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Zuchthaus, 5 Jahren Ehrenverlust und Stellung unter Polizeiaufsicht wurde der wiederholt vorbestrafte, 1880 geborene Dienstknecht Emil Robert Bollner aus Arnsdorf kostenpflichtig verurteilt. Er hatte dem G'meindediener Miersch in Kleinröhrsdors aus dessen Hausflur einen Spa- zierstock im Werte von 50 Pfg., dem Fabrikarbeiter Thieme aus dessen Ueberzieher auf offener Landstraße ein Portemonais mit 19 Mark Inhalt und aus der Gesinde- stube des Rittergutes Arnsdorf ein Stück Leder im Werte von 2 Mark gestohlen. — Beim Postamte in Oberneukirch (Lausitz) wird am 25. d. M. eine Stadt-Fernfprecheinnchtung nebst öffentlicher Fernfprechstelle in Betrieb genommen. — Ausstellung Zittau 1902. Nachdem die Aus- stellungsleitung die vorliegenden Anmeldungen zusammen- gestellt und auf die Platzgrößen der Hallen geprüft hat, ist sie gezwungen gewesen, um noch täglichen Nachfragen gerecht zu werden, eine Verschiebung in der bisherigen Dis Position vorzunehmen. Die verschiedenen maschinellen Be triebe, welche anfangs in der Haupthalls geplant waren, kommen nun alle in der Maschinenhalle zur Aufstellung. Die Abteilung VI „Hausfleiß und Frauenarbeit" wird in einer Separathalle untergebracht und sind dadurch nun wieder ca. 1000 <im in der Haupthülle frei geworden. ES wird vielen Industriellen diese Mitteilung willkommen sein, da ihnen dadu-ch noch Gelegenheit zur Anm-ldung geboten wird. Bis zum 1. März nimmt die Ausstellungs- leitung noch Anmeldungen ohne Preiszuschlag entgegen. Die Maschinenhalle und die halbvsrdeckten Hallen werden bedeutend vergrößert werden müssen und sollten dieselben nun gleich so groß geschaffen werden, daß auch dort noch Plätze zu vergeben sind. Es ist wirklich erfreulich, daß die Zittauer Ausstellung so reich beschickt wird, ein gutes Zeichen für die Beliebtheit unseres Ausstellungunternehmens Möge Pluvius unS nur einen guten Sommer bescheeren, dann werden auch die Besucher nicht ausbletden. — Sächsischer Landtag. D e Zweite Kammer be faßte sich am Freitag mit der Erledigung von Petitionen und Wahlprüsungen. Dresden, 21. Februar. In einer Verhandlung gegen den Soldaten Göhler des 177. Infanterieregiments erachtete das Gericht diesen des Raubmordes sür schuldig und verurteilte ihn nach nahezu dreistündiger Beratung wegen einfachen und Rückfalldiebstahls in je drei Fällen, Fahnenflucht, Preisgabe von Dienstgegenständcn, versuchter Brandstiftung und versuchten To-schlags im begreiflichen Zusammenhang mit schwerem Straßenraub zu sechs Jah ren Zuchthaus und Versetzung in die zweite Klasse des Sol- datenstandeS. Dresden. Der frühere Sekretär des Zentral- Theaters, Schulze, der bekanntlich aus der Garüeroden- und Programmkasse Gelder unterschlug, ist von den schwei- zerischen Behörden ausgeliefert worden und befindet sich seit Montag nachmittag hier im Untersuchungsgefängn-s. Dresden. DaS allbekannte Hotel zum Trompeter schlößchen, am DippoldiSwaldaer Platze gelegen, auf wel chem seit länger denn 200 Jahren die Gasthofsgerechtigkeit ruht, soll weg-n ausgebrochenen Konkurs s aus freier Hand verkauft werden. Gefordert werden für das Anwesen mir Zub-Hör 600 000 Mark. Leipzig, 21. Februar. Großfeuer. Seit dem großen Brande in der Brauerei Riebeck L Co. im vorigen Jahre hat kein Fabrikbrand m Leipzig in kürzeste-. Zeit eine so erschreckende Ausdehnung genommen, wie das Feuer, das in vergangener Nacht das Hintergebäude Kurze Straße 8, in dem sich die graphische Kunstanstalt von Meisenbach, Niffarth L Co-, sowie die mechanische Schuhfabrik von Greve L Sauer befinden, von Grund auf zerstörte. DaS Feuer ist jeden falls dadurch entstanden, daß im Zwickerraume der mechani schen Schuhfabrik sich Materialien selbst entzündet haben. Früh 2 Uhr 37 Minuten wurde der öffentliche Feuermelder, Senefelderstraße 1, von einer bisher »»ermittelt gebliebenen Person abgedreht, sodaß die zweite Bezirksfeuerwache im Ostdepot zuerst nach dem betreffenden Fcuermelver fahren mußte und dadurch einen Umweg machte. Gleichwohl war aber der Löschzug, nachdem sestgestellt worden war, daß das Feuer im Hintergebäude Kurze Straße 8 sich befand, in drei Minuten zur Brandstelle und griff sofort mit der Dampfspritze ein. Noch als der Spritzenzug an der Brand stelle eintraf, war das Feuer nur in den- Zwickerraume sichtbar, mit geradezu unheimlicher Schnelligkeit verbreitete es sich aber durch die neben dem Zwickerraume gelegene, durch die ganzen Etagen führende Nebentreppe, die geradezu schlot- artig wirkte und überdies der feuersicheren Ummantelung entbehrte, vom Erd- bis zum Dachgeschoß. Bald waren sämtliche Räume ergriffen, die im ganzen Gebäude vorhan denen, leicht brennbaren Materialien, insbesondere die in der graphischen Kunstanstalt zu Gebrauchszwecken lagernden Mengen von Benzin und Aether, waren der Ausbreitung des Feuers außerordentlich förderlich. Um 2 Uhr 53 Minuten wurde von der zweiten Wache Großfeuer nachgemeldet; durch die Glut des brennenden Gebäudes erschienen die benachbarten Wohn-, Brauerei- und Fabrikgebäude stark gefährdet. Un verzüglich rückte hierauf unter Führung des Branddirektors Bandau und Brandmeisters Rohde die Hauptfcuerwache zur Unterstützung ab. Gegen 4 Uhr war das HauS in allen seinen Räumen von den Gluten ergriffen, es bot mit seinem gewaltigen Feuermeere einen schaurig-imposanten Anblick Um diese Zeit stürzte auch die Giebelwand der Vordsrfacade unter gewaltigem Krachen ein. Mit großer Umsicht und Energie setzte die Feuerwehr ihre Arbeit fort, das Feuer mit vier Dampsspritzen und neun Schlauchleitungen bekäm pfend. Gegen 4 Uhr 30 Minuten war die Kraft des Feuers gebrochen und einer Weiterverbreitung auf die benachbarten Gebäude vorgebeugt. Leider ist auch ein Unglücksfall zu verzeichnen: auf der Straße glitt der Maschinist Becker beim Zurücknehmen einer Dampfspritze aus und erlitt einen kom plizierten Unterschenkelbruch. Der Schaden, den das Feuer an Material usw. anrichtete, hat sich noch nicht feststellen lassen, doch ist er sehr bedeutend. — Der Anblick des zer störten Gebäudes ist ein grauenvoller; rauchgeschwärzte Mauern, verkohltes Balkengewirr, krumm gebogene riesige Eisenträger, dichter Qualm kennzeichnen den Platz, wo 24 Stunden vorher noch emsige Thätigkeit herrschte. Als ein glückliches Moment darf es bezeichnet werden, daß das von der Fabrik etwa 12 Meter entfernte Vorderhaus, in dem zur Zeit der Katastrophe noch eine^fröhliche Abendgesellschaft weilte, vollständig von den Flammen verschont geblieben ist. — Mst Schnelligkeit verbreitete!« sich am Freitag die aufregende Kunde von der Ermordung eines Gendarmens in Pirna Thatsache ist nun wohl, daß der in Rott- Wernsdorf stationirt gewesene Gendarm Schiefer aus der Straße von Gersdorf nach Berggießhübel !ot aufge funden wurde. Ein Verbrechen liegt jedoch nicht vor. Es ist vielmehr mit Sicherheit anrunehmcn, daß der genannte, welcher eins Diensttour per Rad aussührte, vom Schlage getroffen wurde und alsdann vom Rade stürzte, wobei er eine Verletzung am Kopfe erlitt. — Dis wegen Verausgabung falscher Einmarkstücke in Lengenfeld fsstqenommenen beiden Personen, ein Zauberkünstler aus Zwickau und dessen Frau, haben schon seit einiger Zeit in der Umgebung von Zwickau falsches Geld an den Mann zu bringen gewußt. St scheinen le diglich zu diesem Zwecke „Geschäftsreisen" unternommen zu haben und operirten in der Weise, Voß die Frau in Ge schäften aller Act sür wenige Pfennige sinkauite und stets mit einem falschen Markstücke zahlte, der Mann während dem aber Schmier- stand. Die falschen Geldstücks wM der Mann angeblich von einem Unbekannten gekauft Haden, um sie zuExperimentenbeiZaubrvorstellungen zuve-wenLen. Prinz Heinrichs Reise. New Jork, 22. Frbr., 2 Uhr 30 Mm. nochw. Seit 24 Stunden herrscht hier ein Schneesturm, wie er ssü dem Jahre 1888 hier nicht schlimmer vorgekommen ist. Alles ist mit Schnee und E?s bedeckt. Die Straßen be finden sich in einem unfchreiklichen Zustande. Das Ge schwader des Admirals Evans sitzt im Este est und ist ohne Verbindung mit dem Lande. New-Jork, 23. Februar. Als der Dampfer „Kronprinz Wilhelm" am Sonnabend Abend Cherbourg verließ, war das Wetter sternenklar. Die Nacht zum Diens tag brachte zunehmenden Nordwest, der am Dienstag Vor- mittag einen stürmischen Charakter annahm und schwere See brachte. Nachdem vorher ein mächtiger Ventilator her- adgew ht worden war, warf nachher eine Sturzsee einen Matrosen nieder, der einen Arm brach. Das Schiff, das am Dienstag nur 21 Seemeilen stündlich machte, ging wieder kurz- Zeit mit voller Fahrt Am Mittag stieg dis Stärke des Sturmes auf 9, nachmittags wurde dieselbe sogar überschritten. Inmitten des Aufruhres der Natur fand eine Generalprobe für Las in Aussicht genommene Konzert statt. Unaufhörlich kamen die Schrauben des Schiffs außer Wasser und erschütterten mit donnerndem Getöse bas ganze Schiff. Das Konzert konnte nicht statt finden. Der Prinz promenirte häufig und !u> die Ollere des Dampfers zum Diner ei-. Als das Schiff sich bei schwerer See dem Feuerschiff von Nantucket näherte, sandle der Prinz an Len Präsidenten Roosevelt mittels des Mar- comapparates ein Begrüßunqstelegramm. Die Einfahrt in den Hafen erfolgte bei h llem Sonnensch? n. Ue »v Uork, 23. Februar. „Kronprinz Wilhelm" ist vormittags 11 Uhr bei Pracht vollstem Wetter eingetroffen. An Kord alles mohl. Die Küste ist beschneit. New-Jork, 23. Februar. Als der „Kronprinz Wilhelm" in den Hasen von New-Jork einfuhr, ließen die in der unteren Bucht liegenden Schiffe, die einen stattlichen Flaggenschmuck angttegt hatten, zum Gruße ihre Dampfpfeifen ertönen. Die Forts und das von dem Kontreadmiral Evans befehligte Geschwader, bestehend aus den Kriegsschiffen „Illinois", „O'ympra", „Zan Franzisko" und „Ci cmnatl" feuerten Salutschüsse ab. Prinz Heinrich dankte auf der Kommandobrücke des Dampfers für diese Ehrenbezeugungen. Eine Anzahl Häuser auf der Anhöhe nahe des Forts Wodsworth grüßten in reichem Flaggen- schmuck in deutschen und amerikanischen Flaggen. Admi ral Evans begab sich mit seinen Offizieren an Bord des „K onvrinz Wilhem". Hier begrüßte der Admiral den Prinzen in der KrMänkwohnung in folgender Weise: „Ich bin sehr erfreut, Sie zu empfangen. Jedermann in den Vereinigten Staaten harrt, Sie zu bewillkommnen." P inz Heinrich erwiderte: „Ich bin sehr erfreut, Sie be grüßen zu körnen und danke Ihnen für Ihre Wnts. Der Kaiser hat mich beantragt, Ihnen Herr Admiral Evans, viele Grüße zu überbringen, un» ich Habs das Vergnügen, diesen Auftrag auszuführ-n." Admiral Evans dankte. Der Prinz begab sich sodann mit Admiral Evans und den anderen Offiziere» auf die Kommandobrücke' und ver weilte dort mit ihnen, während „Kronprinz Wilhelm" weiter in den Halen einfuhr. Dis Wälle der Hafendal- lerien und oll' Landungsplätze an beid-n Serien des Hud sons waren d cht mit Menschenmasfin besetzt, die den „Kronprinz Wilh-lm' bei der Einfahrt begrüßen. In der Nähe des lür den Dampfer bestimmt n Anlegeplatzes waren gegen 25000 Menschen zusammeugeströmt, die Lew Pmzen ern herzliches Willkomm?» bereiteten. Gegen 12 Uhr legte „Kronprinz Wilhelm" am Pier der 34. Straße an. Prinz Heinrich begab sickn alsdann quer über den Anlegeplatz, der einen reichen Schmuck erhalten hatte, nach der an der anderen Seite deS Pier liegenden „Hohen- zollern". An Bord derselben empfing Prinz Heinrich die Besuche des Botschafters v. Holleden, des Generals Broock, als Vertreter der Armee der Verewigten Staaten, und d r drei Delegirten Roosevelts, beS Sekretärs des Staais- departements H-ll, des Generals Corbin und des Contre- Admirals Evans, letzterer stellte hierbei die zum Besuche Er schienenen dem Prinzen vor. New Jork, 22. Februar. Präsident Roosevelt erwiderte auf Las Telegramm des Prinzen Heinrich von Bord des „Kronprinz Wilhelm" durch nachstehendes Tele gramm: „Washington, Weißes Haus, 22. Februar. An Prinz Heinrich von Preußen an Gord der „Hohenzollern" New Jork-G y Ich n hme Ihren so herzlichen Gruß bei Ihrer glücklichen Ankunft an und danke Ihnen für die Bot schaft mr Namm des amerikanischen Vo kes. Ich werde Sie sehen, und ich freue mich darauf, morgen Mit Ihnen persönlich zufammenzutreffen. Theodor Roosevelt." Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Der Kaiser und die Kaiserin sind von ihrem gemeinsamen Aufenthalte im Jagdschloß Hubertus stock am -Sonnabend Abend wieder in Berlin eingetroffen — Prinz Eitel Friedrich traf am Sonnabend Vormittag in Stettin ein und stattete dem Grenadierregiment „König Friedrich Wilhelm IV." einen Besuch ab. Hiermit erledigen sich die Zeitungsnachrichten von einem angeblich bevorstehen den Eintritte des Prinzen in dies Regiment. — Der am Freitag in Newyork angekommen- britische (Forts stznnq in der BeilaaeH Das Astoria-Hotel in Ncw-Nork, in welchem Prinz Heinrich wohnt. WM Zs MUM K MMMM M M /<7/77/?^/?/5t?/'//,?, Unter den zahlreichen Festlichkeiten, welche dem Prin zen Heinrich zu Ehren während seines Aufenlhalts in Amerika veranstaltet werden, verdient in erster Linie das große Bankett genannt zu werden, welches 900 Redakteure der amerikanischen Presse in dem Hotel Astoria dem Prin zen Heinrich geben werden. Dasselbe findet in dem großen Speisesaal dieses Riesenhotels statt, in welchem gleich zeitig Ser Prinz, während er in New-Jork weilt, wohnt. Es ist das erste Mal, daß in diesem Hotel ein Prinz aus königlichem Geblüt absteigt, und dementsprechend sind auch die Vorbereitungen für den festlichen Empfang dieses hohen Gastes daselbst getroffen worden. Das Astoria- Hotel ist ein Palast von riesenhaften Dimensionen, der nicht weniger als 13 Stockwerke besitzt. Sein stattliches Aeußere iwird noch übertroffen durch die großartige innere Einricktuno, welche mit dem raffiniertesten Luxu« und der denkbar größten Bequemlichkeit ausgestaitet ist. Elektrisches Licht, Z°ntra!heizung, Aufzüge u. s. w. sind schon selbstverständliche Voraussetzungen, ohne das man sich ein modernes Hotel nicht mehr denken kann. Mittelst Auszugs konn man denn auch ohne die geringste Mühe bis in die obersten Etagen des Astoria-HotelS gelangen, von wo aus man einen großartigen Rundblick übec das gewaltige Häusermeer und den Hasen New-Jorks ge« genießen kann. (Nachdruck verboten.)