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KlM W SaftMi-AMNIkl Lpriytt Tageblatt. Sonntag, den » Inti Ivt« Rr 1S7. nnnEW»—W-MNSSS 4». Jahrgang Sparkaffe Gersdorf. (Unter Garantie der Gemeinde.) Zinsfuß: 3V,"/o Tägliche Verzinsung. Geschäftszeit: Jeden WerNag 8—1 Uhr, Mittwochs außerdem von 3—5 Uhr, im Rathause, Zimmer Nr. 3. (Haltestelle der Straßenbahn.) Uebertragungen von Guthaben bei anderen Kaisen erfolgen kostenlos und ohne Ztnfenver- lust. Nachgebühren werden nicht erhoben. Strengste Geheimhaltung. Briefe aus de» Ride. Sonntag in» Felde. äu. Sonntag ist's im deutschen Lande, Sonn tag ist's auch hier bei uns. Scheinbar ist Frieden. KUn Schuß, kein Knall zerreißt die leichtflimmernde Luft und die Sonne zaubert die lieblichsten Kristalle und Farben auf die taubelegtcn Fluren, die in ihrer herrlichsten Pracht des Mohnes und der Kornblumen, ver mengt mit grellgelben Q ulten, die wundersamste Harmonie, die ich je zu sehen bekam, vor den Blicken drs Beschauers aufrollt E n entzückendes Bild. Wohler und freier schwingen sich die Ge danken empor, um im Fluge der fernen Heimat zuzueilen. Lustwandelnd, vergessend, daß wenige hundert Meter entfernt ein erbitterter Gegner auf jede Gelegenheit lauert, uns ein Schnippchen zu schlagen, durchschreiten wir das Grabenge wirr und atmen die flische, erquickende Luft. Wie mit Zierpflanzen der entzückendsten Art ge- schmück:, ranken sich grüne Blätter und bunte Blumen auf den Böschungen und Rändern der Gräben. Man glaubt, in einem riesigen Ge wächshaus zu sein. Unser Ziel ist ein erhöhter Punkt im Gelände, von dem wir Umschau nach allen Seilen halten können. Großartig ist heute die Fernsicht Der Blick ist gerichtet aus die wenige hundert Meter vor uns liegende Groß stadt, deren Kirchen mit spitzen und stumpfen Türmen und Dächern, Kasernen und besonders heroortretenden Gebäuden im Sonnenglanze glitzern. Weitab grüßen im graublauen Nebel- dunst bewaldete Berge. Gut vernehmlich schlagen die Uhren 7 U,r mo gcns. Unwillkür lich schaut man nach der Uhr; sie zeigt 9 Uhr. Aha! unsere Sommerzeit. Ein Lächeln zwingt sich uns auf, sind mir doch wenigstens mit unseren Uh en 2 Stunden dem Flieden näher als unsere Gegner. Hundegekläff vor uns reißt uns aus dem G.duukenrausch; Katzenmiauen hinter uns bringt einen krassen Gegensatz und unwillkürlich füflen wir uns in die Gegenwart versetzt. Ist doch der Kcieg ein gewaltiges Wechselspiel von Gegensätzen ungewöhnlichster Art. Gern, wie gern kommt der G.danke: könnte man doch unbehelligt der Stadt zuwan dern! Doch eine gewaltig trotzende Mauer ver hindert nicht nur jeden Einblick in daS Leben und Treiben in dec Stadt, sondern sie wehrt auch jedes Eindringen. Nur Vermutungen kann man sich hingeben, und das ist gut so. Nur soviel weiß man, daß genügend Zivilper- sonen ihrer geregelten Lebensweise nachgehen, ohne sich groß von den militärischen Zwangs- gründen behindert zu fühlen, trotzdem der Tod in allen Ecken und zu jeder Minute auch auf sie lauern kann. IV. sie nicht dafür, daß er aufhört? Drum können die auch nicht dran schuld sein. Ja, wer tft's dann, dieses „sie"? Wer das herausbrächte? „Sie" — da« sind: wir. Ja, denk einmal! Wir — und zwar wir alle, wir, das ganze deutsche Volk. Wir sind's. Wißt ihr, warum ? Weil wir — nicht zugrunde gehen wollen. Weil wir nicht wollen, daß unsere Häuser in Stuttgart und Ulm und Königsberg und wie die Siädte alle heißen, in Schutt und Asche liegen. Weil wir nicht wollen, daß unsere Frauen mit ihren schreienden Kindern auf dem Arm in die Wälder und Bergschluchten hinein- laufen und dort verhungern müssen. Weil wir nicht wollen, daß in unseren Betten die Senegal neger und die Hindus, die gelben und schwarzen Franzosen und Engländer eS sich beq rem machen und unS auf die Platten im HauSgang hin- werfen. Weil wir nicht wollen, daß unser biß- chen Hab und Gut, was wir in langen, langen mühseligen ArbeitSjahren erspart haben, von den groben Händen der Plünderer zerschnitten, zersetzt, zerschlagen wird. Weil wir — unsere Heimat lieb haben und möchten, daß diese Heimat unversehrt bleibt. Wer möchte das nicht? Wer von Euch? Drum: nicht mehr „sie", sondern „wir". Gottlob: wir! Nu« „SonntagSseier". OertltcheS und Sächsisches. *— Einführung von Helden- > ii ch e r n. In verschiedenen Gemeinden be icht die Atsicht, sogenannte Heldenbücher an- zulegen. In diesen Heldenbüchern sollen die Le ensschicksale im gegenwärtigen Weltkriege ge- i allen er Gemeistdemstglieder geschildert und da mit f r kommende Geschlechter festgehalten wer- den. Tas Ministerium des Innern hält, wie eine soeben erschienene Verordnung besagt, der« arti e Helden V eher f <r durchaus geeignet, las Gedächtnis an die gegenwärtige ernste und große Zeit dauernd lebendig zu erhalten, und ul deshalb l ereit, die Anlegung und Weiter f hru-ng solcher Heldenbücher auch seinerseits zu fördern. Tle Standesämter werden demzu folge angewiesen, die mit der Führung der HeldeiGüchei iebtamen Persönlichkeiten durch 'osteHreie Auskunstserteilung über die aus den Hlande mmisregistcrn sich ergebenden Tatsachen tunlichst zu unterstützen. *A u s w e i s p a p i e r e für die Reise Tie während der Kriegszeit in den Eisen «Umzügen tätigen Militärpersonen sind be rechtigt, von jedem Reisenden zu verlangen, das: er sich über Zweck und Ziel der Reise answeist. Hieraus können s r Reisende, die zuf llig keine Ausweispapiere bei sich ha en, nn e.pieuic Weiterungen entstehen. Es empsie it sich dal,er, namentlich s.ir solche Reifende, die lagere Jagten unternehmen, Au sw eis Papiere (Ge urtsschein, Polizeiliche Anmeldescheine usw.) mit sieh zn fahren. * — P r e i s e r h ö h u n g für sä ch sischc Steinkohlen. Tic Werle des Zwickauer und Lugau-Oelsnitzer Steinkohlen- Reoiers teilen mit, daß sie sich mit Rücksicht auf di? den Bergar eitern und Knappschasts- invaliden gewährten Teuerungszulagen," sowie infolge der Preissteigerung sämtlicher im Be lrie e verwendeten Materialien genötigt seien, vom l. August 1916 ab einen Aufschlag von 10 Prozent aus die bisherigen Kohlenpreise ein treten zn lassen. * — A r b e i t s v e r d i e n il u n d V e r sorgungsgebührnisse der Kriegsbeschädigten. Aus indu striellen Kreisen gc'en den Heimatdank zabl reiche Klagen darüber zu, das; die Kriegsbe- schädigten vielfach die ihnen angel oienc Ar beit nicht übernehmen oder sie unter nichtigen Vorwänden nach kurzer Zeit wieder niederle gen. Als wirklicher Grund hierfür konnte je doch in einzelnen Fällen fe'tgestellt werden, daß den betreffenden Kriegsbeschädigten von irgend« wcl hcn mHeruPncn Ratgebern nahegelegt wor den ist, l is zur Regelung der Rentenfrage nicht oder nur wenig zu arbeiten, weil sonst die Ge sa'r vorliege, daß ihre Rente zu niedrig fest gesetzt würde. Solchen törichten Ratschlägen muß auf das schärfte entgegengetrclcn werden. Bei" der Festsetzung der Rente bleibt völlig au ßer Betracht, ob der betreffende .Kriegsverletzte eine Arbeitsstelle angenommen hat, wieviel er verdient, oder ob er überhaupt etwas verdient Es wird rein sachlich und vorschriftsmäßigl er mittelt, bis zu welchem Grade der Kriegsbe schädigte durch die erlittene Kriegsbeschädigung in der Ausübung seines bisherigen Berufes, d. h. desjenigen Berufes, den er vor seinem Eintritt ins Heer ausgeübt hat, beschränkt ist. Tie Art der Arbeit und die Höhe des Ver dienstes n<vh Eintritt eines Kriegsbeschädigten in ein Arbeitsverhältnis üben somit keinerlei Einfluß auf die Rentenbemessung aus, die sich einzig und allein nach der Kriegsverletzung richtet. Die Höhe der Rente blellt völlig da- von unberührt, daß ein Kriegsbeschädigter nel- leicht überhaupt nicht mehr zur Arbeit genullt ist, oder daß im Gegensatz hierzu ein anderer, verglichen mit der Zeit vor dem Kriege, mög licherweise sogar einen erheblichen Mehrverdiensl aufzuweisen hat. In dieser Hinsicht unterschei det sich die Militörrente sebr wesentlich von der Nnfallrente der Berufsgcnossenschaften. * — Zeitungen im Felde. Ein heimgekehrtcr Feldzugsteilnehmei schreibt uns: Neben den Päckchen, Briesen und Karten der lieben Angehörigen wird den Feldgrauen vor allem durch die heimatlichen Zeitungen eine große Freude bereitet. Die über die allgemeine Kriegslage orientierenden Leitartikel werden eifrig studiert, in Gruppen vorgelesen und an „Sie". „Jetzt wär'S allmählich an der Zett, daß „sie" Schluß machten, meinen Sie nicht auch?" „Sie" — wer sind denn „sie"? Irgendeine Anzahl von skrupellosen Menschen muß da« sein, die irgendwo an der Regierung stehen, und denen cs ein grausames Vergnügen macht, unseren armen Frauen ihre armen Männer wegzunehmen. Wer „sie" wohl sind? Dcr Kaiser kann eS ja nicht wohl sein, denn er ist gerade so draußen wie unsere Männer. Und seine Sühne sind auch draußen! Und nicht bloß so zum Vergnügen. Denn zwei von ihnen sind schon gehörig ver wundet worden Der Reichskanzler? Auch der hat genug Leute au« der eigenen Familie im Feld, die jeden Tag dem Tod ins Angesicht sehen. Vielleicht der Deutsche Reichstag? Der kommt doch so ungesähr alle 4 Monate zusammen und berät über den Krieg! Sind'S vielleicht die Leute, die all daS Elend machen? Et, geh' doch einmal hin und sieh die Bilder von den Männern an, die dort auf den Bänken beieinander sitzen I Man kann diese Bilder in allen illustrierten Zeitungen sehen. Dann wirst du merken, daß beinahe die Hälfte von diesen Männern — in der feldgrauen Uniform steckt. Die spüren selber den Krieg am eigenen Fleisch — und doch sorgen Vom Wichen KriegsschooM. Unser Bild veranschau licht Einwohner eines Dor fes au« Wolhynien, dem bekannten Gouvernement im südwestlichen Rußland, wo sich im jetzigenKrtege — auch gegenwärtig wieder— oft entscheidende Kämpfe absptelten. Unterst inden und Ansehlagssäulen der Lrhützcn- grä en angebetet. Auch gi t die Zeitung eine gewissenhafte Zusaunnenslellung darüber, wie inan in der Heimat f ir die Kriegerfrauen sich müht und sorgt, wie man mit allen Mitteln bestre r iß, den wirtschaftlichen Krieg siegreich zu bestehe». Solche Tatsachen erfülle» den Feldgrauen mit Genugtuung und ftählen seine Kräfte. Manche Stunde der Einsamkeit ver- rinnt schneller und besser bei der Lektüre der dein Feldgrauen liebgewordenen heimatlichen Presse. Darum: Schickt Zeitungen ins Feld! * — Wie der Krieg die B e - lriebsergebnisse der Zeitungen beeinflußt, zeigt der Geschäftsbericht oer in BerVin erscheinenden „Teutschen Tages zeitung". Nach diesem betrug der Ueberschuß im Jahre 1914 45 000 Mark, 1915 brachte je- doch einen Verlust von 87 000 Mark. Aehnliche Verhältnisse dürsten bei sehr vielen Zeitungen vorliegen rind die, welche finanziell nicht „durchhalten" konnten, haben das Ersännen eingestellt. Es sind ihrer bis jetzt über 3000. Viele werden noch folgen, zumal l ei den je »gen unerhörten Papierpreisen. * MittweiH«, 7. Juli. Seit 1. September 1914 bis 30. Juni d. I. sind in der hiesigen 1. Bezirksschule auf Kosten der hiesigen Lehrer- schäft täglich 80 bi« 85 arme Kinder mit kräftiger MittagSkost versehen worden. Insgesamt wurden 29828 Portionen abgegeben, wofür 7206 Mk. Kosten entstanden. Wegen Schwierigkesten der LebenSmsttelbeschaffung mußte leider dieses soziale Werk eingestellt werden. * Grimm«, 7. Jüi. Den Amtshauptmann o. Bose in Grimma hat >.in Ni" ; LSoelitzer aus der Wurzener Gegend 700 Mack in Gold schenkungsweise für wohltätige Zwecke übergeben, die er hauptsächlich in der Weise zusammenge bracht hat, daß er landwirtschaftliche Erzeugnisse unter den festgesetzten Preisen bei Zahlung in Gold abgegeben hat. * Leipzig, 7.1 üi. Der letzt« Leipziger Türmer wird demnächst seine hohe Warte, die sich auf dem Turme der ehrwürdigen Thomaskirche be findet, für immer verlassen und der Stadt andere geeignete Dienste leisten. Seine Obliegenheiten auf dem Turme werden in Zukunft elektrische Einrichtungen besorgen, die wesentlich weniger kosten. * Altenburs, 7. Juli. Da die Kirschpächter keine Anstalten machen, der einheimischen Bevöl kerung die Kirschen zu solchen Preisen zu ver- kaufen, wie sie den Pachtpreisen entsprechen, ist die Regierung willenö, entweder ein allgemeines Ausfuhrverbot für Kirschen zu erlassen oder doch Höchstpreise sestzusetzen, die wahrscheinlich kaum die Hälfte der jetzt geforderten Preise betragen werden. Jahresversammlung PeS Bundes Ser Fraueuvereiue im Bezirk Glauchau. Die diesjährige Jahresversammlung des FrauenvereinsbundcS für den Bezirk der König- lichen AmtShaup'mannschaft Glauchau fand am 4. Juli unter überaus zahlreicher Beteiligung auS allen Teilen des Bezirks und im Beisein deS Herrn OberregicrungSrat Dr. Oertel-Chemnitz als Vertreter der Königlichen KreiShauptmann- schäft Chemnitz statt. Infolge Verhinderung des stellvertretenden Vorsitzenden, Herrn AmtShaup!- mann Gras von Holtzendorff, begrüßte Herr Pfarrer Kleinpaul-BernSdorf die Erschienenen. Hierauf erstattete die Vorsitzende des Feaueu- oereinSbundeS, Frau Pfarrer Schmidt-Hohenstein- Ernstthal, in kurzer, übersichtlicher Weise den Bericht Über die Tätigkeit des Frauenvereins- bundeS und der ihm angehörenden Frauenvereine im Jahre 1915, dabei hervorhebend, daß die Aufgaben der Frauenvereine infolge deS Kriege« gewaltig gestiegen sind, was besonder« da« Steigen der gesamten JahreLetnnahmen von 18 600 Mark im Jahre 1913 auf 30 000 Mark im Jahre 1915 und der gesamten JahrcsaiiS- gaben von 14 600 Mark im Jahre 1913 auf 28000 Mark im Jahre 1916 beweist. Die hauptsächlichsten neuen Aufgaben der Frauen- vereine neben der bisherigen Liebestätigkeit und der Anfertigung von Kleidungsstücken für unsere tapferen Feldgrauen sind die Unterstützung dcr Heimatdank-Bewegung und insbesondere die praktische Durchführung der Säuglingspflege, welcher Zweck durch Abhaltung von Säugling«, pflegekursen und Einrichtung von Müttcrbera- tungSstellen, sowie Errichtung von Milchküchen