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Pulsnitzer MckeniMl Sonnaöend, 4. Keöruar L911. Meilage zu Ar. ^5. 63. Jal-rgang. Oertttcdss und SScdsiscdss. — (Kaufmann, der Handlungsgehilfe?) Die Frage, ob ein kaufmännischer Angestellter sich als Kaufuann bezeichnen darf, oder ob dieses Prädikat nur die ein Geschäft selbständig betreibenden Kaufleute führen dürfen, ist schon ost aufgeworfen worden. In Düssel dorf wurde sie vor einiger Zeit dadurch aktuell, daß der Magistrat auf Veranlassung der Handelskammer die Standesbeamten anwies, nur bet sell ständigen Kaufleuten die Bezeichnung „Kaufmann" in die standesamtlichen Bücher einzutragen. ES wurden infolgedessen Handlungs gehilfen entweder als solche oder je nach ihrer Stellung als Prokuristen, Kassierer, Buchhalter, Verkäufer einge tragen, während jedem kleinen Detaillisten, der ein Ge schäft betrieb, die Bezeichnung „Kaufmann" zugestandcn wurde. Auf eine Beschwerde an den M nister des In nern hat dieser jetzt die Verfügung des Magistrats auf gehoben und angeordnet, daß von den Standesbeamten die Spezialbezeichnung bei kaufmännischen Angestellten nicht mehr zu verlangen sei, sondern das jede berufsmäßige kaufmännische Person, wenn sie sich dem Standesbeamten j gegenüber als Kaufmann bezeichne, unter dieser Bezetch- s nung in das StandeSamtSregister eingetragen werden muffe. ES ist diese Verfügung durchaus korrekt, denn Kaufmann ist keine Titulatur, sondern eine Berufsbe zeichnung, wie Förster, Seemann, Arzt, Techniker, bei welchen Berufen es doch auch verschiedene Kategorien und Abstufungen gibt. Dresden. (Hinrichtung.) Der Landesscharfrichter Brandt ist am Donnerstag mit seinen Gehilfen hier ein- getroffen, um den Transport der Guillotine nach Chem nitz zu leiten, wo heute Sonnabend die Hinrichtung des vom Schwurgericht Chemnitz wegen Mordes zum Tode verurteilten Barbiergehilfen Gründia erfolgt ist. kZQuxüvsr banOlungsn des Königlichen Schwurgerichrs zu Bautzen im I. Vierteljahre 1911. Montag, den 6. Feb uar: 1. Vormittags »/«10 Uhr gegen den Buch inder Joses Schmidt aus Warnsdorf wegen Raubes — 2. Vormittags 12 Uhr gegen die Fabrik arbeiterin Martha Lina Käseberg aus Dürrröhrs- dorf wegen versuchten Mordes. MO ffjLukcdoi tsdoro steldi sjongkon (VLiäviöl— (Nachdruck verboten.) 13 IN)' ZUM Abbruch der Ostasien reise des deutschen Aron- xrinzen veröffentlichen wir eine Karten skizze. mit deren Hilfe unsere Leser sich leicht vergegenwärti gen können, wieviel von dem ursprünglichen Reiseprogramm der Kronprinz wegen der Pest aufgeben muß. Die Reise ging biß Genua nach Ceylon und von dort nach Indien. Der Aufent halt des hohen Reisenden in Indien soll demnächst mit dem osftziellen Besuch in Kalkutta sein Ende finden. Bekanntlich wollte der Kronprinz noch Siam, Holländisch-Jndien, China und Japan besuchen und dann mit der sibirischen Eisenbahn über Rußland heimkehrcn. Aus diesem Teil der Reise kann nun in die- stm Jahre nichts werden. Mit der ursprünglich vorgesehenen Reiseroute wäre der Erbe der deutschen Kaiserkrone in zwei zurzeit sehr unsichere Gebiete ge langt, Nämlich auf die eben von heftigen Erdbeben heimgesuchten Philippinen und in das Pest- gcbiet Lei Charbin, das sich im mer weiter auSrehnt. Der fernste Osten bleibt dem Kronprinzen daher verschlossen. Er hat aber auch bisher sehr viel des Schö nen und Interessanten gesehen. — — 1 TTZTZ2-, c-XM L 91 oSPuy, LI Und nun kam jener Abend, jener schreckliche Abend! Mein Mann hatte stark getrunken und kam glühend vor Erregung zu mir, mit dem Briese in der Hand. Er tobte und schrie und schlug wie ein Wahnsinniger um sich. Dann wieder sichte er, weinte und bettelt«, ich solle ihn doch nicht treulos verlaffen, wollte mich in seine Arme reißen, bis der ParrxylmuS wieder umschlug und er mir drohend die Faust in» Gesicht hielt. Ich bebte vor Angst und wagte doch nicht, au« dem Zimmer zu gehen, bi» er sich au! dem Schrank eine Flasch« Kognak nahm und damit in die Sosaeck« setzte. Nun schlich ich leis« hinaus. Er sollte nicht« hören, und Vater, der diese Nacht in der Stadt schlief, erst recht nicht Und dann flog ich durch die dunklen Straßen, es war fast zehn Uhr, nach seiner, de« anderen, Wohnung. Ich war sinn« lo« vor Angst. Ich wußte selbst nicht, warum ich r« tat, wa« ich tat. Ich wollte ihn nur bitten, anflehen, mir nie wieder zu schreiben. Und da» mußte ich ihm selbst sagen, da» konnte ich keinem Papi», keiner Mittelsperson anvertrauen. ü^ubi« ich in meiner Angst. — Jh fand 'bn ,u Hause — er öffnete mir, zog mich gleich, al» sei ich nur deshalb gekommen, jubelnd in seine Arme Alt ich dann nach Haus« zurücktehrte, fand ich"— Leonie stockte, setzte noch e mnal an und vollendete dann tonlo»: «fand ich meinen Mann lot. E- lag, mit einer Schußwunde in d«r Schläfe, quer über d«m Sosa. ... In unserem Schlafzimmer waren Biss«» und Kannen zer« schlagen. _ Er war wohl da hineingkgangen um mich suchen, fand m ch »ich, und wütete nun gegen bll », wa« ihm pj, Hände kam. Hatte er nun sich selbst erschossen? Jh weiß e« nichr, weiß e, noch heut« nicht! Aber tch alaubte «» gleich und glaube es noch heute. In der Wut, «n Rausch, um die Qual der Eifersucht ,u betäuben, in der Verzwe flung darüber, daß er wieder getrunken hatte, wa» er öfter und öfter tat. — So habe ich «r mir gedacht. Derartige Szenen waren leider nicht selten. Doch ich Halle immer meine Kaltblütigkeit bewahrt, trat ihm stet» mit dem Mut und der Ruh« de« guten Gewissen» entgegen. Ich hatte im sogar vorgewoifen, daß er mir durch seine Trunksucht immer erbärmlicher, immer abstoßen« der erschien. Vielleicht war ihm auch da» eingefallen. Im ersten Augenblick stand ich wie gelähmt an der Stätte, an der so Furchrbaie» sich zugetragen hatte Mit brechenden Knien hielt ich mich an der Tür zwischen Schlafzimmer und Wohnzimmer fest. Endlich raffte ich mich auf und ging in» Schlafzimmer, um dort d« Scherben zusammenzmäumen. Es geschah wie in einem Anialle ehelicher Scham, daß ich mich zunächst darum bemühte, die Spuren seine« Toben« zu verwischen. Ich hatte da« Gefühl, daß diese Spuren solort den Verdacht auf einen voraukgegangenen ehelichen Zwist lenken würden, der doch gar nicht stattgesunden hatte. Insofern hielt ich mich dann auch wieder iür berechtigt, sie ,u befestigen. Im Wohnzimmer stand mejne« Manin» Gewehrschrank, in den auch Vater seine Büchs« einzustellen pflegte. Die Schrank« tür war zu, aber — Vater» Büchse fehlte. Den Toten wagte ich nicht anzusehen, da» Grauen psckte mich p ötzl'ch so, dotz ich h nauelief zum Zimmer meine» Vater», wie unsinnig an die Tur klopfte und se nen Namen schrie. Er öffaete, er war wunderbarerweise noch angekletdet. Erst später habe ich darüber nochgeg-übelt, auch darüber, ob er wohl ander« auSsah al« sonst, v-> stört oder erregt. In dem Augen, blick hatte ich keinen Bi ck datür. Ich wä e umgefallen, wenn er mich nicht ausgesongen hätte, dann sank tch in tiefe Ohn« macht und fand mich erst auf dem Sofa in seinem Z mmer wieder, aus da« er mich geiragen hatte Al» -ch autwachte, beuat« er sich über mich und sah totenblaß aus. Dann lagt« er ernst - Stehe auf, Leonie, wrnn du jetzt wieder stark genug bist, D e Herren von der Polizei find da und wollen dich sprechen. Ich habe sie benacheichi gen loff n. Sie haben alle, drüben bi. fichtigt. und du sollst ve'Nvmmen werden." Ich sollte vernommen werden? 34 starrte meinen Varer verständnislos an. KeHehtes Wild. Roman von E. von Wtnterfeld-Warnow. i okänyk'ok - cfisvdin 1 Oälpvs^^^.^ //1 dl o lVc dl 1000 1500 Ml) u— t—— Xilomeleo «»Lai Dienstag, den 7. Februar: 3. Vormittags ^/«10 Uhr gegen den Fleischer Alfred Otto Hans Grimgmuth aus Nie deroderwitz und dem Hausschlächter Karl August Schäfer aus Groß schönau wegen Meineides und Anstiftung zum Meineide Mittwoch, den 8. Februar: 4. Vormittags ^10 Uhr gegen die Arbeiterin Ida Anna Müller in Radeberg wegen Meineides. — ö. Vormittags '/zI2 Uhr gegen die Blu- menarbeiterin Pauline Selma verehel. Zweiniger geb. Hohlfeld in Ottendorf wegen Meineides. Donnerstag, den 9. Februar: 6. Vormittags >/ji0 Uhr gegen den Feueimann Oswin August Iung aus Schirgiswalde wegen vorsätzlicher Brandstiftung, Hausfriedens- bruchs und Sachbeschädigung. Freitag, den 10. Februar: 7. Vormittags-/ZV Uhr gegen den Zregelei- arbeiter Franz Lukasezyk aus Polnisch - Neul irch wegen Ra»bes. Sonnabend, den 11. Februar: 8. Vormittags -/ZV Uhr gegen den Erdarbeiter Paul Gerhard Lühmann aus Nie derruppersdorf wegen Mordes, versuchten Mordes, Raubes und B r an d sti f t u n g. Den Vorsitz führt Herr Landgerichtsdirektor Dautcnhahn. M. Kretzschmar. Bericht über die Warenpreise im Großhandel in der städtischen Hauptmarkthalle zu Dresden am 3. Februar 1911. Rehwild und Hasen beachtet. Geschlachtetes Hausgeflügel etwas lebhafter. Bücklinge und Sprotten stark zugeführt. Obst und Südfrüchte belebter. Von Grünwaren, Krautsorlen, Grün kohl und Spinat gut gekauft. Kartoffeln preishaltend. Kalkeier etwas höher. Sonst unverändert. Wild: Rotwild 54-55, Damwild 60-65, Rehwild 78-80 Pf. per Pfd., Hasen im Felle 3,50—4,00, Kaninchen 0,90—1,10 Mk. pro Stück. Wildgeflügel: Fasanenhähne 2,50—3,00, Fasanenhühner 1,50-2,20, Birkhähne 2,00—2,75, Wildenten 2,00—2,50, Haselhühner 1,30—1,60 Mk pro Stück. Geschlachtetes Geflügel: Enten 2,75 bis 3,50, Hühner, alte, 2,25—3,00, junge 1,10—3,00, Tauben 0,60 bis 0,90 Mk. pro Stück. Pöklinge, Kieler Kiste 32/36 Stck. 2,40 bis 2,60 Mk., Kieler Sprotten, Kiste 2 Kx 2,30—2,40 Mk. Vollheringe 41—48 Mk. die Tonne, Matjesheringe 10—18 Mk. das Schock. Molkereibutter 135 Mk., Landbutter 125, Kochbutter 115. Schwei zer-Käse 95—110 Mk. für 50 kx. Eier : Landeier 6,00—6,60, Kalkeier 3,90 Mk. für 60 Stück. Frisches Obst: Musäpfel 8—10, Goldparmänen 10—15, graue Reinetten 12—22, Tafclbirnen 18—20 Mk., Haselnüsse 38—70 Mk. für 50 Kilogr. Italienische Apfelsinen 8—16, Zitronen 7—10 Mk. die Kiste, trockene Schnitt äpfel 45 Mk. Pflaumen 28—35 Mk. für 50 Kilogr. Blumenkohl 8—30 Mk. für 100 Stück, Rosenkohl 35—50 Mark. Grünkohl 6—8 Teltower Rüben 15 Mk. für 50 Kilogr., Radieschen 2,80 bis 3,40 für 60 Bündchen. Kartoffeln 2,40—3,00, Maltakartoffeln 9,50 bis 10,50 Mk. für 50 Kilogr. Pfeffergurken 2,80 bis 3,20 Mk. das Schock. Senfgurken 25 bis 35 Mk. für 50 Kilogr. vullsrpreiss auk Dem diesigen Wocksnmarkls. Sonnabend, den 4. Februar. 4 Stück Mk. 2.40.-2.50 Marktpreise su Kamenz am 26. Januar ivn. höchster niedrigst. Preis. Preis. 50 Kilo M. Pf. M. Pf. M. Pf. Korn Weizen 7 9 30 60 7 9 10 30 3 — Gerste 8 70 7 40 25 — Hafer alter — — — — 20 — neuer Heidekorn 7 9 75 7 8 50 SO 2 2 40 Hrrse 17 — 16 — Eier 9 Kartoffeln 3 — — — Erbsen so Kilo 17 so Vater sah an mir vorüber. Er sah streng aus, und seine Stimm« k>ang schroff, al« er sagte: „Höist du nicht, Leonie? Beeile dich! Die Herren dürfen nicht so lange warten." Mein Gott, wa« hatte mein allezeit gütiger Vater? Und kein Wort de» Mitleid» und der Teilnahme kam über seine Lippen bei all dem Schicklichen, da» sich in meiner Abwesenheit zugetragen halte? Oder ahme er ... . Zitternd stand ich aus und ging hinüber. Die Beamten machten, wie mir schien, große Augen, al» sie mich «»bückien. Ich mußte wohl auch verstört aurgesehen haben, vielleicht auch scheu und schuldbewußt. Und nachdem meine sehr verwirrten Antworten zu Protokoll genommen waren — ich wollte, ich konnte doch nicht angeben, wo ich mich befunden hatte, während der tödliche Schuß abgegeben worden war — führte man mich in Untersuchungshaft ab. Und da habe ich ges-ffen über drei Monate — angeklagt de» Morde» an meinem Manne! Endlose, entsetzliche Monat«! Meinen Valer durste ich nicht sehen während dieser Zeit Briefe wurden mir nicht autgehändigt. Der Verdacht war ja mit Händen zu greifen. In dieser Zeit habe ich mein Gehirn zer« martert, um ein Mittel zu finden, mich von diesem entsetzlichen Verdacht zu reinigen, doch ohne me nen heimlichen Weg zu dem andern zu verraten, ohne ihn überhaupt zu nennen unk seine Person mit dem Prozeß in Zusammenhang zu bringen. Denn, sowie ich diese unselige Beziehung auch nur mit einer Silbe erwähnte, mußte ja der Verdacht so'ort durch dis Ansicht be stärkt werden, daß ich meinen Mann hätte au» dem Wege räu» men wollen.' Mr Bateman, der bi» dahiv schweigend zugehört hatte, flüsterte plötzlich, aus» höchst« «rregt: „Und er? Zr meldete sich nicht? Er schwieg? Leoni« wurde dunklrot und flüsterte zurück: „Da» hatte ich ja auch gehofft. Von Tag zu Tag wartete ich darauf, daß er freiwillig sich melden würde, um mein Alibi nachzuweisen. Aber er rührte sich nicht. Ich hört« nicht» wieder von ihm." Bateman lachte bitter auf. „Also da» war seine Liebe? Elender F iglmg! L<on-e zuck e zusammen. „N'cht doch! Oh. sagen S-e da« nicht! Er handelte viel« ktcht so, weil «r durch sein Da,wischentm«n den Verdacht nur