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Die freien Sonntage benutzte ich während der Vegetationsperiode zum Botanisiren. Bei.Bestimmung der Pflanzen war mir außer meinem Lehrherrn der damalige Verwalter der Muskauer Apotheke, Herr Hähne, der spätere Besitzer der Apotheke zum „.Hönig Salomo" in Breslau, behilflich. Durch Ausübung dieser praktischen Arbeiten lernte ich dieselben sowohl, wie die Arbeitsleistungen tapiren, auch Ivas man den Arbeitern zumuthen, und von ihnen verlangen kann, ohne sie durch übertriebene Anforderungen unnöthig zu Plagen, durch eigene Erfahrung wußte ich auch, wie einem müden Menschen zu Muthe ist. Die Arbeiter wollen und dürfen nicht geschont seines, bei aller Strenge muß man aber auch Gerechtigkeit und Billigkeit wallen lassem sie müssen auch wissen, daß man es gut mit ihnen meint, durch solche Behandlung erwirbt man ihr Vertrauen. Als die erste und schwerste Zeit meiner Lehre überstanden war, gab mir mein Lehrherr auch die Gelegenheit, mich im Zeichnen, nament lich im Planzeichnen, zu üben und das Feldmesfen zu erlernen, bei dem damaligen Geometer der Standesherrschast, Herrn Kalbitz. So vorbereitet konnte er mich bald brauchen, und auch in seinem Bureau verwenden, zur Führung der Parkrechnungen, zur Abschließnng von Kontrakten und Akkorden, zur Vermessung der zu Pflanzungen, Wegen und Wiesen bestimmten Flächen, besonders im Bergpark zu Muskau, welcher damals tAigelegt wurde. . Unter der Leitung, meines Lehrherrn habe ich auch die Wege- führung, die Planaden und die Bepflanzung in diesen Nenanlagen ausgeführt. Alles dieses ist mir von großem Nutzen gewesen, zumal ich mich auch niemals genirt habe, besonders bei Bodenarbeiten, Plana den, Ehanssiren der Wege, Pflanzarbeiten usw. auch von den vorzüg lich geschulten Aufsehern und Arbeitern zu lernen und mich praktisch unterweisen zu lassen. Für diese vorzügliche Lehrzeit, wie sie wohl selten einem jungen Mann zu theil wird, auch in ihrer Vielseitigkeit geboten werden dürfte, die ich allerdings auch redlich benutzt habe, danke ich meinem braven Lehrherrn noch im Grabe. Auch Rehders Lebensansichten waren so richtig, daß ich ohne diesen väterlichen Freund, auch in meinem späteren Leben, besynders bei der weiteren Entwicklung meiner Laufbahn, nie etwas von Wichtigkeit unternahm, ohne vorher seinen Rath eingehvlt zu haben. Schon bei Beginn meiner Lehrzeit, sagte mir mein Vater und mein Lehrherr, daß ich zu meineren späteren Ausbildung, große Reisen unternehmen müßte, besonders auch nach England, der hohen Schule des Gartenwesens. Das Wie? war mir allerdings ein Räthsel, denn zuni Reisen gehört vor allen Dingen Geld, und dies besaß ich nicht. Mein guter Vater hatte das Lehrczeld für mich bezahlt, er gab mir auch Beköstigung und sorgte für meine Bekleidung; weiter konnte er mir bei feiner starken Familie nichts bieten, ich würde auch nichts angenommen haben. Es galt alfo, mich ans eigene Füße zu stellen und mir ein kleines Kapital zu erwerben und für meine Reisen zurückzulegen. Dieser Ausdruck darf nicht unstverstauden werdcu. Dt.