Shakespeare 5. Trauerspiel und Siegesspiel nsere ausführlichere Anterhaltung über Falstaff und Shy- lock hat uns anschaulicher als eine allgemeine Antersuchung eine Shakespearesche Grundeigenschaft vermittelt: Anbe fangenheit. Zu diesen unbefangenen, natürlichen, tendenziösen Gestalten des Menschcnschilderers tritt eine zweite Grundeigenschaft, die den Dichter durchaus von der kalten und grausamen Analyse des Naturalismus trennt: Herzlichkeit. Diese herzliche Anteilnahme verklärt unbewußt sogar die Böse wichte, aber sie ist keine Schwächlichkeit, keine Gemütlichkeit: sie hindert den Dichter nicht da, wo es Stoff und Sachlage verlangen, herzhaft und rücksichtslos zuzugreifen. And so gesellt sich zu den Eigenschaften des hohen Menschen und zu einem lyrischen Grundzug des Dichters ein drittes: die dramatische Kraft. Diese elementare dramatische Kraft bewundern wir an Shake speares Trauerspielen, wie uns an seinen Freudenspielen die beweg liche Fabulierungslust entzückt. Die Reihe der Trauerspiele wird eingeleitet von der jugend lichen Liebesleidenschaft eines Romeo und seiner Zulia; ihre innere Fortsetzung, sozusagen, bildet des Mannes Othello liebeskrank rasen der, ins Mark getroffener Stolz. Sodann lassen sich drei nordische Balladen, voll düstrer Stimmung — „Lear", „Hamlet", „Mac-