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Nr. 83, Pulsnitzer Wochenblatt. — Sonnabend, den 18. März 1911 Seite 10. Bericht über die Warenpreise im Großhandel in der städtischen Hauptmarkthalle zu Dresden am 17. März 1911. Marktlage: Geschlachtetes Hausgeflügel fand gute Abnahme. Kieler Sprotten billiger. Obst und Südfrüchte mäßiges Geschäft. Apfelsinen teurer. Grünwaren zufriedenstellend abgesetzt. Neue ägytische Zwiebeln erstmalig am Markt. Kartoffeln preishaltend. Eier weiter billiger. Sonst unverändert. — Kaninchen 0,90 bis 1,15 M per Stck., Birkhähne 2,50, Schneehühner 1,80-2,30, Hasel- Hühner 1,30—1,60 M. per Stck., Enten 2,75-3,50, alte Hühner, 2,25 bis 3,00, junge 1,10—2,00, Tauben 0,60—0,90 M per Stck., Kieler Pöklinge - 40 Stück 2,60-2,80. Kieler Sprotten Kiste 2 Ke 2,30 bis 2,40. Molkereierbutter 135—140, Landbutter 125—130, Koch- und Backbutter 105-115 M per 50 Ke, Quärge und Schwellen 1,60-1,80 M per Schock. Margarine 50 Kilo 70-80 M. Land- eier 4,50—4,80, böhmische 4,00, galizische 3,60, russische 3,80 M per Schock. Frisches Obst: Musäpfel per 501-8 10—14, Stettiner, grüne, 12—15, rote 12 16, Reinetten, graue, 18—25, rote 8-10, gelbe 12—18, Eisreinetten 15—20 M. — Grünwaren: Blumenkohl 100 Stück 10—35 M, Rosenkohl 50 I-8 35—50 M, Rotkraut 100 Stück 28-34, Welschkraut (Wirsing) 100 Stück 25-35 M, Weiß kraut 50 Kilo 4,30—4,50, Grünkohl 8—10, Kohlkeimchen 15,00, Spinat 8—12, Rabinschen 25—30, Kohlrüben 2,50—3,00, Mohr- rüben 2,30—2,50, Karotten 3—10 M, Kohlrabi 60 Stück 1,60 bis 4,80, Sellerie 60 Stück 2,40—6,00 M, Radieschen 60 Bündchen 2,80 4,00 M, Zwiebeln, hiesige 50 >-s. 8,00-8,50 M, fremde 8 M, Kar- löffeln: Hiesige 50 1-8, 3,00—3,50, Maltakartoffeln 10,00-10,50, Sauerkraut 50 i-x. 5,50—6,00 M, Gurken, saure, 60 Stück 2,30 bis 3,00, Pfeffergurken 2,80—3,20 M, Senfgurken 50 I-s 25—35 M. Uebersicht über die an den Hanptinarktorten Deutsch lands in der letzten Woche gezahlten Lettviehpreise. Die Preise sind in Mark für 50 1-8 Schlachtgewicht Lezw. Lebendgewicht (l bedeutet Lebendgewicht) angegeben. Die erste Zahl bedeutet den niedrigsten, die zweite den höchsten für die betr Biehgattung gezahlten Preis. (Unberechtigter Nachdruck verboten Hammel, Rindvieh Schafe m Aufgestellt am 16. März 1911. Mitberücksichtigt sind noch die am 15. März abgehaltenen Märkte. Großvieh Kälber Lämmer Schweine. Aachen . . . 63-79 70-120 75—90 57—61 Barmen . . . 70-86 75-93 85—90 54—59 Berlin . . . 58-83 55—131 65-86 50-58 Bremen . . . 65-83 60-95 70—90 50-59 Breslau . . . 55-80 85-107 64-88 56—61 Chemnitz . . . 58-88 50—631 40—43l 55—65 Danzig . . . 28-43 l 30-551 27—361 36-45 l Dortmund. . . 60-85 70—96 80-85 54—60 Dresden . . . 50-89 78—92 76—90 55—63 Elberfeld . . . 58-84 70-98 70—80 50—59 Esten . . . 65—87 77—118 -85 48—59 Frankfurt a. M. 46-93 76—100 83—86 61—65 Hamburg . . . 50-98 91—140 83—94 44—58! Hannover. . . 62-85 70-103 55-88 52—59 Husum .... 72—82 — — 34—41 l Kiel 50-79 68—115 70-88 38-45! Köln a. Rh. . . 64—86 40—851 85—94 45-60 Leipzig.... 52—87 45-631 34—431 51-60 Magdeburg . . 29—48! 34—801 32-40 l 50—60 Mainz .... 58-86 90-95 —— 55-62 Mannheim . . 50-94 85—105 70—78 60-63 Nürnberg . . . 57-94 62—78 l 45-88 59-65 Stettin.... — 50-78 — 52—56 Zwickau . . . 48—86 52-63 l 35-43! 52-62 Dresdner Prodnkten-Börse, 17. März 1911. Wetter: Schön. Stimmung: Geschäftslos Um 2 Uhr wurde amtlich notiert: tVehen, weißer, M, brauner, alter, 74—78 Kilo, M, do. neuer, 75-78 Kilo, 190-196 M, do. feuchter, 73—74 Kilo, 184—187 M, russischer rot 208—220 M, do. ruff. weiß — — M, Kansas , Argentinier 216—219 M, Australischer — M, Manitoba 222-228 M. Roggen, sächsischer alter 70—73 Kilo M.. do. neuer 70—73 Kilo, 143-149 M., do. feuchter, 68-69 Kilo, 137-140 M., preußischer 153—157 M., russischer 165—168 M. Gerste, sächsische, 170-180 M, schlesische 190-205 M, Posener 180-200 M, böhmische 210—230 M, Futtergerste 137—142 M. Hafer, sächsischer 158—164 M, beregneter 138—153 M, schlesischer 158^164 M, russischer loco 157—164, M. Mais Einquantine 162—170 M, alter M, Nundmais, gelb, 138—138 M, amerikan. Mired-Mais , Laplata, gelb, 140—143 M, do. neu, feucht M. ftn, 160-180 M, Wicken, 173-185 M. izrvehen, inländischer 180—185 M, do. fremder 180—185 M, Leinsaat, feine 395-405 M, mit«. 380-390 M., Laplata 395—400 M. Bombay 405 M. Rüböl, raffiniertes 66,00 M. Rapskuchen (Dresdner Marken) lange 11,00 M, runde M. Srb Suci Leinkuchen (Dresdner Marken) I 19,50 M, II 19,00 M. Mal? 29,00-33,00 M. Weizenmehle (Dresdner Marken): Kaiserauszug 34,50—35,00 M. Grießlerauszug 33,50—34,00 M, Semmelmehl 32,50—33,00 M, Bäckermundmehl 31,00—31,50 M, Krießlermundmehl 23,50 bis 24,50 M, Pohlmehl 17,50-19,00 M. Roggenmehle (Dresdner Marken) Nr. 0 24,50—25,00 M, Nr. 0/1 23,50—24,00 M, Nr. 1 22,50—23,00 M, Nr. 2 20,00—21,00 M. Nr. 3 16,00—17,00 M, Futtermehl 12,80—13,20 M. Wehenkleie (Lresd. Mark.): grobe 10,00—10,20 feine 9,00-9,40 M. Roggenkleie (Dresdner Marken): 10,60—10,80 M. vsr Setreidsmarkt. (Wochenbericht vom 11. bis 17. März 1910 nach den Märkte von Berlin, Leipzig, Liverpool London, Newyork.) In Amerika ist in der letzten Woche die Kauflust für Weizen recht bedenklich gesunken, doch hat die flaue Tendenz des amerika nischen Getreidemarktes bis ?etzt auf den europäischen Markt keine große Wirkung ausgeübt. Für nahe Lieferungen erzielte der Weizen wie der Roggen so ziemlich seinen alten Preis, nur für spätere Lieferungen sanken die Preise für Weizen und Roggen um mehrere Mark, da günstige Berichte über den Saatenstand eingelaufen sind. Gerste, Hafer und Mais wurden zu wenig geänderten Preisen gekauft. patentscdau. Vom Patentbureau O. Krueger L Co., Dresden, Schloßstraße 2. Abschriften billigst, Auskünfte frei. C. G. Boden 8- Söhne, Großröhrsdorf: Verschließbare, mit Innentasche versehene Notizblockhülle aus einem Stück Gurt, mit Einrichtungen zur Aufnahme eines auswechselbaren Notizblockes und eines Bleistiftes. (Gm.) — Firma Julius Höfgen, Großröhrs dorf: Jalousiegurt. (Gm.) — Otto Kettner, Bischofswerda: Pol stermöbel mit leicht lösbarem Bezug. (Gm.) — Ludwig Winter 8- Co., G. m. b. H., Bischofswerda: Hüllenmatratze mit Querzonen teilung. (Gm.) — F. O. Hauptvogel, Klotzsche: Lenk-, brems-und zusammenlegbarer Rodelschlitten. (Gm.) — Hermann Wähner, Kamenz: Bettstellenbeschlag, mittels Zentrumsbohrers einzulassen. (Gm.) — NskIamsteN. Ohne Nahrung — kein Gedeihen! Wer viel und ang- gestrengt arbeiten muß, dabei aber nicht genügend ißt und trinkt, wird bald elend zugrunde gehen. Ganz ähnlich verhält es sich mit unseren Ackerkulturen. Wenn dieselben uns reiche Ernten bringen sollen, müssen wir sie entspre chend füttern, d. h. wir müssen sie kräftig düngen. Düngen wir unsere Felder nicht reichlich, so werden die Ernten sehr bald immer unbefriedigender ausfallen. In richtiger Weise ausgeführte starke Düngungen verlohnen sich dagegen stets sehr gut. So düngte z. B. Herr Gutsbesitzer C. Dietrichs in Glasehausen (Prov. Sachsen) einen Teil seines Gerstenfeldes pro Hektar mit 900 l-^ Thomas mehl, während der andere Teil nur 600 Kx Thomasmehl erhielt. Die Kali- und Stickstoffgabe war dagegen auf beiden Teilen gleich stark. Lediglich durch die Verstärkung der Thomasmehlgabe, die pro Hektar nur einen Mehraufwand von etwa 15 M verursachte, wurden auf diesem Teil vom Hektar über 400 >-L Körner rind fast 300 I-A Stroh im Werte von rund 75 M mehr geerntet, als wie bei der schwachen Düngung. XVocken Spis!p!an V. Dresdner ^bealsr — — — — vom 19. bis mit 27. März. — — — - Königliches Opernhaus: Sonntag: Der Rosenkavalier. (V,7 Uhr.) Montag: Walküre. (6 Uhr.) Dienstag: Zar und Zimmermann. Mittwoch: Aida. Donnerstag: Siegfried. (6 Uhr.) Freitag: Der Rosenkavalier. (7 Uhr.) Sonnabend: Madame Butterfly. Sonntag: Der Rosenkavalier. (7 Uhr.) Montag: Götterdämmerung. Königliches Schauspielhaus: Sonntag: Glaube und Heimat. Montag: Wilhelm Teil. (7 Uhr.) Dienstag: Der Damenkrieg. Die sittliche Forderung. Mittwoch: Hans Sonnenstöhers Höllenfahrt. Donnerstag: Glaube und Heimat. Freitag: Don Carlos. (6 Uhr.) Sonnabend: vr. Klaus. Sonntag: Glaube und Heimat. Montag: Agnes Bornauer. ?7 Uhr.) Wettervorhersage der Kgl. S. Landsswettcrwarte z» Dresden. Sonntag, den 19. März: Nordostwind, heiter, zeitweise Nebel, nachts kalt, tags warm, vor wiegend trocken. Magdeburger Wettervorhersage. Sonntag, den 19 März: Teils heiter, teils wolkig, noch stellenweise etwas Schnee oder Grau peln, starker Nachtfrost und Reif, am Tage selbst sehr kühl. Montag, den 20. März: Vorwiegend trocken, teilweise heiter, starker Nachtfrost und Reif, Tag etwas wärmer als an den Vortagen. Standesamts - Nacbricdtsn vom 11 bis 17 März 1911 Geburten: Willi Fritz, S. des Fabrikarbeiters Friedrich Edwin Gebler in Niedersteina. Annemarie Charlotte, T. des Satt lers und Wagenbauers Cuno Robert Löhnig in Pulsnitz. Elsa Frieda, T. des Tischlers Emil Oskar Ziegenbalg in Niedersteina. Walter Erich, S. des Lederarbeiters Ma.r Otto Born in Puls nitz M. S. Alma Marga, T. des Fabrikarbeiters Ernst Edwin Thieme in Niedersteina. Marie Rosa, T. des Fabrikarbeiters August Oskar Ullrich in Pulsnitz M. S. Albert Helmuth, S. der ledigen Fabrikarbeiterin Anna Frieda Oswald in Ohorn. Eheschliessungen: Paul Georg Voigt, Fabrikarbeiter in Pulsnitz, mit Ida Marie Schmidt, Näherin in Pulsnitz M. S. Sterbefälle: Privata Christiane Karoline verw. Petasch geb. May in Pulsnitz, 68 I. 4 M. 4 T. alt. MredUsbe NacdrlÄZten. pnlsnltz- Sonntag, den 19. März, Oculi: ^9 Uhr Beichte I NxsH 9 Predigt (Joh. 11, 1-16). j 5 „ PasstonSpredigt (Joh. 18, 1—9). Pfarrer Schulze. 8 „ Jüngling?- und Männerverein (Besprechung für Palmsonntag). AmtSmoche: Pastor Resch. Mittwoch, den 22. März, abends 8 Uhr Bibelstunde in der Schule zu Ohorn (Luc. 10, 38—42). Pfarrer Schulze. Donnerstag, den 23. März, abends 8 Uhr Bibel stunde in der Schule zu FriederSdorf (Phile mon 8—12). Pfarrer Schulze. Srotznaundork. Sonntag, den 19. März, Oculi: 9 Uhr Predigtgottesdienst (Joh. 11, 1—16). 2 „ KtndergotteSdienst. Die Bibelstunde am nächsten Freitag den 24. März muß ausfallen! Beerdigt: Arno Alfred, S. des Hausbesitzers und Bandwe bers Bruno Zeiler hier, den 12. März. Auguste Haufe, geborene Haase, Ehefrau des Hausauszüglers und Zimmermanns Karl Ed. Haufe, hier, den 16. März. Qbsrtl^itsnau. Sonntag, den 19. März, Oknli: 9 Uhr Predigtgottesdienst (Joh. 11, 1-16). r/i? „ Kindergottesdienst. 2 „ Taufe. Mittwoch, den 22. März, abends 8 Uhr: PassionS bibelstunde im Pfarrhaus. Getauft: Maria Elisabeth Ingeborg Fröhlich, Tochter des Handelsmanns Karl Paul Fröhlich in Oberlichtenau. Llcktenders- Sonntag, den 19. März, Okuli: 9 Uhr Gottesdienst mit Predigt. Getaust: Emil Erwin Ziegenbalg, S. des Emil Alwin Ziegen balg, Wirtschastsbesitzers, hier. — Darüber ein uneheliches Mäd chen von hier. Getraut: Ma.r Erwin Karsch, Bauarbeiter in Leppersdorf, ledig, und Emma Martha Körner in Kleindittmannsdorf, ledig. — Mar Bruno Kaiser, Steinarbeiter in Niederlichtenau, ledig, und Anna Maria Gentsch, Fabrikarbeiterin in Mittelbach, ledig. Doch nicht lang dauert die Ratlosigkeit, dann fitzt sie am Bode«, streckt eine« der flinken Füßchen vor, will da» Schuhband lösen, hält in dieser Beschäftigung inne, blickt hinter sich und ist im nächste« Augenblick wilder emporgesprungrn, Empörung im Besicht. Al« wäre er plötzlich au« der Erde gewachsen, so steht da einer Hinte« ihr. Und dieser eine — wa« hatte der hier zu suchen, wa« wollt« er von ihr? Er sagt« ihr, wa« er will. »Darf ich Ihnen behilflich sein, ungefährdet auf da» jenseitige Ufer zu kommen? Weil da« Waffe, doch noch zu kalt ist, um «» mit bloßen Füßen zu durchwaten, und auch da» gute blaue Kleid dabei naß werdrn könnte, worüber die Tante sehr schelten würde." Ordentlich einen Ruck gibt» ihr. Hat er da» etwa gar ge- hört? Dies« abscheulich« Mode der Tante, ihr immer vom Fenster au« noch ein paar gute Lehren nachzurufen. So tat sie« auch vorhm. »Nimm den Rock ordentlich hoch, Annerl! — Daß du ml, ja da« gute blaue Kleid recht schonst !" Und wenn er« gehört hat, ist er denn vielleicht gar — Fritz Kullrich nickt, al« verstehe er die Frage, die so feind« selig au« den schwarzen Augen ihm entgegenblitzt, und spricht voll Sanftmut: „Ja, ich hab« gehört und bin vorau«geeilt, weil ich wußte, daß der Steg hier weggeriflen, und weil da« gute Blaue kein Wasser verträgt." .Da» heißt, Sie haben mir aufgelauert. Wie kommen Sie da,« ? Ich verbiete mir so wa« ein für allemal von Ihnen, Herr Kullrich." .Herr Rrferendar Kullrich," berichtigt er mit der gleichen Sanfünut wie zuvor. .Der Titel ist wohlverdient und mir eurer genug geworden." .Da» glaub ich l" hohnlacht da» Annerl. Er beachtet den Einwurf nicht und fährt fort: .Und al« Vertreter de« Recht», dessen Pflicht «» ist, den Schwachen Schutz und Hilfe zu leisten, erbiete ich mich hiermit —" Er vollendet de« Satz nicht, breitet dafür dem Annerl die Arme entgegen und macht eine Bewegung, al» wolle er sie ohne weitere» vom Boden emporheben. Sie tritt zurück. .Bieten sie nur Ihren Schutz und Ihre Hilfe dort an, wo sie verlangt werden. Ich Helse mir schon ganz allein.". Und noch eh« er sie begreift, ,u hindern vermag, hat sie, ihr Kleid mit beiden Händen hochgeraffrnd, einen Anlauf ge nommen und überspringt mit fliegendem Schwung dr» Bache« Breite. Schon hält sie unter ihren Füßen wieder da« jenseitige Ufer, will trumphierend rückwärts schauen, läßt aber außer acht, daß e« schlüfriger Grund ist, auf dem sie steht, gleitet au» — und «in Doppelschrri erklingt. Drüben stößt Fritz Kullrich ihn au«, hüben da« Annerl, da« mit den Händen einen Erlenbusch ge- packt hält, mit den Füßen aber im Wasser zappelt und vergeb liche Kraftanstrengungen macht, sich wieder an da« Land zu schwingen. Doch schon ist ihr Hilfe genaht. Mit elegantem Sprung hat der Referendar dir Lust durchschnitten, streckt der Entgleisten seine rettenden Arme entgegen, hebt sie mit kühner Kraft empor, und noch bevor sie wieder unter sich die Erde fühlt, sagt er mit mildem Tadel: .Da« kommt davon, wenn jemand allzusehr auf die eigene Kraft pocht." Und sie behutsam auf die Füße stellend und an ihr h.nabsehend, fährt er fort: .Da» gute Blaue — patschenaß I Wa« wird da di« Tante sag«» i" Da« Annerl stößt noch kinmal rinrn Schr«i au«, al« sie gleichfalls an sich hinabblickt und drn nassen Kleidersaum ge wahrt. Und an da» Hallo denkend, daß die Tante erheben wird, kommt ihr Helle Wut gegen den Referendar, und sie fährt ihn an: .Sie find schuld daran, einzig und allein nur Siet Ueberhaupt — hab ich» Ihnen denn noch nicht deutlich genug gezeigt, daß ich mit Ihnen nicht« zu tun haben will? Denken Sie denn eigentlich garnicht daran, daß zwischen un« tiesste Feindschaft herrscht?" Ec tut ganz verblüfft. .Feindschaft? Aber wo in aller Welt haben wir beide un» denn je wa» zuleide getan?" .Wir!" macht sie schnippisch. .Meine Tante und Ihr Vater —" .Ja, aber wa» geht denn da« un« an, unterbricht er sie plötzlich. Da« Annerl schlägt di« Händr zusammen. .Wa» mich mein« Tante angrht? Na, Lie sind gut!" .Ja, ich bin gut," beteuert Fritz Kullrich. .Eine Seele von einem Menschen. Und weil ich so gut bin, möcht ich auch, daß alle Menschen unter sich gut wären. Denken Sie einmal, Fräulein Annerl, wie schön da» wäre, wenn wir beide, die wir un« so von klein auf kennen und un« nie wa« zuleide getan haben, un» jetzt zusammentäten wie zwei Friedentrngrl, daß auch unser Vater und unsere Tante sich wieder gut würden." Beinahe mitleidig sieht sie ihn an. .Frieden»engel — Sir? Ein schöner Engel l" Er schlägt die Augen gen Himmel, zieht zu beiden Seiten den blonden Schnurrbart au» und spricht voll bescheidrnen Selbst gefühl»: .In dr« Tat, man sagt, daß mein irdischer Leib nicht ganz häßlich sei." Sie müht sich, ernsthaft zu bleiben, doch r» gelingt ihr nicht. Da» Lachen platzt herau», und Fritz Kullrich lacht mit ihr, bi» sie ihn plötzlich wieder bitterböse ansieht. .Ach wa», wir sind doch Feinde, Und wenn die Tante wüßte, daß ich hier so mit Ihnen —" .Ja, wenn die Tante wüßte, wie schlecht Sie da» Blau« bkhandeln, während r» vielleicht doch noch zu retten wäre, wenn Sie sich damit hierher in die Sonne setzten und l» um sich recht sorgfältig «»«breiteten, weil scharfe» Sonnenlicht die blau« Farbe wieder zusammenzieht." .Ist da» auch wahr?" fragt si« rasch. Ec hebt die Hand empor. .So wahr, wie r« eine chemi sche Wissenschaft gibt," Sie antwortet nicht, schielt nach ihm hin, schielt an sich hinab, trippelt von einem Füßchen auf da» andere, macht eine Bewegung, al» wolle sie davonlausen, und fitzt plötzlich mitten 'm lachenden Sonnenschein am Boden, da» könig»blaue Kleid gleich einer riesigen Glockenblume rund um sich au»gebreitet. Vorsichtig beginnt der Referendar sie zu umkreisen und meint zweifelnd: .Ob» so auch richtig trocken wird? Hier und hier müßt« «» noch Keffer au»geb«itet sein, sozusagen aufge spannt." Und auf ein Knie sich vor ihr nieder!«ssend, saßt er an zwei Stellen den Kleidersaum und hält ihn, sehr stroffge- zogen, fest. Sie schlägt ihn auf di« Finger. .Wolle» Lie mir» etwa auch noch zerreißen?" (Fortsetzung folgt I)