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* § § L s K 2. Jahrgang » Dresden, den 1. März 1927 . Nummer 3 Jür unsere Lehrlinge Monatsbeilage zum Sächsischen Gärtnerblatt dem Amtsblatt der Fachkammer für Gartenbau Zur Geyikfenprülnng ^Vergl. S. 5) Erstes Erfordernis: Seid nicht befangen! Anwortet frisch und frei, laut und vernehmlich. Laßt Euch nicht jedes Wort abkaufen, sondern versucht eine Kultur, nach der Ihr gefragt werdet, zusammen hängend zu beschreiben, wobei nichts Wesentliches weggelassen werden darf. Bei der praktischen Prüfung soll jeder die Arbeit so ausführen, wie er sie gelernt hat oder für richtig hält. Wer nachahmt, was andere tun, kann leicht etwas Falsches nachmachen, obgleich er weiß, wie man die betreffende Arbeit richtig ausführt, lind nun: Viel Glück zur Prüfung! > Dt. Allerhand vom wohlriechenden Wärzveit'chen (Viola oäornta)*) Das Veilchen ist seinem Namen nach eine Griechin. Es heißt im Griechischen ion, wurde«lateinisch als Verkleinerungsform viola «italienisch uird französisch nochmals verkleinert violottu. violstto) deutsch der vlol, iu süddeutscher Verkleinerungsform das vaiolo und in nord deutscher das veilobön. Das mhd. i hat der Holländer noch heute iu seinem vioollho, der Niederdeutsche in seinen: Vijoloiron. Natürlich mußte „das duftge Pfand der nenverjüngten Erde" (Schiller) bei dem phantasiereichen Volke von Hellas auch seine besondere Schöpfungsgeschichte haben. Phöbus' glühende Strahlen verfolgten einmal eine der wegen ihrer Schönheit bekannten Töchter des himmel tragenden'Atlas. Die Spröde floh vor dem Gotte; da sie aber sah, daß ihre Kräfte nicht ausreichen würden, sich ihm auf die Dauer zu entziehen, so bat sie den Zeus um Rettung, lind dieser, von Mitleid ergriffen, verwandelte das zagende und verschüchterte Mädchen in das lieblich-schüchterne Veilchen und schützte seine kleine, blauäugige, noch immer ängstliche Blume dadurch vor den verfolgenden Strahlen des erglühenden Gottes, daß er sie tief hinein in den Wald barg, wo sie anch^jetzt^noch im Verborgenen, den Sonnengott scheuend, weiterblüht. lieber die Ableitung des Namens haben schon die Alten nach gedacht, haben sie aber ebensowenig sicherstellen können, wie wir heute. *) Aus Franz Lohns «Unsere Pflanzen", ihre Namenerklärung und ihre Stellung in der Mythologie und im Voltsaoerglaubcn, o. Auflage, B. G. Teubner, Leipzig, 1920.