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Nr. 76. Pulsnitzer Wochenblatt. — Dienstag, den 27. Juni 1911. Seite 2. einsamen finsteren Gegend ausgehalten hat, beobachtet worden. Die beiden LtebeSleute find aber trotz mehrfacher Aufforderung und der Zusicherung der Polizei, daß ihnen absolut lein« Unannehmlichkeiten entstehen sollen, nicht zu bewegen gewesen, sich bei der Behörde zu melden und ihre Wahrnehmungen mitzuteilen. ES scheint fast, als wenn auch dieses Verbrechen nicht aufgeklärt werden sollte, denn auch jener Mordbube, der vor kurzem das dreiste Revolverattentat auf einen Geldbriefträger in der Haus flur eines Hauses auf der Struvestraße verübte, erfreut sich noch immer der goldenen Freiheit. Bautzen. (Eine scharfe Konkurrenz) wird der städtischen Ueberlandzentrale zurzeit durch die Allgemeine ElektriziiätSgesellschaft bereitet. In nächster Nähe des Stadt gebietes, in Strehla, Ebendörfel und Umgegend, erfolgen gegenwärtig umfangreiche Neuanschlüffe durch die Allge meine ElekrizitätSgesellschast, in deren Besitze sich die Elektrizitätswerke Hirschfelde und Neusalza befinden. Auch der Ankauf des Großpostwitzer Elektrizitätswerkes, der Firma Nierth 8- Förster in Bautzen gehörig, wird angestrebt. Zittau. DaS größte Schulkind Sachsens, vielleicht Deutschlands, dürfte die 13 jährige Thea H. hier sein Das „kleine" Fräulein weist ohne Fußbekleidung die stattliche Höhe von 178 Zentimetern (Grenadierlänze) auf und dürfte wohl ihren Lehrern über den Kopf ge wachsen sein. Planen. (Ein heiteres Erlebnis) hat König Friedrich August auf dem hier stattgefundenen Artillerie- tage gehabt. Die zahlreich erschienenen ehemaligen Ar tilleristen hatten beim Nahen des Königs in langer mehrgliedriger Reihe Aufstellung genommen, zuvorderst natürlich die ältesten mit Kriegsdenkmünzen und sonstigen Ehrenzeichen geschmückten Kameraden. Ern alter, etwas schwerhöriger Veteran unterhielt sich gerade eifrig mit seinem Hintermann, als der die Reihen abschreitende König auf ihn zukam und ihn mit der Anrede beehrte: „Nun, lieber Kamerad, wo haben Sie denn gestanden?" Der Angesprochene wendete jäh den Kops zurück, und in dem Glauben, sein Nebenmann im Glied wünsche etwas von ihm, schrie er: „Was meenst de?" Belustigt ging der König auf diesen Ton ein und rief ihm mit erhobener Stimme zu: „Wo du gedient hast, will ich wissen." Vit Fahnenweihe den Turnereins zu Horn Hautunnfgiirt des liönd!. Obenlausik-Vlll'ngaues am 24., 25. und 26. Juni 1911. Im festlichen Schmuck dss frrschen Grüns, mit wel chem die Bewohner Ohorns ihre Häuser und die Straßen geschmückt hatten, erwartete der gastfreundliche Ort am Sonntag die Scharen der auswärtigen Gäste. Die Stra ßen zierten viele, die edle Turneret verherrlichende, zum größten Teil recht geschmackvolle Ehrenpforten, welche in grünem, blumendurchwirlten Kranze seiner Gärten einen wunderbaren Anblick gewährten. Die Festveranstaltungen begannen am Sonnabend mit dem Begrüßungsabend in dem geschmückten Saale des Gasthofs zur König Albert- Eiche. Der Festmarsch von Gottlöber leitete daS Pro- gramm des Abends ein, woraus der Vorsitzende des Turn verein-, Herr Ernst Wehner, die Festversammlung in Herz- licher Ansprache begrüßte und den Dank der Ritterguts- Herrschaft und der Gutsbesitzerin Frau verw. Horn für gütige Ueberlaffung der Festplätze abstattete. Es wech selten alsdann allgemeine Gesänge, exakte turnerische Aufführungen, beifällig aufgenommene Lieder des Män ner-, Damen- und gemischten Chores mit sehr lobens werten Jnstrumental-Vorträgen des Ohorner Mustkkorps ab. Im Verlause des Abends hielt der Ehrenvorsitzende, Herr Gemeindevorstand Emil Schäfer eine recht gut durch dachte Rede, in welcher er eine packende Charakteristik des Turnvaters Jahn gab, ihm aus Dankbarkeitsgefühl in stillem Gedenken ein Glas weihend. Der Gauoertreter Herr Reißmann-Kamenz überreichte dem TurnvereinSvor- stand und stellvertretenden Gauvertreter, Herrn Ernst Wehner-Ohorn unter Hervorhebung der großen Verdienste um die Turnsache im Auftrage des Ausschusses der Deut- schen Turnerschaft den Ehrenbries der Deutschen Turner schaft. Neben den durch die schönen und mannigfachen Programmspenden in die antmterteste Stimmung versetz, ten Ortsbewohnern nahmen auch noch viele Turngenossen der Bruderoereine naheliegender Orte an der wohlgelun genen Begrüßungsfeier teil. Mild und freundlich brach der FesttagSmorgen an. Lachender Sonnenschein blieb dem Festtag bis in die Abendstunden, wo ein auftretendes schweres Gewitter der Veranstaltung keine Störung mehr verursachen könnt -, erhalten. Die dem Nördlichen Oberlausitz-Turngau an gehörenden, in 4 Truppen geteilten Vereine marschierten in den Vormitt "stunden ihren Sammelorten (Restaurant am Schwedens! — Luchsenburg — Restaurant zur Stadtbrauerei-PulSnitz — Grüne Aue-Bretnig) zu und sodann gruppeuwetse nach dem Ort der Fahnenweihe — Ohorner Berg —, wohin sich auch vom Schulhofe aus di« als Gäste erschienenen Turnvereine, die Ehrengäste, Festjungfrauen, OrtSvereine und der sestgebende Verein in geschloffenem Z e begeben hatten. Im schattigen Walds des herrlichen, wohl noch nie von so viel Menschen bestiegenen Ohorner Berges, links seitig vom schmucken Berghaus wurde um 1 Uhr vor einer zahlreichen Festoersammlung die Weihe der Fahne vorgenommen. Nach Verklingen des FestgrußeS, vorgetra gen vom „Liederkranz"-Ohorn, begrüßte der TurnvereinS- vorstand, Herr Wehner, die Versammelten aufs herzlichste. Im Auftrage der RittergutSherrschast Ohorn entbot Herr Oberförster Rußig den Festtetlnehmern herzlichen Wtll- kommengruß; er feierte in begeisternder Ansprache Turn- vater Jahn und entrollte ein interessantes Bild über di« in den 100 Jahren sich so gewaltig entwickelte Turnsache. Fräulein Toni Schäfer sprach hieraus folgenden Prolog: Frisch, Turner, frisch sei Euer Mut, Und frisch pulsiere Euer Blut, Frisch sei der Sinn wie Morgenwind. Wer immer frisch sein Werk beginnt, Der bringt es auch zur Meisterschaft: Drum alle Kraft zusammenrafft. Es ist ein heißer Kampf das Leben; Drum gilt es, frisch stets vorwärts streben. Steckt Euch ein edles, hohes Ziel! Wer wenig will, erreicht nicht viel. Fromm, Turner, fromm sei Euer Sinn; Die Gottesfurcht bringt Euch Gewinn, Sie ist des Menschen schönster Schmuck, Befreiet ihn von jedem Druck, Sie machet ihn vom Laster frei, Von jeder niedern Sklaverei, Sie lehrt ihn auch den Nächsten lieben Und sich in seinem Dienste üben. Nur der allein hat recht gelebt, Der stets für das Gemeinwohl strebt. Froh sei das Herz zu jeder Zeit Und stets zu Gottes Lob bereit. Wer kindlich stets auf Gott vertraut, Der Zukunft kühn entgegenschaut, Es raubet ihm kein Ungemach Des reinen Herzens frohen Schlag; Wie hoch auch geh'n des Lebens Wellen: Sie müssen machtlos all' zerschellen An einem festen Gottvertrau'n, Das ihn lehrt fröhlich aufwärts schau'n. Frei sei das Herz von niedrer Lust, Frei, Turner, wirket, zielbewußt! Dem Guten, Schönen, Edlen weiht Stets Euren Arm und Eure Zeit. Den Schwachen und Bedrängten schützt, Dem Vaterland, dem Reiche nützt. Was Eure Väter Euch vermachten, Das sollt Ihr stets zu mehren trachten: Das Deutsche Reich vom Fels zum Meer, Es wachse stets an Macht und Ehr'! Drum frisch und fromm und froh und frei Stets Euer Herz und Wandel sei. Daran gemahne das Panier, Zu dessen Weih' erschienen wir. Es flattre lustig Euch voran Auf ehrenvoller Ruhmesbahn. Ob Ihr beim frohen Feste weilet, Ob Ihr zum Uebungsplatze eilet — Die Fahne rausche immerdar: Frisch, fromm, froh, frei, o Turnerschar! Die Turnerinnen enthüllten alsdann die Fahne, die sich nun in ihrer Pracht und Herrlichkeit den Anwesenden zeigte. Herr Pastor Resch hielt die Weiherede. Der mar kigen, all« Turnerherzen begeisternden Rede lagen die Worte Friedrich Rückerts, eines echt deutschen Mannes, zugrunde: DaS Volk ist glücklich, deß ManneSalter ist durchdrungen Von unveraltenden Jugenderinnerungen; DaS, immer werdend, nie Gewordenes verliert, Und sich aus eignem Grund stets höher umgebtert. Die von rednerischem Schwünge getragenen AuSsührun- gen fanden ihren AuSklang in den Worten: „Und die Fahne, die Sie vor sich hertragen wollen, soll ihnen allen ein Symbol der Treue in solcher Arbeit sein, soll Ihnen aber auch mehr und mehr ein Siegeszeichen werden, das Ihnen bezeugt, wie viel Gutes Sie erreichten. Und so weihe ich dich denn, du neues Banner; Sei ein Zeichen der Kampfer für alles Gute; Sei ein Zeichen des Steges über alles Gemeine; Sei ein Zeichen der Treue für alle, die dir folgen. Ein Weihegesang des M.-G. „Liederkranz" schloß sich der Rede an. Es erfolgte alsdann die Verpflichtung des Fahnenträgers und die Uebergabe der Fahne an densel ben. Zahlreiche und schöne Angebinde wurden dem Verein überreicht. Die Turnerinnen schenkten die Schärpen für die Fahnenbegleitung, die Festjungfrauen eine Schleife. Im Auftrage d«S Nördlichen OberlausitzturngaueS über reichte Herr Reißmann einen Fahnenrtng und zur An schaffung eines Barren ein Geldgeschenk. Alsdann wur den Geschenke abgegeben von Herrn Oberförster Rußig für die Rittergutsherrschaft, von Herrn Oberlehrer Sticht für die Lehrerschaft, vom Kgl. Sachs. Nilitäroerein, Kranken unterstützungsverein, Schießklub, Obstbauveretn, Jugend- veretn, M.-G. „Liederkranz", Mil.-Ver. „Kameradschaft", homöopathischen Verein, Radfahrerklub „Ueber Berg und Tal", „Turnerb."-Pu:Snitz, T.-V. Pulsnitz M. S. u. Vol- lung, T -V. Bretnig. Allen, die sich um das Fest verdient ge macht, sowie allen, die den Verein mit Geschenken bedacht, stattete der Vorstand, Herr Wehner den innigsten Dank ab. Der allgemeine Gesang des LiedeS: „O Deutschland, hoch in Ehren —" bildete den Schluß der erhebenden Feier. Mit der neuen Fahne bewegte sich nun der Festzug, gebildet aus 29 Turnvereinen, 11 OrtSvereinen, den Tur- nerinen und 106 Festjungfrauen, belebt durch mehrere Mustkkorps und Tambourzüge durch den reichgeschmückten, idyllisch gelegenen Ort nach dem Festplatz, der sich beson ders gut zu derartig großen Veranstaltungen eignet. Hier angekommen, gruppierten sich die Teilnehmer des Zuge» um das errichtete Podium, von wo aus Herr Gemeinde- vorstand Schäfer den versammelten Turnern nach treff lichem Hinweis aus die hohe Bedeutung des Turnen- ein herzliches Willkommen entgegenries. Im Anschluß hieran begrüßte auch der Gauvertreter, Herr Reißmann, die Festversammlung in kurzen Worten. Nach einer viertelstündigen Pause traten 128 Turner zu den allgemeinen Freiübungen an. Dieselben wurden unter der Leitung des Herrn Gauturnwart Fichte- GroßröhrSdorf exakt auSgeführt. Hieraus erfreuten di« Turnerinnen des Ohorner Turnvereins die zahlreichen Zuschauer durch einen sehr gut vorgesührten Stab reimen. Die wettere Aufmerksamkeit lenkte das volks tümliche Wett-Turnen auf sich, an dem sich 38 Turner beteiligten. DaS Wett-Turnen war ein Fünfkampf, bestehend in Hoch- und Weitspringen, Kugelstoßen, Hantel- stemmen und einer Pflicht-Fretübung. Als Sieger gingen hervor: 1. Balzer-Echmepnitz mit 79 Punkten, M. Reiß mann - Großröhrsdorf mit 67 P., Janasch'Kamenz mit 60 P., O. Reißmann - Großröhrsdorf mit 58 P., Laue- Großröhrsdorf mit 56 P., Kästner. Kamenz mit 55 P, Horn-Großröhrsdorf mit 52 P, Kubisch. Schwepnitz mit 52 P, Hildebrandt-Königsbrück mit 52 P, Bartusch-Kö-, nigSbrück mit 52 Punften. Lobend erwähnt wurden Lud wig-Bautzen mit 50 P., Rhede-Obersteina mit 50 P. und Großmann-GerSdorf mit 50 Punkten. Ein Wettspiel (Faustball) wurde zwischen den Turnvereinen Kamenz und Großröhrsdorf auSgefochten, welches zu je 27 Punkten als unentschieden blieb. Dagegen siegte beim Barlauf Turnverein Kamenz mit 3 gegen Schwepnitz mit 0 Punkten. In beiden Gasthöfen des Ortes fand Bari für die Festteilnehmer statt, dem lebhaft gehuldigt wurde. Am gestrigen Montage, dem letzten Festtage, verei- nigten sich die Turner im Obergasthof zum Frühschoppen Nachmittags 3 Uhr sand mit der neuen Fahne ein Um zug durch den Ort nach dem Turnplatz statt, wo sich nochmals eine rege turnerische Tätigkeit entfaltete. Ein bis in die Morgenstunden währender Ball beendete das ohne die geringste Störung verlaufene schöne Fest, welches, tadellos ausgestaltet, dem Turnverein zu Ohorn alle Ehre mach!. Deutsches Reich. Berlin, 25. Juni. (DieLondo - ner KrönungSseierlichkeiten) Zu den Londoner Festlichkeiten schreibt die „N. A. Z ": Wir Deutschen haben mit dankbarem Interest« wahrgenommen, welch herrlicher Empfang unserem Kronprinzenpaar und dem Prinzen Heinrich von der königlichen Familie und in amtlichen Kreisen, sowie von der Bevölkerung überall, wo st« in der Oeffrntlichkeit erkannt wurden, bereitet worden ist. So wenig der Aufenthalt der Mitglieder unserer Herrscher familie in England politischen Zwecken zu dienen hatte, so sind doch so che Kundgebungen dazu angetan, die freund lichen Empfindungen zwischen beiden Nationen zu be festigen. Berlin, 25. Juni. (OberbürgermeisterKirsch. ner amtsmüde.) Die „Berl. Morgenpost" meldet: Der krampfhafte Zustand, unter dem der Berliner Ober bürgermeister Dr. Kirschner seit einiger Zeit leidet und der ihn auch veranlaßt hat, fett einigen Wochen den Stadt verordnetenversammlungen fern zu bleiben, ist die Ursache, daß der Oberbürgermeister nunmehr den Wunsch zu er kennen gegeben hat, vom Amte zurückzutreten. Er hat gestern mit den maßgebenden Persönlichkeiten der Ber- liner Stadtverordnetenversammlung konferiert und er hat ihnen denWunsch ausgedrückt, demnächst vom Amte entbun den zu werden. Bei dieser Gelegenheit mag daran erinnert werden, daß die jetzige zwölfjährige AmtSperiode des Ober bürgermeisters am 23. Dezember d. I. abläuft und Herr Kirschner vor einigen Wochen von der Stadtverordneten- Versammlung einstimmig wiedergewählt worden ist. Köln, 26. Juni. (Pfarrer Jatho.) Das Urteil des Spruchkollegiums gegen den Pfarrer Jatho auf Amts- entsetzuug hat nicht allein bei den Kölner Anhängern JathoS, sondern auch in den meisten liberal-kirchlichen Kreisen deS Rheinlandes, wie auS zahlreichen Briefen und telegraphischen Kundgebungen hervorgeht, große Ver- stimmu-g erregt. In den nächsten Tagen finden in Köln und anderen großen rheinischen Orten Versamm lungen statt, in denen das Urteil besprochen und die weitere Haltung der Anhänger JathoS bestimmt werden wird. Gesterreich-Ungarn. Wien, 26. Juni. (Weiß kirchners und GlombinSkiS Demission an genommen.) Wie nunmehr bekannt gegeben wird, hat der Kaiser die Demission des HandelSministerS l)r. Weißkirchner und des Eisenbahnministers GlombinSki angenommen. Wien, 26. Juni. (Zur österreichischen Kabi- nettSkrise.) Baron Gautsch, der vom Kaiser den Auf- trag erhalten hat, die innerpolitische Situation zu ent wirren, hat heute mit den parlamentarischen Führern Verhandlungen eingelettet und ist bemüht, eine Partei- koalitton im Parlament zu schaffen, die durch enge An- teilnahme an der Entwirrung und durch Verteilung mehrer Portefeuilles an Parlamentarier eine sichere Re- gierungsmehrheit verbürgt. Sollten diese Verhandlungen von Erfolg sein, so wird da- Kabinett BienertHS sofort demissionieren und Baron Gautsch ein neues Kabinett, be stehend aus einem Deutsch-freiheitlichen, Christlich-sozialen, Polen, Tschechen und Südslaven bilden. England. London, 25. Juni. (Anläßlich der englischen KrönungSfeier) fand gestern in Spit- heab eine große Flottenparade statt, an der 177 englische und 17 fremde Kriegsschiffe teilnahmen. Frankreich. Paris, 25. Juni. (Die französische Ministerkrise) Die Ministerkrise dauert an. Man spricht jetzt davon, daß Boncourt daS ArbeitSministerium übertragen werden solle, während Cruppt das Justizpor tefeuille und Caillaux das Finanzministerium überneh men würden. Für das Finanzportefeuille seien Potncarö oder Klotz in Aussicht genommen. Paris, 26 Juni. (Zur französischen Mi- nisterkrise.) Präsident Falliere- empfing heute früh den Besuch des Herrn Caillaux, den er nach einer länge ren Unterredung mit dem Versuche der Kabinetttbilvung betraute. Herr Caillaux begab sich vom Elysee zu Herrn Moni» und erstattete dann die übrigen Höflichkeitsbesuche bei den beiden Präsidenten des Parlaments ab und bet den ehemaligen Ministerpräsidenten Bourgoi», Combe-, Ribaut und Clemenceau. Er wird sich im Laufe de» Tage- mit den Politikern in Verbindung setzen, die er für die Bildung seine» Ministeriums in Aussicht genom- men hat. Alle-, wa« bisher über Stamen verlautet, ist lediglich Kombinatton. Paris, 26. Juni. In der politischen Welt Frankr.ich» hat e- sehr mißfallen, daß verschiedene offiziöse Zeitungen sich so beeilt haben, Herrn DelcassS mit dem Ausdruck