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Nr. 27 Pulsnitzer Wochenblatt. — Sonnabend, den 4. März l911 Seite 2 ausgelassene Fröhlichkeit durch ernste Buße und Reue abgelöst werden muß. Der Sonntag Jnvocaoit ist in diesem Jahre auch der erste Sonntag im März. Mit Anfang März kommt uns wieder die sichere Hoffnung, daß sich das Wintergrab der Erde bald wieder ganz öffnen wird, damit neues Leben aus ihm heroorsprießen kann. Schon rüstet eS sich allgemein zu dem großen Erwachen. Wohl sind Schnee und Eis hier und da noch mcht gewichen, doch die blanken Sonnenstrahlen des wachsenden Tages gehen dem hartherzigen Winter schon tüchtig zu Leibe. Lange wird er sicherlich sich nicht mehr ihrer siegreichen Kraft erwehren können. Wohl knirscht er noch gelegentlich mit seinen kalten Frostzähnen, je doch der erwachende Südwind verlacht seine Wut und beginnt mit dem weißen Flockenstand winterlicher Launen energisch aufzuräumen. Die Poesie des werdenden Vor frühlings macht sich jetzt schon recht lebhaft bemerkbar. Der Glanz der Schönheit will wieder seinen Einzug ins Leben halten und die Natur mit seinem jauchzenden Frohlocken erfüllen. Pulsnitz. (Der Verband Pulsnitz der Säch sischen Fechtschule) hielt gestern, Freitag, abend im Saale des Hotels „GrauerWolf" seine JahreS-Haupt- versammlung ab. Herr Bernhard Beyer, als Vorsitzen der des Verbandes, eröffnete die Versammlung mit einem freudig von den Anwesenden aufgenommenen Hoch auf den hohen Protektor der Sächsischen Fechtschule, Se. Maj. König Friedrich August. Sodann gelangte der Jahresbe richt zum Vortrag. Aus demselben geht hervor, daß der nunmehr 3 Jahre bestehende Verband 409 Mitglieder zählt und in der Sächsischen Fechtschule der Mitglieder- zahl nach der 40., der Gründungszahl nach der 155. Ver band ist. An Unterstützungen hat der Pulsnitzer Verband im Berichtsjahre in unsrer Stadt und PulSnitz M. S. in 21 Fällen 263 M 25 Pf. ausgezahlt; an die Haupt- kaffe sind die nach den Landessatzungen festgesetzten Bei träge von 15 Pf. pro Verbandsmitglied, insgesamt 61 M 35 Ps. abgeführt worden, welche zu Unterstützungen in unserem Vaterlands Verwendung finden. Zur Unterstütz ung hilfsbedürftiger Konfirmanden ist auch dieses Jahr wieder die Summe von M 100.— festgesetzt worden. Der ausführliche Bericht ließ ersehen, in welch' uneigennütziger und hingehender Weise die Verwaltung des Verbandes gearbeitet hat. Die durch den VerbandSkassiersr, Herrn Stadtrat Cunradi vorgetragene JahreSrechnung für 1910 wurde von der Versammlung richtiggesprochen. Dieselbe weist eine Einnahme von 1121 M 02 Ps., eine Ausgabe von 480 M 88 Pf. auf. Es verbleibt demnach ein Kassen- bestand von M 640.14. Die Einnahme enthält den aus der II. Warenlotterie erzielten Reingewinn in der beträcht lichen Höhe von M 418.25. Der Zeitwert des Inventars beträgt M 462.41. Auf der Tagesordnung stand ferner die Wahl von drei Vorstands- und sieben Ausschußmit gliedern. Wtedergewählt wurden die Herren Bernhard Beyer, Alfred Cunradi und Emil Frenzel als Vorstan s- mitglieder, die Herren Gustav Patitz, Alfred Gude, Kurt Zscherper, Anton Wondruschka, neugewählt die Herren Oberlehrer Berge, Tierarzt Rudert und Eduard Pientok als Ausschußmitglieder. Nach Erledigung von i -lernen Verbandsangelegenheiten, die manchen, leider auch hefti gen Wortwechsel zeitigten, wurde die Versammlung durch den Vorsitzenden in der vorgerückten Zeit um 1 Uhr mit dem Wunsche auf ein ferneres Blühen und Gedeihen und mit einem Hoch auf die so segensreiche Sächsische Fecht schule geschloffen. — 8. ll. K. (Die Fachbibltoth-.k des Lan - deSvereinS für Innere Mission), DreSden-A, Ferdinandstratze 1911, verdient gerade in den jetzigen Zeilen eine besondere Beachtung. Die Frage: Was dünket Euch um Christo ? steht mehr als je im Vordergründe des Interesses. Eine große Anzahl Bücher und Bro schüren werden für und wider geschrieben und gedruckt. Manch einer möchte gern klar sehen und findet sich doch in der Menge des Gebotenen nicht zurecht. Alles Er schienene kann sich doch auch nicht jeder kaufen. Wer sich unterrichten will über Religion und Religionen, Christus und das Wesen des Christentums, Geschichtlich, keit Jesu, Monismus, Leben und Sterben, Schöpfung und Entwicklung, Gott und Gottesglauben, Wunder und Wahrheit, Offenbarung und Bibel, christliche Sittlichkeit, Christentum und Weltanschauung, Christentum und Wissenschaft, moderne Christentumsgegner, Kirche und Kirchlichkeit, Wesen und Aufgabe der Apologetik und apologetisch-soziale Literatur, möge sich den „Wegweiser durch die Apologetische Literatur", zusammengestellt von Pf. vr. Schröder-Beicha, von oben genannter Adresse kommen lassen (10 Pfg.). Alle dort ausgeführtcn Werke kann man unentgeltlich von der Fachbtbliothek leihen. Es ist zu wünschen, daß davon recht häufig Gebrauch gemacht wird. — (Das Kgl. Ministerium des Innern) hat dem geschäft-führenden Vorstande des Landesverban des der Saalinhaber für das Königreich Sachsen einen Bescheid zugehen lasten, in dem mitgeteilt wird, daß das Ministerium die Kreishauptmannschaften und Polizeibe hörden zur eingehenden Berichterstattung über di« Wir kungen der Verordnung betreff die Sicherung der Thea ter usw. gegen Feuersgefahr vom 1. Juli 1909 auf be stehenden Anlagen, insbesondere öffentliche Versammlungs räume, aufgefordert hat. Nach Eingang dieser Berichte wird das Ministerium prüfen, ob und inwieweit etwa eine Milderung der angeführten Verordnung und ihre Durchführung angebracht ist. Wegen des vom Saalin- Haber-Verband beantragten persönlichen Gehörs von Mit gliedern des Vorstandes behält sich daS Ministerium noch die Entschließung vor. Es weist jedoch in dem Bescheid darauf hin, daß eS dem Verbandsvorstande unbenommen bleibt, schon jetzt seine Anträge eingehend schriftlich zu be- gründen und insbesondere die Vorschriften der Verord nung zu bezeichnen, deren Anwendung auf bestehende Anlagen nach der Auffassung der Saalinhaber zu Här ten führt. — (Durch Selbstmord) gehen mehr Menschen zu Grunde als durch den Krieg. D eS ersieht man aus der soeben veröffentlichten Statistik, die den Zeitraum von 50 Jahren umfaßt. Während dieser Zeit haben z B. in England 52 000 Menschen im Kriege und sei nen Folgen das Leben verloren, dagegen 77 000 Men schen durch Selbstmord ihrem Leben ein Ende gemacht. In Deutschland, Oesterreich und Frankreich stehen den 316 000 Menschen, die innerhalb 50 Jahren im Kriege gefallen sind 610 000 Selbstmörder gegenüber. Ohorn. (Die diamantene Hochzeit) zu feiern war kürzlich den Friedrich Käppler'schen Eheleuten ver gönnt. DaS Ehepaar befindet sich dem Alter nach geistig und körperlich wohl. Der Jubilar ist den 10. August 1828, die Jubilarin am 31. Dezember 1831 geboren. Großröhrsdorf. (Politische Versammlung.) Am Donnerstag abend fand im kleinen Saale des Mit- telgasthofeS eine vom Konservativen Verein für den Amts gerichtsbezirk PulSnitz einberufene öffentliche politische Ver sammlung statt, in welcher der Reichstagskandidat für Meißen, Herr Kurt Fritzsche, über: „Politische Unwahr heiten des Freisinns" sprach Herr AmtSgerichtSrat Rei chert-Pulsnitz eröffnete ^9 Uhr die Versammlung. Be vor er Herrn Fritzsche das Wort zu seinem Vortrage er teilte, bemerkte er, daß die wahrscheinlich im Herbste die ses Jahres stattfindenden ReichstagSwahlen die Parteien zeitiger als sonst auf den Plan gerufen habe. Wie die letzten Wahlen unter dem Zeichen des Kampfes der nationalen Parteien gegen die Sozialdemokratie gestan den, so stünden die bevorstehenden im Zeichen des Kamp fes der nationalen Parteien unter einander. Beklagens wert sei es, daß der Freisinn diesmal in der Person des Herrn Richard Pudor einen Gegenkandidaten aufgestellt habe. Anknüpfend an Ausführungen des letztgenannten Kandidaten bei öffentlichen Versammlungen in Bautzen und Kamenz, wendet sich Herr Fritzsche, der nunmehr daS Wort nimmt, gegen die darin enthaltenen Angriffe auf die konservative Partei. Unrer lebhaften Ausfällen gegen die Haltung des Freisinns und seiner Forderungen spricht Redner eingehend über Zuckcrexportprämien, die sog. Lie besgaben an Branntweinbrenner und die Getreidezölle. Er weist die gegnerische Annahme zurück, daß dadurch eine ungemessene Bereicherung der Großgrundbesitzer stntt- gefunden und sagt daß diese Rückvergütungen und Zölle nur den Untergang der gesamten Landwirtschaft verhütet, eine Hebung derselben herteigeführt und sie dadurch in die Lage versetzt habe, die Erzeugungsfähigkeit landwirt schaftlicher Produkte wesentlich zu erhöhen. Redner ver breitet sich sodann weiter über die bestehende Fleischteue rung und ihre vermeintlichen Ursachen, widerlegt den Vorwurf der Industrie-Feindlichkeit der Konservativen, kommt auf die ReichSstnanzreform und das Verhalten der konservativen und liberalen Parteien besonders der Erbanfallsteuer gegenüber zu sprechen und bezeichnet erstere als eine nationale Tat, die dem Reiche die nötigen Exi stenzmittel gebracht habe. Scharf wendet sich der Vor- tragende gegen die Annahme des Bestehens eines schwarz blauen Blockes, dessen Existenz er als ein Märchen bezeich net. Er streift schließlich noch den Verfassungsentwurf in Elsaß-Lothringen und die Mitwirkung von Schöffen in der Berufungsinstanz und kennzeichnet das Verhalten des Freisinns diesen Gesetzentwürfen gegenüber. Nach kur zer Pause nimmt hierauf Herr Rechtsanwalt l)r. Hippe- DreSden zur Entgegnung daS Wort. Er wendet sich ge gen die einzelnen Ausführungen des Redners und sucht diese von seinem liberalen Standpunkt aus zu widerlegen, so namentlich in Bezug auf die Zuckerprämien und Lie besgaben. Betreffs der ReichSstnanzreform weist Redner auf die erheblichen Schädigungen hin, die die Zigarren- und Zündholzindustrie infolge derselben erfahren haben und geißelt daS Verhalten der Konservativen gegenüber der Erbanfallsteuer. Der schwarz-blaue Block existiere trotz aller AbleugnugSversuche DaS Ablehnen der Schöf fen in der Berufungsinstanz bezeichnet er als einen Miß- LrauenSvorwurf gegenüber dem Volke. Der vorgcschrit- tenen Zeit halber (Redner wollte den 11 Uhr-Zug zur Rückfahrt nach Dresden benutzen) konnte derselbe sich bet der Entgegnung nur ku z fassen und verließ sodann das Lokal. In einem Schlußworte besprach Herr Fritzsche nochmals eingehend die Widerlegungen des Vorredners und den politischen Standpunkt desselben und wies alle erhobenen Einwendungen mit Entschiedenheit zurück. Beide Redner ernteten nach Schluß ihrer Ausführungen Beifall. Gegen »/z12Uhr fand die ruhig verlaufene Ver sammlung ihr Ende. Kamenz. (Die Maul- und Klauenseuche) tritt gegenwärtig in unheimlicher Weise im hiesigen Be zirke auf. Nachdem sie am 21. v M. in Weißbach bei Kamenz, am 23. in Nauslitz, am 25. in LieSke, am 28. in Gotschdorf, gestern in Dado, Weißig und Mittelbach konstatiert worden war, ist heute — lt. Beka ntrnachung der Kgl. AmtShauptmannschast — in Milstrich auSge- brochen. Im Interesse der durch die Seuche schwerge schädigten Landwirtschaft ist zu wünschen, daß die hier und in den umliegenden Marktorten verfügte Aushebung der Viehmärkte sowie die sonstigen behördlicherseits ge troffenen Abwehrmatzregeln die weitere Ausbreitung der verhängnisvollen Tierkrankheit verhindern und bald wie- der normale Zustände platzgreifen mögen. — (Maul- und Klauenseuche.) Die König liche Amtshauptmannschaft Kamenz gibt bekannt, daß mit Rücksicht auf die besorgniserregende weitere Aus breitung der Maul- und Klauenseuche im hiesigen Bezirke die Abhaltung des für den 20. März 1911 angesetzten Viehmarktes in Elstra verboten wird. Dresden, 3 März. (Tagung.) Der Verband deul- scher Bauvereine wird vom 8.—12. Juli hier seinen dies jährigen VerbandStag abhalten. Dresden (Ausbildungskurse für Helfe- rinnen vom Roten Kreuz) veranstaltet auch in diesem Jahre und zwar vom 24. April bis zum 3. Juni daS Direktorium des AlbertvereinS. Ein Kursus findet im CarolahauS zu Dresden und ein weiterer im König- lichen Garnisonslazarett statt. Pirna. (Weniger Steuern.) In einer sehr glücklichen Lage befind«t sich die Gemeinde Posta in steu erlicher Beziehung. Die Gemeinde war nämlich jetzt in der angenehmen Lage, ihre Gemeindeanlagen für das laufende Jahr um 33 Proz. herabsetzen zu können. Sie erhebt nur 50 Proz. der staatlich verlangten Einkommen- steuer. In den Haushaltplan für 1911 hat man sogar noch 500 Mark für Straßenbeleuchtung, die noch in weiter Ferne ist, einstellen können und ebenso eine Rück lage von 700 Mark für einen sich einst notwendig ma chenden Schulbau. Pirna, 3 März. (Direktorwahl) Der Lehrer Dittmann in Copitz bei Pirna wurde zum Direktor der neuorgonisierten Gewerbeschule in Lichtenstein gewählt. Zeulenroda, 3. März. (NachAmerikageflüchtet.) Der nach Unterschlagung einer größeren Summe ver schwundene Kassierer der hiesigen Ortskrankenkasse, Vieh weger, befindet sich auf der Flucht nach Amerika. Die Staatsanwaltschaft hat einen Steckbrief hinter ihm erlassen. Leipzig (12. Deutsches Turnfest.) Die Stadt- verordneten genehmigten, daß daS 12. Deutsche Turnfest auf dem Eutritzscher Gelände stattfindet. Die Biersteuer- Einführung wurde mit 38 Stimmen gegen 31 ange nommen. Leipzig, 3 März. (Jubiläum.) Die weltbekannte Verlagsftrma G. B. Teubner begeht heute die Feier ihres 100jährigen Jubiläums. Waldheim. (Anleihe. — Bun des fest.) Die städtischen Kollegien beschlossen die Aufnahme einer An leihe von 250000 Mt. zum Erweiterungsbau der Wasser leitung. — DaS 20. Bundessest des Sächsischen Radfahrer bundes wird vom 12. bis 14. August hier abgehalten. Vermiscktss. * (Wozu der Mensch gut wäre.) Der Mensch ist, wie es die Bibel verkündet nur Staub Woraus be steht denn eigentlich dieser Staub? Ein englischer Che miker, der ihn analysiert hat, hat gesunden, daß er die selben Stoffe enthält wie ein Hühnerei, und daß 1000 Eier an chemischer Substanz gleich sind einem Menschen von mittlerer Giöße. Würde der Kohlenstoff, den jeder von uns Enthält, zu Graphit umgcwandelt, so könnte man davon 780 Dützen Bleistifte fabrizieren. Aus dem Eisen, daS unser Blut enthält, könnte man sieben Hus- eisen schmieden. Unser Körper besitzt weiter 600 Gramm Phosphor, eine'Menge, die genügen würde zu 820 >,00 Streichhölzern oder um damit, wenn man andere Ver- wendungSart vorzöge, 500 Personen zu vergiften. Wir enthalten außerdem 6 Kilo an Fettstoffen, wovon man 60 Lichter machen könnte, die vollständig unsere Sterin- t rzen ersetzen würden. DaS Salz in unserm Körper würde hinreichen, um 20 Teelöffel zu füllen. * (Ber 1 ins Ausgaben.) Die Ausgaben der Reichs- Hauptstadt haben für das Dahr (Ass eine recht ansehnliche Lsöhe erreicht. Fast 3131/2 Millionen Mark muß Spreeat- hen an Ausgaben aufwenden. Hiervon entfallen auf das Unterichtswesen nicht weniger als 33 (52 000 Mark, auf das Armenwesen 17 7^(000 Mark, auf die Kranken- und Gesundheitspflege (3 232 000 Mark. Es fordern ferner Polizei, Gerichte, Standesämter und Militärwesen (0^67 000 Mark, Beleuchtung, Straßenreinigung, park- und Friedhofs verwaltung 9 ((60 000 Mark, das Bauwesen 5 708 000 Mark, die Museums- und Bibliothekverwaltung 375 000 Mark, die vcrwaltungskosten (8HO9OOO Mark und die Kapital- und Schuldenverwaltung 8 377 000 Mark. * (Die Reform der chinesischen Ehe.) Zu Peking sand in dem „Damcnklub der freien Aussprache", oder, wie er auf Chinesisch heißt, dem „Fu-nü ming-lun- tang-Klub" erne interessante und bedeutungsvolle Sitzung statt. Einberuferin der Versammlung war die Fürstin Kalachin, Leiterin die Herzogin Kung, Gemahlin deS un mittelbaren Nachkommen des ConfuciuS, und etwa 250 Frauen und Töchter mandschurischer, mongolischer und chinesischer Beamten, sowie Zöglinge der drei Mädchen- seminare Pekings hatten sich eingefunden, um die Frage der Reform der chinesischen Ehe zu besprechen. Es gab eine erregte Debatte, und das E.gebniS war eine Ein- gäbe an den Reichsausschuß, worin dieser ersucht wird, dem Grundübel deS chinesischen EhelebenS zu steuern. Dies ist daS in China noch allgemein übliche Halten von Nebenfrauen. Grundsätzlich soll allerdings daS Halten Nebenfrauen nur in bestimmten Fällen, besonder? in dem Falle gestattet sein, wenn ein männliwer Nach, komme versagt ist, so daß «ach dem Tode des Vaters niemand da märe, welcher die vorgeschriebenen Ahnenopfer bringen könnte. Liegt dieser Fall vor, so pflegt sich, wie der „Ostastatische Lloyd" hervorhebt, die Frau gegen die Annahme einer Nebcnsrau auch gar nicht viel zu sträuben, und die Nebcnsrau nimmt dann eigent lich die Stellung einer Dienerin ein, wozu sie auch ihre Herkunft prädestiniert; denn die Nebenfrauen entstammen fast immer den niedrigeren Klassen. Allein in vielen Fällen nehmen sich eben die Chinesen, auch ohne, daß einer der gesetzlich anerkannten Fälle vorliegt Nebenfrauen aus keinem anderen Grunde, als weil ihnen irgend ein hübsches Lärvchen gefällt Daß das Voit darüber Be- scheid weiß, beweist das chinesische Sprichwort: „Man heiratet eine Frau um ihrer Tugend, eine Nebenfrau um ihrer Schönheit willen." Gerade in solchen Fällen ist dann bald der häusliche Frieden gestört und untergra- ben. Der erwähnte Klub, den d.e chinesische Presse mit Nachdruck unterstützt, arbeitet nun auf das Ziel deS völ ligen Verbotes des Haltens von Nebenfrauen und somit