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2 zessin in tcr Rcsidcn; crzogcn »vorkcu »var: „Wenn aucb das Traucr- jabr vorüber ist, so wirft Tu Dick doeb wobl noeb nicbt entschließen können, mich zu besuchen. Co ist nun einmal so, bei Hose reißt der Trubel nicht ab! Ist cs aber Tcincn, Vater recht, besuche icb Ticb mit meiner lieben Kanzlern auf einige Tage. Aber bitte, gar keine Um stände." . „ Solche Wünscdc »raren natürlich Befcbl, waren eine cbrcnvoue Auszeichnung. Mittwoch kam die Prinzessin, für Donnerstag war ein Gartenfest geplant, die Einladungen waren abgcsandt. Lange batte er mit seiner Tochter darüber gesprochen. Batlaw konnte nicht auf gefordert werden, da er sich bei Hofe nicbt batte vomeUen lasten. Nun mußte er auch die Folgen tragen. Und auch Delao wegen war cs besser, wenn er nicht kam. Ein abgewicscncr Freier, der wieder auftaucht, nachdem die frübcr Geliebte Witwe geworden — das gab peinliche Augenblicke! Ter Graf legte die Stirn in immer tiefere Falten. Plötzlich stand er auf, nahm dm Brief, durcbscbritt ein paar Zimmer und klopfte an der Türe seiner Tochter an. Gräfin Dcla crbob sich beim Eintritt ibrcs Vaters. Fast über- schlank stand sie da in ihrem duftigen, weißen Morgenkleid, das gold blonde, volle Haar trug sic im Nacken zu einem einfachen Knoten verschlungen, sanft blickten große, blaue Augen aus einem bleichen Gesicht. Es mußte sich um etwas Wichtiges bandeln, denn sonn suchte sic ibr Vatcr um diese Zeit nie auf. „Eine unangcncbme Geschickte, Dela. Batlaw fragt an, ob er zu unserem Gartenfest willkommen sei." Eine feine Röte stieg in daS bleiche Gesicht der Gräfin. Sie nahm den Brief, den ibr ibr Vater reichte, und überflog die wenigen Zeilen. „Ja, Papa, was läßt sich da tun? Tic Prinzessin liebt cs nun einmal nicht, daß^ibr eine Liste der einzuladcndcn Gäste vorgclcgt wird. Sie meint, sie lasse sich gern überraschen. Ta fände man manchmal unter der Spreu ein Korn. Und wenn Batlaw will, kann er doch sebr interessant sein. Schon daß er anders ist als die übrigen, pflegt auf hohe Herrschaften Eindruck zu machen!" Ein kurzes Zögern, dann sagte der Graf: „Da werd' ich ihn lieber gleich antclcpboniercn!" * * * Die Kapelle des Dragoncrregimcnts spielte im Parke, vor der Frei treppe des Schlosses fuhren Wagen und Automobile vor. Der Sohn des Hauses, Graf Erich Solenschwang, empfing im Waffenrock der Gardcdragoncr d»e Gäste. „Mein Vater wird die Herrschaften in» Parke begrüßen und Sie Großberzoglicher Hoheit vorstellcn," erklärte er. Es waren an zweihundert Einladungen ergangen. Durch den großen Saal schritten die Gäste zur Veranda, dann die breite Sand- ücintreppe hinab zu dem freien, von Rosen cingerabmten Platze, dessen Mitte eine alte Blutbuche beschattete. Dort stand Prinzessin Irmgard in kostbarem weißem Spitzenkleid, ein paar Rosen iin Gürtel. Sie war groß und schlank. Der Haus herr stellte ibr seine Gäste vor. Viele kannte sic von den Hoffestlich- kciten, und für die, die ibr noch fremd waren, fand sie gewandt An knüpfungspunkte zu einem kurze»» Gespräch. Fürstlichkeiten werden erzogen, um immer ein paar freundliche Worte zur Verfügung zu haben. Dann nahm sich die Gräfin Dörrcnscblag der Neuangekommenen an, gute Bekannte fanden sich schnell zusammen, man ging durch den Park, machte an den ausgestellten Büfetten balt, trank ein Glas Bowle, eine Tasse Tee; ein paar junge Dragoncroffizicre verrieten, daß nachber getanzt werden follc. Noch immer stand die Prinzessin mit dem Grafen und ihrer Hof dame Fräulein v. Kanzlow unter der Blutbucbc und empfing. „Das ist ja ein reines Völkcrfest," sagte sic zum Hausherrn. Der verbeugte sich und erwiderte, da gerade sonst niemand in der Nähe war: „Großbcrzoglicbe Tobest, cS lassen sich da schwer Grenzen ziehen." Die Prinzessin lachte. „Das glaub' ick wohl!" In Frack und weißer Binde näherte sich cin eleganter Herr von ungefähr fünfunddreißig Jahren. Das blonde Haupthaar war ganz kurz gehalten, der volle Schnurrbart an den Mundwinkeln abgestutzt. „Großberzoglickc Hoheit, der RcichSfreibcrr Alfred Batlaw, der Letzte seines Stammes." Batlaw neigte mit einen» kurzen Ruck den Kopf und warf ihi» dann zurück ii» den Nacken. Graue Augen sabcn die Prinzessin an — stolze Augen. Da stand eil» Herrenmensch. Die Prinzessin reichte ihm die Hand. Wieder neigte cr ein wenig mit kurzen» Ruck den Kopf, dei» Rücken machte er nicht krumm. „Mein Vater war mit Ihrem Vater befreundet, Herr v. Batlaw." „Jawohl, Großherzogliche Hoheit." „Mein Vater hat öfters mir gegenüber bedauert, daß Sie sich in der Residenz gar nicht sehen lassen." „Ick verwalte meinen ausgedehnten Besitz selbst, da bleibt wenW Zeit." Originalzeichnung von Hans Treiber. Deutsche Kavallenepatrouige. 3 Tic Prinzessin lacktc. „Es wird Ihnen wobl auch wenig an dem Verkehr in der Residenz liegen." „Ich füble mich in meiner Einsamkeit wobl, und da icb unab hängig bin —" „Können Sic Bcncidenswertcr natürlich tun und lassen, was Sie wollen." Es kamen noch ein paar verspätete Gäste. Batlaw trat zur Seite und schlenderte durch dei» Park, drückte hier einen» Herrn die Hand, neigte dort kur; vor einer Dame daS Haupt, ging weiter, vorbei ai» den Bufetten, langsam, wie ziellos. Und doch suchte Alfred Batlaw und fand endlich auch die Gräfin Adele Dörrcnschlag. Sie stand mit den» Kommandeur der Dragoner und dessen Gattin zusammen. Batlaw war ii» diesen» Regiment Reserveoffizier gewesen, aber er batte alle Be ziehungen abgebrochen, und daö hatte man übelgcnommen. Er kannte die Herrschaften allerdings zum größten Teile flüchtig. Der Komman deur und seine Gattin begrüßten ihn sebr kühl, die Gräfin aber reichte ihm die Hand, die cr an die Lippcn führte. „Willkommen, Herr v. Batlaw!" sagte sie. Er erwiderte nichts, sah der Gräfin nur in die Augen. Ihm schien als ob eine ganz leichte Röte ihr inö Gesicht schlug, und das fand er begreiflich. „Reifer ist sie geworden, schöner," dachte er bei sich. Eine Frau, die zu ihm passen würde. Ihretwegen war cr heute gekommen, nur ihretwegen. Dcla Dörrenschlag fühlte sich befangen. Die grauen Augen musterten sie so scharf. Es lag eine Frage in diesen Augen: Ist dir's auch recht, daß ick da bin? Sie mußte etwas sagen. „ES soll beute getanzt werden. Wissen Sic das schon?" „Haben Sie noch eine»» Tanz frei, gnädigste Gräfin?" Jbre Mundwinkel zuckten. „Aufgefordert wird erst, wenn die Musik im Saale spielt." Batlaw verbeugte sich und schlenderte weiter durch dei» großen Park. Ein schmaler Weg ging zum Strome hinab, der die Park- maucrn bespülte. Eii» paar Stufe»» fübrten auf die breite Mauer krone. Er schritt sic hinauf und starrte ii» das Wasser. Hier webte eii» kühler Luftzug, der tat ihm gut. Nun war er doch gekommen. Lange hatte cr sich's überlegt, ehe cr an dcn Grafei» schrieb. Es hatte aber sein müssen, wenn er noch einmal um Dela Dörrenschlags Hand werben wollte. Sonst gab cs Gcrcdc, wenn cr allein hier vorfuhr. Auf dem Lande wurde nun einmal geklatscht. Also erst einmal mit der großen Herde gekommen — später dann allein. Dann hatte man sich daran gewöhnt, daß er in Grünbag vcrkcbrtc. Über dcn Grafcn batte cr sich geärgert. Warum mußte der bei der Vorstellung betonen: Der Letzte seines Stammes! Als Aäbe es eine Verpflichtung für ibn, die Batlawö nickt aussterben zu lassen! — Nun, die gab's ja schließlich auch! Die Batlaws batten nicht immer eine solche Riescnbcrrschaft besessen. Jeder hatte cs für seine Pflicht gehalten, das Gut zu mehren. Und was wurde nun aus der Herrschaft, wenn cr kinderlos starb? Das meiste fiel an den Staat, cin'gcs an Verwandte, die den Namen Batlaw nicht führten. Aber cr konnte nur eine hochgemute Frau brauchen, eine Frau, der Batlawschcr Grund und Bode»» die Welt bedeutete, die Freude an der Natur hatte, die Einsamkeit liebte. Die Einsamkeit! Alfred Batlaw holte tief Atein. War csmun eigentlich eil» Fluch, daß er an dem Getriebe da draußen so aar keine Freude fand, nie ge funden batte? , .. Auf seinen Gütern, da stand er seinen Mann. Da war er zäh und umsichtig. Und seine Leute gingen für ihn durchs Feuer. Nie hatte cr über Arbcitermangel zu klagen. Er füblte mit diesen Leuten und half ihnen mit Rat und Tat. Sie hatten Vertraue»» zu ihm. Mit drei undzwanzig Jabrcn batte er die Herrschaft überncbmen müssen. Noch immcr bauste cr allein in seinem großen Schlosse Batlaw da oben ai» den Gebirgsbängen, und wenn ibn die Sebnsucht gepackt hatte nach einer weichen Frauenstimme, da hatte er satteln lassen oder war mit der Büchse übcr der Schulter hinausgewandert ii» Wald und Berge. «Fortsetzung solgt.s I I Lu unseren bildern. I > I Karl Kran; Joseph, Kaiser von Österreich, König von Ungarn. — Mitten in» Weltkrieg hat sich der Rcgeiitcnwecksel in Tsterreich-Ungarn voll zogen; daß dies so obne innere Schwankungen, so rubig und sicher ging, ist eine Frucht der Lebensarbeit des verstorbenen Kaisers Franz Joseph. Lange Jahre hat cr mit aller Kraft sich dafür eingesetzt, aus dem bunten Völkcr- gemisch seiner Reiche eine geschlossene Einheit zu schaffen. Er durfte noch das einmütige Zusammensicben seiner Völker im Weltkriege schauen. Nun steht wieder ein junger Fürst an der Spitze der Doppelmonarchie. Kaiser Karl war eii» Großneffe Franz Joscpbs; cr ist geboren am 17. August 1887 auf dem alte»» Donauschlosse zu Persenbeug als ältester Sohn des Erzherzogs Otto und der Erzherzogin Maria Theresia, geborenen Prinzessin von Sachsen.