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Der Grrnzbotr Der Grenzbote erscheint täglich mit Ausnahme des den Sonn- und Feiertagen folgenden Tages und kostet vierteljährlich, voraus bezahlbar, 1 Mk. 25 Pfg. Bestellungen werden in der Geschäftsstelle, von den Austrägern des Blattes, sowie von allen Kaiser!. Postanstallcn und Postboten angenommen. Inserate von hier und aus dem Verbreitungs bezirk werden mit 10 Pfg., von auswärts mit 15 Pfg. die 4mal gespaltene Grundzeile oder deren Ramu berechnet und bis Mittags 12 Uhr für den nächstfolgenden Tag erbeten. Reclamm die Zeile 20 Pfg. TUW M AMW für Adorf und das obere Vogtland Verantwortlicher Redacteur, Drucker und Verleger: cdtto Weyer in Adorf. 137. Dienstag, de» 36. Oktoder 1897. 63. Iahrg. 12. öffentliche Sitzung der Stadtverordneten, Dienstag, den 26. Oktoder, Abends 8 Uhr. Tagesordnung: 1. Mittheilungen. 2. Erbauung eines Kohlenschuppens an der Centrale. 3. Kenntnißnahme einer Zuschrift der Königlichen Kreishauptmannschaft. 4. Bauausschußbeschluß, die Baulinie am Arnsgrüner Weg betr. 5. Desgleichen, das Spritzenhaus betr. 6. Versetzung einiger Straßenlaternen. 7. Bewilligung eines Beitrages zur Fortsetzung einer Schleuse am Graben. 8. Ablösung des Deputatholzes. Adorf, den 22. Oktober 1897. vr. Heckel, V- V »K. Donnerstag, den 28. Oktober 1897, gelangen Ws Vchhsf Bail Aster, m nichMsgs' -2 Uhr W, „ „ Mrs, „ „ ^4 „ „ eine größere Anzahl kieferner und eichener Altschwellen, sowie sonstiges altes Holzmaterial gegen sofortige Baarzahlung zur öffent lichen Versteigerung. Königliche Wsbitz-KWichtkliW LelWitz i. M-»-- l»97 Rundschau. * Die „Deutsche Ztg." schreibt: „Wir freuen uns, unseren Lesern mittheilen zu können, daß gegen Mitte November in Berlin eine große nationale Versammlung zu Gunsten unserer Volks genossen in Oesterreich stattfinden wird. Abge ordnete der drei deutschen Kampfparteien Oester reichs werden zu diesem Tage von Wien nach Berlin eilen. Wir aber freuen uns, daß die Reichshauptstadt, auf deren Ehrenbürgertafel u. A. auch der Name Bismarck steht, endlich an fängt, nicht alle Vertretung des nationalen Ge dankens der tapferen Stadt Leipzig ausschließlich zu überlassen." — Zum Kapitel der Eisenbahnunfälle liefert einen neuen Beitrag eine Verhandlung vor der Strafkammer in Mainz. Der Gefährdung eines Eisenbahntransportes waren angeklagt der Loko motivführer Martter und der Hilfsrangierer Schwarz. Ersterer führte im November v. Js. einen Personenzug, während Schwarz sich auf einem Rangierzuge befand. An einer Weiche stie ßen die Züge zusammen, wodurch ein bedeutender Materialschaden entstand. Den beiden Angeklag ten wurde eine glänzende Genugthuung zu theil. Es wurde zeugeneidlich nachgewiesen, daß die Rangierer von der Eisenbahnverwaltung trotz wiederholter Vorstellungen niemals Laternen er halten konnten. Erst nach dem Unfall wurde es anders. Der Lokomotivführer konnte das War nungszeichen nicht sehen, weilWagen davorstanden. Der Staatsanwalt beantragte selbst die Freisprech ung der Angeklagten, die auch erfolgte. — Ist die Sache damit zu Ende? Wird nun nichts unternommen gegen die höheren Beamten, welche die Verweigerung der Laternen zu verantworten haben und demgemäß an dem Eisenbahnschaden schuld sind? bemerkt die „Berl. Volksztg." zu die ser Notiz. — Zu der nunmehr, wie es scheint, fest stehenden Ernennung des bisherigen Staats sekretärs des Auswärtigen Frhrn. v. Marschall zum Botschafter in Konstantinopel schreiben die „Berl. Neuest. Nachr.": Wir zu unserem Theile würden es vorgezogen haben, wenn Herr v. Marschall von allen Regierungssorgen geschieden wäre oder sich auf die des Reichsjustizamtes be schränkt hätte, wo er jedenfalls mehr am Platze war, als in der Wilhelmstraße oder im Jntriguen- nest am Goldenen Horn. Kaum ins Amt ge treten, hat er den Zanzibar-Vertrag abschließen Helsen, seit dem Tilsiter Frieden das unglücklichste deutsche Aktenstück dieser Art, dann kamen die Handelsverträge, über die im Auslande spöttisch gelacht wurde und die durch alle Beredtsamkeit des Staatssekretärs nicht besser gemacht worden sind. Wir zweifeln nun keinen Augenblick, daß Herr v. Marschall auch anders geartete Handels verträge mit der gleichen Beredtsamkeit vertreten haben würde, wenn nicht just damals die „anti- bismarcksche" Politik am Ruder gesessen, die im möglichst schroffen Gegensatz zur Bismarck'schen Politik, d. h. zur Politik Kaiser Wilhelms des Ersten, sein Heil suchte und das verblüffte Europa durch Aeußerungen in Erstaunen setzte, wie: „je weniger Afrika, desto besser" oder „das Schlimmste, was uns passiren könnte, wäre, wenn uns Je mand ganz Afrika schenkte" oder „Wir müssen unsere Verbündeten wirthschaftlich stärken" u. s. w. Das Ausland war sehr bald in der Lage, den Werth dieser Politik zu bemessen. Wir befürchten, daß die Ernennung des Frhrn. v. Marschall nach Konstantinopel in der Diplomatie nicht viel anders beurtheilt werden wird, als s. Z. die Berufung an die Spitze des Auswärtigen Amtes, die aller dings erst erfolgte, als der Gesandte Graf Alvens- leben in Brüssel, der in erster Reihe in Betracht kam, sie entschieden und beharrlich abgelehnt hatte. Wünschen wir dem neuen Botschafter, und vor Allem dem deutschen Reiche, daß Die jenigen sich irren, die Herrn v. Marschall gern jede reichliche Versorgung gegönnt, die Vertretung Deutschlands auf einem Botschafterposten aber doch lieber in den Händen einer berufsmäßig diplomatisch geschulten Persönlichkeit von Welt erfahrung gesehen hätten." — Die Frage, ob Unteroffiziere geeignete Volksschullehrer sein können, ist in Memel in ei nem Spezialfalle längst positiv entschieden wor den. Der „Ostpr. Generalanz." berichtet darüber: Das Artilleriedepot und die Fortifikation in Me mel sind mit dem 15. d. M. eingegangen. Der Feldwebel Hannemann ist bei dieser Gelegenheit um seine Pensionierung eingekommen. Wird sein Gesuch bewilligt, so hört damit die im Deutschen Reich einzig dastehende Einrichtung auf, daß ein aktiver Militär gleichzeitig als Schullehrer thätig ist. Herr Hannemann hat nämlich neben seinen Funktionen bei der Fortifikation schon sein ungefähr 20 Jahren den Schulunter richt der zur Ortschaft Süderspitze gehörigen Kinder besorgt. Als er ihn seinerzeit übernahm, bedeutete dies sogar einen erheblichen Fortschritt, da vor ihm einen geregelten Unterricht überhaupt niemand ertheilte, sondern nur ein Wallmeister die Kinder in seinen Mußestunden zu seinem Zeitvertreib im Lesen, Schreiben und etwas Rech nen unterwies. Herr Hannemann hatte, bevor er seinen Lehrerposten antrat, einen sechswöchigen Kursus im Seminar zu Karalene durchgemacht. — Zur Versorgung der Infanterie mit den neuen Gewehren des alten Modells 8ß schreibt die „K. Z.", alle Depots seien mit diesem Gewehr gefüllt: der auf Millionen sich beziffernde Vor rath reiche für jeden Ernstfall aus. Nachdem dieser Bestand erreicht worden, habe man die Fabrika tion in allen Gewehrfabriken eingestellt. Zu der Thatsache, daß in der Armee sowie von der Ge wehr-Prüfungs-Kommission in Spandau ein gehende Versuche mit einem neuen Gewehr klei neren Kalibers gemacht worden sind, sei zu be merken, daß diese ganz neuen Gewehre, etwa 3000 Stück, in einer Privatfabrik hergestellt seien, deren Begründer und erster Leiter als der Er finder der Waffe gilt. Indes stehe die Einfüh rung dieses Gewehres, trotz der günstigen Versuchs ergebnisse, nicht in sicherer Aussicht. — Der „Krz.-Ztg." wird aus Rom bezüglich der Enthüllungen über die Stellung des Grafen Robilant zum Dreibund geschrieben, daß die Mehrzahl Derer, die die Frage des Dreibundes erörtern, mit dessen Wesen gar nicht vertraut seien, obwohl in maßgebenden Kreisen oft genug darauf hingewiesen sei, daß der Dreibund gar nicht so aufzufassen sei, als bestände ein wirk liches Bündniß zwischen den drei Staaten. Die Tripelallianz setze sich eben in der Weise zu sammen, daß neben dem deutsch-österreichischen Bündniß ein Deutsch-Italienisches und ein Oester reich-Italienisches geschaffen sei, von welchen Bündnissen aber nur das zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn für keine bestimmte Zeit dauer abgeschlossen sei. München, 23. Okt. Vor der Strafkammer fand endlich die letzte Habererverhandlung und zwar gegen 42 der Theilnahme usw. am Haber-