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Sterben als ein tapfrer Held. Eine Kriegsnovelle von F. C. Oberg. 1 und Schvism crr v. -staffelt — da ist ein Mißverständnis — ich ivciß nicbt —" ^t^Jn MciscS Worten zitterte das Abneu, das sic plötzlich übcr- kommen batte. „Sprechen Sie mit Eva Marie selbst, das ist das einzige! Sic ist bicr. Wir macbcn Besorgungen. In der Rohrbckschcn Konditorei ist cs ganz still um diese Stunde ich schicke Ibncn Eva Maric." Ganz atemlos hatte Meise gesprochen. Hans Dietrich batte schon eine Autodroschke berbcigcwinkt. „Kommen Sic, Fräulein Meise!" ES war eine Stimme, wie Meise sie noch nie gebört batte. Tonlos säst — und doch voller Jubel. Gerade als das Bü fettfräulein seinen Kopf in den Spciscnaufzug bineinstecktc, um die Bestellung des einzigen Gastes hinab,zurufcn, tat sich die EingangStür der Konditorei auf, und eine große, in tiefe Trauer gekleidete Dame trat ein. So schnell cs mit sei nem verletzten Bein mög lich war, sprang Hans Dietrich auf. Sie standen sich ge genüber. Zwei Augcn- paarc fanden sich in einem Blick, der jedes Wort überflüssig machte. Ein Laut, wie ein Weinen und wie ein Jubeln, war aus Eva MaricS Mund erklungen. Dann fühlte sie HanS Dietrichs Lippen beiß auf den ibrcn. Als Hans Dietrich den Weg zum Hünen grab einschlug, sah Eva Marie ihn besorgt an. „Es wird zuviel, Lieb ster!" Er schüttelte den Kopf. „ES geht herrlich! Nur mußt du mich ein wenig stützen!" Sie sab das Lächeln in seinen Augen und schmiegte ibrc Schulter willig unter seinen ge sunden Arm. Langsam gingen sic durch; die Wege, in dcncn das Laub unter ibrcn Schritten aufraftbeltc. Der Wind bog die Baumkronen. Das fable Liebt des trüben Herbsttages lag matt und farblos auf den Dingen. Docb die beiden Menschen, die eng verschlungen den bcrbstdurcbstürmtcn Park durchwanderten, sabcn nur Licht und Strablcn: „Heimat — Heimat!" jubelte cS in ibncn. Es schien ibncn fast zuvicl dcs Glücks, daß ibncn die geliebte Heimat er halten bleiben würde. Schon in den nächsten Wochen, wenn Hans Dietrichs Mutter einge troffen sein würde, wollte sich das junge Paar in aller Stille zusammen- gcben fassen, und wenn dann Hans Dietrich wie der garnisondienstfähig sein würde, wollte Eva Maric mit, ihm gehen^ sich Pflichten im Dienst der Nächstenliebe suchend. Dies waren die Pläne für die nächste Zukunft an die Zeit zu denken, in der Hans Dietrich sich unter des treubewährten Vollerts Leitung in seine ncuen Aufgaben als Herr von Saatkamp hinein- arbcitcn würde, schien jetzt, nun der Krieg noch über Deutschland schat tete, zu früh. „Sichst du, Liebster," sagte Eva Marie aus ihren Gedanken heraus, „jetzt ist alle Bitternis, die zwischen dem Großvater und uns liegt, gelöscht. Er hat uns, dir und mir, weh getan und bitteres Leid über uns gebracht — aber er tat cs nur, weil er die Heimat über alles stellte — auch über das Glück einzelner. Die ser Wunsch des Toten wird nun, wenn auch anders, als er es sich dachte, erfüllt, und alles Lxid, das wir um die Heimat litten, wird sie uns nur teurer ma chen." Sie hatten das Hünen grab erreicht. Schwan kenden Goldflittern gleich hing letztes Laub in den zartgeästeltcn Kronen der Birken. Trübe, mit