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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 17.12.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-12-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191612174
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19161217
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19161217
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-12
- Tag 1916-12-17
-
Monat
1916-12
-
Jahr
1916
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 17.12.1916
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ßen Zahl von Kriegsschauplätzen und der viel seitigen Verwendung der Truppen die dienst- lichon Vevhältnisse in erheblichem Ma e von- elnauder ab-weichen und verschiedenartige Re- gelung- der Uvl<xubsverhciltnisse erfordern- Das Kriogsministevium lat die obersten Kannnandu- böhörden aber darauf Angewiesen, daN grundsätz lich augestrebt werden mutz, jedem Mairn inner l>alb eines Jahres mindestens einmal aus reichenden Urlaub zu erteilen und da ei die Reisedauer nicht anzurechnen. Die näheren Be stimmungen über die Erteilung dieses Urlaubs (osb einmalige Bieurlaubung oder mehrmÄige kiirzeve usw.) und die Rn der Berückübbtigung der verschiedenen Reisedauer mutz indessen dem Ermessen der K ommandoheborden und der Tvuppenkoinmandeure überlassen bleiben." * »- Landesverband S ö ck 1 i« scher Feuerwehren. Der Landesaus schuh des Landesverbandes -Lach'ischeb Muer wehren trat vor einigen Tagen in DrosLen zu einer Sitzung zusammen. Nach Erledigung verschiedener geschäftlicher Angelegenbe ter' wurde ein Antrag' angenommen, beim Ministerium des Innern dahin vorstellig zu werden-, daß eine Verordnung erlassen werden soll, nach der den freiwilligen Feuerwehren während der Kriegs- zeit erlaubt sein soll, junge Männer vom 15. Lebensjahre ab als Mitglieder aufzunechnon und ihnen die den Feuerwehrleuten gewährten Ver günstigungen gäeichsalls zuzubilligen. Weiter wtwde in der Versannnlung mitgeteili, datz die Chennntzer Bevusfsfeuerwehr kürzlich iA fünfzigjähriges Jubiläum feiern konnte, und dah der Vorsitzende, Stadtrar Kammerrat Reiche, Bautzen, beim Ministerium des Jn^ nevir und bei der Lan-desbrandversichenmgsan- statt für das Königreich Sachsen wegen der Anrechnung der in -Oesterreich-Ungarn verbrach ten Feuerwehod-enstzeit bei der Verleihung des Sächsischen Feuerwehv-EbrengeichenS vorstellig geworden ist. Im weiteren Verlause wurden geschMiche und sachliche Anoelegeuherten er ledigt und der Hausholtplan für das Jahr 1917 festgesetzt. Zum Schliche nahm die Ver- sammlung den Bericht der Königlichen Lan- desbvanjdvexstchcrungs-AnM entgegen. *— Die kürzesten Tage dec- gan zen Jahres steten bevor. Die kürzesten lltack- mittagc haben der 12. bis 20 Dezember ein- sckließlick, da geht die Sonne schon um 2 Uhr 51 Minuten zur Rüste; vom 21. Dezember ab wenden die Nachmittage wieder etwas länger, zmrääbsl freilich immerklicb. Aber am Mor gen .in der Früh" wrrd's Mt immer gräm- ficker. Boni 18. Dezember bis zum Jahres ende wird es erst um 8 Uhr hell. * — Davle > rte an K r > e g s g e traute. Um die Einriäuung des- eigenen Hausstandes kriegsgetrauien Paaren nack Bc endigung des Krieges zu erleichtern rmd den unreellen Kredithandcl mit Mistel und Ein richtungsstücken an der Ausbeutung iolcker I Ebepaare nab Möglichkeit zu Verbindern, ha- k "en die sichsi'wen Handelschrmmenr vorqeschtcv zeiz, Dar'c'nc aus dem „Gewerblichen Ge- nossmfchaAsfonds" oder au-s Gemeindemikteln mir Beil.ilse des Staats zu geben, die Le- serung aber Genossenicka'ten der Möbeltachleute zu übertragen. * — „M eine Kruder tun f o et was nicht!" -Das Leipziger Polizechmt hat eine' öffentliche ernste Mahttung mr die Eltern gerichtet, in der cs heißt: „Eltern, iiberwacht eure Kinder, beobachtet sie schütt und zügelt mit dem nöligen Nachdrruk ihre schlimmen Leidenschaften! Kümnrcrr euch um ihren Umgang und schreitet beizeiten em, ehe es zu spät ist! Allzugrohe Nachsicht zeitigt immer schlimme Folgen. Mancher Herzenskum mer iväre euch erspart geblieben, wenn ihr euch eurer Pflicht bewußt gewesen wäret, die Le eussührung eurer Kinder besser zu über wachen. Kein Stand ist davon ausgeschlossen, und das oft gehörte Wort: „Meine Kinder tun so etwas nicht" findet nur oft in den Tat sachen bittere Widerlegung." * Limbach, 15. Dez. In der Nacht zum Donnerstag sind von noch unbekannten Tätern au« einem Gehöft an der Chemnitzer Straße 4 Gänse gestohlen und an derselben Stelle ab geschlachtet worden. * Ltze»»ttz, 15. Dez. Auf Veranlassung des städtischen KrtegSwirtschaftSamteS wurde das Geschäft des Bäckermeisters Gustav Adolf Winkler, Jakobstraße 42, vom 14. bis mit 24 Dezember d. I. für jeden Betrieb peschloflen. Winkler hat sich in Befolgung der Pflichten, die ihm durch die bestehenden Vorschriften über den Verkehr mit Brot und Mehl auferlegt sind, höchst unzu verlässig erwiesen. Ec hat diese Vorschriften in zahlreichen Fällen übertreten und ist deswegen bereits zu einer Geldstrafe von 4120 Mk. ver- urteilt worden. * DreSVe», 15. Dez. DaS hiesige Schwur gericht verurtetlte die 1891 in Wurzen geborene ledige Arbeiterin Anna Helene Winter wegen Kindesraubes zu zwei Jahren und zwei Monaten Zuchthaus. Vor den Geschworenen entrollte sich ein erschütterndes Bild menschlichen Elends. Die Winter war der Kindestötung, deS Kindesraubes und deS NücksalldiebstahlS angeklagt. Trotz ihrer Jugend hat die Angeklagte schon mehrere Gefängnis- und Zuchthausstrafen verbüßt. Am 2. September wurde sie aus dem Zuchthause Waldheim, wo sie drei Jahre zu verbüßen hatte, beurlaubt, um ihre Entbindung angeblich in Dresden bet ihrer Mutter abxuwarten. Man rüstete sie in Waldheim mit 10 Mt. Kost- und Reisegeld auS. In Dresden mietete sich die Winter ein, verübte aber sofort wieder Schwin deleien. Am 6 September begab sie sich in die Dresdener Heide, wo sie in einem Dickicht ein Mädchen gebar, das sie am anderen Tage, da sie e- für tot hielt, in einer Grube verscharrte. Später grub sie die Leiche wieder aaS und warf sie in die Elbe. Als ihr zum B waßtsein kam, daß sie zum Ausweis ihrer Niederkunst ein Kind besitzen müsse, raubte sie aus der Hechtstraße in Dresden einen Kinderwagen mit einem Jahre alten Mädchen. Kind und Wagen konnten später der richtigen Mutter wieder zugestellt werden. Die Geschworenen sprachen die Winter der Kindes tötung nicht schuldig. dagegen deS Kindesraubs und deS Rückfalldiebstahls. * Lre-dea, 15 Dez. Der hiesige Molkerei- besitzer Hermann Thiem hatte mehrere Schweine zum Mästen. Als Futtermittel ivurde ihm unter anderem auch Kakaobutter zugewiesen. Da siine Schweine diese« au« gemahlenen Kakaoschalen mit Strohmehl und Spelz vermengte Futter nicht fressen wollten, stellte Th. eL in seinem Berkaussstand aus und hielt eS als „ungereinigten Kakao" zu 50 Pfg. da« Pfund feil. Ihm selbst hatten 50 Kilogramm 15,75 Mark gekostet. Einer seiner Käufer ließ den angeblichen Kakao unter suchen und erstattete, als der Betrug festgestellt war, Anzeige DaS Landgericht verurteilte Th. daher am 12. Oktober wegen Betruges zu - 4 Monaten Gefängnis und 500 Mark Geldstrafe. Die Revision deS Angeklagten wurde gestern vom Reichsgericht als unbegründet verworfen. * Germ>»«alDe, 15 Dez. Eine erschütternde Szene spielte sich dieser Tage auf dem neuen Friedhöfe bei dem Begräbnis der Gutsbesitzers Bemmann aus Nitzendorf ab. Während der Begräbnisfeier in der Friedhofskapelle traf noch plötzlich der Sohn deS Verstorbenen ein, direkt aus der Schützengrabenfront kommend, durch schlechte Zuganschlüsse leider für ihn verspätet, aber doch noch nicht zu spät, um seinem Vater wenigstens noch das letzte Geleit geben zu können. Der plötzliche Eintritt des Heim gekehrten in die FriedhofLhalle wirkte so erschütternd, daß die kirchliche Handlung minutenlang unterbrochen wurde. Als dann Pfarrer Schreyer seine Rede sortsetzte und Bezug nahm aus den heimgekehrt^n Sohn, als dann dem Sohn noch gestattet wurde, vor der Uebersührung zur Grust seinen Vater noch einmal zu sehen und von ihm stillen Ab- schied zu nehmen, nachdem alle Leidtragenden die Kapelle verlassen hatten, da waren alle Beteiligten auf das Tiefste ergriffen voll inniger Teilnabme. * Geyer, 15. Dez. Ein frecher Einbruch wurde in der im benachbarten HermannSdorf fast in der Mitte de« Dorfes gelegenen sogen. Teichmühle verübt. Dem Besitzer Mat wurden etwa 1000 Mark in Bargeld entwendet, außerdem fielen den Dieben Sparkaffenbücher im Betrage von 1500 Mark in die Hände. * vischosSweryO, 15. Dez. Bewußtlos auf gefunden wurden am Sonntag in der Kirche zu Goldbach drei Personen, welche sich früh um 7 Uhr nach dem Morgenläuten in da« Innere der Kirche begeben hatten, um daS zweite Läuten ab- z »warten. Durch auSstrümende Kohlengafe auS dem Ofen wurden sie betäubt. Wegen der Gas- gesahr konnte der Gottesdienst nicht abgehalten werden. Am gleichen Tage wurden im nahen Großdrebnitz ebenfalls in der Kirche früh kurz nach 7 Uhr eine Frau und ihr 10 Jahre alter Knabe bewußilo« aufgefunden, die ebenfalls durch Kohlengase betäubt worden waren. Trotz der Schwere der Fälle waren Wiederbelebungsver suche von Erfolg. * vertheKtzorf bei Herrnhut, 15. Dez. Die eiserne Hochzeit begingen die Eheleute Kart Nocke. Vater Nocke, 88 Jahre alt, ist eS noch vergönnt, seine Kinder b;j der Feldarbeit zu unterstützen, dagegen bedarf Mutter Nocke, die um zwei Jahre jünger ist, zum großen Teil der Pflege der Angehörigen. * Zittau, 15. Dez. Ein tödlicher Ungtückrfall ereignete sich im nahen Großporitzsch. Gegen 10 Uhr kam der Gartenbesitzer Gustav Friebe mit einer Fuhre Kohlen au« Hirschfelde. Aus bisher unaufgeklärte Weise geriet er am Eingang deS Dorfe« unter den schwerbeladenen Wagen, der ihm über die Brust hinwegging. In schwer verletztem Zustande wurde der Mann aufgesun den und in seine Wohnung gebracht, wv er bald daraus starb. Friebe war 56 Jahre alt. Was darf der Laadmirt Mt oersöttero vad war darf er verfüttern? (Zusommengestellt von der PrerSberichtSstelle deS Deutschen LandwirtschaftLratS, Bertin XV. 57, Winterfeldstraße 37.) s) Wat darf der Laatwtrt nicht verfüttern? 1 Brotgetreide, Roggen, Weizen, Spelz, Mengtorn aus Brotgetreide und anderem Getreide, Mehl, Brot, Schrot an« Brotgetreide und Hinterkorn. 2 Gerste, soweit sie zu den abzuliesernden 60 Proz-uU der E mte geuört. 8. Hafer, Mengkorn und Mischfrucht auS Hafer mit anderem Getreide oder mit Hülsen- früchten, soweit er nicht in bestimmten Mengen zur Verfütterung freigegeben ist. 4. Buchweizen und Hirse. 5. Erbsen, Bohnen und Linsen. 6 Kartoffeln, die noch al« Speise- oder Fabrikkartoffeln verwendbar sind, Kartoffeln, Kartoffelstärkemehl, Erzeugnisse der Kartoffel- trockneret. 7. Vollmilch (außer an Kälber und Schweine unter 6 Wochen). 8 Zuckerrüben. 9 Bucheckern. d) Was darf der Laatwirt versütter»? 1. Kleie. 2. Von der Gerste 40 Prozent der Ernte; er darf sie zu diesem Zwecke schroten. 3. Von Hafer, allein oder im Gemenge, bis zum 31 Dezember 1916 folgende Mengen pro Tag und Kopf: an Pferde 4'^ Pfund, an Zucht bullen und ArbeitSochsen 2^ Pfund, anZegen- böcke zur Zucht, mit Genehmigung der zuständigen Behörde. 1 Pfund. 4. Ackerbohnen, Sojrbodnen, Wicken, Lupinen, Peluschken, Ecbsenschalen, Ecbsenkleie und Misch- srucht von Hülsensrüchten, auch mit Gerste in natürlichem Zustande zusammengewachsen. 5 Runkelrüben, Wafferrüben, Kohlrüben, (Steckrüben, Wruken.) Möhren. Kohl. 6. Znckerrübenblätter und Zuckerrübenschnitzel. 7. Kartoffeln, die weder Speise- noch Frbrik- tartoffeln sind, aber nur an Schweine und Feder vieh; soweit Verfütterung an Schweine und Federvieh nicht möglich ist, auch an andere Tiere. 8 GcaS, Heu, Stroh, Häcksel. 9. Vollmilch nur an Kälber und Schweine unter 6 Wochen, Magermilch. 10. Alle nicht genannten und zur Verfütterung nicht verbotenen Erzeugnisse. Wer sich noch näher unterrichten will, sei auf daS von der obigen PreiSberichtdstelle herauL- aegebene Büchlein „Uebersicht über Verbote und BersügungLbeschräntungen und über Höchstpreise" verwiesen, dak gegen Einsendung von öOPfennigen portofrei versandt wird. Meine Thksrrit. * 948 Persaaru bei« Ruffeuetvfall m Lst- preatze» ermardet. Jm Jahce 1914 allein sind, wie oa« Königsberger Statistische Amt instant, beim Einfall der Russen in Ostpreußen 648 Personen (57S männliche und 69 weibliche) durch Mord und Totschlag umS Leben gekommen; und zwar erschossen 338 männliche, 58 weibliche, er stochen 48 männliche, 1 weibliche, erschlagen 27 männliche, 1 weibliche, verbrannt 6 männliche, 5 weibliche, erstickt 1 männliche Person ; 2 Männer sind bei einem Eisenbahnübersall getötet wor den. Bec 107 rnttnnttchen und 4 weidttchen Per- lomn ist als Todesursache nur „ermordet" ange geben. " Acht Söhne sus Urlaat. Eine besondere Uebenaschung hat der Kaiser dem Tuchmacher Theodor Richter in Neudamm zuietl werden lassen. Richler hat fett Kriegsausbruch dem Baterlande zehn Söhne zur Verfügung gestellt, und der elfte sieht feu er Einberufung zur Fahne entgegen. Während einer ben Heldentod fand, geriet ein zweiter in Gefangenschaft. Um nun alle seine Söhne wieder um sich versammeln zu können, schrieb Richter, der nicht in glänzenden Verhältnissen lebt, ein Gesuch an den Kaiser mit der Bitte, seinen acht Söhnen einen Weihnacht«, urlaub ert'ilen zu lassen. Dec Küsir li ß R.ch^ SWrz-MM! Ein Roman aus Deutschland» großen Lager' Von Anny Wothe. »««tllltichr» l»» dy »m>y woth«, Uecp-Ig- Ä. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) .Immer, »venu ich sic se c," murmelte er versonnen, „ist cs mir, als träumte ich einen blauen Traum aus Kindertagen. Immer bin ich ja ein Träumer gewesen, ein armer Träu mer, Ler am Lebon krankte, und den nur dic'c feine, weiße Frauen lxrnd über brausenden Wo gen hielt. Aber ich meme, es gäbe noch viele deutsche Frauen im denffchen Vater land von ibrer Art. Meinst du nicht auch, Karen?" „Ich will versuchen, Vater, eine zu Iver den. Die Zeit fordert viel von uns Frauen." „Und von den Männern," gab der Schill- meister zurück, sich straff aufrichtcnd. „Ich habe es versäumt, in meinen Jugendtagcn kräftig die Faust zu rühren und das Leben zu mei stern- Ich scl)äme mich dessen. '-Aber was nur versagt blieb, dos eroberte ich in redlichem Mühen für die mir anreriraute Jugend. An ihr habe ich gut gemacht. Wie sie heuft wie der auszogen, meine Jungen von der Ju- gendwehr, mil blitzenden Blauaugen rurd voll glühender Begeisterung«. Jede Stunde zürn Ster ben bereit für die Veuvaücholle, sie st du, Karen, da dachte ich, der Teubel kann mich holen, wenn Gott nur die Jungen schützt. Und zum erstenmal empßmd ich es stolz, das; auch mein einziger Junge da draußen geblie ben ist. Siehst du, wenn ich nun an meinem Schreibtisch sitze und von hier die Kampfes- blitzc meiner Feder hinausfliege» in die Welt, dann weiß ich, daß auch ich vielleicht nicht umsonst gelebt Haie. Mein Lebenswerk istfer- reg. Gott gebe, daß es Teutschland zum Heile, der Jugend zum Segen wird, für die es bestimmt ist. Vielleicht kann auch Mähen daraus lernen, die — will's Golt - auch den rechten Weg finden wird. Ich alM, Karen, ich will zu deiner Mutier gehn-ir, die schon lange aus mich mmn-!." Er küßte Karen, was er sonst nie getan, und dann sah En Karen zu den stillen Hü geln schreiten, die vom Meer umtraust, still in der Heide träumten, im cinwmcn Dorffirg HI von Söder. — Als die Sonne scheiden grng, sand man Jens Holmen am Grabe seines Weibes fried lich eingeschlasen, ein Lächeln auf den Lip pen und einen überirdischen Glanz in dem stillen Ge'ickt, gerade als die Abendglocke klang rmd die Schulkinder über die Felder sangen „Tic Himmel rühmen des Ewigen Eine, Ihr Schall pflanzt seinen Ramen fort. Ihn preist der Erdkreis, ihr; preisen die Meere, Vernimm, o Mensch, ich göttlich Wenck." Er batle das göttliche Wort auch vernom men, der arme TorMullehrer, Jens Holmen, wiewohl er kein Kämpfer, kein Sieger im Le ben, sondenr nur ein Trüber und Träumer ivac. lind dennoch hatte auch er seine Kratt zirm Sieg rmd Segen des deutschen Vaicrian des gcge en, wie sein einziger Sohn sein Blut zum Ausbau des Tempels der Herrlichkeit Deutschlands hingab. Nur wenige aber hatten gennißt, welch eine Fülle von Schönheit und Reinheit mit d esem stillen Mann von der Erde schied. — Nun war Karen ganz allein. Aline von Södcrnröm war, als man Gr den Tod von Jens Holmen meldete, euren Armen bl nt ste" erstaßt, dann aber war sie zu Manen gegangen, die auf der Tcrrape, wic to oft in stillen Abcnditunden, weltverloren » er das Meer starrte. Mayen sah kaum auf, als ihre Schwieger mutter zu ihr trat. Fernab weilten ihre Ge danken — 'n andern Welten. „Willst du mir einen Augenblick zuhören, Kind-." Ma cn sah verstört um sich. „Gewiß, Mama," gab sic unsteter zuruck „Es scheint fast," »am» Frau Aline das Wort, „als hätten wir now immer nrchi ge nug geopfert aus Söder. Tei Mann mit der nckel ging wieder über das Feld, Masen, und dies nal trift es dich, mein armes Kind, ganz besonders." Da schrie Ma cn wie Wahns nnig auf. „Erik ist ge'allcn! Ter letzte deiner Söhne! Und ich nie, ibn in»den Tod." Tic Frau in dem weißen Haar safte be ruhigend die Hände der jungen Frau, die wie ftngstbe ende Vögel in den sbren zitter-en. „Nein, Maren," sagte sie saust. „Gott ick gnädig mit mir und mit dir. Er wird mir meinen letzten Sohn nicht nehmen und dir nickt den Eft,len, an dem du so viel gut zu machen hast. Nein, Malseu, was ich dir ft gen muß, das trsttt dich incm als uns alle " Mayen preßte beide Hände scst gegen ihre Brust." „Erik lebt," kam es dann stoßweise von ihren -Lippen. „Er ist nicht tot Allm-cklster Golt, icki danke dir. Wer aberb" forschte sic dann ängstlich. Doch ehe Frau Aline antworten konnte, mußte sie es schon. „Mein Vater mein lieber, armer, gäriger Valer!" schluchzte sie beiß auf. Frau Aline aber legte zärtlich ihre Armee um die junge Fran. „Mein liebes .Kind, er ging so still dahin, wie er gele t. Wie daS Abendrot, das erst io glutvoll crm Himmel lodert und dann verelaßt, so ist auch sein reiches Leben verblutet, „lind ich, Kind, ich war es, die in jungen ragen ihm die erste Todeswundc wäiug." „Du hast »'einen Vater gellen, Mutter." fragte Mayen fast schüchtern. ..Und bist doch mit dem andern glmckstch geweck-»^ Kann man das?" „Ja, Mayen, das taun »um Die erste, reine, junge. Liebe im Menschenherzen ist ein Heiligtum, das sft ein jeder mit hinüber- rctten sollle als weihende Erinnerung für die alten Lage. Ich babc mcinc erste Liebe im mer hvchgchasten, und Erits Vater hat mir geholfen, ste in Freundschaft zu wandeln, ohne S.achel, ohne Jammu nm das Verlorene. Ick möchte, daß auch du das leinst, Mayen. Jetzt aber, mein gelirbtcs Kind, das mir nun erst ganz gehört, laß uns zu deinem Vater ge en. Kare» wird aiff uns warten." End als die beiden ho'en Frauengestalteu llcile an Seite in ivren schwarzen wallenden Gewändern die stille Torfsnwßo entlang schrit ten, die schon sie im A'endichasten dämmerte, da war es allen ihnen Begegnenden, als ginge eilt Leuchten von ihnen aus, ein wunder ares Leuchten, das allen einen heiligen Schauer in das Berz zwang. So schritten sic zu dein füllen K>aMe, wo mit friedlichem Lächeln ein ichweigcnder Mann auf seiit schönstes, sein Maicullnd ^wartete und auf die Frau, die immer der Sonnenschein seines armen Lebens war. Jens Äolmen sch-lics nun aus dem Kccke- nrchhof,, wo der goldgelbe G.ustcr sich sonnte, und Karen war «''gereist. „Ich muß Ar eit laben," hatte sie Mayen er'lört, „sonst ertrage ich das Leben nickst, das so tchwer ist, Manen, ft bitter sckwer" Maye» battc nm dazu geni ck Tie h ttc gern io vel mit Karen besprochen, aber wie ein Siegel lag es aus ihre» Lippen. Nein, sie mußte allein mit sich 'seNg werde». Von Eri hatte sie wochenlang, nichts ge hört. Es war ft auch schließlich gleichglllllg. o > er ihr die steifen nichtssagenden Briese scbrieb oder nicht. Der Fremdeste ft tte ftr nicht kübler schreibe» können als ihr eigner Mann. Nicht einmal; wenn er nach de» Kinde Eagle, ivurde sein Ton wärmer. Und Ma en wnßte, das er anders schrei cn tonnte. öie packte seiner Briefe aus der ersten -feit ihrer jungen E'c, als Erst nock nickst wußte, daß sie den andern gelle t, als sie sein Wcib wurde Und sie dachte an die tielcn Herzenstöne, die er bei „Klaus' Tode für die Mucker gefunden Mallen hatte ihrem Mann nur kurz den Tod ihres Vaters gemeldet, ohne ihm zu zeigen, wie tief sie unter dem Verlust litt, a c» es war kein Wort des Beileids von Erik an sie eingetroffen. 1 ? ß . u (Fortsetzung folgt.)
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