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Nr. 52. Pulsnitzer Wochenblatt. — Dienstag, den 2. Mai 1911. Seite 2. Dienstag in Gegenwart des König!. BezirkSschulinspektorS Dr. Hartmann-Kamenz, des Lehrerkollegiums, des Schul vorstandes, des StadtgemsinderateS und anderer Behörden. — Unglücksfall.) Auf der Landstraße Königs brück—Kamenz, unweit des Schießhauses, stürzte am Frei tag abend der bei der Düngerexportgesellschaft auf Rittergut Koitzsch beschäftigte Geschirrführer Ernst Etienne so unglück lich vom Wagen, daß er überfahren wurde und aus der Stelle tot war. Das Unglück ist ohne Augenzeugen passiert. Kamenz, (Elektrische gleislose Oberlei tung s bahn.) Die Eisenbahn- und Kraftwagenbetriebs gesellschaft Lübbecke und Kehl in Eisenach plant die Errichtung einer elektrischen gleislosen Oberleitungsbahn Bautzen—Kamenz—Königsbrück. Das Projekt befindet sich zurzeit allerdings noch in ersten Stadien und läßt keinen Schluß auf seine Verwirklichung zu. Prietitz, s. Mai. (Veränderungen im geistli chen Amt.) Herr Pastor Günzel, welcher Jahre lang der hiesigen Kirchgemeinde ein treuer und äußerst gewissen hafter Seelsorger gewesen, verläßt sein ihm lieb gewordenes prietitz. Lin schweres Herzleiden, von welchem er schon im vergan genen Winter in Bad Nauheim Heilung gesucht aber nicht gefunden, zwingt ihn, vorzeitig in den Ruhestand zu treten. Herrn p. Günzel wurde das Ritterkreuz I. Klasse des Albrechts ordens verliehen. An Stelle des Scheidenden wurde nach am ver gangenen Sonntage gehaltener Gastpredigt Herr Pfarrvikar Müller aus Gberwürschnitz, Sohn des Herrn Kantor Müller in wehrsdorf, vom Kirchenvorstande einstimmig gewählt. Crostwitz. (Wechsel im GemeindevorstandS- a m t.) Nach vorheriger Erklärung, eine Wiederwahl nicht mehr anzunehmen, scheidet iM 18-jähriger Tätigkeit als Gemeindevorstand Herr Georg Zimmermann am 15. Mai aus seinem Amte. Als sein Nachfolger wurde Herr Bäcker meister Just gewählt. Dresden, 1. Mat. (Zur Anstellung derSchul - amtSkandidaten) wird dem „Dr. I." von zustän diger Seite folgendes mitgeteilt: Durch die Presse ist vor kurzem die Nachricht gegangen, daß zu Ostern dieses Jahres Lehrerstellen für SchulamtSkandtdaten nur ausnahmsweise frei geworden seien, und daß daher von mehreren Lehrer- semtnaren kein einziger Abiturient zu Ostern dieses Jahres Anstellung erhalten habe. Hierzu ist berichtigend zu be merken, daß dies nur vom katholischen Seminar in Bautzen gilt. Von den evangelischen Lehrerseminaren des Landes sind zu Ostern dieses Jahres 664 Schulamtskandidaten abgegangen. Davon sind 267 zur Ableistung ihrer ein jährigen Militärpflicht sofort in das Heer eingetreten. Von den verbleibenden 397 Kandidaten haben mit Be ginn des neuen Schuljahres am 24. April von sämtlichen Seminaren bereits 211 im Schuldienste Anstellung ge sunden. Außerdem sind 213 Kandidaten, die nach ihrem Abgänge vom Seminar zu Ostern 1910 in das Heer ein getreten waren und sich für 1911 erstmalig zum Schul- Lienst gemeldet haben, sämtlich angestellt worden. — (Seine diesjährige Hauptversamm lung) hält der Landesverband der Ortskrankenkassen im Königreich Sachsen am 13. Mai in Dresden ab. Auf der Tagesordnung steht u. a. ein Vortrag über „Die Rege lung des Kassenbeamtenrechts durch die ReichSverstcherungS- ordnung und deren Einführungsgesetz". Mit der Gene- raloersammlung wird gleichzeitig ein Besuch der Inter nationalen Hygiene-Ausstellung verbunden sein. Bischofswerda, 2. Mai. (Morgen sind 550 Jahre verflossen) seit der Zeit, daß Bischofswerda zum ersten Male in einer Urkunde als Stadt genannt wird. Das geschah in einer KonficmationSurkunde des Bischofs Johann l. von Eisenberg über die Stiftung des AltarS zum heiligen Kreuze vom Tage der Kreuzerfin- düng vom 3. Mai 1361. Konfirmation heißt hier so viel wie auch bei der Konfirmation der Kinder in der Kirche, Bestätigung. Bestätigt wurde die Schenkung des Edlen Eberhart von Querfurt: Der Altar in der Kirche, dazu die Zinsen von den Fleisch- und Brotbänken, auch Scheunen, Aecker und Gärten, vor den Toren und Mau ern Bischofswerda gelegen. Dafür mußte ein Altartst, ein Geistlicher an fünf Tagen im Jahre mit Aufgang der Sonne die heilige Messe lesen. Bautzen,Z (Der hiesige Margaritt en tag) am Sonnabend ist als äußerst gelungen zu bezeichnen. Der Verkauf der Blumen war ungemein rege und d'e Fest- kartsn worenIbereits am Mittag fast ausverkauft, sodaß deren Preis beträchtlich erhöht worden war. Der Ver kehr am Nachmittag und Abend war ein ganz enormer. 400 Mädchen aus allen Kreisen beteiligten sich am Blu men. und Kartenverkauf. Auch König Friedrich August, der auf der Fahrt von Schlesien nach Dresden nachmit tags 3 Uhr hier durchfuhr war Teilnehmer des Marga- rittentags, indem er während des kurzen Aufenthaltes auf dem Bahnhofe von fünf daselbst anwesenden Blu- menmädchen mehrere Margaritten kaufte und ansteckte. Die Einnahmen des Bautzner Margarittentages werden auf 12 000 Mk. geschätzt. Oelsnitz, 1. Mai. (Ruhestand.) Unser hochgeschätzter EphoruS, Herr Kirchenrat Sup. Herzog wird bekanntlich Ende September sein Amt niederlegen, um in den wohl verdienten Ruhestand zu gehen. Dem Vernehmen nach zieht er nach Dresden. D-r jetzt 65 Jahre alte hoch- geschätzte EphoruS ist in Neschwitz bei Bautzen geboren. riagesgCsÄzicvts. Deutsches Reich. (Die Abreise des Kaiser paares von Korfu.) Die Kaiserliche Familie hat am 1. Mai, mittags gegen 1 Uhr an Bord der „Hohenzollern", der sich der Kreuzer „Königsberg" und das Depeschenboot „Sleipner" anschlossen, Korfu verlassen. Die Korfioten, die für die Uebernahme der Ausgrabungen dem Kaiser außerordentlich dankbar sind, bereiteten ihm auf der Fahrt vom Achilleion zum Hafen und bei dem Anbordgehen in Korfu stürmische Ovationen. Gegen 11 Uhr hatte der Kaiser sich noch zum letzten Mal zu den Ausgrabungen in Garitza begeben, wo vor der Ostfront des Tempels der Altarplatz in einer Länge von drei und einer Breite von sechs Meter freigelegt wurde. Beim Abschied ließ der Kaiser den Arbeitern abermals 100 Mark überweisen. Gegen Mittag holte die Kaiserin in Begleitung der Prin zessin ihren Gemahl von der Ausgrabungsstelle ab, wo raus das Herrscherpaar dem König von Griechenland einen Besuch abstattete. Der Kaiser äußerte, daß es ihm in diesem Jahre besonders schwer werde, Korfu zu ver lassen, wo er die Erholung die er suchte, in so reichem Maße gesunden hätte. Die Kaiserliche Familie trifft Mittwoch nachmittag in Genua ein, von wo sie sich direkt nach Karlsruhe begibt. Karlsruhe, 1. Mai. (M o n a r ch en b e g n u n g.) Der König von Schweden, der mit seiner Gemahlin, der Schwester des GroßherzogS von Baden, auf der Rückfahrt von Rom hier für einige Tage Wohnung genommen hat, hat sich unerwartet entschlossen, seinen Besuch um mehrere Tage zu verlängern. Er wird somit dem Besuche bei wohnen, den das Kaiserpaar dem badischen Großherzog auf seiner Rückkehr von Korfu am nächsten Donnerstag abstattet. — (Seinen 62. Geburtstag) begeht morgen am 3. Mai fern von der nordischen Heimat im Lande Italien des neuen deutschen Reiches ehemaliger Reichs kanzler Fürst von Bülow Manche hoffen, daß über kurz oder lang er wieder an die Spitze treten wird. Wir unserseits glauben Indexen nicht, daß diese Hoffnung je in Erfüllung gehen wird, denn Bülows einstige Hal tung namentlich auch bezüglich der auswärtigen Politik des neuen deutschen Reiches — erinnert fei nur an die vor 10 Jahren stattgehabte Algeciraskonferenz — war doch wahrlich keine uns Deutschen sonderlich sympathische, war eine solche, die recht wenig würdig war des macht vollen neuen deutschen Reiches. Berlin, 30. April. (Eine Mahnung an Frank reich.) Die „Norddeutsche Allg. Ztg." schreibt in ihrer Wochenrundschau zu dem französischen Vorgehen in Ma rokko: „ES ist zu hoffen, daß die Ereignisse der franzö sischen Regierung die Innehaltung ihres Programms ge statten werden. Ein Hinausgehen über dasselbe würde deshalb mit der Algeciras-Akte nicht in Einklang stehen, weil ein wesentlicher Bestandteil der Akte ein unabhängiger marokkanischer Herrscher ist. Ein Durchbrechen wesent licher Bestimmungen der Algeciras-Akte, selbst wenn es durch zwingende äußere Umstände und gegen den Willen der handelnden Macht herbeigeführt würde; würde sämt- lichen Mächten ihre volle AktionSfretheit wiedergeben und könnte damit zu Konsequenzen führen, die sich zur Zeit nicht übersehen lassen. Wir können aber nur wie derholen, daß vorläufig kein Anlaß vorliegt, bei der bis herigen vorsichtigen Haltung der französischen Regierung eine so weitgehende Entwicklung der derzeitigen Verhält- nisse vorauszusehen." Deutsches Reich. (DieLehre derReichStagS- neuw ah len.) Während der Legislaturperiode, die im Januar 1907 begann, haben im ganzen 45 Nachwahlen stattgefunden. Es sind etwa 12 vom Hundert all-r Man date erneuert worden. Bet 29 von diesen Nachwahlen behaupteten die beteiligten Personen ihren Besitzstand. Im übrigen gestaltet sich das Ergebnis der Nachwahlen folgendermaßen: Die Sozialdemokratie gewann 9 Man date und verlor keinS. Lie Fortschrittliche Volkspartei gewann 2 und verlor 2 Mandate. Die Nattonalliberalen gewannen 3 und verloren 6 Mandate. Das Zentrum gewann ein und verlor 1 Mandat. Die Welfen gewan- nen ein und verloren kein Mandat. Die Konserativen verloren 4 Mandate, die wirtschaftliche Vereinigung büßte 3 Mandate ein, ohne Ersatz dafür in anderen Wahlkreisen zu erhalten. Das ist das Ergebnis der hetzerischen Aus beutung der Finanzreform durch die Liberalen: den rechts stehenden Parteien sind 7 Mandate abgetrieben worden, aber die Liberalen selbst haben keinen Gewinn davonge tragen, im Gegenteil, auch die Nationalliberalen haben den Verlust von 3 Mandaten zu beklagen. Gewonnen haben lediglich die Sozialdemokraten und die Welfen. Das war ja vorauszusehen, aber es scheint nicht, als ob man im liberalen Lager Lehre daraus ziehen wollte. Gesterreich-Ungarn. Wien, 1. Mai. (Die Auf fassung der deutschen Warnung in Oester reich.) Die Auslassung der „Nordd. Allg. Ztg." über die französische Marokkopolitik wird in hiesigen diploma tischen Kreisen als ein ernstes Warnungszeichsn aufge faßt. ES wird auch nicht angenmmen, daß die Veröffent lichung nur dem Zwecke diene, den mit der scheinbaren Reserve der deutschen Reichsregierung unzufriedenen Krei sen in Deutschland zu zeigen, daß man im Auswärtigen Amte nicht schlafe. Die Adresse ist unzweifelhaft Frank reich, dem die Algecirasakte ins Gedächtnis gerufen wer den soll, bevor der dortige Minister des Aeußern sich von den kolonialen Interessenten und vielleicht auch ränke süchtigen Kollegen ins Schlepptau nehmen läßt. Ruhland. (Zur Reise des deutschen Kron prinzenpaares.) Der deutsche Kronprinz war vom Kaiser Nikolaus eingeladen worden, aus der Rückreise von der Ostasienreise Petersburg zu besuchen. Das Kronprin zenpaar wird Mitte Mai in Petersburg stntreffen und im Schlosse ZarSkoje Selo absteigen. Die Vorbereitun gen sind bereits getroffen. Der Besuch soll vier bis fünf Tage dauern. Ein detailliertes Programm liegt noch n cht vor. Politische Kreise erblicken in dem Besuch nicht nur einen verwandtschaftlichen Akt, legen ihm vielmehr große politische Bedeutung bei. Äli Emg »IN SHauiMltz-kiM ff Aus der Reihe der deutschen Bundesfürsten ist Fürst Georg zu Schaumburg-Lippe ganz unerwartet durch den Tod abgerufen worden. Er wurde am vergangenen Sonn- tag im Bückeburger Residenzschlofse plötzlich von einer Herzschwäche befallen; die Anfälle wiederholten sich im Laufs des Nachmittags in bedenklicher Weise, gegen Abend trat Bewußtlosigkeit bei dem hohen Patienten ein und um 9 t/, Uhr entschlief er sanft. Die Gemahlin des Ver storbenen, Fürstin Maria Anna, der StaatSminister von Feilitzsch und der Hofstaat weilten beim Ableben des Fürsten am Sterbebette, während seine Söhne erst nach dem Heimgange ihres Vaters eintrafen. Fürst Georg war am 10. Oktober 1846 zu Bückeburg als Sohn des Fürsten Adolf Georg und der Fürstin Hermine geboren, er hat ^also ein Alter von nahezu 65 Jahren erreicht. Er machte den Feldzug gegen Frankreich im Stabe des Generalkommandos des 7. (westfälischen Armeekorps mit und trat später in das preußische Leib-Garde-Husaren- Regiment ein; in der Folge rückte er in der preußischen i Armee bis zum Runge eines Generals der Kavallerie vor. Am 16. April 1882 vermählte sich der damalige Erbprinz Georg mit Marta Anna, geborene Prinzessin von Sach- sen-Altenburg, am 8. Mai 1890 folgte er seinem Vater, dem Fürsten Adolf Georg, nach besten Tode in der Re gierung des Fürstentums Schaumburg-Lippe nach, die er demnach fast 18 Jahre hindurch geführt hat. Der unge- mein glücklichen Ehe des hohen Verewigten sind sieben Kinder, fünf Söhne und zwei Töchter entsprossen, das älteste von ihnen, der bisherige Erbprinz Adolf, hat jetzt den erledigten Thron von Schaumburg-Lippe bestiegen. Der neue Fürst ist am 23. Februar 1883 geboren und noch unvermählt, er hat bisher beim Husaren-Regiment König Wihelm I. in Bonn Dienst getan. Der verewigte Fürst Georg ist weder als Bundesfürst und noch weniger als Erbprinz politisch irgendwie hervorgetreten, nicht ein mal zu jener Zeit, als der une» glückliche Streit um die Erbfolge zwischen den Häusern Schaumburg-Lippe und Lippe - Biesttrfeld tobte. Von Natur allen Kämpfen und Differenzen abhold, erkannte Fürst Georg damals den vom Schiedsgericht in diesem Streit unter Vorsitz des Königs Albert von Sachsen gefällten Schiedsspruch willig an, der d m Grafen Ernst zu Lippe-Biesterfeld die definitive Regentschaft in Lippe-Dermold zusprach, nach dem vorher Prinz Adolf von Schaumburg-Lippe, Bruder des jetzt Heimgegangenen Fürsten Georg und Schwager Kaiser Wilhelms, die Regentschaft geführt hatte. Trau lich aber hat Fürst Georg immerdar für die Entwicke- lung seines Landes und das Wohl seiner Landeskinder gesorgt, die nun aufrichtig den so unerwarteten Heim gang ihres gütigen Fürsten beklagen. Di« Beisetzung des hohen Entschlafenen soll nächsten Sonnabend provi sorisch in der lutherischen Kirche zu Bückeburg stattftnden. Nus aller XVelt. Berlin, 1. Mai. (Raubmord inLichtenberg.) In der. Mainzer Straße in Lichtenberg ist heute um 11 Uhr vormittags ein Raubmord entdeckt worden. DaS Opfer des Mordes ist die 51 Jahre alte SchlächterSgattin Anna Nickel, die heute vormittag in ihrer Wohnung überfallen und auf eine bisher noch nicht festgestellte Weise ermordet worden ist. Geraubt ist anscheinend gar nichts, da der Täter gestört worden ist. Wer der Täter ist, ist noch unbekannt. Berlin, 1. Mai. (Raubattentat auf einen Gastwirt.) Gestern Nacht um ^/,12 Uhr wurde der Gastwirt Niewiak und seine Ehefrau in der Krummen Straße 48 zu Charlottenburg von drei Verbrechern über fallen und am Kops erheblich verletzt. Die Tochter des verwundeten Ehepaares nahm in einer Droschke die Ver folgung der Verbrecher auf und so gelang eS, sie im nächsten Polizeirevier festzunehmen. Die Drei wurden als die vorbestraften Gebrüder Hänelt festgestellt. Berlin, 1. Mai. (D i e M a if ei er.) Die Beteiligung an der heutigen Maifeier der Berliner Sozialdemokraten war schon in den Vormittagsstunden sehr rege. Die Mitglieder der großen Gewerkschaften fanden sich in ihren Bezirks- und Zahllokalen zusammen und zogen vielfach in geschlossenem Zuge nach d-n einzelnen Versammlungs sälen. Auffallend groß war dle Zahl der Frauen und Mädchen in diesen Zügen. Die Versammlungen verliefen durchweg ruhig und endeten mit der Annahme der vom Vorstand der Wahlvereine und der Gewerkschastskommis- sion gemeinsam ausgearbeiteten Maifeier-Resolution, in der für den Völkerfrieden emonstriert wird. Die Polizei hielt sich vollständig fern. Nur vor den großen Ver- sammlungSsälen gingen einzelne Schutzleute auf und ab. München, 1. Mai. (Maifeier in München.) An der Maifeier auf den Roal vor der Parsevalhalle nahmen heute mittag 35 000 Personen teil. In dem Zuge befand sich einer der Bergarbeiter, die im Schröder- Prozeß seinerzeit zur Zuchthausstrafe verurteilt worden waren, jüngst aber freigesprochen worden find. Unter freiem Himmel sprachen drei Redner über die Bedeutung des ersten Mai. Die teilweise unter strömenden Regen stattgehabte Feier endete mit der Abstngung des Ar beiterliedes. , Wien, 1. Mai. (Maifeier in Oesterreich.) Die Maifeier in Wien ist ruhig verlaufen. Auch aus der Provinz liegen keine Nachrichten über Ausschreitungen oder Zusammenstöße Mit der Polizei vor. Breslau, 1- Mai. (Entdeckung eines Mäd chenmord es.) In einem Wasserloche bei Schmolz, Landkreis Breslau, wurde eine fast völlig entkleidete Leiche eines 14 bis 16jährigen Mädchens gefunden. Der Körper der Toten wies sieben Messerstiche auf, von denen ein Stich in den Hals tödlich gewesen war. Vom Täter ist bisher keine Spur entdeckt worden. Paris, 1. Mai. (Der Weltfeiertag.) Dank der Vorsichtsmaßregeln der Behörden ist eS bis zu den späten Nachmittagsstunden zu keinem nennenswerten Zwischenfall gelegentlich der Maifeier gekommen. Vor mittags 11 Uhr fand in der Arbeiterbörse eine große Syndikalisten - Versammlung statt, in welcher gegen das Verbot des Straßenumzuges durch dir Regierung Ein- spruch erhoben wurde. Indessen forderten die Versamm-