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Pulsnitzer Wochenblatt erscheint: Dienstag, Donnerstag u.Sonnabend. 5lm1s des k^önigl. Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz und Zeitung Vlatt Mit Mustr. Sonntagsblatt", „Landwirtschaft, licher' Beilage" und „§ür Kaus und fZerd". Abonnement: Monatlich 45 pk., vierteljährlich Mk. 1.25 bei kreier Zustellung ins Zaus, durch die Post bezogen Mk. 1.4t. lelegr.-^ldr.: V^ochenblaN Pulsnitz Inserats kür denselben lag sind bis vormittags 10 Uhr aukzugebsn. Vis künk mal gespaltene Zeile oder deren Naum 12 pk., Lokalpreis 10 pk. Neklams 25 pk. Sei Wiederholungen Nabatt. Zeitraubender und tabellarischer Satz nach be sonderem larii. Lrküllungsori ist Pulsnitz. §ernsprecher: Nr. 18. vezirKS-5lNZSlgSr Qrntcrlllntt siin umfassend dis Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz m. s., Vollung, Srohröhrsdorf, Bretnig, löauswaids, Ohorn, Oberstem«, Nieder- rillUDalUlt I Ul Ovll / tluisgol pulsllll), steina,Weißbach,Ober-u.Niederlich1enau,§rieLersdork-1'hiemsndorf,Mittelbach,6rotznaundorf,Licytenberg,NIein-I)ittmannsdork. Druck und Verlag von L. L. Lörster's Erden (Inh.: Z. XV. Modr). Cxpedition: Pulsnitz, vismarckplatz Nr. 265. Verantwortlicher Nedaktsur: I. XV. Moftr in Pulsnitz. Mr. 48. Dienstag, dm 18. April 1811. 63. Jahrgang. Das Wichtigste. Beim Ballonwettfliegen in Reick ereignete sich eine Ballonexplosion, bei der 5 Menschen verunglückten. (S. bes. Art.) Die Internationale Hygiene-Ausstellung wird Sonn abend, den 6. Mai, mittags 12 Uhr eröffnet. In einem hannoverschen Dorfe sind 40 Gehöfte nie dergebrannt. (S. Aus aller Welt). Der nordamerikanische Botschafter in Berlin vr. Hill tritt am 1. Juli zurück. In dem französischen Weingebiet ist eine gewisse Be ruhigung eingetreten. Die Lage in Mexiko hat sich bedenklich verschlimmert. Bei Aguaprieta hatte eine Schlacht stattgefunden. Zum Gouverneur von Togo wurde der stellvertretende erste Referent beim Gouvernement in Südwest Ge heimer Regierungsrat Edmund Brückner ernannt. Die Zahl der Toten bei der Erbebenkatastrophe in Messina und Kalabrien beträgt nach statistischen Feststellungen 370 000. ErmlenNMs Vallon-Wglück. 82K Dresden, 17. April. (Ballon Nordhausen explodiert in den Lüften. — öLuftschisfer schwer verletzt.) Ein entsetzliches Ballonunglück hat 1. Osterfeiertag vom Sächsischen Verein für Luftschlfsahrt veranstalteten Nationalen Ballonwettfliegen, zu dem 18 deutsche Ballon angemeldet waren ein vor- zeitiges Ende bereitet. Trotz einer Windstärke von 11 — in den Lüften sogar 17 — Metern beschloß der Verein, das Wettfliegen stattfinden zu lassen. Viele Hunderte hatten sich an dem Füllorte der Ballons bei der Gasan stalt in Reick bei Dresden eingefunden, um dem fesseln den Schauspiel beizuwohnen. Nachdem ein Ballon glatt emporgestiegen war, mußten vier Ballons „Zwickau", „Dresden", „Augusta", und „Pegnitz", wieder entleert werden, weil sich einige Maschen ihrer Netze für den herr schenden böigen Wind, der zeitweise fast zum Sturm an» wuchs, nicht tragfähig genug erwiesen. Ballon „Rübe- zahl", geführt von Hauptmann Bormann, ging dann tadellos ab. Nun kam „Nordhausen" des Thüringischen Vereins für Luftschiffahrt in Halle an die Reihe. Ihm war ein furchtbares Schicksal beschieden. Man hatte den Ballon in anbetracht der Windstöße sehr leicht abgewo- gen und auch den Füllansatz aus Vorsicht zeitig geöffnet. Alles war zum Ausstieg fertig. Grenadiere hatten die Seile des von heftigem Winde hin und her getriebenen Ballons ergriffen. Plötzlich setzte eine schwere Böe ein. Aast ganz za Boden gedrückt, trieb ein erneuter heftiger Windstoß den Ballon einige Meter in die Höhe. In dem Augenblicke als der Fahrtenleiter Fabrikbesitzer Otto Korn daS Kommando „Los" geben wollte, setzte ein neuer Windstoß ein. Eine Anzahl Soldaten wurden zu Boden geschleudert, die übrigen Bedienungsmannschaften ließen Lie Seile loS und plötzlich erhob sich „Nordhausen" lang» sam in die Lüfte. Entsetzen und Grauen bemächtigte sich der nach Tausenden zählenden Zuschauermenge, als man plötzlich an der Außenseite de- Korbes einen Mann be- werkte, Ler sich krampfhaft an dem Korbrande festhielt. E» war der Fahrtenleiter Otto Korn, der im Augenblicke des Aufstieges dec „Nordhausen" es allein gewagt hatte, den Ballon zurückzühalten, als schon die Soldaten zu Boden geworfen waren. Der Ballon eilte rasch dahin. Er streifte einen Augenblick den Boden, dann vernahm man das Krachen der Barrierstangen, die wie Streichhöl zer glatt abgeknickt wurden und jetzt nahm der Korb einen starken ^attenzaun mit, um dann in einer Höhe von nur Vitt Yetern der nahen Gasanstalt Reick zuzu- etlen. Aui Korvran « hing noch immer der unglückliche Fahrtenleiter Korn und vergeblich versuchten die Korbin- saffen ihn in den Korv yereinzuzsthen. Nunmehr suchte der Führer der „Nordyamen Hauptmann von Oidtmann- Halle den Ballon durch Reißen der Reißbahn schnell zu entleeren und zur Landung zu bringen. Man sah mit Entsetzen den Ballon eine Wendung nach rechts machen und jetzt stieß der Korb an daS etwa 1V, Meter vorstehende Dach der Kohlenoorratshalle der Gasanstalt Reick mit so großer Wucht an, daß eS glatt durchbrochen wurde. In einer Höhe von 10 Meter ließ Korn den Korb los. Er sautzte zu Boden und erlitt einen Armbruch und eine Gehirnerschütterung Dann stieß der Korb nochmals hef tig auf das Dach des Gebäudes auf und klemmte sich dort fest. Plötzlich am Himmel ein greller Feuerschein. Man sieht nichts mehr von dem Ballon und seiner Gon del. Das aus dem Ballon entweichende GaS hatte sich an den Funken deS Schornsteines entzündet und explodiert. Die Ballonhülle hatte sich über das Dach gelegt, sodaß der Korb nicht hinunterfallen konnte. Die drei Insassen erlitten infolge de» heftigen Anpralles zum Teil sehr schwere Verletzungen. Der Führer Haupt» mann von Oidtmann erlitt Beinbruch und Gehirn- erschütterung, sowie einige andere minder gefährliche Ver letzungen vr. Urban-Leipzig innere Verletzungen, während vr. Kürlh-Leipzig eine Rückgratverletzung erlitt, aber noch abends nach Leipzig zurückfahren konnte Der Zustand des Hauptmanns von Oidtmann-Halle ist sehr bedenklich. DaS Wettfliegen wurde natürlich sofort abgebrochen. OsrtNcdes unQ Sücksisedss. Pulsnitz. (Nach dem Fest.) Der Osterhase hat jetzt gute Zeit! Er darf sich auSruhen. Zu tun hat das arme Tier ja genug gehabt; und seine Schuldigkeit hat eS gründlich getan. So mancher unter uns wird sich in diesen Tagen so recht darüber gefreut haben, daß er nicht als Osterhase auf die Welt gekommen ist. Denn das Eierlegen aus Wunsch und Kommando ist doch schließlich nicht Jedermanns Sache. Und diese Komplikationen heut- zutage bei dem Geschäft! Früher genügten Zuckereier. Wenn es hoch kam, mußten sie ein Trompetenmundstück haben, oder eine k eine Glasscheibe am spitzen Ende, hin- ter der sich in Oblatenbildchen befand. Aber heute müssen andere Eier gelegt werden: Chokoladeneier, Marzipan eier, Fondanteier, Eier mit Likörfüllung, Eier mit Creme... Selbst der Osterhase müßte Spezialist werden. Und das ist doch geradezu schrecklich! — Nach dem Fest atmet aber nicht nur der Osterhase erleichtert auf, sondern auch manche Hausfrau, 'enn die Arbeit des Festes ruht auf ihren Schultern — die Festfreude gab sie den andern. Mit dem Reinemachen begann es. Dann kam die Herrichtung der Gar erobe, dann war Küche und Keller zu versorgen. Für zahlreiche kleine Geschenke, die die Liebe und Freund schaft erhalten, war Ausschau zu halten. Und ordnend und regelnd und spendend mußte die kleine, liebe Hand mehr denn einmal zufassen und etngreifen. Nun kam die Ruhe nach dem Sturm. Die Festwogen haben sich geglättet, sind verlaufen. Und wenn auch ein Schlacht feld nach erfochtenem Siege meist vieles zu wünschen übrig läßt, so braucht ein Haushalt nach verrauschtem Feste darum noch nicht einer Trümmerstätte ähnlich zu schauen. Und wenn auch das alte Wort gilt, daß nach dem Feste nicht vor dem Feste ist, so können wir doch nicht mit unserem Trostsprüchletn zurückhalten, das da den gutgemeinten Rat erteilt: Daß der Humor dich nicht verläßt, Dafür gib acht bet Zeiten, — Denn nach dem schönst verlebten Fest Mußt stark du weiterschreiten! Pulsnitz (Familienabend des Evangeli- schen Arbeitervereins.) Bei dem vom Evangeli- schen Arbeiterverein am ersten Osterfetertag veranstalteten Familienabend war der Saal des Hotels „Grauer Wolf" bis auf den letzten Platz gefüllt. Um 8 Uhr nahm die Feier ihren Anfang; es wechselten allgemeine Gesänge, D.klamationen Gesamtspiele usw. miteinander ab. Im Mittelpunkte dieser Darbietungen stand der Vortrag des Herrn Pfarrer Schulze über die Passionszeit. Der ge- schätzte Herr Redner verstand es vortrefflich, die zahlrei- chen Zuhörer bestens zu unterhalten und bi» zum Schluß die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Die Deklamatio nen und Gesamtspiele gelangen in einer Weise, daß nur eine SUmme des Lobes herrschte. Spielleitung und Spie ler hatten alles daran gesetzt, diesen Abend zu einem der genußreichsten zu gestalten. Zum Schluß wurde bekannt gegeben, daß nächsten Sonntag in Ohorn ein Familien- abend stattftndet. Pulsnitz. (Kontrollversammlung.) Am 20. April d. I., vormittags 9 Uhr, haben alle in der hiesigen Stadt aufhältlichen Disposition-- Urlauber, Reservisten, Landwehrleute 1. Aufgebots und Ersatz-Reservisten sowie d.e zur Disposition der Ersatzbehörden entlassenen Mann schaften im Schützenhaus zur Kontrollversammlung sich einzustnden. Die Mtlitärpapiere sind mitzubringen. Pulsnitz M. S. (Der Theaterabend), den der hiesige Turnverein zum Besten seines TurnstättefondS am ersten Osterfeiertage im Saale deS Menzelschen Gast hofes veranstaltete, wie? einen zahlreichen Besuch auf. Zur Aufführung gelangten das dreiaktige Volksstück von Robert Hillmann: „Anton Greiner" und der Original- Schwank von Rudolf Flottwell: „Der verhaftete Turn verein", ein echtes deutsches Turnerstück, voll von herzer frischendem Humor. Gespielt wurde durchaus gut, das bewies der nach jedem Aktschluß gezollte reiche Beifall. Ohorn. (Theater-Aufführung) Eines sehr guten Besuches konnte sich der hiesige Turnverein am ersten Osterfeiertage bei seiner theatralischen Veranstaltung erfreuen. Die Aufführung des historischen Schauspiels: „Johanna", oder: „Die Zerstörung Speyers" war von bestem Gelingen begleitet. Spieler und Spielerinnen leisteten, wenn man den Dilettantismus in Betracht zieht. Vorzügliches; Garderobe und Ausstattung ließen nichts zu wünschen übrig. Der reichlich gespendete Applaus war darum ein wohlverdienter. Nach Abzug der not wendigsten Kosten dürfte für bedürftige Mitglieder immer noch ein Sümmchen bleiben. Obergersdorf. (Eine höchst schätzenswerte Schenkung), die von treuer Anhänglichkeit an unser altehrwürdiges Gotteshaus zeugt, ist unsrer Kirche von der Frau Rittergutsbesitzer von Zenker, geb. Weber aus NiedergerSdors geworden. Die Schenkung besteht in einem wertvollen Krankenkommunionbesteck, das neben Kelch und Hostienteller ein schönes Kruzifix sowie zwei prachtvolle Leuchter enthält. Unter Worten herzlichen Dankes wurde diese erneute Schenkung der gütigen Geberin im FrühgotteS- dienite des ersten Ostertages der Gemeinde bekanntgegeben. Prietitz. Die Weidegenossenschaft Welka hielt ihre diesjährige Generalversammlung am Sonntag den 9. d. M. im Gasthofe zu Prietitz ab. Der Vo sitzende, Herr Hantsche, eröffnete und leitete die Versammlung. Nach Begrüßung der Erschienenen erstattete er Bericht über daS Geschäftsjahr 1910. Die JahrsSrcchnung wurde vorgetragen und mit einem erfreulichen Abschluß für rich- tig erklärt. Ueber die gesetzliche Revision gab der Vor sitzende, Herr Kelling Bericht. Die Wahlen ergaven die einstimmige Wiederwahl der Herren Hantsche und Oekono- mierat Nicke, ebenso vom AufstchtSrate der Herren Scheu nert-Gersdorf und König-Burkau, neu in den Aufsichts rat hinzugewählt wurden die Herren Inspektor Bär RehnS- darf und Hillmann Talpenberg. Ueber den Eröffnungs tag zur Besetzung der Weide wurde noch kein Beschluß gefaßt, doch soll so zeitig wie möglich begonnen und auch in diesem Jahre bis 10 Fohlen ausgenommen werden. DaS noch ca. 400 Zentner in Gebäuden der Genossen- schäft sich befindliche gut eingebrachte Heu soll verkauft werden und wurde Herr Böhme Offel damit beauftragt. Nachdem noch verschiedene Angelegenheiten erörtert waren, schloß der Vorsitzende die Versammlung mit dem Wunsche für weiteres Gedeihen der Genoffenschaft. 8. Dresden, 18. April (Deutsche Fürsten in Dresden.) Wie jetzt feststeht, wird Kaiser Wilhelm voraussichtlich mit der deutschen Kaiserin zum Besuche der Internationalen Hygiene-Ausstellung im Mai oder Juni in Dresden eintreffen. Das Kaiserpaar nimmt im Residenzschloffe Wohnung. Auch der österreichische Thron- folger Erzherzog Franz Ferdinand, sowie die Großherzöge von Oldenburg und Mecklenburg werden die Ausstellung besuchen. Auch ein Besuch des Reichskanzlers von-Beth- mann Hollweg wird erwartet. 8. Dresden, 16 April. (Bekämpfung des Son derrabatts im Detailhandel.) Nachdem die Dresdner Handelskammer sich gutachtlich dahin ausge sprochen hat, daß daS Geben und Nehmen von Sonder- rabatt gegen die guten Sitten verstoße und das Ober- landeSgericht entschied, daß der Boykott als Kampfmittel zulässig sei, wenn er nicht unerlaubten Zwecken diene, hat sich der Dresdener Verein gegen Unwesen im Handel und Gewerbe die Bekämpfung der ungleichmäßigen Be handlung der Käufer zur Pflicht gemacht. 8. Dresden, 16. April. (Zur Behandlung der Maul- und Klauenseuche.) Im Organ des Lande». kulturrateS für das Königreich Sachsen wird bezüglich einer wirkungsvollen Behandlung der Maul- und Klauen seuche folgendes bekannt gegeben: Am 29. Januar wurde unter einem Bestände von 70 Stück Hornvieh die Maul- und Klauenseuche festgestellt, und zwar vorerst nur bei einer Kuh. Die nächsten Tage wurden täglich mehrmals dem ganzen Viehstand mit dem Speichel des erkrankten Tieres