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Nr I. Pulsnitzer Wochenblatt. — Dienstag, den 3 Januar 1911, über das Schiffahrtsabgabengesetz und die elsaß-lothringische Verfassungsvorlage noch sehr ausgedehnte Debatten zu erwarten sind, so steht man vor einem Rätsel, wenn man fragt, wie denn der Reichstag mit all diesem sowie mit dem aus der vorigen Sessionshälfte restierenden BeratungS- mat.rial bis zum voraussichtlichen Zeitpunkte seines AuS- einandergehenS fertig werden will. Dabei wird zudem der Umstand, daß mit dem Vorschreiten der Session sich die Vorbereitungen im Lande auf die kommenden ReichS- tagswahlen immer fühlbarer machen werden, sicherlich aus den Gang der parlamentarischen Geschäfte hinderlich ein wirken. Schließlich wird die dergestalt bestehende un günstige parlamentarische Situation im Reichstage auch noch dadurch verschärft, daß in einer ganzen Anzahl der schwebenden gesetzgeberischen Fragen nicht unerhebliche Differenzen existieren, welche natürlich die Lösung der be treffenden Probleme noch besonders erschweren werden. Es steht darum zu befürchten, daß die Endergebnisse der letzten Session des jetzigen Reichstages ziemlich magere sein werden, sodaß also sein Nachfolger die in ihrer Ent- Wickelung stecken gebliebenen Gesetze wird mit übernehmen müssen. OsrtUcdss unS Sücbslfcbss Pulsnitz. (Verpflichtung undEinweisung.) Am 2. Januar 1911, vormittags 11 Uhr, sand im Sitz ungssaals des Rathauses durch Herrn Bürgermeister vr. Michael in Gegenwart beider städtischen Kollegien die Verpflichtung und Einweisung des als Stadtrat neu gewählten Herrn Fabrikant Paul Peisker, sowie die Ein führung der wieder- bez. neugewählten Herren Stadtver ordneten August Hedrich, Ernst Grohmann, Bernhard Lindenkreuz, Paul Menzel, Max Keßler, Moritz Boden und Max Blumberg statt. Hieran anschließend erstattete Herr Bürgermeister vr. Michael einen eingehenden Bericht über städtische VerwaltungSangelegenherten im Jahre 1910, dankte den städtischen Kollegien für ihre treue Mitarbeit und schloß seine Ausführungen mit dem Wunsche, daß die Gesamtarbeiten der städtischen Kollegien zum Wohle und Segen der Stadt Pulsnitz beitragen möchten. Pulsnitz. Die Weihnachtsfeier im Evan- gelischen Arbeiterverein, welche am Sonntag in dem bis aus den letzten Platz gefüllten SchützenhauS- saale stattfand, gestaltete sich, wie alljährlich, zu einer schönen, erhebenden Feier. In der Mitte des Saales befand sich eine lange Reihe von Tafeln, auf denen die Geschenke für 192 Kinder auSgebrettet lagen. Die Vor träge und aufgeführten Weihnachtsspiele ließen erkennen, daß an den vorhergehenden Tagen viel gearbeitet worden war, mußte doch alles in wenigen Abendstunden geprobt und gelernt werden. Die Leiter der Spiele wie die Dar steller waren eifrig bei der Sache und führten ein gutes Gelingen herbei. So waren denn ein paar recht genuß- reiche Stunden vergangen, und die große Ktnderschar verließ mit den Angehörigen die Feststätte mit dem Be wußtsein, einer schönen Feier beigewohnt zu haben. — Die schon zum Weihnachtsfest erwünschten Win- tertage beginnen ihren den Verkehr belebenden Einfluß auSzuüben; lustiges Schellengeläute flinker Schlitten durch bricht die Ruhe der Straßen, überall ein winterliches Bild mit seinen Reizen. Besonders lohnend ist jetzt ein Ausflug nach demSchwedenstein, ein Rundblick von diesem auf die weißen Berge und Täler mit den dicht beschneiten Bäumen dürfte die gehabte Mühe reich lich entschädigen. Die gut geheizte Veranda bietet ange nehmen Aufenthalt. — Mit dem neuen Jahre ist auch echt winter liches Wetter bei uns eingetreten. Die Natur prä sentiert sich im herrlichsten Schneekleide: Baum und Strauch überzuckert und auf Weg und Steg die schönste Schlittenbahn. Die Freuden des Rodelsports auf dem Eierberg sind nun rasch wieder in Gang gekommen. Unsrer noch die Ferien genießenden Schuljugend ist diese gesunde winterliche Freude nur zu gönnen. — Die Eisenbahnen haben dem Verkehr, nicht dem Luxus zu dienen. Daher ist auch das Gesuch des Verbandes reisender Kaufleute Deutschlands, daß die V-Züge, die seit einiger Zeit eine direkte Ver bildung zwischen Berlin und Paris Herstellen, Wagen dritter Klasse erhalten möchten, durchaus gerechtfertigt. — (Bezeichnung als Kaufmann.) Durch eine Beschwerde der „Dresdner Kaufmannschaft" ist dem Königlichen Ministerium bekannt geworden, daß vielfach Personen sich die Bezeichnung als Kaufmann beizulegen pflegen, denen eins Berechtigung hierzu nicht zukommt. Dies gibt im GeschästSleben und wohl auch sonst zu Verwechslungen und anderen Irrtümern Veranlassung, denen auch im allgemeinen Interesse entgegengetreten werden möchte. Für die Verwaltungsbehörden kommen dabei insbesondere die polizeilichen Einträge und Aus weise in Betracht. Es sollen daher alle zuständigen Po- lizeibehörden bei den Einträgen von polizeilichen Anmel dungen sowie bei der Ausstellung von Einwohnermelde scheinen und sonstigen polizeilichen Ausweispapieren da ran festhalten, daß als „Kaufleute" nur diejenigen bezeichnet werden, welche ein Handelsgewerbe betreiben — 8 1 Abs. 1 deS Handelsgesetzbuches — während die im Handelsgswerbe Angestellten nur unter der ihnen zukommenden besonderen Berufsbrzeichnung anzu- führen sind — so als Prokurist, Buchhalter, Kassierer, Handlungsgehilfe —. Etwaigen entgegengesetzten Wün schen und Anträgen der Betreffenden ist nicht stattzugeben, wohl aber sind die Personen, welche sich bei polizeilichen Anmeldungen pp. als Kaufleute bezeichnen, des genaueren zu befragen, ob und welches Handelsgewerbe sie betreiben oder ob sie nur als Angestellte im Hand ftSgewerbe tätig sind. — Zur Frage derstaatsbürgerlichen Er- ziehung der deutschen Jugend will jetzt auch die deutsche Turnerschaft Schritte ergreifen. Der Ausschuß der deutschen Turnerschaft hat an sämtliche Bundesvereine im ganzen Reiche eine Eingabe an die Reichsregierung versandt, in der sie die Notwendigkeit und den Segen einer gesunden nationaldeutschen Erziehung darlegt. Die Eingabe wird in den Vereinen zur Unterzeichnung auS- gelegt. Da gerade die deutsche Turnerschast zur Erzieh ung und Heranbildung einer körperlich und geistig ge- sunden deutschen Jugend bereits H-rvorragendeS geleistet hat, ist ihrem Vorgehen auch in dieser Frage besonderer Wert beizulegen. — (SachverständigederBezirkSschätzungS- ausschüffe.) Nachstehend führen wir diejenigen Viehbe sitzer aus der Gemeinde Ohorn und aus dem Rödertal: aus, aus welchen die Sachverständigen für die einzelnen BezirksschätzungsauSschüffe (§ 9 der Schlachtviehversi cherungsgesetze vom 24. April 1906) zu wählen sind. Ohorn: Gutsbesitzer Johann Freudenberg, Kat-Nr. 30, Gutsbesitzer Paul Kaiser und Gasthofsbesitzer Weitzm nn. GroßröhrSoorf: PrioatuS Moritz Eisold, GutSauSzügler Friedrich Robert Kunath, Kall-Nr. 227g, Rentier Gustav Ziegenbalg, Kat-Nr. 39, DrppelgutSbesitzer Gustav Phi lipp. Bretnig: Gutsbesitzer Bernhard Petzold, Kat.- Nr. 390, Gutsbesitzer Ferdinand Gebler und OrtSrtchter Kunath. Hauswalde: Gutsbesitzer und Gemeindeältester Fichte, Gutsbesitzer Hermann Rammer und Gutsbesitzer Friedrich Schimk. Großröhrsdorf. (Dienstbotenauszeichnungen.) In der am Neujahrstage stattgehabten Versammlung des land- und forstwirtschaftlichen Vereins für das Rö- dertal wurden wiederum zwei Dienstboten, die mehr als 8 Jahre bet ein uud derselben Herrschaft in Stellung waren, durch Ueberreichung von Diplomen und je einer Plättglocke ausgezeichnet. ES sind dies Anna Frida Käpp ler, gebürtig aus Niedersteina und Emma Frida Groß mann, gebürtig aus Ottendorf-Okrilla. Beide standen in Großröhrsdorf im Dienste, die erstere bei Herrn Guts besitzer Emil EiShold. letztere bei Herrn Gutsbesitzer Gustav Philipp. Möge dieses gute Beispiel weitere Nach- ahmung finden. Bretnig. (Vorschriften für Stauanlagen) Die Gemeindebehörde gibt bekannt, daß zur Durchfüh- rung der besonderen Vorschriften für Stauanlagen in Z 43 deS Wassergesetzes die Königliche AmtShauptmann- schaft Kamenz unter Mitwirkung des Königlichen Straßen- und Wasserbauamtes beabsichtigt, Mittwoch den 4. Ja nuar 1911 und zwar vormittags von >/? 10 Uhr an bis 12 Uhr mit den Unternehmern und den Interessen ten der Stauanlagen der Firmen Gotthold Seifert, F. A. Gebler, Gebler u. Schubert, Gustav Boden und T. F. Gebler an Ort und Stelle zu verhandeln. Die Unternehmer und Interessenten der Anlagen, also ins besondere solche, die hinsichtlich der Wafferanspannung Einwendungen erheben wollen, werden zu diesem Ter mine hiermit eingeladen. — (Neujahr am sächsischen Hofe.) Der äußere Glanz und Prunk bei den Neujahrssestlichkciien am sächsischen Königs hose lenkt die Blicke ab vom schönen Bilde der Neujahrsfeier in der Familie der Wettiner. Der Glanz und Prunk vollzieht sich nach einem althergebrachten Zeremoniell, dokumentiert vor den Augen aller Welt die Größe des Königstums und die imposante Außenseite des monarchischen Staatsgedankens. Jeder gute Monarchist hat daran seine Freude, herzerwärmender aber wirkt ein Blick in das Familienzimmer unseres Königs am Sylvester abend und am Ncnjahrstage. Für seine Kinder hat unser König trotz aller Repräsentationspfl-chten auch ain Neujahrstage immer noch Zeit übrig. Ani Sylvesterabend saß der Monarch mit seinen drei Söhnen in ernst anregendem Gespräch zusammen und den Prinzessinnen bereitete er durch Teilnahme am Spiel eine frohe Stunde. Aus diesem häuslichen Frieden heraus besuchte die königliche Familie den Gottesdienst am Abend. Den Rest des Tages füllte der König teilweise noch mit Schreiben aus. Selbst verständlich brannte auch im Schlosse der Christbaum und auch der dainpfende Punsch fehlte nicht, d. h. für die königlichen Kinder mar dieser Punsch Schokolade, ein Ersatz, an dem sich manche Familie ein Beispiel nehmen sollte. Beim Sylvesterpunsch wird auch die Schloßwache nicht vergessen. Uni Mitternacht lauscht der Monarch dem melodischen Klange der Glocken seiner Residenz und geht dann bald zur Ruhe, denn der Neujabrstag ist für den Träger einer Königskrone eine Anstrengung. Die ersten Gratulanten sind die Heranwachsenden Prinzen und Prinzessinnen. Solange sie Kinder sind, sagen sie ihrem königlichen Vater genau so gut wie jedes Bürgerkind ihren Glückwunsch auf. Hierbei haben die Prinzen auch einmal einen politischen Versuch gewagt. Nach dem Früh stück, daß er mit seiner Familie ebenso wie das Mittagsmahl ge meinsam einnimmt, gehört Se. Majestät der König, abgesehen von der Zeit des Kirchenbesuches, der Repräsentation. Mit den nicht in Dresden weilenden Gliedern des Hauses Wettin, insbesondere mit der Erzherzogin Maria Josepha und dem Prinzen Mar, wech selt der König zu Neujahr herzliche Briefe. Ebenso schreibt er und empfängt er Neujahrsbiiefe vom Kaiser Wilhelm, vom Kaiser Franz Joseph, vom König von Italien und anderen gekrönten Häuptern, mit denen ihn Bande der persönlichen Freundschaft ver binden. Auch die städtischeu Kollegien der Residenzstadt Dresden erhalten auf ihre gemeinsame Gratulation ein königliches Hand schreiben mit Dankesworten und guten Wünschen. Nachmittags unternahm der König mit seinen Kindern am Neujahrstage einen Spaziergang. Bei der Assemblee am Abend in den Paraderäumen des Residenzschlosses wird einer alten Tradition gemäß ein Hof spiel veranstaltet. Während die Hunderte von Gästen prome nieren, lassen sich die Allerhöchsten Herrschaften an Spieltischen nieder und beginnen ihre Partie Whist zu spielen. Es gilt für eine besondere Auszeichnung für die Staatswürdenträger uyd die Angehörigen der Hofgesellschaft, weun sie zu diesem Spiel zuge zogen werden. Daß es während des Spieles an heiteren Momen ten nicht fehlt, ist eine Sonderfreude des Königs. Zu Zeiten des Königs Albert war das Hofspiel eine gesuchte Quelle der Fröh lichkeit, von der man sich heute noch manches lustige Stücklein erzählt. 8. Dresden, 2. Januar. (Die hungernde und darbende Sängerin.) Die frühere König!. Sächs. Hofopernsängerin, Frau Jellineck, die Gattin des Dresdner Heldentenors und Königl. Sechs, und König!. Württemberg. Kammersängers Karl Burrian, Hai gegen ihren von ihr getrennt lebenden Ehemann, nach dem die von ihr beim Wiener Landgericht angestrengte Ehescheidungsklage abgewiesen worden ist, nunmehr eine Klage auf Zahlung einer jährlichen Rente von 12 000 M angestrengt, die nunmehr daS Dresdner Landgericht be schäftigte. Burrian hat es mir außerordentlichem Ge schick verstanden, sich stets unsichtbar zu machen, wenn ihm die Rentenklage seiner Gattin durch den Gerichts vollzieher zugestellt werden sollte, sodaß die Künstlerin sich schließlich genötigt sah die Zustellung auf öffentlichem Seite 2. Wege durch den Reichsanzeiger und den Dresdner An zeiger zu bewirken. Auch während seiner Tätigkeit an der Dresdner Hofoper — gegenwärtig gastiert Burrian seit November 1910 an der Metropolitanoper in Newyork und kehrt Ende Februar d. I. nach Dresden zurück — war Burrian nirgends anzutreffen. Er hatte sich in Loschwitz, wo er eine Villa besaß, „auf Reisen" abgemel- det und wohnte meistens auf seinem Hopfengute bei Saaz in Böhmen, von wo aus er mittels Automobils zu den Proben und Vorstellungen nach Dresden fuhr. Auch BurrianS Vorgesetzter, der Intendant Graf Seebach, kannte den Aufenthaltsort deS Sängers nicht und als ^er Intendant ihn einmal nach seiner Wohnung fragte, antwortete Burrian: „Ich wohne nirgends!" Durch diese Manöver bezweckte Burrian die Abweisung der von seiner Gattin angestrengten AlimentationSklage wegen Unzuständigkeit des Gerichts, da er, Burrian, angeblich in Deutschland keinen festen Wohnsitz hat, obgleich der Heldentenor noch bis 1913 der Dresdner Hofoper für einen jährlichen Sold von 40 000 M verpflichtet ist. Die Verschleppung des Alimentationsprozesses ist für die Klägerin, die Opernsängerin Frau Jellineck, von sehr üblen Folgen. Nach ihren im jetzigen Termin abge gebenen Erklärungen lebt sie in Böhmen in sehr dürftigen Verhältnissen. „Sie hungere und darbe und niemand wolle ihr kreditieren!" Ob diese traurige Lage seiner Gattin das Herz des tschechischen Sängers, dessen Ein kommen auf jährlich 180 000 M geschätzt wird, nicht rühren wird? Leipzig. Dieser Tage wurde von der Polizei ein 50 jähriger Dachdecker verhaftet, 7 der nur 121 mal vorbestraft ist und aller Voraussicht nach recht bald das Jubiläum seiner 125. Bestrafung in geschlossener Gesellschaft „festlich" begehen kann. Seine jetzige In haftierung erfolgte wegen Diebstahls. Lcrgesgsssdrckte. Deutsches Reich. Berlin, 2. Januar. (Die Neu- jahrSfeier am Kaiserhofe.) Der offizielle Neu jahrsempfang im Königlichen Schlosse und die Feier am Kaiserhofe und im Zeughause erfolgten in der traditio nellen Form. Das Kaiserpaar kam um 9^ Uhr aus Potsdam im Automobil im Königlichen Schlosse an. Bald daraus erfolgte die Anfahrt der Prinzen, Fürstlich keiten usw. In der Schwarzen Adler-Kammer nahm das Kaiser-Paar die Glückwünsche der Mitglieder deS Kaiser- Hauses und um 9»/^ Uhr im Kapitelsaal die der Hofchar gen entgegen. Um 10 Uhr begann in der Schloßkapelle der feierliche Gottesdienst und hierauf fand im Weißen Saale Defilierkour statt. Um 12'/, Uhr begab sich der Kaiser in Begleitung der Prinzen und Fürstlichkeiten zum Zeughause, wo eine Ehrenkompagnie mit Fahne und Musik Aufstellung genommen hatte. Im Zeughause er folgte die Parole-Ausgabe, die Nagelung mehrerer Fah nen und eine Ansprache an die Generäle. Nachmittags fuhr der Kaiser bei den Botschaftern vor. Berlin, 2. Januar. (Militärische Rangbeför- derungcn.) Der Kaiser hat die Generalobersten Graf v. Schlieffen, von Bock u. Polack und von der Kolz zu Generalfeldmarschällen ernannt und den Generalobersten v. Lindequist und 0. Plessen den Rang eines Generalfeld marschalls verliehen. — 2. Januar. (Parade vor dem deutschen Kronprinzen.) Im Militärlager von Muitra fand heute die Parade des Regiments der Royal DragoonS, dessen Chef bekanntlich Kaiser Wilhelm ist, vor dem Kron- Prinzen statt. DaS militärische Schauspiel nahm einen glänzenden Verlauf. Der Kronprinz, der die Urform der Pasewalker Kürassiere mit dem Küraß angelegt hatte, überbrachte dem Regiment Grütze seines Vaters. Der Regimentskommandeur dankte hierfür wie für die Ehre, den Kronp Inzer- einige Tage als Gast im Militärlager zu haben. ES erfolgte dann ein Vorbeimarsch im Schritt, Trab und Galopp glänzend. Zum Schluß ließ der Kron prinz das Regiment Karree bilden und dankte für die vorzüglichen Leistungen. Der Kommandeur bat daraus den Kronprinzen, drei Medaillen, welche zu Neujahr drei Wachtmeistern des Regiments für 18 jährige treue Dienste verliehen wurden, jedem der Dekorierten selbst zu über geben. Der Thronfolger kam diesem Wunsche nach und führte dann das Regiment ins Lager zurück. (Vesterreich-Ungurn. Wien, 2. Januar. (Kaiser Franz Josef u-päßlich) Wie offiziell mitgeteilt wird, ist Kaiser Franz Josef an einem leichten Schnupfen erkrankt, der jedoch ohne Bedeutung und weder von Hu sten noch den geringsten Fiebererscheinungen begleitet ist. Die sonst zu Neujahr übliche Gratulation der österreichi schen Erzherzöge ist jedoch unterblieben, ebenso wurde die große allgemeine Audienz, die für gestern vormittag an- gesetzt war, abgesagt. Wien, 2. Januar. ^DaS Befindendes Kaisers Franz Josef.) Wie mittags mitgeteilt wurde, ist daS Befinden des Kaisers ein sehr gutes; derselbe hat den ganzen Vormittag über mit der Erledigung von StaatS- geschäften zugebracht und wird nachmittags die fremden Fürsttichkttten empfangen. Wie der Leibarzt Or. Kcrzel versichert, wird der leichte Kehlkopfkatarrh, den sich der Kaiser durch seine Fahrten im offenen Wagen zugezogen hat, bereits in wenigen Tagen behoben sein. Wien, 1. Januar. (Neubildung des österrei chischen Kabinetts.) Freiherr von Bienerth hat gestern ein kaiserliches Handschreiben erhalten, durch das er mit der Neubildung des Kabinetts betraut wird. Die Bildung der neuen Ministeriums dürfte bis zum 8. resp. 10. Januar beendet sein. Das Ministerium wird kein provisorisches, sondern ein definitives sein und den Cha rakter des Februar Ministeriums Bienertr haben, also eine Zwischenstufe zwischen einem parlamentarischen Mi- nisterium und einem Bcamtenministerium darstellen.