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WIM W MMm-krMiiln Lpnm Tageblatt. 4». Jahrgang Nr. S47. Sonntag, den SS. Oktober t»L« DW W war Oberbürgernieister B lühe r. Zur Er.länmg des veründer'en dst des die des und ohne ver- wuen der Darauf aussck'uf''es das; statt stellen sich nach den letzten einwandSfreien Berichten von Augenzeugen als erheblich er folgreicher heraus, wie angenommen wurde Die Angriffssahrten dürften den Engländern gezeigt haben, daß sie trotz aller ihrer Nb- wehrmittel einem Luftangriff machtlos gegen- überstehen. Unser Bild (nach englischer Dar stellung) veranschaulicht einen Zeppelin über der Nordsee, non englischen Schiffsschein- werfern beleuchtet. Unter dem Luftschiff sieht man explodierende Schrapnells. M Wirkungen unserer letzte» LusWss-AnM ms Loads« könnte, anzußrestr Auch sie will, daß nat"rlick« Verteilung der Industrie und (Newelles ist'er das oame Land u d auf kleinen Genien den durch die Ben'e'unq Strompreises ni^t ^"einträsttigt werde, ' eren Behörden, Kriegsansschüsse usw. Kostenzahlung zufchicktm, >vir möchten Dr. v. H übel und Regierung begnügt. wurden die Anträge des Zwi'cken- mit der Aenderung gngenonnn.en, 11 20 Millionen bewilligt wurden. Tächstscher Landtag Erste Sammer. Sitzung am 19. Oktober 1916. Die Elektrizitätsvorlage nah« daran, im Landtage nach unendlichen Vorbereitungen zu scheistrn, und zwar an der finanziellen Frage. Bekanntlich hat die Regie rung zunächst ein Bewilligungsgeld von 20 Millionen zur Durchführung ihrer Pläne v«r- lanot, das ihr auch von der Zweiten Kammer zugestanden wurde. Der Zwischenausschutz der Ersten Kammer blieb jedoch mit seiner Bewil- ligung um 6 Millionen hinter dieser Summe zurück. Nicht etwa, weil die Erste Kammer der Entwickelung des staatlichen Unternehmens hinderlich sein oder dieses auf einen kleineren Umfang beschränken wollte, sondern ledigl'.ch aus Plastischen und etatrechtlichen Gründen. Da Regierung und Zweite Kammer jedoch ans ihrer Forderung bestanden und die Erste Kam. mer, wie es hieß, zum Nach geben wenig g» neiot schien, so wurd« noch zu Beginn der SEung der Ersten Kammer ein Scheuern der Vorlage befürchtet. Im leisten Augenblick bat die Erft« Kammer jedov emgelcnkt. Tie Shmng begann eme Stunde ch^^er, als sie angel eßt war, und inzwischen fanden zwil-ben Aussckuß und Regierung a'ermals Bcra'ungen mit dem Erfolg statt, daß nunmehr auch der Ausfluß sich bereit er'lärte, 20 Millionen zur Verfü gung zu sieben. Gr>mdsästlich lat auch die Erste Kammer di« Ue «mengung. daß stbt die Zeit ge'om- men ist, di? Ernennung der arößtmöglichen Vorteile, die die ^erlvendung des elektrischen Stromes dem wirsickaftlicken Le'en bieten finanziellen Standpunktes der Ersten Kammer wies Herr p. Hübel daraus hin, daß in letz ter Stunde von der Regierung Tatsachen mit- geteilt seien, die den Ausschuß davon über zeugten, daß 14 Millionen bis zum Wieder- zufawmentritt des Landtages nicht ausreich ten. Oberbürgermeister Blüher-Dresden warnte vor ü' ergroßen Erwartungen in' ezug aus die ä'epbilligung des Stromes. Die Reg'erung übernehme die volle Verantwortung fi x ibr Vorael'enc Dem Landtage seien nur Andeu tungen über die eigentliche Durchführung des Wersts gemacht worden. Auch er, Ober.mrger- datz a"e LanstSteist in e'ne Zusa-ninenfaßuna der Elektrintätsrerlormma gleichmäßig ein^e- zoa«n werden Von den durch die Zweite Kammer ausgestellten Richtlinien, die den Lst- meinden und der Industrie Schut-, für ibren Mesthstand gewähren sollen, ist ein Teil vom die Höhe gegangen sind." Tatz es so sein mutz, steht selbstverständlich nirgends oewlnebcn. In einer Znt, wo oic Profit- sticht ein'ach abstoßende Formen angenommen al, kann inan einem bestimmten, sowieso mit. gro'en Ausfällen arbeitenden Erwerbszweige nickt zmnnten, dem öffentlichen Wohl so um sonst zu dienen, wie viele es naiverweHe ein fach verlangen, die sich sonst drücken würden, wenn es ihren Geldbeutel beträfe. *— Lehr werk st att für Kriegs- l escküdigte in Chemnitz, ilm die Ziele der Kriegsbeschädigten-Fürsorge auch für i ren Teil nach Möglichkeit zu fördern, rich- !et die Sächsische Staatseisenbahnverwaltung eine Lehrwerkstatt für Kriegsbeschädigte in Ehemnitz ein, die der dortigen Eisenbahn-Wa- gunaverkstatt angegliedert wird. In Durchfüh rung des wichtigsten Grundsatzes der heutigen Kriegsbeschädigten-Fürsorge, die Invaliden so weit als nur irgend angängig ihrem bisheri gen Berufe zu erbalten,' ist die Lebrwer'stalt dazu bestimmt, triegsbesckldigte Handwerker, die infolge der Verletzung oder Erkrankung nickt ohne weiteres zur Ausübung ihrer frühe ren oder einer ähnlichen Beschäftigung mebr Mit diesem Entschluß ist die staatliche Elektrizitätsversorgung Sach sens gesickert. ilestr die F orm ihrer Durchfülrung bestehen jedoch, wie gesagt, noch innrer 11 n'lirl eiten. uulasten, daß es zur Kenntnis des Publikums kommt, wurde von den Zeitungen umsonst ge druckt. Wir Halen kein Geld, solche Sachen drucken zu lassen, von anderer Seite kriegen wir keius, das Publikum hm aber ein leb- laites Instresse, alles zu erfahren. Deshalb basten es die Zeitungen gebracht. Ich glaube nill'-t, das: die Zeitungen und Druckereien im Kriege besondere Gesetz J e gemacht Hell en, zu- inal die Preist für Materialien usw lehr in - Deutliches tmd Gächfisches. *— Was von den Zeitungen vzrßanigt wird. Ter Oberbürgermeister von Schweidnitz hat lef thin in dortiger Stadt verordnetenversammlung über die Zumutungen an die Presse einige offene Worte gespro chen. Er sagst: „Sie glauben nicht, was wir für Anforderungen an kostenlosen Drucken an die Zeitungsunterne'.nmngen haben stellen müs sen. Sachen, die uns direlt nichts angehen iso zum Beispiel Wohltätigkeits- und andere Be ßre gingen) sind von dien hiesigen Zeitungen umsonst gebracht worden. Was uns dst hö- Ausschutz der Ersten Kammer in Gesetzesform gellüdet worden. Die heutig« Verhandlung ging Verhältnis- »rotzig schnell vorüber. Wie großes Interesse sie beanspruchte, bewies die Anwesenleit zahl reicher Stä,dte- und Gemeindevertreter aus der Tribüne. Auch viele Mitglieder der Zweiten Kammer waren zugegen. Berichterswtier waren meister Blüher, will Su nme nur als ein datier die bewilligte Berechnungsgeld st- 'rast t-t willen, und er wies daraus hin, daß der Ausschuß an seinem ^taidpunl«, die ab« zuschließenden Vertrüge vorler kennen zu str nen, festhalte. Finanzministc-r Dr. v. S e v d e iv i h sprach no^mchs ausführlich i'ber die Wirtschaft i l e Notmendjastit des Planes und desstn Durch f'-hrung, wie sie sich die Regierung denkt. Reck t leNat trat du Minister 'vr die An- nnüme der von der Zweiten Kammer aufge- ßelften Richtlinien f r die Verwal ung ein, für die jedoch die Erste Kammer, wie erwähnt, wenigstens mm Teil Gesttzesstaft ver'angt, no"hrend sie sich bei den einzelnen mit den flu- FGL K Sssts unci billissts SkLugsqusIIs LL ZKLZRöl «lsi'ls'-stotrs ° Konfektion ° Si-sulLuortLttungon dl « Oarämsü, IvMedtz LlarklAässokoQ . ^SlliNgSAUSStSliUNgvN o o O ttsform-8vtt8lvllvn. Sparbaffe Gersdorf. (Unter Garantie der Gemeinde.) -inrfuß: S»/,«/.. LSgliche Ver,i«su»g. Geschäftszeit: Jeden Werktag 8—1 Uhr, Mittwochs außerdem von 3—5 Uhr, im Rathause, Zimmer Nr. 3. (Haltestelle der Straßenbahn.) Uebertragungen von Guthaben bei anderen Kaffen erfolgen kostenlos und ohne Zinsenoc» lüft. Buchgebühren werben nicht erhoben. Strengste Geheimhaltung. Marz-W-M Ein Roman aus Deutschlands großen Tagen. Von Annp Wothe. »»rUkin«cht« Copyright UI» b» Ann» Wo«»,. LUPU». 18, Fortsetzung. (Nachdruck verboten) Gehörsan: schlürften die Erschöpften den la benden Trank. „Ich werde Ihnen den Apfel schälen, Frau Oberin/ er^ot sich ietzt dst junge Feldgraue und mit flinken Fingern ließ sie die verheißene Tat folgen. In rührender Kilfloligstit schlosst» di« Non nen beglückt die Auaen und ließen sich von ih rer jungen Begleiterin verpflegen und Vorsorgen. „Sie sprechen kein Wort deutsch", erft r!e die junae Dame mit einen, fast schelmischen Blick auf di« Klosterfrauen. „Ich sand die ar men Geschähst ganz ver'aßen und hilflos in Antwerpen. Nach dem Brand von Löwen wa ren sie mit tausend andern nach Holland ge flüchtet, aber die Sorg« um ihr stilles Klober und die zurückgebliebenen Schwellern trieb sie wieder heimwärts, und da ich ohnedies nach Lüttich wollte, war es mir ein Leichtes, Pas- sierscheine für dst stammen Frauen zu er wirken.* „Sie tun da «in beneidenswert gutes Werk, gnädiges Fräulein," sagte der Hauptmann mit einem warmen Blick mir «rußen Augen „Sie sind Krankenpflegerin?" „Nein," Aerztm!" gab das M"dch«n, plötz lich wieder voll kühler Reserve, mit einen, schätz tenhasten Spottlöcheln um den Mund zurück. „Donnerwetter." dachte Michael Renner und zupfte energisch seine feldgraue Nni'orm zu recht. „So jung noch und schon Aerztin, und imstreins — nicht mal das Eistrne. Pfui Deibel, oller Kronensohn, es wird Zeit, drß man nun mal was wird." „Friedchen, Haien Sie Worte," fl"fierte er d-m Oberleutnant Friedrich von Wiggern zu — „ein wirklicher Doktor' Und dazu die Augen! Mir wird ganz schlecht " „Fräulein Dostor," lachte der Oberleutnant, „imker guter Leutnant Renner braucht Ihre ärztliche Kunst, er hat mal wieder dm Mora lischen." Da lächelte die junge Feldgraue, die das rote Kreuz ans der weißen Armbinde trug, und entgegnete schelmisch: „Dafür hast ich ein herrliches Mittel, meine Herren. Fest und treu mit dem Bewmtsein, stim Pflicht getan zu haben, dos heilt sicher." Warme Zustimmung aus des Hauptmanns Augen traf die Sprecherin. „Erlauben Sie, Fräulein Doktor, daß wir uns Ihnen vorftellen?" Und er nannte seinen und den Namen der Kameraden. Dst iu-nge Aerztin nickte, wie es Leutnant Ronner schien, etwas herablassend, dann sagte sie: „Karen- Halmen, Tochter des Dorfschn fleh- rers Holmen auf Söder." „Da sind Sie ia die Schwägerin meines Freundes Klaus von Söderström," rief der Hauvtmann von- Lingen überrascht. Ein prüfender, fast zorniger Blick traf den Sprecher. „Doch nicht so ganz," gab Karen Holmen kühl zurück. „Meine Schwester hat den Bruder von Klaus von Söderström geheiratet" „Klans ist auch wieder in die Armee ein- aetreten," nahm der Hauptmann das Gespräch wieder auf. „Er schrieb mir ganz berauscht darüber. Wie ich höre, bat er sich- jetzt der Fliegerabteilung zugesettt. Er hofft besonders als Beobachter dem Vaterlande gute Dienste zu leisten." Der Oberleutnant gewahrte jetzt, daß das Fräulein Doktor ganz blaß geworden. ZuvoEommend tot er ihr noch von sei nem Wein an und sie leerte den Becher auch ohne Ziererei in einem Zuge. Da kam lang sam die Farbe wieder in ist er fla tes Antlitz. „Ich- ha e lange Zeit keine Nachricht von der Heimat", lemst Karen ab. „Mein Beruf ß"brt mich von Ort zu -Oriu Bei Aus ruch des Krieges war ich in Frankreich. Ich wollte, nachdem mein Doktorexamen bestanden war, noch im Ausland« meine Kenntnist erweitern, ost ich in Hamburg eine Stelle als Assistenz« ärztin annahm, a er es kam anders, als ich dachte. Wie viele unsrer Landsleute, mußte auch ich bei der Kriegserklärung aus Paris flüchten. Ich floh nach Belgien, wo glück'icker- wüse die Deutschen bald '/cd-Herren der Situa tion wurden. Ich fan-^^a mehr cüs genügend ^vstit und ha' e bereits wiederholt Transporte von Verwundeten geleitet so da' ich eigent- sich schon durch halb Belgien gekommen bin " Jetzt schwieg- die junge Aerztin fast er- 'chrockeu üstr ibre Mtteilsamstit Der Hauptmann von Lingen sah das iunge Me'eu, das in seiner herben Abgeschlossenheit ibn gleich leb oft interessiert hatte und ibm stst in stiner v'rtranendeu Offenheit noch viel bester geftel, unverwandt an- Mas hatte i'm nur Klaus von Söderflröm von Karen Holmen erzählt? Richtig, daß sie ibm den Bescheid gegeben, sie wollte sich sie'er die Finger blutig arsti tew. -'he sie seine Frau- würde. Sie dankst f-st die Gnade, immer von den Söd'rströms atz« b "nmo zu sein " Der Haüptmann wußte, wie tie^ sein Freund Klaus unter Karens Ab wei ung gelitten. Ietzt, wo er Karen kennen gelernt und in ibr stolzes und doch dasti so liebliches Gesicht sah, wichte er, daß Karen nickst anders ge konnt, als Söder zu verlaßen, selbst wenn sie Klaus geliebt hätte. Dann vielleicht erst I reckt lind der Gedanke begann ihn plötzlich zu gniflen, o^ die junge Aerztin in ihrem schlich, st", stldgranen Kleide, die ihm da so fremd und doch so seltsam vertraut gegenüber saß, wo l irgend etwas für Klaus empfunden batst, das mehr als Freundschaft war. „Wenn wir Ihnen irgendwie dienen kön nen, Fräustin Doktor," börte er jetzt den Oberleutnant sich bemerflich macken. „In Lö wen wohnt noch das Grauen." „Ich kenne es," gab die Feldgraue zurück, ick kam mit unserm Etappenlazarett gerade in der Nacht dort an, als die Zivilbevölke rung aut un're Soldastn schoß. Ein Insan- terictransportzug lief mit uns gerade in Löwen ein, als plötzlich wütendes Gewebrseuer uns nmknatterte Unsere Soldastn feuerten noch aus dem Zuge heraus schon auf den nniicktz aren "eind. Es ga'' ein wüstes Durcheinander. Aber es dauerte nickt lange, da schleppte man die vcr kleideten Angreistr, die in den Häusern ver steckr waren, auf die Stra'-e und knallte sie nach kurzem Verhör nieder Hunderte sah ich auf dem steten Denkmalsplatz, wo die roten Geranien blühen, in der Nähe des Bahnhofs erschießen. Immer seitdem, wenn ich rote Ge ranien whe, steigt die Schreckensnackt vor mir auf, wo die Franktireure erschoßen wurden und ganze Häuserreihen am Bahnhof vow Lo wen in Flammen standen." Die frommen Frauen seufzten beklommen auf und schlugen das Kreuz. Hatten sie doch verstanden, was die iunge Aerztin in deutscher Sprache berichtete? „Die armen Nonnen hier," fuhr die Er« zäblerin fort, „hgstn ja diese Schreckensnacht von Löwen auch mit erlebt Ihre Flucht aus ihrem stillen Kloster, von der sie erzählen, war ein Martyrium." (Fortsetzung folgt.)