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Pulsnitzer Mckenblatt Fernsprecher: Nr. 18. DeZlrKs-^NZelgSr erscheint: Dienstag, Donnerstag ».Sonnabend. ^mts des ^önigl. Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz Zeitraubender und tabeliarischsr Satz nach be sonderem Tarif. Lrtüllungsort ist Pulsnitz. lelegr.-NLr.: Wochenblatt Pulsnitz Inserate kür denselben rag sind bis vormittags 10 Uhr aukzugsbsn. Dis funk mal gespaltene Zeile oder deren Naum 12 Pf., Lokalpreis 10 Pf. Neklame 25 pk. Sei Wiederholungen Nabatt. und Zeitung Matt Mit »Illustr. Sonntagsblatt", „Landwirtschaft- licher veilage" und „§ür Saus und löerd". ttbonnemsni: Monatlich 45 pk., vierteljährlich Mk. 1.25 bei kreier Zustellung ins vaus, durch die Post bezogen Mk. 1.41. 6mtc;blatt siiv umfassend dis Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz M. s., Vollung, Srotzröhrsdork, vretnig, löauswalde, Ohorn, Obersteina, Dieder, s IUI 0171 l rillUDgOt lU^lDDOZll IX PIU121ilt) , stsina, Weihbaä), Ober- u. Disderlichtenau, §risdersdorf-rhiemsndork, Mittelbach, Orohnaundork, Licytsnberg, l^isin-Diiimannsdork. Druck und Verlag von S. L. ?örster's Srdsn (Inh.: Z. XV. Mobr). Expedition: Pulsnitz, vismarckplatz Dr. 265. Verantwortlicher Nedakteur: I. XV. Mohr in Pulsnitz. Ar. 41 Donnerstag, dm 6. April 1911. 63. Jahrgang. So lange eine größere Gefahr der Verbreitung der Maul- und Alauenseuche besteht und sich Z 21 der Verordnung vom 31. August 1905 (Gesetz- und Verordnungsbl. S. 197), der durch Verordnung von, 22. Oktober 1910 (Dresdner Journal und Leipziger Zeitung Nr. 248) für das ganze Königreich Sachsen bis auf weiteres in Kraft gesetzt worden ist, in Wirksamkeit befindet, wird für den Handel mit Schafen verordnet, was folgt: I. Auf alle nach Sachsen eingeführte Schafen, die von Unternehmern zum Zwecke des Verkaufs oder der Vermittelung des Kaufs auf Bestellung zusammengebracht worden sind, finden die Vor schriften der W 15—15 c der Verordnung vom 5. Oktober 1908 (Gesetz- und Verordnungsbl. S 335) in Verbindung mit 8 21 der erwähnten Verordnung vom 31. August 1905 sinngemäße Anwendung. Ausgenommen hiervon sind nur die den öffentlichen Vieh- und Schlachthöfen unmittelbar zugeführten Schafe. Einschlagende örtliche Vorschriften bleiben jedoch hiervon unberührt. 2. Die von den Vezirkstierärzten ausgestellten Gesundheitszeugnisse für Schafe (8 15 d der Verordnung vom 5. Oktober 1908) gelten 8 Tage. 3. Die Zufuhr von Schafen nach Sachsen darf nur auf der Eisenbahn stattfinden. Im Nachbarverkehr zwischen nichtsächsischen und sächsischen Bezirken dürfen oie Schafe mit Genehmigung der für die Einfuhrstraße zuständigen Amtshauptmannschaft auch eingetrieben werden, soweit es sich um Herkünfte aus Nachbarbezirken handelt, die nachweislich frei von Maul- .und Klauenseuche sind. Diesenfalls kann die Amtshauptmannschaft nach Gehör des Bezirkstierarztes auch von der siebentägigen Beobachtung der eingetriebcnen Schafe (8 21 Ziff. 4 der Verordnung vom 31. August 1905) unter der Bedingung entbinden, daß die Schafe bei der bezirkstierärztlichen Untersuchung, die im ersten bei dem Eintrieb berührten sächsischen Orte zu erfolgen hat, unverdächtig der Maul- und Klauenseuche befunden werden. 4. Findet die siebentägige Beobachtung der eingeführten Schafe (8 21 Ziff. 4 der Verordnung vom 31. August 1905), die auch auf einer entsprechend abgegrenzten Weidefläche erfolgen kann, nicht am Orte der Entladung der Tiere aus den Eisenbahnwagen statt, so sind die Schafe schon bei der Entladung durch den zuständigen Bezirkstierarzt zu untersuchen. Hierdurch erübrigt sich jedoch keinesfalls die bezirkstierärztliche Untersuchung der Schafe nach Ablauf der siebentägigen Beobachtung. 5. Das Treiben von Schafen auf öffentlichen Wegen innerhalb der Beobachtungsgebiete (88 23 und 25 der Verordnung vom 5. Oktober 1908) ist verboten mit Ausnahmen des Treibens von Gehöft zu Gehöft, oder von Gehöft zur Weide und umgekehrt, oder von Weide zu Weide innerhalb der Beobachtungsgebiete. 6. Auf Zuwiderhandlungen gegen vorstehende Bestimmungen finden 8 28 der Verordnung vom 31. August 1905 Anwendung. Die Verordnung tritt sofort in Kraft. Dresden, den 1. April 1911. Ministerium des Innern. Das Wichtigste. Das deutsche Kronprinzenpaar ist am Mittwoch in Rom eingetroffen. Das deutsche Kronprinzenpaar wurde in Rom mit größter Begeisterung willkommen geheißen. (S. D. R.) Graf Posadomsky hat sich unter gewissen Voraus setzungen bereit erklärt, in Chemnitz eine Reichstags kandidatur anzunehmen. Die Verhandlungen sind indessen nocb nicht zum Abschluß gelangt Die badische Regierung lehnte die Berufung eines Pro fessors ab, weil er den Modernisteneid geschworen hat. Die Nettesten der Kaufmannschaft in Berlin wünschen die Vornahme einer Rcichsenquete über die Wirkung des bestehenden Zoll- und Handelssystems. Zur Krönungsfcier des Königs Georg wird in London eine japanische Sonder-Gesandtschaft mit einem Prinzenpaar, dem Admiral Grafen Togo und dem General Grafen Nogi erwartet. Das Konstantinopeler Stadtviertel Kadiköi steht in Flammen. Bisher sind über 300 Häuser einge äschert. Nach Meldungen aus Cetinje dauern die albanesischen Unruhen weiter fort. Dir Revolution in Marokko. Das tausendjährige Unglück des Maurenreiches scheint sich wiederum in einer neuen blutigen Auflage an dem Sultan Muley Haftd und seiner Regierung in Marokko zu vollziehen. Das alte Maurenland Marokko besteht in der Hauptsache immer noch aus großen kriegerischen VolkS- stämmen, deren tapfere KatdS oder Häuptlinge sich selbst immer als Herren ihres Gebietes betrachten und die stets geneigt sind, mit Heeresmacht sich den Anordnungen der Landesregierung zu widersetzen. Die immer bestehende Unzufriedenheit der marokkanischen StammeSfürsten ist in den letzten Monaten durch die hohen Steuern und Abgaben und durch die noch immer vorhandene Unzu friedenheit über die Zulassung der Fremden wieder ein. mal derartig im Fanatismus der Marokkaner aufgegan. gen daß sich fast das ganze Land gegen den Sultan Mu ley Haftd erhoben hat und daß jetzt acht Rebellenhäupt- linge mit ihren Heerscharen die Hauptstadt Fez belagern. Die Aufständischen haben auch bereits einen neuen Sul tan, Muley Ismail, einen Nachkommen des früheren Sultans Muley Suleiman, ausgerufen Englische Nach richten wollen auch bereits wissen, daß der Sultan Muley Haftd gefangen genommen oder gar ermordet worden sei, und in der Hauptstadt Fez sollen die Fremden so schwer bedroht sein, daß sie Schutz bet dem Scherif suchen muß- ten, besten Häuser als unverletzlich gelten. In Marokko gilt in der Hauptsache immer nur noch das HauSrccht, und die Niederlage der Truppen des Sultans in einigen Gefechten mit den Aufständischen haben eS dahingebracht, daß fast alle Stände sich gegen den Sultan erhoben ha. den. Einen großen Schutz für seine Regierung beMt aber der Sultan NUN noch in den Algec eraSakten und in dem Vertrage mit Frankreich. Es wird jetzt also das Schicksal des Sultans Muley Haftd und Marokkos davon abhängen, ob und in welcher Weise sich Frankreich des Sultans annimmt. Eine große Anzahl französischer Polt- zeitruppen sind bereits von Tanger nach Fez abmarschiert und eS scheint, daß sie die Aufgabe haben, den Sultan Mulay Haftd gegen die Aufständischen zu schützen. Es wäre daher schon möglich, daß die Aufständischen durch die französischen Polizeitruppen gezwungen werden, von der Belagerung der marokkanischen Hauptstadt Fez abzu sehen. Dabei fragt sich aber immer noch, was inzwischen aus dem Sultan Mulay Haftd und seiner Regierung ge- worden ist. Falls er schon abgesetzt oder gar ermordet worden ist und der neue Sultan Muley Ismail zum obersten Fürsten des Landes von den StammeShäuptlin- gen ausgerufen wurden, dürften die Franzosen zu spät kommen, um das Regiment Muley Haftd zu retten. In Paris will man übrigens auch schon Nachricht von ver- dächtigen Anzeichen bezüglich des AuflodernS eines großen allgemeinen muhamedanischen Aufstandes gegen die fran zösische Herrschaft in Afrika beobachtet haben, und es wäre da also mit neuen schweren Kämpfen in Marokko zu rechnen. Hinter dieser Revolution steht aber auch die schon früher bekannt gewordene Absicht der Franzosen, das große Land Marokko zu annektieren, diese Absicht Frankreichs ist nach den AlgecieraS-Akten und den damit in Verbindung stehenden Verträgen mit den Großmäch ten aber unausführbar Die fortwährenden blutigen Aufstände in Marokko.zwingen aber Frankreich zu andau ernden militärischen und finanziellen Opfern und dadurch wird schließlich für Frankreich doch da? Recht geschaffen, von Marokko oder doch von einem wichtigen Teile dieses Landes Besitz zu ergreifen, denn niemand kann Frankreich zumuten wollen, in Marokko fortwährend ein Heer zu unterhalten, ohne daselbst die Interessen Frankreichs und Europas genügenden Schutz unter der marokkanischen Mißwirtschaft dort finden. Die Revolution in Marokko rollt also zugleich wieder eine ernste Frage für die große Politik auf, wenn der Aufstand in dem unglücklichen Lande nicht rasch unterdrückt werden kann. OsrtUcdes unS Sücvsifcbss^ Pulsnitz. (Wohltätigkeitsaufführung) Die Privat-Theaiergesellschaft „Lohengrin" führt nächsten Sonntag (Palmarum) im Saale des Schützenhauses zum Besten der hiesigen freiwilligen Saniiäts - Kolonne das zugkräftige Trauerspiel: „Die Doppelehe" auf und hofft im Hinblick auf den guten Zweck sowohl, als auch in Rücksicht auf die vielen Mühen, die von den Darstellern für das Stück aufgewendet worden sind, auf recht zahl reichen Besuch aus allen Kreisen unserer Stadt. Pulsnitz. (Wie wird das Wetter am Palm- sein?) Na, das hat der April ja gut ge macht, wir sind wohl genarrt und in den April geschickt worden. Am Sonntag hohe Wärme bis zu 19 Grad Celsius mit vielfachen Gewittern, am Montag rapide Ab. kühlung bis zu Frost und Schnee. Lieber Leser, was willst du noch mehr? Es ist also noch einmal wieder völlig Winter geworden, der alte Weißbart hat also noch immer Kraft genug, den jungen Heißsporn Lenz zurück- zuhalten und abzuwehren. Am Dienstag Vormittag 8 Uhr hatte fast ganz Deutschland noch 2 Grad Kälte. Ueber Nord- und Nordosteuropa war eS stre: g kalt, es meldete Haparanda und Knopia 12, Aschengels 25 Grad Kälte, während Moskau 3 Grad, PieSk 4, Hermannstadt 12 Grad Wärme hatte. Gewiß ein recht buntes Bild! Ein „Hoch" im Nordwest wandert langsam südwärts und bei Island scheint eine Depression anzurücken, so daß nun zwar mildes, aber doch immer ziemlich kühles Wet ter mit etwas Niederschlägen zu erwarten ist. Gerade zum Sonntag dürfte eine neue Störung vom Ozean sich weiter, die an diesem Tage ein weiteres, mäßiges Stei gen der Temperatur und etwas Regen bet zeitweise auf- heiterndem, vielfach wolkigem Wetter veranlassen wird. — Eine eigenartige, aber wunderbar schöne Konstellation der Gestirne konnte man in den letzten Ta gen, besonders aber am Sonnabend aberd beobachten. Der junge Frühlingstag ging zur Neige, warm und hei ter wie er in seinem ganzen Laufe gewesen war. Leuch tend rot stand im Westen lange das Purpurkleid der un tergehenden Sonne nnd am Abendhimmel taucht ein Stern nach dem andern auf. Im Hellen Glanze strahlte die Venus, und zwar dicht über der schmalen Mondsichel des zunehmenden Mondes, der ganz schmal am Abendhimmel stand. Im Erdlicht trat die sonst dunkle Sche be des Mondes hervor in jener Dämmerung, die noch die Um risse des treuen Begleiters erkennen läßt. — Für den Monat März 1911 sind behufs Ver- gütung des von den Gemeinden resp. Qu rtierwirten innerhalb der betreffenden Lieferungsoerbände im Monat April 1911 an Militär-Pferde zur Verabreichung ge langenden Pferdefutters in den Hauptmarktorten der Lie» ferungSverbände des Regierungsbezirks Bautzen folgende Durchschnitte der höchsten Preise für Pferde- sutter mit einem Aufschläge von fünf vom Hundert festgesetzt worden: Hafer 100 KZ Bautzen: 18 M 91 Pf. Kamenz: 16 „ 63 „ Löbau: 16 „ 01 „ Zittau: 16 „ 33 „ Heu 100 lc§ 6 M 72 Pf. 6 „ 09 „ 6 „ 13 „ 6 „ 95 „ Stroh 100 4 M 37 Pf. 4 „ 26 „ 4 „ 47 „ 4 „ 20 „ — (U eberfüllte Schulklass en.) Wie berichtet wird, haben auf Anordnung des Kultusministerium die Bezirksschulinspektionen jetzt an sämtliche Schulgemeinden das Ersuchen gerichtet, schleunigst anzuzeigen, ob im neuen Schuljahre Klaffen vorhanden sind, die in der Schülerzahl nicht den Bestimmungen entsprechen, die das Schulgesetz von 1873 getroffen hat. Ueberfüllte Klaffen sind zu teilen und eventuell neue Lehrkräfte einzustellen. — (Warnung.) Vor einem Schwindler seien Gast wirte und Gasthofsinhaber hierdurch gewarnt. Derselbe hat sich in Kamenz in einem Gasthof als Paul Wolf, Monteur aus Dresden, einlogiert unter der Angabe, er sei im städtischen Elektrizitätswerk für eine Dresdner Firma tätig, hat 4 Tage daselbst gewohnt und gut ge lebt. Am 4. Tage ist er spurlos verschwunden. Der an gebliche W. hat einen dunkelblauen Anzug, dunklen Ueber- zieher, ist 1,60 Meter groß und hat an der Kinnlade Narben, vermutlich von einer Operation herrührend. Außer dem empfiehlt er ein Geheimmittel für 1,90 Mk, das er angeblich von seinem Bruder, der in Leipzig an der Uni versität Anstellung habe, bezieht, und läßt sich darauf 2 Mark geben. Sein Auftreten ist gewandt. Lichtenberg. (Gesangs-Aufführung.) Der hie sige Männergesangverein „L'ederkranz" veranstaltet am nächsten Sonntag im Saale des Gasthofs zum Schwan ein öffentliches Gesangs-Konzert mit einem gutgewählten, reichhaltigen Programm. Auf dasselbe seien auch hier durch alle Freunde des Gesanges und Humors aufmerk sam gemacht. Großröhrsdorf. (Dumme Jungen-Streiche.) Durch die leichtfertige, nichtsnutzige Handlungsweise zweier junger Leute aus KleinröhrSdorf kam am Sonntag nach mittag das Automobil des Herrn Kommerzienrat Groß mann auf der Großröhrsdorf-Radeberger Straße in ernste Gefahr. Dieselben hatten beim Nahen des Autos einen am Rande der Straße (auf RöhrSdorfsr Revier) liegenden langen und ziemlich starken St^mm, trotz AbratenS eines dritten jungen Mannes, quer über die Straße gelegt. Durch die Aufmerksamkeit des Chauffeurs wurde das Auto kurz vor der Stelle zum Halten gebracht und ein Unglück