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Ob es aber wahr ist, daß Reineke den Igel ins Wasser rollt, um ihn dadurch zum Ausrollen zu bewegen? Ich glaube es nicht! Zur diesjährigen Lehrlingsfahrt nach Leipzig Wenn Ihr diese Zeilen lest, ist die Lehrlingsfahrt nach Leipzig vorüber. Damit Ihr auch für später von dem Gesehenen und Ge hörten rechten Nutzen habt und damit wir sehen, ob und wie Ihr be obachtet, sollt Ihr hinten in Euer Tagebuch aus die für solche Zwecke vorgesehenen freien Blätter das Wichtigste über die Lehrlingsfahrt ein tragen. Sollte der Platz nicht ausreichen, fo klebt Ihr noch einige Bogen ein. Bei Beurteilung Eurer fchriftlichen Arbeiten zur Gehilfenprüfung im nächsten Frühjahr wird der Bericht über die Lehrlingsfahrt mit berücksichtigt werden. Wer es also unterläßt, über die Fahrt nach Leipzig das gärtnerisch Wichtigste einzutragen, schadet sich damit selbst. Jeder schreibe also einen knappen, aber inhaltreichen Bericht! -—dt. Schneiden, Beschneiden oder Merlchneiden l Viele Berufe haben besondere Fachausdrücke, Worte, die der Berufsfremde nicht immer sogleich versteht oder, wenn er sie auch ver steht, vielfach nicht richtig anwendet und sich dann sogleich als Laie verrät. Zur ersten Gruppe gehören Ausdrücke wie z.B. „lang schneiden" und „kurz schneiden". Der Unkundige versteht unter „langem Schnitt" oft das Gegenteil dessen, was richtig ist: er meint irrtümlich, wenn ich „lang schneide", schneide ich von der zu behandeludeu Pflanze ein langes Stück weg, während tatsächlich doch ein langes Stück stehen bleibt. Beim „kurzen Schnitt" ist es umgekehrt. Aus der zweiten Gruppe wollen wir das Wort „schneiden" heraus greifen. Der Laie sagt „beschneiden" (wie er auch nicht gießt, sondern begießt) oder gar „verschneiden". Beschneiden ist kein Gärtneraus druck. Unter Verschneiden verstehen wir falsches Schneiden, man sagt z. B. „der Stümper hat mir die schönen Fvrmobstbäume total verschnitten." Der richtige Gärtnerausdruck heißt nur „schneiden"; ich schneide Rosenkronen — Ziersträucher müssen geschnitten werden — Wasserschosse werden zurückgeschnitten — usw. Gewöhut Euch die richtigen Fachausdrücke beizeiten an, und klärt Eure Kameraden, die sich Falsches angeeignet haben sollten, ent sprechend aus! W. D. Lernt beobachten und denkt nach! Fragen an ältere Lehrlinge (Bergt. S. 31) Frage 9: Was bedeutet der Ausdruck, die verpflanzten Sachen werden „aus warmen Fuß" gestellt? Frage 10: Was versteht man unter „auf Zapfen schneiden"? Frage 11: Was stellt Ihr Euch unter „totem Boden" vor? Wer diese und die bereits veröffentlichten sowie die noch folgenden Fragen am besten beantwortet, bekommt zu Weihnachten ein gutes Buch gärtnerischen Inhalts.