lang dehnten sich dies« Stund«» der Nacht; endlich, «ndlich wichen ihr« Schatt«», und durch die schweren Fmstervo^bänge fiel der fahl«, graue Schimmer de» heraufdimmrrnve» Novembertage». Auf dem Hof« wurd« r» lebendig, Charlotte züadrt« di« K«rz« a« — fünf Uhr! Si« stand auf und kleidrtr sich an — da fuhr der Gatt« jäh au» d«m Schlummer empor: „Wo bi» ich?" rief er angstvoll. „Kommen fie?' „Mein Gott, Paul, wer? — Wa» meinst du?" Er fuhr sich mit der Hand durch da» wirre Haar. „O nicht» — ich habe nur so schwer geträumt. Wie spät ist r» ?' Charlotte sagte » ihm, er fing an, sich anzulleiden. E» ist die höchst« Zeit — um srch» Uhr geht der Zug !' bemerkt« «r. Sie nickt« nur stumm und ging mit schlrpprndr» Schritt«» in da» Eß,immer, ihm d«a Kaffee zu ber«ite». Sie kocht« Wasser über der Spiritulflamm«; der Die«er kam erst bei d«m zweiten Glockenruf; er macht« rin «rstaunt«» Erficht, al» «r di« „Gnädig«* schon auf fand, und noch mehr, al» nun auch der Herr in» Zimmer trat. Woher kam der nur? Paul trat an« Fenster und gab dem Kutscher durch ein kurze» Pfeifen da» Zeichen zum »nspannen. Da» Frühstück nahmen die Gatte« schweigend ein. „Lege mi, «och etwa» Wäsche und den schwarzen Anzug in de» Handkoffer, der auf der Diele steht!' befahl er drm Dien», al» derselbe i« Begriff stand, da» Zimm« p» verlasse». „Wcklst du längere Zett fort bleiben?" fragt« Charlotte. „Ich dachte, du kämst «arge« wieder?' Der Diener war gegang««, st« beide waren allein. Paul Ulrich lehnt« sich in d«n Stuhl zurück und deckt« minutenlang di« Hand üb«r di« Aug«n. Drr Wag«n fuhr vor, di« Ehrl««t« ging«« in da» Wohn- zimmrr hinüb«r. Ulrich vrrschloß Wertpapi«r« und Schmuck i« seiner Handtasch«, dann wandt« «r sich zu Lott«, di« an ihr«« Schrribtisch l«hntr. S«in« Blick« glitt«» von ihr noch einmal durch da» stille Gemach, «» war noch nicht gehet,kalt und un gemütlich, auf dem Tisch brannte die Lampe, deren rötliche« Licht mit dem grauen Schein de« hrrsufdämmernden Tage» stritt — er schauert« in sich zusammen und trat an sün Weib Hera». Ehe sie'« hindern konnte, schloß er sie stürmisch in seine Arme und verbarg sei» Antlitz an ihre Schulter. „L«be wohl, Lotte, und zürne nicht!" Sie schüttelt« l«is« drn Kopf und rin ahnung«vollr» Bangrn «rfüllt« ihr« Brust; er küßte ihre Wang«« und den kalten Mund. „Paul, du hast noch etwa», wa« dich drückt," sagte fie flehend. Er sah fie einen Moment an, er öffnete die Lippen — da trat der Diener ein. „Gnädiger Herr, e« ist die allerhöchste Zeit!' „Ja, r» ist die allerhöchst« Zeit," wiederholt« Paul Ulrich. „Grüß« di« Mutt«r, Adi««, Lott«!' Ec riß sich lo», st« könnt« ihn nicht« weit«r frag«», nur vom F««st«r au« winkt« fie, kaum fähig, sich «och aufrecht zu halte», dem davonrollende« Waa-n «in letzte» Lebewohl zu. — Wie oft doch Paul Ulrich L cwrtt heute «och zurückschaute «ach dem heimatlich«« Herd; imm>.r wieder und wieder, al» sei «» ei« Scheiden für» Lebe». — B!d genug verschwanden die letzten Häuser von Nemerow in dem graue» Morg-nnebel; jetzt noch die Ziegelei dort und dann weilrr roch dir Mühl« — ihre Flügel ragten starr, gespensterhaft in di, Luft. Der Mann im Wagen seufzte tief auf. Vorüber, auch da vorüber. — E« war vier Uhr, al» Paul Ulrich in den Stettin«, Bahn« Hof ««fuhr, und er b«gab sich von dort dirrkt nach «in«m jener Hotel garni«, wo Zimmrr mehr oder mindrr rlegant, auf »Tag«, Wochen und Monate' vermietet werden. Er wurde augenschein lich erwarte», den» al» er seinen Namen «a««te, wurde er sofort in rin durchwärmt«» und möglichst komfortab«! eing«richtrt«» Zimmrr ein« Treppe hoch geführt. Eine kurz« Ha«db«weauag «utlirß den dienstbar«» Geist, da«» entledigt« sich Paul Ulrich seine» Pelze» und trat an« Fenster, durch da« er mit finster ge falteten Brauen auf da« sich im Schein de« GaSlaternrn immer lebhafter entwickelnde Leben der Friedrichstraße blickt«. Ei» Gefühl von Ekel und Widerwillen gegen da« Leben ringsumher, gegen di« hastend««, drängrnden M ünchen da unt«n überkam ihn plötzlich. Verachtung gegen sich selbst und Zorn gegen die, die ihn zu drm gemacht, wa« er jetzt war, grgen die leichtsinnigen, gewissenlosen Genossen so vieler durch,echter Slun- den, durchspielter Nächte. Reue, di« ston rinmal mit lrisrm Finger an siin H«rz geklopft, damal« im Garten unter der alte« Lind«, fie wurde wieder lebendig, und jetzt trat fie riesengroß vor ihn hi« und ihr Finger klopfte nicht leise und mahnend mehr an sein Hers, nein, mit eisernem Gnff faßte fie e» und preßt« «« zusammrn, bi« all di« Angst, all da« Verzogtsein, wa» di« Sr«l« d«» «infamen Manne» erfüllte, sich Luft machte in einem stöhnenden Aufruf; und neben die Reue trat etwa« an- der«», «twa», wa» noch w«it surchtbarer und entsetzuch« »st.da« drn Menschen, wenn .« ihn einmal g-p^t, nicht wieder lotläßt, da« ihn zu Boden drückt, da« ihn ,um Abgrund hindrängt, wen« nicht eine treue Hand fich ««»streckt, den Fallenden zu halten, wenn nicht eine liebe Stimme da» Wott von drr alle« ver- grbrndrn Gnad« der versöhnenden L ebe Gotte« ihm zuruft — die« furchtbar« Etwa« »st — °ir BerMiflung; und fi« trat in diesem Augenblick neben Paul Ulrich von Lec-vett und die Hand fehlt«, di« ihn hielt, und die Stimme, die ihm Trost hätte geben könne« - «o «ar fie? Ach — damal», damal» war fi« da und hatte ihn rettin möge», «nd «r hatte nicht gewollt und nicht gehört- und nun, nun er wollte — „zu spät' schrie «» in seinem Innern, „zu spät' — und in ohnmächtig«, Wut ballt« er die Hände und preßt« fie in die brennend«« Augenhöhle«- „Lotte —- Lotte — m«ine arme Lotte —' Er sank auf den Stuhl «ebe« dem Fenster und schluchzte laut auf. „von ooir, Locwett — «u». glücklich zurückgekehrt?' (Fortsetzung folgt!)