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Christel. Roman von Freifrau Gabriele von Schlippenbach. S. Fortsetzung. (Nachdruck verboten) „Noch bin ich Herr hier", sagte er, „und ich gedenke es zu bieiben, Kleine." „Adolf, sie ist eine verwöhnte Dame, wir müssen Geduld mit ihr haben. Sie stammt aus anderen Kreisen als wir." „Ja, das ist ja eben das Unglück, Chri stel." „Das Unglück kann sich zum Glücke wem den, Bruder, wir dürfen nicht verzagen." M klang so frisch und zuversichtlich aus dem jungen Munde; etwas wie liebe Hoffnung zog in das Männerherz. „Mein Augentrost — das bist Du, Christel." Sie umarmten sich, dann ging Christel. Ihr Bruder wollte sich umkleiden. Da pochte es an die Tür, und Alice trat ins Zimmer. „Puh, wie vollgeraucht!" sagte sie und hu» stet«. Dann wedelte sie mit ihrem Batisttüch» lein die Rauchwolken fort. „Du bleibst doch heute bei mir, Adolf?" „Nein, ich kann nicht, Alice." „Aber wenn ich Dich sehr bitte, lieber Dolf?" Sie war an ihn herangetreten und legte den schönfrifierten Kopf an feine Schulter, hob die Augen und sah ihn verführerisch an. Steinau zögerte einen Moment. Wie schön war dieses Weib! Wie weich floß die schimmernde Seid« um die schlanken Glie der! Eine Wolke von „White Rose", ihrem Lieblingsparfüm, strömte ihm entgegen. Er Hatzte den weichlichen Dust. Sanft, aber energisch befreite er sich aus ihren Armen. „Ich- Hann heute wirklich nicht bleiben, liebes .H«d, ein anderes Mal richte ich es so ein.' Alice brach in Tränen aus. „Ich werde Dich nie mehr darum bitten", sagte sie launisch und lief aus dem Zimmer. Steinau zog feinen Reitanzug cur, dann ging er zu seiner Frau. Sie lag in ihrem Boudoir auf der Chai selongue und laS. „Auf Wiedersehen, Liebchen", sagte Steinau und wollte sie küssen, aber sie wandte sich ab. „Latz mich", sagte sie verdrießlich. In schweren Gedanken ritt er fort. Im Garten sah er Christel mit einer grotzenSchür ze. Sie half dem Gärtner beim Einsetzen der Zuckererbsen. Schnell blickte sie auf und lief zum Bruder. Ihr hübsches Gesicht unter dem roten Kopftuch sah wie die Verkörperung der Jugend, des Frühlings aus. „So fleißig bei der Arbeit, Schwesterchen?" sagte Steinau, dessen häßliche Sorgen sich lich teten beim liebevollen Blicke der strahlenden blauen Augen feines Lieblings. „Natürlich, Adolf, auch Du wirst ihren Se gen spüren. Tummele Dich tüchtig, und wenn Du- heute abend heimkebrst, sorge ich für Dein Lieblingsgericht: Eierkuchen mit Speck und grü nen Salat. Der Gärtner hat eben Meisten im Wavmbeet gezogen." Steinau nickte ihr zu und faßte ihre Hand. „Sie ist nicht salonfähig," lachte er, „es klebt Erd« davon, die lieb« Mutier Erde, die uns das tägliche Brot gibt." Er hätte diese feste, treue Hand am lieb sten geküßt. Er drückte sie herzlich, dann ritt er schnell davon. Wie grünte und trieb alle-, wie lachte der blaue .Himmel, und wie lustig sangen die Vö gel! Es legte sich wie Balsam auf das Herz des Mannes. Ein Dichterwort fiel ihm ein: „Nun, armes 'Herz, vergiß die Qual — Nun nmß sich alles, alles wenden." „Vorwärts, Brauner, an die Arbeit!" dach te Steinau und er hob sich in den Bügeln und trabte über den Feldweg, der zum großen Acker führte, der zur Aussaat des Getreides be reitet wurde. Das goldene Koni fiel auf die fruchtbare Erde, die es in ihren Schoß aufnahm und still hütete, bis die zartgrünen Spitzen hervorkamen, wuchsen und Aehren ansetzten, bis das Feld, in schweren, gelben Wogen der Ernte harrend, unter der lieben Sonne reifte. Es liegt etwas mild Tröstendes im Verkehr mit der Gottes natur. Ist es doch, als streichelten weiche Mutterhände uns, als riefe eine leise Stimme: „Fasse Mut, armes, wundes Menschenherz, es wird besser werden! Wirf alle Sorgen von Dir und blicke getrost empor zu dem, der hel fen kann und wird!" Solche guten Gedanken kamen über Steinau, als er an jenem Maientage aufs Feld hinaus- ritt. Christels fromme Worte sanden Aufnah me im Herzen des Mannes, der oft fast am häuslichen Glücke verzagte. Draußen war die Arbeit im vollen Gange. Die säende Hand des alten Vorknechtes Jo chen griff in den Sack, der um seine Schultern iMg, und streute die Körner in die gleichmä ßig gezogene Ackerfurche. Die Knechte arbei teten fleißig. Einer stimmte ein Lied an, und die rauhen Stimmen fielen ein „Na, Jochen, verschnaufe Dich ein wenig", sagte Steinau, „d^r Schweiß perlt Dir auf der Stirn, und Du bist nicht mehr der Jüngste." „Ja, Herr, aber es gebt "noch frisch voran. Es ist gesund zu schwitzen, das treibt das Reißen aus den Gliedern." Unterdessen hatte Christel ihre Arbeit im Garten beendet. Mit Befriedigung blickte sie auf die schnurgeraden Reihen, in denen die Erbsen steckten. Solche prächtige, zuckersüße Erbsen, groß wie die Haselnußkerne! Adolf aß sie gern, und der verwöhnten Schwägerin wür den sie auch munden. „Die Finken schlagen, der Lenz ist da Und niemand kann sagen, wie es geschah," trällerte Christel das Hildachschc Lied. Ihr war so fröhlich ums Herz. Dankbar gedachte sie des Bruders, der sie nach dem lieben alten Hause eiirgeladen, gerade als sie ihr Examen an der höheren Töchterschule beendet hatte und sich etwas abgespannt fühlte nach den vie- len Wochen des Lernens. Wie gerne wollte sie den ganzer, Sommer in Hollkitten bleiben, wenn nur Alice kein saures Gesicht dazu mach- le und Cbristels Mütterlein und die Geschwi ster sie nicht vermißten! Es kam ihr selbst ¬ süchtig vor, hier die köstliche Üandluft und ol les Schöne zu genießen, was sich ihr bot, während ihre Lieben es entbehrten, besonders ihre arme Schwester Hilde. Vielleicht gingen ibre Mutter, die zwei Brüder und Hild« an die See, in einen der füllen kleinen Badeorte Pommerns. Hilde war heimlich mit dem Re- servndar Karl v. Rotbschmidt verlobt, die .rauchte eine Sommerfrische. (Fortsetzung folgt.) Weltkrieg und Weltgericht. Ill Rückschauend aus das, was wir zu der gro ßen Bekenntnisstelle des Apostolikums von Je sus, „sitzend zur Rechten Gottes, von dannen er kommen wird, zu richten die Lebendigen und die Toten", zu sagen hatten, darf folgen des nun wohl festgehcäten werden: Kaum je mag die Sehnsucht nach der Gewiß?eit einer letzten, ausgleichenden Gerechtigkeit, die, über das Le en hinaus, Gott, und in Gott dessen oollk nnmene Wahrheit und Lir e, triumpie- ren läßt, stärker gewesen sein im Bewußtsein unseres Volkes, als in, jetzigen, unbarn,' erzi- gen Weltkrieg. Keine Religion aus Crd n ba: a er dieser Gewißheit auch plastischeren Aus druck gege en, als die christliche. Und die pe- eiligte Person dessen, der sie bezeugte, bürgt für ihre Verwirklichung. Jedoch; schon dw Um stand, daß es sich in der Ankündigung dieses Weltgerichts oder „jüngsten Tages" nur um Prophetie handeln konnte, Weissagung a er keine Gcschichtserzählm^ der Zukunft ist, macht es verständlich, wenn für den Ausdruck dieses gewaltigen Schlußgedanken.; Sinnbilder eintre ten mutzten, die man nicht wörtlich nehmen darf, wenn man nicht der innersten göttlichen Wahrheit Gewalt antun will. Entscheidend ist der Kern, nicht die Schale göttlicher Offenba rung. Bei der Größe del Problems, ver schärft noch durch manche dunklen Stellen der Schrift, ist es begreiflich, daß über das Welt gericht selvst durch alle Jahrhunderte bi- auf den heutigen Tag die Meinungen west von einander wichen. Wenn selbst Jesus über den letzten Ausgang nach seinen, eigenen Bekennt nis nicht Letztes wußte, wer will sich von uns Irdischen dessen vermessen? Aber gewiß blei t doch das Eine: Je umfassender wir Got tes Macht und Lie e verste'en lernen, desto me'r werden wir seinem wahrsten Wesen, wie es Jesus uns enthüllte, gerecht. Diese Macht Gottes will einzig von innen heraus überwin den. Aeußere Zwangsmittel sind Vr zuwider. Und die Liebe Gottes ist so urgewaltig groß, daß sie selbst die verborgenste und unklarste Regung der Seele zu Gott hin nimmer nie- dertreten wird. Jede echte Liebe ist auf Wahr- l>eit gegründet. Die losgelöste Wahrheit allein kann nicht ruhen, bis sie alle ihr sich entgegen- stennnenden Hindernisse vernichtet. In diesem Sinne kennt Wahrheit keine Liebe. Aber Gott ist eben nicht eine bloße, unwirkliche Idee, sondern höchste, wesensvollstc Persönlichkeit. Gott ist „die Liebe", Liebe in Person! Gottes Gericht hat darum auch nicht die Vernichtung des Bösen zum Ziel, sondern seine Überwin dung durch das Gute. Deshalb lam Jesus auf die Vielt Indem sich dadurch das Gute schon hier auf Erden in seinen, Reingehalt offen'arte, stellte es das Böse unter Gericht, aber auf innerliche Weise, indem cs alle Kräf te des Gewissens steigerte. An der in Jesus offenbarten Wabr'eit scheidet sich das Bose vom Guten; das ist höchster Sinn seden Ge richts. Je me r das Reich G.-ttcs auf Er den, das ja nickt von dieser Wc't ist, in dcr Welt ecannt wird, schreitet daS Wellgerick t vorwärts, das ei der llnster lichkcit dcr men'ch- lichen Seebe sel st erständlich im Reick e des Unsicht aren, jenseits der irdischen Le cns- grenze, sich fortselt. Je reiner das Anschauen der Wa rkeit, Güte und Liebe Gottes, sei cs hier, sei es im Reich der Vollendung, sich gestaltet, desto mehr schmülzt das Böse dahin, vergebt vor Schani in Schauern innersten und doch befreiendsten Gerichts; es zersetzt sich schließlich in sich seilst bis zur Eigenvernichtung, wenn cs sakmi'ch ist. Je wilder alle Kräfte des Böstn -regen die Wahrheit Golles anstürmen, nm so schneller verzehren jie sich. In diesen, Sinne ist uns auch der gegenwärtige Weltkrieg eine unge'eure Anslösung des Westgericküs. Alcr so gewiä die Wa'rheit stärker ist als die Lüg?, ie Li? e stärer als dcr Tod, so gewiß !e h lt Gott endlich ganz allein den Sieg und den Platz. Tas ist die wunder are Erkennt nis des geistesgewalügsten Apostels Jesu, des Paulus, (k. Kor. 15, 22—28), der letztlich al lein das zuckende Menscheickerz ieseligcnde Ansgang dcS Weltgerichts: „Wenn a^er alles ihn, (Christus) untertan sein wird, alsdann wird auch der Sohn selbst untertan sein dem, der ihm alles untergctan hat, auf daß Gott sei alles in allen!" Kirchen-Nachrichten. Parochie St. Trixitatts H»he»stein-Ernstthal. Donnerstag abends 8 Uhr KctegSbetftu,de in der Kirche Parocht, St. SHrifiophori H,Ht«Ütix-Erxüthxl. Donnerstag, den 10. Februar, abend? 8 Uhr KrlegSbct- stunde in ter Kirche. »an ObrrUmzmttz. Mittwoch, Sm 0. Februar, abends 8 Uhr KriegSbei. stunde. Herr Pastor Schübel. Es wird dringend gebeien, dm Aufenthaltsort aller krieg-gesangenen Temeinbeglieder umgehend auf der Pfarr- amtSschreibslube zu melden. r „ Gertbarf. Donnerstag, den ,0. Febrar, abmds 8 Uhr KriegSbct- stunde in der Kirche '/,9 Uhr Sitzung des Ausschusses sitr KriegShilse. Vsx La»ge»ber, mit Mei»Sb»rs. Donnerstag, den 10 Februar, abend« '/,8 Uhr Kriegs- betstunde, 8 Uhr Kriegsstrickabend im Psarrhause. lvv» LaugeuchurSborf DonnerStag, dm 10 Februar, abends 8 Uhr Kriegt' beistund« vo» Urfpr«»» Donnerstag, dm 10. Februar, abends 7—8 Uhr Krieg», betstunde. Wüstexbra«». Donnerstag, den !0. Februar, abends 8 Uhr Kriegs- belllnnoe. VorunrsiZs. Gasthof „zum Lamm", Oberlungwitz. Gountag, den IS. Februar gv08868 kiMUtSvstonrevt gespielt von der Kapelle des 2. Ersatzbataillons Nr. 133, Glauchau. Hochachtungsvoll Otto Uhlmann. Suche für meinen Sohn, wel cher nüchste Ostern die Schule mit entsprechenden Kenntnissen verlüßt, paffende IMck ik KMW. R,fl werden gebeten, Aoresse unter H L. in der Geschäfts stelle dieser Zeitung niederlegen zu wollen. Suche für sofort oder später einen m der Landwirtschaft be wanderten 16—17jä^rigen Knecht. Gl. Rudolph, Falke«. 6W--UMS für Kantar und Privat empfiehlt zu billige« Preise« »ik «Etaae Kl» -l Gebrauchtes Röhren-Stativ sofort zu kaufen gesucht. Angebote mit Preis unter » ». an die Geschäftsstelle d. Bl. erbeten. ZMWW M VtM. AU Wnsleli-EnWil, R«Wt, 22 empfiehlt ein große- Lager fertig gestrichener, polierter und dekorierter Sarge in Men Größe» nnd Preislagen, vom kleinsten Kindersarg bis zum besten Eichen- und Metallsarg, auch Krematoriumsärge. Für Tischler hier und außerorts zum Wieoerverkauf entsprechend hohe» Rabatt. Lager vou Sargverjieruugeu, Haudhabeu und Eisenfüßen für Tischler — I den Abend von 6—8 Uhl ist mein Sarg-Magazin Chemnitzer Straße 18 beleuchtet. 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