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Nr 33 Pulsnitzer Wochenblatt. — Sonnabend, den 18 März 19! l Snts 2 ist in einem noch schärferen Tone gehalten, und droht mit ganz entschiedenen Maßnahmen, falls die russischen Forderungen nicht erfüllt werden. Auch in diesem Zwiste scheint manches hinter den Kulissen zu spielen, und nicht wenige Nebenabsichten vorwalten. Jrgtndnulche folgen schwere Verwicklungen sind ja vielleicht nicht zu befürchten, gleichwohl aber steht es außer Frage, daß dieser Hader nicht geeignet ist, bei den Chinesen eine sehr freundliche Gesinnung gegen die Europamächte auszulösen, irgend welche Rückschläge dürften daher trotz alledem nicht aus- bl-iben. Bei uns in Deutschland weist die innerpolitische Situation kaum Veränderungen auf. Der Stand der Dinge und die Beziehungen der Parteien untereinander und zur Regierung sind die alten, von einer Beruhigung der Gemüter ist nirgends etwas'wahrzunshmen. Im Reichstage schleppen sich die Verhandlungen langsam da hin, insbesondere kommt man beim Etat des ReichSamtS des Innern nicht vorwärts, weil langatmige Debatten sich entspinnen und gewissermaßen Wahlreden gehalten werden, denn jede Partei will zeigen, wie sie besonders um das Wohl der mittleren und weniger wohlhaberen- den Klassen der Bevölkerung besorgt ist. Als ein erfreu liche? Moment ist lediglich die Einigung zwischen Regie- rung und Reichstagsmehrheit über die elsaß lothringische Verfassungsvorlage zu verzeichnen, die ihre Lösung in erste: Linie durch die Gewährung von drei Bundesrats» stimmen gefunden hat. ES steht außer Frage, daß das Plenum die gleiche Haltung wie die Kommission einnehmen wird und daß den Wünschen der Elsaß-Lothringern unter den obwaltenden schwierigen Umständen nach Möglichkeit Rechnung getragen wird. OsrUÄZss unS SäcksisBrss. Pulsnitz. (Sonntagsplauderei.) Oculi-Sonn- tag, der dritte Tag der großen Fastenzeit ist morgen. Er führt seinen Namen nach den Anfangsworten des an ihm gesprochenen Psalmes 25,15, die da lauten: „Oculi mei semper all Dominum", zu deutsch: Meine Au gen sehen stets zu dem Herrn rc Der Oculisonntag ist zumeist der erste, schöne Vorfrühlingssonntag, den uns das junge Jahr bringt. Bei unseren Vorfahren sand um diese Zeit herum eine FrüyligSopferfsier statt. Zahlreiche Sitten und Gebräuche knüpften sich einst an den morgigen Tag und noch manche von ihnen sind auch heute noch nicht auSgestorben. Im wesentlichen richten sich die Ge- Gebräuche de? Oculisonntages darauf, dis bösen Geister zu bannen oder zu vertreiben. Zu diesem Zwecke beklopft im Westfälischen der Hausherr z B die Ecken und Pfo sten von Haus, Stallung und Scheuer, um Kröten, Schlan gen, Molche rc. zu vertreiben. Im Od.rbergischen wird der „Suhtvogel" gejagt. Auch Quellen werden mit einem brennenden Lichierkranz umgeben. Bei alledem werden ganz bestimmte, uralte Sprüche hergesagt, die meist etwas düsteres und geheimnisvolles an sich haben. Der Ocult- sonntag ist in diesem Jahre der letzte Sonntag vor dem kalendermäßigen Anfänge des Frühlings. Wenn auch die nächsten Wochen uns noch nicht den warmen Ofen völlig entbehren lassen, so bietet uns der Ocalitag doch die Ge währ, daß es nunmehr mit der Herrschaft der rauhen Jahreszeit nicht mehr allzulange währen kann. Wir schließen mit den Worten: Braun von Knospen schwillt? im Hage, Und die Weine webt ihr Kleid, Daß sie graue Seide trage An des Lenzes EinzugStage. — Auch die Hasel steht bereit! Und an allen stillsten Ecken Walt-t'S mit geschäst'ger Müh': Grün schon schimmert's an den Hecken . . . . Oculi! — (Die Stiftung der Kriegsdenkmünze) für Kämpfer und Nichtkämpfer in großer Zeit fand vor 40 Jahren am 20 März 1871 durch Kaiser Wilhelm I. statt. Beide Kriegsdenkmünzen tragen bekanntlich auf der Vorderseite innerhalb der Umschrift: „Gott war mit uns, ihm sei die Ehre!" eine Krone und darunter ein als kaiserlichen Namenszug, auf der Rückseite aber ein Kreuz mit Strahlen zwischen seinen vier Armen und auf dessen Mittelschild die Jahreszahlen 1870 und 1871. Die Denk- münze für Kämpfer zeigt auf der Vorderseite unter dem die Worte: „Dem siegreichen Heer" und ist aus dem Metall eroberter französischer Geschütze hergestellt. Die Denkmünze für Nichtkämpfer besteht aus Stahl und hat auf der Vorderseite die Inschrift: „Für Pflichttreue im Kriege". Vor nunmehr 40 Jahren war es auch, daß dem Kaiser Wilhelm I. seitens der Berliner Kaufmannschaft ein goldener Lorbeerkranr überreicht wurde. — 8^K. (Wen sollichwählen?) Bei der Reichs- tagSwahl im Jahre 1878 sagte ein Fabrikant zu seinen Arbeitern: „Wählt, das ist eure Pflicht als Bürger; aber wen ahr wählt, das geht mich nichts an. Wählt den jenigen, der euren Interessen am meisten entspricht." Hierzu meint Roscher (System der Finanzwirtschaft): „DaS würde geradezu der organisierte Krieg aller gegen alle werden! Im Ernste soll jeder den wählen, der nach seiner Ueber- zeugung dem Gemeinwohl am besten entspricht. Wie jeder Gewählte, so muß auch jeder Wähler seine Stellung als eine obrigkeitliche auffassen." Sehr richtig, trotzdem scheinen heutzutage die Wähler wieder allzusehr an ihre eigenen kleinen Interessen zu denken und ganz und gar nicht an ihre obrigkeitliche Stellung. — In den LausitzerFlußgebieten wurden in der ersten Dekade (1.-10.) des März folgende Nieder schlagsmengen in mm oder Litern pro Quadratmeter festgestellt: Spree 19 (normal 15), Löbauer Wasser 20 (15), Mandan 23 (18), Neiße 22 (16), Schwarze Elster 21 (14), Pulsnitz 21 (14). Nur in 2 von 50 Flußgebieten Sach sens fielen unrernormale Niederschläge. — (Die Einfuhr französischer Schlacht rinder) nach sächsischen öffentlichen Schlachthöfen ist bis auf weiteres ausgeschlossen, nachdem das Ministerium für Elsaß-Lothringen unter dem 10. März dieses Jahres die Schlachtvieh,Einfuhr aus Frankreich wegen der dort aus getretenen Maul- u> d Klauenseuche verboten hat. Lichtenberg. (Lehrerwechsel.) Der Hilfslehrer Hartig, hier, wird zu Ostern Lichtenberg verlaffen, um eine ständige Stelle an der Schule zu Leisnig anzutreten. Kamenz (Schadenfeuer) Ein Schadenfeuer ver- nuchtete in voroergangener Nacht gegen 2 Uhr das Pre- schersche Gut, Kat.-Nr. 32 in Häßlich. Die drei Ge» Däude desselben bestanden aus Fachwerk mit Strohdach ung. Bewohnt war da? nicht mehr bewirtschaftete Gut von der Familie des Schneiders und Bandwebers Thiele, deren Habe mit verbrannt ist. Als Entstehungsursache gilt Essendefckt. Kamenz. (Schauflügs in Kamenz) Interes sante Tage stehen unserer Stadt bevor: Der bekannte Aviatiker Oswald Kahnt in L-ipstg wird hier debü'ieren. Kamenz wird somit die erste Stadt in der Oberlausitz und überhaupt die erste Bezirksstadt des Landes sein, welche Schau- und Unterrichtsflüge ihr n Bewohnern und Be- zirkSeingesessenen mit einem Gradeapparat auf bequeme und billige Weise vor Augen führen wird. Wie wir von gut unterrichteter Seite erfahren, ist es gelungen, Herrn Archidekt und Flugzeugführer Kahnt, welcher im vorigen Jahre in Dresden vor Sr. Majestät dem König seine hoch interessanten Flüge ausführte, für Sonntag und Montag den 26 und 27. März zu v-rpflichten, in Kamenz zu fliegen. Der Antrag des Herrn Stadtverordnetenvorstsher Rentsch, die nicht unwesentliche Geldsumme für das Zu standekommen der, alle Kreise gegenwärtig lebhaft inter- ressierenden Vorführungen auf die Stadtkasse zu überneh men, ist von dem Stadtoerordnetenkollegium einstimmig angenommen worden. Dresden. (Ein Soldat vom Zuge überfah ren.) Am Montag abend >^11 Uhr wurde auf der Bahnstrecke in der Flur Klotzsche der Grenadier Schneider der 3. Kompagnie des Grenadier-RegimentS Nr. 100 tot ausgefunden. Es ist anzunehmen, daß er Selbstmord be gangen hat. Dresden, > 7. März. (Ein Extrazug zur Auf führung des Strauß'schen Rosenkavaliers) wird am 24. d. M. von Lspztg nach Dresden abgehen. Radeberg, 17. März. (Die Re a l s ch u l b a u f r a g e) erregt die Gemüter der Radeberger Bürger in ungewöhn licher Weise. Auch die gemeinsame Sitzung des Stadt- rateS und der Stadtverordneten, 'n der eS sehr heftig herging, hat zu keiner Regelung geführt. Die Stadtver ordneten lehnten den Plan von Beck, Hornberger und Mößner ab und beantragten, das mit dem zweiten Preis ausgezeichnete Projekt von Hirsch 6- Richter (Dresden) bearbeiten zu lasten, um festzustellen, ob dieses Projekt nicht billiger kommt. Dabei droht das Gespenst der Ent ziehung des Staatszuschusses und der Sperrung des jetzigen Gebäudes, wenn bis Ostern 1912 die Schuls nicht bezugsfähig ist. Beide Kollegien sind in der Frage der Verwilligung nur 15 000 Mark auseinander, das ganze Objekt beträgt 315 000 Mark. Bautzen, 17. März. (Offenhalten der Schau fenster an Sonn- und Feiertagen.) Die Stadt verordneten haben in ihrer gestrigen Sitzung einem RatS- beschluste zugesttmmt, wonach das Offenhalten der Schau fenster an Sonn- und Feiertagen, einschließlich der Buß tage, Totensonntag und Karfreitag, gestatre! werden soll. Das diesbezügliche OrtSgesetz wurde mit großer Mehrheit beschlossen. — (Eine große Anzahl Tier knoeben und Gehörne,) die zum Teil noch gut erhalten sind, hat man beim Schleusenbau in einer Tiefe von etwa einem Meter auf dem durch den Brückenbau neuerschlostenen Gelände jenseits der Spree in Bautzen gefunden. Es sind wahrscheinlich Ueberreste von Schlachttieren eines großen SoldaienlagerS, das sich in den Kriegsjahren vor 100 Jahren daselbst befunden hat. Ostritz. (Der gefundene Fuß) Nach Erkundi gungen im Krankenhaus stellte es sich heraus, daß der am Sonnabend hier gefundene Fuß einen Handwerke burschen vor einigen Tagen amputiert worden war. Der Fuß war verpackt worden und sollte im Grabe eines Ver storbenen mit beigesetzt werden; auf dem Wege nach dem Kirchhof war das Paket vom Leichenwagen geglitten und konnte nicht wieder aufgeiundea werden. Wahrst) inlich ist das Paket von einem Tier nach der Wiese v-rschllppt worden. — (Der bauliche Zu st and der Marien kirche zu Zwickau) soll infolge der zahlreichen durch den Kohlenabbau eingetretenen Senkungen einer genauen Untersuchung unterzogen werden. Das König!. Bergamt zu Freiberg hat den Kirchenvorstand auf diese Senkungen aufmerksam gemacht. Chemnitz, 17. März. (Ein 15 jähriger Mörder) Ein schweres Verbrechen hat der fünfzehn Jahre alte Dienstknecht Byhan in Kaltofen bei Heinichen begangen. Er begab sich am Donnerstag abend in die Wohnung der GastwirtschaftSbefitzerin Bönisch. Als er sich der fünf zig Jahre alten Frau allein gegenüber sah, sprang er ihr an die Kehle und erwürgte sie. Hierauf zerrte er die Leiche aus der Wohnung in dm Kuhstall und durchsu chte die Wohnung nach Geld. Er fand etwa 16 Mark, mit denen er sich nach seiner Dienststelle zurückbegab. Als heute morgen das Verbrechen entdeckt wur^e, fiel der Verdacht sofort auf den Dienstknecht, den man ge stern am Tatorte bemerkt hatte. — (Zur Rathausweihe in Chemnitz) hat der bekannte Chemnitzer Dichter und Schriftsteller Prof. Hofrat Dr. Ohorn ein Ffftspiel aus der Chemnitzer Ge schichte verfaßt, das im Jahre 1498 spielt und auf dem Neumarkte aufgeführt werden soll. Der König hat sein Erscheinen zur Rathausweihe in Aussicht gestellt. — (In der Angermühle) in ReicherSdors sind in der Nacht fünf Pferden die Schweife abgeschnitten worden. Deutsches Neich. Breslau, 16. März. (Die Ueber» siedlung des Kronprinzen nach Danzig.) Der „Post" zufolge, ist die Ernennung des Kronprinzen zum Regimentskommandeur der Totenkopfhusaren auf seinen eigenen Wunsch zurückzuführen, den er vor seiner Reise nach Indien ausgedrückt hat, als eS sich darum handelte, die weitere militärische Tätigkeit des Kronprin zen nach der Rückkehr von seiner geplanten Weltreise festzustellen. Berlin, 16 März. (Der Arbeitsplan des Reichstages.) Im Reichstag besteht die Absicht, die zweite Etatsberatung bis zum 24. März zu beenden und die dritte Lesung in der letzten Märzwoche vorzunehmen. Die Osterferien werden am 6. April beginnen und wahr scheinlich ebenfalls wie im Abgeordnetenhaus!! erst am 2 Mai ihr Ende erreichen. — (Der Reichstag wird am 6 April in die Ferien gehen,) die bis Anfang Mai dauern sol len Er hat also bis dahin nur noch zwei Wochen für die Beratung zur Verfügung und nach dem bisherigen Tempo der Verhandlungen steht er nicht so aus, als wenn in dieser Zeit gar zuviel fertig werden könnte. Vor allem hat es nicht den Anschein, als wenn der Etat bis zum 1. April oder vielleicht überhaupt bis zum Ferienbeginn fertiggestellt werden wird, sodaß man seine Zuflucht zu einem Notgesetz wird nehmen müssen. Die parlamentarische Arena soll ja den Resonanzboden für die Volksstimmung abgeben, aber die Vertreter de? Vol kes mitten hierbei auch mit den gegebenen Umständen rechnen und sich sagen, daß sie die GesetzsSarbeit in einer Weiss zu erledigen haben, daß keine Stockungen eintre- tsn. Man wird nicht behaupten können, daß der Zu stand, wie er gegenwärtig im Reichstage sich offenbart, ein idealer sei, im Gegenteil ist bei der Etatberatung, bei der man von je aus dem Hundertsten ins Tausendste kam, noch nie so gesündigt worden wie diesmal. Beson ders beim Etat des RcichsamtS der Innern macht sich diese üble Gepflogenheit in der unerquicklichsten Weise breit, mit dem Erfolge, daß die Erledigung der parla mentarischen Geschäfte eine beträchtliche Hemmung erfährt. Wo soll es hinführen, wenn über die verschiedensten, oft herzlich unbedeutenden Gegenstände in der breitesten Aus- fühflichksit gesprochen wird, wenn ein Redner nach dem anderen fast dasselbe sagt, nur damit die einzelnen Par teien zeigen daß sie zur Stelle sind und für die Interes sen ihrer Wähler energisch eintreten. Diese Wahlreden, die sich jctzl ganz besonders bemerkbar machen, sind in der Hauptsache an diesen Stockungen schuld und eS ist in hohem Maße bedauerlich, daß das Plenum des Reichs tages für derartige Zwecke benutzt wird. Es wäre drin- gend zu wünschen, daß die einzelnen Parteien einmal ihren eigenen Angehörigen nahelegten, nur unter wirk lich zwingenden Umständen zu sprechen, geschweige denn, daß, wie öfters schon verzeichnet worden ist, ein und der selbe Redner mehrfach z r selben Sache das Wort er greift und ebenso müßten die Fraktionen durch gegen seitige Vereinbarungen, wie es j: durch den Senioren konvent vorgesehen ist, unbedingt eine Einigung darüber herbeiführen, um derartigen ausgedehnten Debatten ein Ende zu bereiten, waS hat es denn für einen Zweck, im Parlamente Binsenwahrheiten zum Besten zu geben und sich in langatmige akademische Erörterungen einzulassen, denn erre cht wird damit doch nichts, höchstens eben, daß die Geschäfte hintangeha'ten werden. „In der Beschrän kung zeigt sich der Meister", daS müßte auch im Parla mente die Parole sein. — (Ein Ultimatum an den Präsidenten Diaz) Newporter Blätter erfahren aus Washington, daß die amerikanische Regierung dem Prästenten Diaz eine Frist von 3 Monaten gegeben habe, innerhalb deren die Revolution unterdrückt sein müsse, widrigenfalls amerikanische Truppen die Grenze überschreiten wü.den. Berlin, 17. März. (AuS der Reichstagskom mission sürElsaß-Lothringen) I a der Reichs- tagSkommisston für Elsoß-Lathringcn wurde hmte daS Zweikampfsystem angenommen, eine Beschränkung des BudgetrechtS dagegen abgelchnt. Berlin, 17. März. (Das Kaiserpaar in Wien.) Die „Nordd. Allg. Zig " schreibt in Bestätigung ander weitiger Meldungen: Dem Vernehmen nach wird die Kaiserin die Fahrt nach Korfu gemeinsam mit dem Kaiser machen und demgemäß auch trotz ihres ange griffenen Gesundheitszustandes unter Unterbrechung der Reise in Wien an dem Besuche bei dem Kaiser F «nz Joseph teilnehmen Prinzessin Viktoria Luise wird ihre Eltern nach Wien und nach Koffu begleiten. Ebenso wird Prinz Joachim die Reise bis Wien mitmachen, da der Kaiser Wert darauf legt, den Prinzen seinen P sten vorzustellen. Oesterreich Ungarn. Wien, 17. März. (Kaiser Franz Joseph über die österreichische Parla mentsarbeit) Der Kaiser äußerte sich gegenüber einem hervorragenden Parlamentarier: DaS Parlament arbeitet langsam; die Verhandlungen in den Ausschüssen sind zu breit und wiederholen- sich in kleinen. Die Par- teien sollten doch auf eine rasche Erledigung hinwirken und in der Erledigung der Bank- und Rekruten-Vorlage nicht hinter dem ungarischen Parlament zurückstchen. Frankreich. Paris, 17 März (AuS der fran zösischen Deputiertenkammer.) Die Kammer setzte heute d e Beratung des Kciegsbudg"? fort. Der Berichterstatter Clemeitel wies auf den Rückgang des Effektivbestandes hin, der auf das Zurückgehen der Ge- bürten in Frankreich zurückzuführen sei. Redner empfiehlt eine Begünstigung der Kapitulanten, wofür die Kammer die nötigen Mittel bewilligen werde. In allen übrigen Ländern, speziell in Deutschland, seien die Ausgaben für die Armee bedeutend höher als in Frankreich. Deutsch land habe z B. an Mehrausgaben für Armeezwecke 195