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Pulsnitzer Mchendlatt erscheint: visnstag, vonnorstag u.Sonnabend. 5imts des l^önigl. Amtsgerichts und des 5tadtrates zu Pulsnitz Verantwortlicher NsLakteur: Z. W. Mohr in Pulsnitz. Honnaöend, eu 25, März l9H 63. Jahrgang 36 Stä-liscke Mntbil-ungssckule den 30. März, abends von 5—7 Uhr, bezw. 5—6 Uhr statt; die feierliche Entlassung der Ab- Fortbildungsschule ladet hierzu ein die Lsbrersckakt durch Schuldirektor Brück. Zeitraubender und tabellarischer Satz nach be sonderem Larik. Erfüllungsort ist Pulsnitz. 6mts6lntt sÜL Qrritc: umkassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Vollung, Srotzröhrsdork, IZretnig, SauswalLs, Ohorn, Obersteina, Nieder- ' l U t OVIl >tIIU2gt.t s-/UlSIllH,siejna,xVeitzbach,Ober-u.Niedsrlichtsnau,§riedersdork-Lt)iemsndork,Mittelbach,Srotznaundork,Lia)tenbsrg,klsin-Oittmannsdork. Nummer dieser Zeitung geschrieben und können nun zu unserem Verbündeten übergehen, bei dem es bedenklich kriselt. In Oesterreich hat sich die parlamentarische Si- tuation wieder einmal recht heikel gestaltet, die Slaven versagen Herrn Btenerth die Gefolgeschaft, sodaß er kürz lich sich genötigt sah, die Obmänner der Parteien zu sich zu berufen und ihnen zu eröffnen, daß, wenn in ihrer Haltung keine Aenderung eintrette, er genötigt sein würde, die Konsequenzen zu ziehen. Im Hinblick auf die Zu spitzung der Beziehungen zwischen dem Ministerpräsidenten und der Mehrheit kann eS leicht zu einem offenen Kon flikt kommen, und eS ist unter diesen Umständen nicht zu übersehen, wie die Finanzreform und das neue Wehrgesetz, das sogar eine Zweidrittelmehrheit erfordert, durchgebracht werden sollen. Da Baron Bienerth das unbedingte Ver trauen der Krone genießt, wird aller Voraussicht nach Annahme des Budgetsprovisoriums und des Rekcuten- kontingentS spätestens im Mai die Auflösung des öster reichischen Abgeordnetenhauses erfolgen. Eine Ministerkrists, wie sie seit mehreren Jahren nicht mehr zu verzeichnen war, hat sich in Rußland ereignet (siehe Leitartikel der DonnerStag-Nummer d. Ztg.), nur, daß sie einen recht kuriosen Ausgang genommen hat. Allgemein hieß eS, daß Kokowzew Stolypins Nachfolger sei und daß der Zar bereits das Dekret unterzeichnet habe. Nun kommt aber mit einem Mal die Kunde, daß Stoly pin doch im Amte verbleibt und sich des Vertrauens des Kaisers erfreue. Wie bei seinem Sturze scheint jetzt bei seiner Wiederernennung sich manches hinter den Kulissen abgespielt zu haben, was dem Außenstehenden verborgen ist. Zweifellos ist gegen Stolypin, der gewissen Elementen in Rußland noch zu liberal ist, tntriguiert worden und sie scheinen auch zuweilen in ihren Bemühungen Erfolg gehabt zu haben, bis beim Zaren Nikolaus jetzt wieder ein Rückschlag eingetreten ist. Wie dem auch sein möge, man hat sich jedenfalls mit der Tatsache abzufinden, daß Herr Stolypin w'iter im Regiment verbleibt. Einige unangenehme Stunden hat auch daS neue französische Kabinett durchmachen müssen, eS kam in der Kammer zu einem gewaltigen Skandal, und es schien fast, als wenn das Kabinett Monis zu den Eintagsfliegen zu rechnen sei. Den Grund zu der vielfach gegen das Kabinett bereits jetzt herrschenden Mißstimmung gab die Absicht deS Herrn MoniS, unter allen Umständen einen seiner Freunde, Malvy, ein Unterstaatssekretariat zuzu- schanzen ES kam darüber in der Kammer zu sehr stür- mischen Auseinandersetzungen, in deren Verlauf derMinister- prästdent sogar mit den Fäusten bedroht wurde. Erhielt das Kabinett auch das Vertrauen ausgedrückt, so erhellt doch, daß seine Lage eine keineswegs sichere ist und daß man aller Wahrscheinlichkeit nach mit einer nicht allzu langen Lebensdauer desselben zu rechnen hat. In den Differenzen zwischen Mexiko und Nordamerika scheint eine mehr friedliche Wendung eingetreten zu sein. Man hat wohl in Washington erkannt, daß man gar zu weit gegangen ist und zuckt jetzt etwas zurück, zumal das Vorgehen der Regierung im eigenen Lande nicht allent halben Beifall findet und die Kongreßtagung bevorsteht, aus welcher die Maßnahmen gegen Mixiko jedenfalls Gegenstand scharfer Auseinandersetzungen bilden werden. Jedenfalls ist die Rolle, welche Nordamerika in diese ganzen Frage gespielt hat, eine etwas eigenartige und die Akten dürften über den Fall noch nicht geschlossen sein. Der bisherige mexikanische Flnanzminister Limantour gilt als der kommende Mann; Präsident Diaz ist alt und krank, so daß mit einem baldigen Rücktritt zu rechnen ist. Herr Limantour scheint von anderem Holze geschnitzt zu sein, er ist energischer und es liegt auf der Hand, daß das jüngste Verhalten der Unionregierung nicht gerade geeignet ist, den NankeeS in Mexiko viel Freunde zu schaffen. Der Gegensatz zwischen beiden Staaten dürfte durch die ganze Affäre eine weitere Verschärfung erfahren haben, die doch eines Tages zum Austrag kommen muß und dann durch Einbeziehung weiterer Mächte leicht Di mensionen annehmen kann, die man heute kaum ahnt, Druck und Verlag von L. L. §örster's Lrbsn (Inh.: VV. Mokr). Cxpedition: Pulsnitz, vismarckplatz Nr. 265. Ielegr.-Ndr.: Wochenblatt Pulsnitz Inserats kür denselben Lag find bis vormittags 10 Ahr aukzugeben. Dis funk mal gespaltene Zeile oder deren Naum t 2 pk., Lokalpreis 10 pk. Reklame 25 pk. Sei Wiederholungen Nadatt. Mlitische Wochenschau. Vierzig Jahre waren am 21. März verflossen, seit der deutsche Reichstag zum ersten Male zusammengetreten war. Welcher Unterschied, damals und heute. Deutsch land ist in diesen vier Jahrzehnten zu kaum geahnter Blüte gelangt, und der deutsche Aar breitet machtvoll seine Schwingen über die ganze Welt; anders aber daS parla mentarische Leben: Damals große Persönlichkeiten und Debatten von seltener Höhe, und heute? ... Es läßt sich bedauerlicher Weise nicht leugnen, daß das Niveau des Parlaments bedeutend zurückgegangen ist und daß ein Vergleich zwischen den damaligen und jetzigen Beratungen sehr zu Ungunsten der letzteren auSfälll. Die Debatte zum Etat des Reichsamt deS Innern ist ein klassisches Beispiel hierfür. Stunden auf Stunden, Tage aus Tage werden mit teilweise recht überflüssigen Reden auSgefüllt, die Erledigung der parlamentschen Geschäfte wird ver schleppt, weil eS die Abgeordneten für gut finden, Wahl reden zum Fenster hinaus zu halten. An die rechtzeitige Fertigstellung des Etats ist unter diesen Umständen nicht zu denken, und man darf sich nicht wundern, daß nun- mehr auch eine Herbsttagung in Aussicht genommen ist, um noch E ne Reihe wichtiger Gesetzentwürfe zu verab schieden. ^0 /reilich bei einer solchen Tagung kurz vor ParlamentSschlutz viel herauskommen wird, kann als frag lich gelten. Jedenfalls erhält man dadurch einige Ge wißheit für den Termin der ReichstagSwahlen, die allem Anscheine nach vor Januar stattfinden werden, falls nicht etwa irgmd ein Zwischenfall etnirm. Während wir in Deutschland an einer dauernd latenten inneren KrtsiS kranken, sind im Auslande mehr fach Krisen zum Ausbruch gekommen. Ja Italien ist Kabinett Luzzatti über die Wahlrcform gestürzt, nachdem es sH^n lange genug wackUch mit ihm stand. DaS Nähere haben wir schon im Leitartikel der letzten Aas Wichtigste. Am Donnerstag fand in Dresden die Landesoersannnlung des Bundes der Landwirte statt. (S. des. Art.) Se. Majestät der König ist in Luxor eingetroffen. Das deutsche Kaiserpaar traf gestern in Wien ein. (S. Deutsches Reich ) Kaiser Franz Joseph hat dem Prinzen Joachim von Preußen das Großkreuz des Stephansordens ver liehen. Das Kronprinzenpaar wird am 29. März von Kairo nach Korfu reisen. Der Reichstag begann am Donnerstag die zweite Lesung des KolonialetatS. (S.Reichstagsstimmungsb.) Der Reichstag erledigte am Freitag in zweiter Lesung denEtatderSchutzgebiete. (S Rcichstagsstimmungsb.) In den Singer-Nähmaschinenwerkcn in London und Glasgow ist ein Streik ausgebrochen, der gegen 10000 Personen umfaßt. Die holländische Befestigungsvorlage ist zurückgezogen worden. Stolypin wurde am Donnerstag vormittag vom Zaren empfangen und nahm seine Demission zurück. Die Pariser Handelskammer hat sich gegen die Veran staltung einer Pariser Weltausstellung im Jahre 1920 ausgesprochen. Im Streikgebiet von Wales kam es zu Kämpfen mit der Polizei, bei denen mehrere Polizisten schwer verwundet wurden. Amerikanische und englische Blätter bestätigen jetzt, daß die Mobilmachungsorder der Vereinigten Staaten in einem gewissen Zusammenhänge mit geheimen mexikanisch-japanischen Verhandlungen stand. Diese Verhandlungen soll Japan abgebrochen haben. Fernsprecher: Nr. 18. VSZirKS-AnZSlgSr OsrtNcbes unv Säcdsiscbes. Pulsnitz. (Sonntagsplauderei.- Sonntag Lä- tare ist heute. Er ist der drittletzte Sonntag vor dem Oster feste. Lätare heißt zu deutsch: Freue dich! Diese Be- zeichnung nimmt Bezug auf das Bibelwort: Freuet euch mit Jerusalem und seid fröhlich über sie, alle, die ihr sie lieb habt. Freuet euch mit ihr alle, die über sie traurig gewesen seid. Das ist die kirchliche Bedeutung des heutigen Sonntages, aber er hat auch noch etliche andere. Der Lätare-Sonntag wird in manchen Gegen- den ebenso wie der ihm vorgegangene Oculi-Sonntag auch Mitfastensonntag genannt. Er führt dann auch noch den Namen Rosensonntag, weil der Papst an ihn die goldene Rose zu weihen pflegt, und schließlich stoßen wir auch noch auf den,Namen Brotsonntag, zur Erin nerung an die Speisung der 5000, über die es in Joh. 6 heißt: „Da hob Jesus seine Augen auf, und steht, daß viel Volks zu ihm kommt und spricht zu PhilippuS: „Wo kaufen wir Brot, das diese essen/ In den ger- manischen Landen ist der Lätaretag ein Frühlingsfist allerersten Ranges. Er, oder einer ihm benachbarten . Tage, wird fast bei allen indogermanischen Völkern teils in offener, teils in versteckter Form in irgend einer Weise gefeiert. Bei den Romanen in versteckterer Form, denn bei ihnen pflegt der Frühling schon Wochen vorher ein zusetzen. Unseren Altvorderen war die Zeit, in die der Lätaresonntag zu fallen pflegt, eine Zeit froher Früh lingsfeste, die überall mit Freuden begrüßt wurden. .Und wie es unsere Vorfahren gehalten haben, so halten auch wir es. Aucy wir sind froh, daß eS mit dem Win ter nun eilt Ende haben soll und rufen dem Lätaretage die Worte zu:' Lätaretag! Macht aus die Herzen, Stäubt die letzte Trübsal aus! Denn der Frühling naht im Märzen Und pocht laut an jedes Haus! Wollt den Einlaß ihr verwehren? Hört ihr nicht den Fink im Haag? Set willkommen, hoch in Ehren, Heißersehnter Tage Lätare! Pulsnitz. („Männer g esangverein." — Ein Abend im schönen Ungarland.) Die Idee, der Fastnachtsveranstaltung durch Wahl der Vorträge und Aufführung einen eigenartigen Charakter zu verleihen, gelang dem hiesigen „Männergesangverein" am Donners tag im SchützenhauSsaale, der geschmackvolle Bekleidung in ungarischen Landesfarben aufwies, in hervorragend schöner Weise. Sämtliche Nummern der Vortragsfolge waren aus ungarischen Weisen zusammenGesetzt, sodaß die Bezeichnung auf dem Programm: „Ein Abend im schö- nen Ungarland' vollste Berechtigung hatte. Von gemisch- ten und Männer-Chören, welche unter der vorwärtSstre- benden Leitung des Liedermeisters, Herrn Kurt Böhme, sehr gut eingeübt waren, wurden geboten: „O habet acht" aus der Operette „Ztgeunerbaron" von Joh. Strauß, „Der Zigeuner" (mit Sopran- und Violinsolo) von M. v. Wein- zierl und „Ungarifche Steppenbilder", CykluS mit ver- bindender Dichtung und Klavierbegleitung von H. Jüngst. Die frische Wiedergabe der zum Teil recht schwierigen Kompositionen li.ß die treffliche und sorgfältige Arbeit des Dirigenten und die sympathisch berührende SangeS- sreudigkeit der Sängerinnen und Sänger erkennen. Hin gabe und ideale Begeisterung für den Gesang zeigte sich auch bei Aufführung des heiteren Singspieles: „In der Csarda", in Spiel und Maske reizend und glücklich durch geführt von Mitgliedern des Vereins. Das Auge erfreute sich an den prächtigen perso enreichen Szenen, die sich in der ungarischen Pußtenschenke abspielten. (Wünschens- wert wäre es, wenn das Stück nochmals, vielleicht üsfent- lich zu Wohltätigkeitszwecken aufgeführt würde) Auf glei cher Höhe wie der vokale Teil des Programms standen auch die instrumentalen Darbietungen der Stadtkapelle, welche allseitigen Beifall ernteten. Der von den Damen so begehrte und verehrte Ball war der Schluß der Ver anstaltung, über deren überaus gut gelungenen Verlaus und Zeitung Matt Mit „IliusN. Sonntagsblatt", „Landwirtschaft- kicher veilage" und „§ür vaus und IZerd". Abonnement: Monatlich 45 Pf., vierteijährlich Mk. 1.25 bei kreier Zustellung ins kbaus, durch die Post bezogen Mk. 1.4 l. Die prükungsn finden Dienstag, den 28. und Donners gehenden ist auf Donnerstag, den 30. d. M., abends 6 Uhr, fest Die Herren Obermeister und Lehrmeister, sowie alle F Pulsnitz, im März 1911. de der