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Pulsnitzer Wochenblatt Sonnaöend. 13. Mai 1911. ZLeilage zu Wr. 57. 63. Jahrgang. Oertttcdes und Säcdsisürss. — (Das Ministerium des Innern) erläßt eine Verordnung über den Schutz der Bauarbeiter bet Bauten und die Beaufsichtigung dieser Schutzbestrebungen. ES hat sich vielfach ergeben, daß die Beaufsichtigung dcS Arbeiterschutzes bei Bauten insofern zu wünschen übrig läßt, als es den mit der Aufsicht betrauten Organen teils an Zeit, teils an der nötigen Sachkenntnis, teils auch an der nötigen Unparteilichkeit und am Wollen zum Durch- greifen fehlt. Das Ministerium ist der Ansicht, daß die sem Uebelstande dadurch abgeholfen werden kann, daß Beamte angestellt werden, die auf Grund fachlicher Aus bildung oder längerer Tätigkeit bei Bauarbeiten dis nötigen Kenntnisse zur Beaufsichtigung deS Arbeiter schutzes besäßen, ihm ihre ganze Zeit widmen und hier durch namentlich auch diejenigen Stellen, die sich dem jetzt nur in unvollkommener Weise unterziehen könnten, unterstützen und entlasten würden. Ob und inwieweit diese Beamten etwa auch den höhergestellten Arbeiter (Po liere) entnommen werden könnten, müsse zunächst dem pflichtmäßigen Ermessen der mit der Beaufsichtigung deS Arbeiterschutzes betrauten Behörden überlassen bleiben. ES würde auch zu den Aufgaben dieser neu anzustellen, den Beamten gehören, außer der Beaufsichtigung des Arbeiterschutzes bet Bauten auch noch die Beaufsichtigung anderer baulichen Einrichtungen zu führen. Das Mi nisterium erinnert in dieser Beziehung nur an die In. standhaltung der Kläranlagen im Schleusennetz und der Sammelgruben bei kehlender Beschleusung, die jetzt viel fach gar nicht oder in ungeeignetster Weise (z. B. durch die Hausbesitzer) beaufsichtig! würden. Sayda i.E. (Achtuhr-Ladenschluß.) Am 16. Mai wird hier der Achkuhr-Ladenschluß eingesührt. — (Der Einfluß der Blumentage) auf die Blumenindustrie ist natürlich sehr angenehm bemerkbar. AuS dem Sebnitz-Neustädter Jndustriebezirk, dem Haupt sitze der Blumen- und Blätter-Jndustrie, sind allein gegen 50 Millionen Stück Margareten bis jetzt für die Zwecke der Blumentage geliefert worden. — In Löbau wurden zum Margaretentag u. a. 35 000 Margaretenklumen und 10 000 Postkarten abgesttzt. Der Reinertrag wird auf 6400 M geschätzt— —— 6us aller Weit. Berlin, 1 2. Mar. (Z u r D u e l l a f f ä r e.) Ueber die Ursache der Duellaffäre, die zum Tei zwei Jahre zurück liegt, berichtet der „Lokalanzeiger" folgendes, v. Gaffron und Oberstradom lerrt' vor einigen Jahren den Leut nant Freiherrn v Richthofen kennen, v. Richthofen be nutzte seine neue Bekanntschaft mit Gaffron, um sich von diesem 25 000 Mk. zu leihen, die er innerhalb 14 Tagen in Monte Carla verspielte. Als er dann wieder in finan zieller Bedrängnis war, offenbarte er sich seinen Brüdern und dabei stellt- er die Geldangelegenheit mit Gaffron so dar, als ob ihm dieser für die geliehenen 25 000 Mk seine Erbschaft von 40 000 Mk. abgekanft habe. Seine Brüder schenkten ihm auch Glauben und waren über die Handlungsweise des Herrn v. Gaffron sehr empört. Sie liehen dieser Empörung auch Ausdruck, in dem sie in Be kanntenkreisen dieses angebliche Manöver des Herrn von Gaffron erzählten. Die Folge davon war, daß Gaffron immer mehr von der Gesellschaft boykottiert wurde. ES kam zwischen den Herren Richthofen und v. Gaffron zu einer offenen Feindseligkeit und Einleitung eines Ge richtsverfahrens. In dem Prozeß wurde festgestellt, daß v. Gaffron in der Geldgeschichte völlig einwandsfrei ge» handelt habe. Durch Fällung diese« Urteils wurde die Feindseligkeit jedoch nicht beendet, sondern loderte im Gegenteil erst recht auf und fand schließlich in dem am Mittwoch morgen stattgefundenen Duell ihr blutiges Ende. Gent, 12. Mai. (Eifersuchtsattentat.) Eine junge Arbeiterin beging hier auf der Straße ein Eifer- suchtSattsntat gegen ihren Geliebten. Sie lauerte diesen auf, begoß ihn mit Vitriol und schoß ihn eine Kugel in den Kopf. Der junge Mann war auf der Stelle tot. Die Täterin flüchtete, wurde aber von mehren Paffanten verfolgt, auf die sie ebenfalls mehrere Schüsse abfeuerte. Sie sprang schließlich ins Wasser, wurde aber wieder herausgeholt. Vorher hatte sie aber Vitriol getrunken, sodaß ihr Zustand hoffnungslos ist. Petersburg, 12. Mai. (Die Feuersbrunst in Kirin) Der Brand in Kirin hat sämtliche Straßen der Stadt in einer Ausdehnung von mehreren Kilometern, erfaßt. 3000 Häuser sind niedergebrannt, darunter sämt liche Diplomatische Missionen und Konsulate, mit Aus nahme des russischen, das außerhalb der Stadt liegt. Der Gouverneur ist geflohen. Die Ausländer sind auf das jenseuige Ufer des SungariflusseS übergesiedelt. 100 000 Chinesen sind obdachlos. DaS Feuer ist von Tungusen angelegt worden, die bereits in verschiedenen Orten an der ostsibirischen Bahn Brandstiftung verübt hoben. Unwsltsr-sracbricdtsn. Köln, 12. Mai. (Unwetterverheerungen in Westeuropa.) In der vergangenen Nacht gingen in der Rh-irprcvinz schwere Gewitter mit Hagelschlag nieder Das Dorf Flacht (Reg.-Bez. Wiesbaden) wurden durch einen Wolkenbruch längere Zeit unter Wasser gesetzt, wo bei zahlreiches Kleinvieh ertrank. Der Bahndamm wurde uare-waschcn, und die Züge hatten mehrere Stunden V rspätung Felder und Wiesen sind auf weite Strecken vollständig verschlammt. An den Obstbäumen hat der Hagel schweren Schaden angerichtet. Auf dem Schießplatz Wahn traf bet Blitz eine Gruppe Aritlleristcn, von denen zw t getötet wurden; ein dritter blieb bewußtlos liegen, konnte aber durch ärztliche Hilfe ins Leben zurückgerufen werden Antwerpen, 12. Mai. Während eines niedergehenden GuvuterS schlug der Blitz in eine Knabenschule in Bra schul ein. Mehrere Schüler wurden betäubt; das Ge bäude geriet in Brand, der jedoch bald gelöscht werden konnte. Eisenach, 12. Mai. (Vom Blitze erschlagen.) Bei einem starken Gewitter wurde bei Mechterstädt ein mit einigen Frauen auf dem Felde arbeitender Landwirt vom Blitze getroffen und getötet. Die Frauen kamen mit dem Schrecken davon. Brüssel, 12. Mai. Nach Dutzenden zählen die bei gestrigen Gewitter durch Blitzschlag eingeäscherten Bau ernhäuser, Scheunen, Ziegeleien, Fabrikgebäude u. s. w. Sechs Todesfälle und mehrere schwere Verwundungen durch Blitz werden gemeldet. Enorm sind auch die Schä- digungen der Landwirtschaft durch die gewaltigen Wol kenbrüche, die nicht in einzelnen Regentropfen, sondern in kompakten Wassermassen, mit schweren Eisstücken ver mischt, herabstürzten, Saaten und Treibhäuser zerschlagend und in den hügligen Gegenden die Ackerkrume w gspülend. Vielfach wurden die Eisenbohndämme unterwaschen und der Betrieb unterbrochen. Der Rönig von Sachsen gegen Kammersänger Aarl Burrian um 50 000 Mark Aonventionalstrafe. 82K. Dresden, 12. Mai. Am Mittwoch nahm der Prozeß des Königs Friedrich August von Sachsen als Eigentümer und Erhalter der König!. Hoftheater zu DreS- den gegen den Königl. Sächs. Kammersänger Karl Burian (Theatername Karl Burrian) wegen Zahlung einer Kon ventionalstrafe von 35 400 Kronen — 30 000 Mark — vor dem k."k. Landesgerichte seinen Anfang. Der beklagte Opernsänger bat bekanntlich den mit den Königlichen Hoftheatern abgeschloffenen Engagementsantrag gebrochen. Aus der Klageschrift des Königs von Sachsen ist folgen- deS mitzuteilen: „Der Beklagte schloß mit der General direktion der Kgl. Sächs. Musikkapelle und der Hoftheater am 19. Februar 1906 zu Dresden einen Vertrag ab, dem zufolge 'er für die Kunstgattung als Sänger an den Köngl. Hoftheatern zu Dresden engagiert wurde. Das Engagement begann mit dem 1. August 1906 und ist vertragsmäßig bis 31. Juli 1913 festgesetzt worden. Der Beklagte sollte außer dem in die Hoftheaterferien fallenden vierwöchentlichen Urlaub einen am 1. November eines jeden Jahres beginnenden und am 28. Februar des nächsten Jahres endenden Gastspielurlaub nach Amerika e halten Der Beklagte verpflichtete sich zur Mitwirkung in allen von der Bühnenleirung angeordneten Proben, Vorstellungen, Festspielen pp. Wenn er eigenmächtig und ohne RechtSgrund seine vertragsmäßige Tätigkeit einstslle, sollte eine Konventionalstrafe von 30 000 Mar? verwirkt sein. Herr Karl Burrian machte von dem ihm zustehenden Urlaub für die Zeit vom 21. November 1910 bis 28. Februar 1911 Gebrauch, kehrte aber nach Ablauf dieses Urlaubes trotz wiederholter Aufforderung der General direktion nicht zurück und verweigert die Ausübung seiner vertragsmäßigen Tätigkeit. Demzufolge erklärte die Bühnenleitung den Beklagten als vertragsbrüchig und veranlaßte seine Eintragung in die Liste der Kontrakt brüchigen bei dem Präsidium des Deutschen Bühnenvereins. Der Beklagte ist demnach verpflichtet, die Vertragsstrafe Im entMendril Augenblick. Roman von Reinhold Kronheim. 17 (Nachdruck verboten.) .Sidin weiß jetzt noch nicht, was er später »an wnd," widert« dieser ausweichend. .Wann wüst Du mich also abholen und wo tr ff n wr uns?- .Heut« Abend, wenn die Wächter die zehnte Stunde luftN MUß der weiße man auf dem P.ffar bar« sein." „Es ist gut, fahre zurück.' Um zehn Uhr war Feldberg an der bezeichneten S ll-. Eine dunkle Gestalt trat aus dem Schatten, ,» war Sid'N Sobald wir da« arabisch« V -rtel passiert haben, w-rn - bin dem weißen Manne die Augen verbinden, er darf de« O i nicht w'ede.finden, e« ist möglich, daß er unsere Vo-schla,- Mcht annimmt,' sagte kidin. »er ist sichea in der großen Stadt, seme Brüder würden -h, suchen! .Dann vorwärts!' , —... E « waren eine Strecke mit einander gegangen, al« v'dm rin Tuch he,vorholt und es F-ldberg über die Augen legte. St« gingen durch „„e U«,ahl von Gäßchen, r« kam F-ldberg vor, al« g ngen sie Mehrmal« denselben W«a Endlich blieben fi« stehen. Sidin klopft« an «ine Tu» Man trat ein. Feldberg bemerkt« an dem scharf,n, sauren Geruch, daß man in diesem Hause Op "M rauchte. Auf ein« Weisung Sidin« «ntkrrnte er die B'"de von seinen Augen und rbl ck « fünf Männer, di« ihr, G fichtrr durch schwarz« Farbe bi« zur Unkenntlichkeit ,nl- stellt Haven. »Wer ist der Weiß«?' kragte der En«. -2* ist Man«, dem von «in-m seiner Brüder schwer«, Unrecht mg.sggt wurde,- antwortete Sidn, „er sucht Rach«, ob er Schätz« such, Wir, weiß ich n chr." e-H" " »«schworen?" „Neml- »SchwSri denn, Fremdling bei dem Andenken an D-me Mutter, daß Du von drm, was Du hier stehst und hörst, nicht« >> rul-/e'w UN W-nn Du de« Schwur le st st venraurn wir D r, d-i n e-er w- ße Mann schwört nicht fatsch.' Jü schoö e es, sagt» Feldberg nach em-g-m Besinnen. E« ü uu', begann der Sprecher wiedrr, wir find Ketju«, Riuber. wr n-dm-n Schätze, wo wir solche finden, aber wir i! , k n n cht da« Blut unserer Brüder. Allah hat es ve bo-n. f.b 7 rr d t da« Gu-e oll-n seinen K ndern geschenkt. W lln Du unfttiw Van^e keitreten?" Nr'n." erw ''erte F-ldberg mit fester Stimme. ^ö ma)st Du aeh-v, denke an Demen Schwur, wir find mä hi a Yen« , D L »u verderben, wen« Du ,hn brichst. Sidm, br nq- »rn Fr w-.n hm, wo Du ,hn geholt hast.' Dc w ße Minn war töricht' sagt« Sidm untkrweft» zu F er hält» von den Menschen erfahren können was er g-will bä , d e Brüder haben untereinander kem Geheim«'«.' D-nn sa >« mir e« so, Sidin," sagte Feldberg fast bmend. -ü « Herz lst sehr gek'änkt, er will Rache ' „widerte der I n-n- fiuster. .Ec war der Herr in dem Haus, von Dq. W,» er tat, hieß der Herr gut. Nur Mangka, di, «'st, D e «'m, Hot», rin doppelt,« Herz, fie hat da« Gel» gestohlen »n>, m Sidin« Belt versteckt. Der Herr nahm di- Peitsche vor nll-n Dienern und jagte Sidin aus dem Haus« wie einen H ind, Sein H u» soll in Rauch ausgehen und Sidin wird da» M sier in se>n Her, stoßen. Wenn der we ß, Man« Helsen will, ertährt er alle», sonst qeht S'din zu den Ketju« in die Berg«. Sie fürchten da« Blut nicht " N m" sagte Feldberg, .sage ,« mir ohne Bedingungl" .W ll der we ß- Mann Rache nehmen an von Dalen?' .Ja meiner A t jo,' entgegnete Feldberg .Dann wird es ihm Sid n sagen, denn ,« wird fern Herz auch v-rwunden Von Dale« hält die Braut de« weißen Maa« m« in seinem H use gelangen Sie soll sein« Frau werden, aber sie w ll nicht, fie sehnt sich nach dem we ß-n Manne und wem! olle Tage. W's sagst Du Elfi« ist auf Java?' schrie Feldberg und riß dre B nd» von s'inen Augen. W - fin» am Passar baru da« weiße Mädchen ist auf Salaüaa und Sidm geht i« die Berg, zu lernen B üde-n k' Er v-rschwand in der Dunkelheit. F-ldbe-a amg nach Hius« wie »m T aum. El's» war auf d«is-lb'n J ck-l w'« er, fi« sah dieselben Sterne, v"lle-chi kühlte derselbe W nehauch ihre he ß- S. rn, trug «r ihr v ell« cht ihre« Namen m, den er vor sich hinsprach? Noch an demselben Abend schrieb er ihr und beschwor fie, nur noch kurze Zeit auszuharren, in einigen Tagen würde er O fisier sein, dann würde er selbst in ihr« Arme eile« und all-«, alle» sollt« vergeflen sein, dir Zeit dt« Glückt« sollt« da«» für fi« anbrechen! 6. Kapitel. In dem wilden, schluchtenreichrn Teile von Mittek.Java, der nicht von der großen Kunflstraße, welche mit ihren zahlreiche» Abzweigungen säst die ganze Insel durchzieht, berührt wird, herrscht noch alt'javanische« Leben in Ken vereinzelt daliegende« Dörfern w « vor tausend Jahren. Obwohl auch hier die we« nigen Bewohner dem Namen «ach zum Jllam bekehrt find, huldigt man doch noch v «l mehr den alten heidnischen Gebräu« chrn der entschwundenen Religion, zu der sich die flüheren Be« wohner der Insel bekannien. In jenen waldigen Teilen b> findet sich im Umkre s« von mehreren Mecken ein« Menge schöner Tempelruinen, alle von sauber gearbeitetem Granit mit ab««, truerlichen Siatuten und F guren. Non der großen Mehrheit der Eingeborenen werden diese Gegenden für gewöhnlich ver« «reden man fürchtet den Spuk und die bösen Gerster, di« dort herrschen. Sie bilden daher einen willkommenen Zufluchtsort für solche Leute die sich mehr vor den Waffm Lebendiger, al« vor dem gesp-nsterhasten Treiben Abgeschi«den«r fürchten. Die inländischen Räube, banden, di- n ihrer verwegenen Tollkühnheit und grausamen Hintrrlist d -fin gen der Abruzzen bei wette« vbertrrff-n, Hause» hier Uttb find zum Aerger d« javanische« Polizei und de« Militär« Nirmal« ganz au» umnen ftkwese«. D « Rumen bilde« so o -le Schsup'w nk-f, st, fi-m i„iw« s« so unzugänglich, daß man den Räubern «e mn rech em Erfolg zu Le'be rücken konnte. Ja , ner Grotte, di« von steilen Felsen umgeben war, saßen und lagen wohl zwanzig bewaffnete Männer rauchend oder schlafend, wöh-end mehrer« F auen m>t B rei-ung der Mahlzeit beschädigt waren Ja «mir Eck- stand Sidin und flüster!« mit einem groß-n I vanen von herrisch«» Manier«», der der Haupt mann d« Band« ,u s-in schien. .Du hältst da» Unternehmen für gefahrlo« und lohnend?^ fragte de, Jio ne. indem er 8«dm durchdringend ansah. Jh werde daiür sorgen, daß Ihr alle E-nloß «»haltet i« da« Haus; der weiße Hund w rd m den nächsten Tage« viel Geld rmnehmen, wenn er den Kaffee verkaufl, der eigrntl ch uns gr Srt D « S legrnhrit muß benutzt werden, denn er hält da« Geld «echt lange >m Hause, er sch'ckt e« weg mit dem Feuerwagrn