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Zum Gedächtnis an Eduard Regel. Der 80. Jahrgang der Gartenflora läßt uns unwill- kürlich an den Begründer dieser Zeitschrift, Eduard August von Regel denken, den langjährigen Direktor des botanisdien Gartens in St. Petersburg und einen der bedeutendsten Botaniker und Gärtner des 19. Jahrhunderts. Er war ein Mann von umfangreichem Wissen und europäischem Rufe, der meisterhaft Theorie und Praxis beherrschte, Kenntnisse eines hervorragenden Botanikers mit denen eines erstklassigen Gärtners vereinigte, und dessen Arbeitsgebiet die systematische Botanik, Floristik, Pflanzenphysiologie, Gärtnerei und Akklimatisation war. Eduard August Regel wurde am 1. August 1815 in Gotha geboren, Sohn einer Familie, in welcher bis dahin und auch später noch die philo= logischen Traditionen vorherrschend waren, und welche, vereint mit den ihr verwandten Familien Döring, Rost, Jakobs in Gotha den Klassizismus in den Gymnasien begründete. Auch jetzt noch sind eine Reihe Mitglieder der Familie Regel als Philologen tätig,- Eduard Rege! war der erste, welcher die naturwissenschaftliche Richtung in ihr begründete, die sich in dem nach Rußland übergesiedelten Zweige der Familie behauptete. DieHerkunft der Familie Regel ist unbekannt, sie dürfte vermutlich dem Salzburgischen entstammen, wo der Name schon im 16. Jahrhundert vorkommt, das gleiche Wappen trug, und von wo sie wohl im 18. Jahrhundert bei der Ausweisung der Evangelischen nach Deutschland gelangte. Übrigens wird der Name Regel zur gleichen Zeit wie in Salzburg auch im Kanton Uri in der Schweiz erwähnt, doch starb die Familie später dort aus. Schon von Jugend auf interessierte sich Regel für Gärtnerei, und als nach dem plötzlichen Tode des Vaters die Mutter mit 11 schulpflichtigen Kindern zurückblieb, konnte er aus materiellen Gründen die Universität nicht beziehen, sondern mußte sich selber den Unterhalt verdienen. Er wählte die Gärtnerei und arbeitete zuerst in den herzoglichen Treibhäusern in Gotha. 1833 kam er als Volontär an den botanischen Garten in Göttingen, dann 1837 nach Bonn, wo er neben seinem Dienste die Universität besuchte und sich floristischen Studien widmete, als deren Frucht im Jahre 1841 im Verein mit J. Schmitz die „Flora Bonnensis" erschien, deren allgemeiner Teil mit der Beschreibung der Arten der Feder Regels entstammt. Dies war eine der ersten Lokalfloren Deutschlands. Hier, in Bonn, gelang es Regel, dank seinem unermüdlichen Fleiße und seiner Energie die fehlende Hochschulbildung zu erwerben, welches dem einstigen Gärtnerlehrling ermöglichte, ein weltberühmter Gelehrter und Direktor eines der berühmtesten botanischen Gärten zu werden und zudem eine hohe Stelle in der Beamtenlaufbahn des Kaiserlichen Rußland einzunehmen, eine Reihe hoher Orden und den erblichen Adel zu erhalten. Aus Bonn ging Regel als Gehilfe an den botanischen Garten in Berlin über, wo im Jahre 1840 die wichtige Schrift über die Theorie des Gartenbaus erschien, betitelt „Die Hauptmomente der Gärtnerei durch Physiologie begründet", die kurz vor dem bekannten Werke Lindleys über die Theorie des Gartenbaus erschien und die gleichen Ideen wie dieses enthält. Außerdem veröffentlichte er das Werk „Kultur und Aufzählung der in deutschen und englischen Gärten kultivierten Eriken". 1842 wurde Regel als Obergärtner des botanischen Gartens nach Zürich berufen, welchen er während 13 Jahre leitete und welcher dank ihm aus einem bis dahin unbedeutenden Garten zu einem der besten Universitätsgärten Europas wurde. Gleichzeitig war Regel an der Universität als Privatdozent tätig, und es wurde ihm der Dr. h. c. verliehen. Später erhielt er noch das Bürgerrecht der Stadt Zürich. Juniheft 1931 181