Volltext Seite (XML)
Georg Kaven: Die Bekämpfung des Apfelblütenstechers. Zugleich Beantwortung der Frage Nr. 16. Ein Radikalmittel gegen den Apfelblütenstecher gibt es nicht. Erfolge sind nur bei Durchführung mehrerer Maßnahmen zu erzielen. Zunächst das wichtigste von der Lebensweise des Apfelblüten= Stechers, die man kennen muß, denn danach richten sich die Mittel und Wege zur Bekämpfung. Der 3 — 4 mm lange, graubraune Käfer mit hellerer Querbinde auf den Flügeldecken hält seinen Winterschlaf unter Rindenschuppen, in Astwinkeln und anderen Verstecken. Schon zeitig im Frühjahr sieht man den Käfer bei den schwellenden Blütenknospen herumsteigen. Haben diese sich so weit ent- wickelt, daß sidi die einzelnen Blüten des Quirls zu trennen beginnen, so schneidet er in jede ein Loch mit dem Rüssel und legt ein Ei ab. Nach kurzer Zeit schlüpft aus dem Ei eine winzige, gelbe Made, die ihre Nahrung in den Staubgefäßen und dem Griffel findet. Dadurch ist die Blüte im Wachstum gehemmt, die Blütenblätter entfalten sich nicht, sondern verdorren. Merkwürdigerweise tritt dieses Ver= dorren immer in dem Augenblick ein, wo die Blütenblätter gerade vor dem Aufbrechen stehen,- sie bilden dann einen kleinen „Dom", in dem sich die Made verpuppt und nach vier Wochen als fertiger Käfer erscheint. Der Käfer beißt ein Loch in sein Gefängnis, befreit sich aus dem „Dom" und lebt nun bis zum kommenden Frühjahr ohne weitere Vermehrung. Schon früh im August und September findet man die Käfer zur Winterruhe in allerlei Verstecken zurückgezogen. Zur Bekämpfung müssen die Bäume im Winter durch Abkratzen der Borkeschuppen, Moose und Flechten gesäubert und der Abfall verbrannt werden. Die Anwendung von wasserlöslichem Obstbaume Karbolineum ist nützlich und unbedingt zu empfehlen. Bereits Anfang Juli sind die bekannten Fang- gürtel anzulegen, sie werden im September an einem kühlen Morgen erstmalig vorsichtig abgenommen und die Käfer in einen Behälter geschüttelt, in den etwas Petroleum eingegossen ist. Die Gürtel sind dann wieder anzulegen und im November-Dezember endgültig abzunehmen. Sie werden am besten samt Inhalt verbrannt. Soweit es in kleinen Verhältnissen durchführbar ist, pflücke man die leicht als befallen erkenn- baren Blütenknospen ab und verbrenne sie. Werden im Frühjahr, am besten am frühen Morgen, die Bäume abgeklopft, so lassen sich erhebliche Mengen Käfer vernichten. Das Auslegen heller Tücher ist ratsam, weil die Käfer auf diesen leicht erkennbar sind. Sowohl nach dem Abklopfen als auch nach der winterlichen Reinigung tut man gut, den Boden umzugraben und gibt eventuell auch noch Ätzkalk. Eine weitere Maßnahme ist die Bespritzung mit einem Arsenmittel zur Zeit der Knospenentfaltung. In letzter Zeit häufen sich die Berichte aus der Praxis, daß auch gegen den Apfelblütenstecher mit Gift- mitteln gute Erfolge erzielt werden. Schließlich muß auch der Leimring erwähnt werden, den man im allgemeinen nur gegen den Frost» Spanner anlegt. Die Beobachtung lehrt, daß es wohl lohnt, wenn wirtschaftliche Gründe nicht dagegen sprechen, Leimringe auch in den ersten Frühjahrsmonaten anzulegen oder, falls Insektenfanggürtel an» gelegt wurden, diese mit einem gut fängigen und auch bei Wärme nicht tropfenden Leim zu versehen. Man wird erstaunt sein, was sich auf diesen Leimringen an allerlei Ungeziefer fängt,- vornehmlich sind es Raupen. Bisher hat man den recht trägen Apfelblütenstecher noch nicht beim Fluge beobachten können, sondern immer wieder festgestellt, daß er sich mit den Beinen fortbewegt. Legt man Leimringe früh» zeitig im Herbst an, so fangen sich auf ihnen nicht nur die zur Krone aufsteigenden Frostspanner» Weibchen, sondern auch die zum Zwecke der Überwinterung den Stamm abwärts wandernden Apfel» blütenstecher. Umgekehrt geschieht das auch im Frühjahre, wenn die Käfer wieder zur Baumkrone emporsteigen. Hierbei bildet der Leimring, wenn er fängig gehalten wurde, ein todbringendes Hindernis. Guter Rebenstand in den deutschen Weinbaugebieten. Durch den langen Nachwinter hat die Entwicklung bei den Weinstöcken erst verspätet eingesetzt. Bei der feuchtwarmen Maiwitterung konnte die Wachstumsverzögerung aber wieder ziemlich eingeholt werden. Der Aus» trieb der Reben ist im allgemeinen rasch und gleichmäßig verlaufen,- der Ansatz der Gescheine wird als gut beurteilt. Meldungen über Frostschäden liegen nicht vor. Für die wichtigsten Gebiete des deutschen Weinbaus lautet die Begutachtung des Rebstandes zu Anfang Juni unter Zugrundelegung der Zahlennoten 1 = sehr gut, 2 — gut, 3 = mittel, 4 —gering wie folgt: Preuß. Rheingaugebiet 2,1, Nahegebiet 1,8,- Mosel», Saar» und Ruwer» gebiet 1,8,- Ahrgebiet 1,9/ Badische Weinbaugebiete 2,2,- Rheinhessen 2,2,- Rheinpfalz 1,9,- Unterfranken 1,8, Neckarkreis 1,9. P. S.