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»I N um Besuch der Dsterreichschen Gartenbau-GesellschaftinBerln Bundesgärtendirektor Regierungsrat Fritz Rottenberger Präsident der Österreichischen Gartenbau=Gesellschaft. Regierungsrat Fritz (v.) Rottenberger trat nach Absol- vierung der Lehrzeit 1893 in den Dienst der damaligen k. u. k. Hofgärten. Schon bald wurde er dem damaligen Hofgartendirektor Anton Umlauft zur Dienstleistung zugeteilt und leitete später den gesamten administrativen Dienst der Hofgärten Wiens, besonders Schönbrunns, der an den Leiter große Aufgaben stellte. Die großen Dekorationen anläßlich der Hoffeste, die Instandhaltung und ständige Vergrößerung der berühmten Pflanzenkulturen Schönbrunns und des Hofburggartens stellten große Anforderungen an die Verwaltung. Rottenberger wurde daher nach der Pensionierung Um lau ft s mit der Leitung betraut, und ihm wurde nach dem LImsturze als Bundesgärtendirektor die Leitung sämtlicher ehemaliger Hof=, jetzt Bundesgärten in Wien, Innsbruck, Graz, Salzburg usw. übertragen. Seine größte Tat ist es vielleicht, daß die ehemaligen Hofgärten durch diese schwerste Zeit fast ohne größere Schäden hindurch» gebracht wurden. Damals wurde sogar die Auflassung der großen Kulturen erwogen, denn Geld, Heizmaterial und viele sonstigen Behelfe waren in der schweren Zeit nicht vorhanden bzw. verlorengegangen. Der Tatkraft Rottenbergers und seines Organisationstalentes sowie seiner sprichwörtlichen Liebenswürdigkeit gelang es, nicht nur dieser Schwierigkeiten Herr zu werden, sondern diese Gärten noch bedeutend auszubauen, so daß heute speziell Schönbrunn in nichts dem Schönbrunn der Vorkriegszeit nachsteht. Die Glashäuser, darunter das berühmte Palmenhaus, das größte Europas, sowie das Palmenhaus im ehemaligen Burggarten wurden gänzlich renoviert und die Pflanzenschätze aufgefrischt und teilweise ganz neue Kulturen eingeführt. So besitzt jetzt Schönbrunn eine der bedeutendsten Kakteensammlungen, die „Neuholländer" (Myrtaceen, Proteaceen) wurden durch Ankäufe aus alten Herrschaftsgärten bedeutend vermehrt und auch die Orchideenzucht steht wieder auf voller Höhe. Jetzt beginnt Schönbrunn eben mit der Einführung der Kultur der Nymphaeen. Regierungsrat Fritz Rottenberger hat sich schon frühzeitig in der gärtnerischen Fachwelt einen Namen gemacht, einerseits durch seine schriftstellerischen Arbeiten auf dem Gebiete des Gartenbaues, andererseits durch unermüdliche Tätigkeit im gärtnerischen Vereinsleben. Der „Verein der Gärtner und Gartenfreunde in Wien=Hietzing", dessen Ehren» und geschäftsführender Präsident er seit 1918 ist, verdankt seiner jahrzehntelangen Arbeit als Hauptkassierer und Präsident ungemein viel. Auch hier verstand er es, den Verein durch die Fährnisse der Nachkriegszeit hindurchzubringen. Die „Österreichische Gartenbau-Gesellschaft in Wien", die bedeutendste gärtnerische Körperschaft Österreichs, hat das Glück, ihn seit 1919 im Verwaltungsrat, seit 1922 als Präsident zu besitzen. Ge= meinsam mit dem Generalsekretär, Stadtgartendirektor Fritz Kratochwjle, führte er in letzterem Jahre die Reorganisation der Gesellschaft durch, welche aus einer mehr oder weniger feudalen Ver» einigung zur jetzigen populären Gesellschaft umgewandelt wurde. Hauptsächlich durch seinen Einfluß wurden die Gärtner in wirtschaftlichen Fragen geeinigt, -so daß der Österreichischen Gartenbau-Gesell= schäft heute von den Ministerien und Landwirtschaftskammern, wenn auch nicht offiziell, so doch tat» sächlich die Agenden einer Gartenbaukammer übertragen wurden. Unter seiner Ägide führte die Gesellschaft die großen Veranstaltungen, Jubiläums»Gartenbau= Ausstellung, VIII. Internationaler Gartenbau-Kongreß usw., anläßlich des 100jährigen Bestandjubiläums durch,- der erste Großblumenmarkt der Stadt wurde gegründet, zwei große Gartenbautagungen 1924 und 1930 abgehalten. Von großer Bedeutung sind die seit 1926 alljährlich veranstalteten Studien» reisen, die die vielfach durch den Krieg zerrissenen Fäden mit der Gärtnerwelt des Auslandes wieder knüpfen halfen. Seiner großen Verdienste wegen wurde Rottenberger im Jahre 1927 zum Ehrenmitgliede der Österreichischen Gartenbau-Gesellschaft ernannt. Er ist auch Ehrenmitglied der Kölner Gartenbau» Gesellschaft und korrespondierendes Mitglied der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft in Berlin. \ N .