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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 20.06.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-06-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191606204
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19160620
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19160620
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-06
- Tag 1916-06-20
-
Monat
1916-06
-
Jahr
1916
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 20.06.1916
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kops«s zum Borgehen an Dank unserer Ge- schÜtzfeuerS kam jevoch kein Angriff zur Gnt- Wickelung. In den Dolomiten lieh die feindliche Tätig keit im allgemeinen nach, nur der Monte van Cadint stand zettweise unter sehr heftigem Artilleriefeuer, dem mehrere schwächliche, bald abgewtesene Angriffe folgten. Aur dem Raume von Primolano und gegen unsere Front südwestlich von Asiago erneuerten die Italiener ihre Vorstöße; diese wmden wieder überall abgeschlagen. Südöstlicher «rieg-schauplatz. Unverändert. Der Stellvertreter des Chefs des Seneralstabes v. Höser, Feldmarschalleutnant. Sie Köm-se i« Vst«. Czernowitz von He« Rufle« besetzt. Das Ringen auf der Wichen Front dauert mit wilder Erbitterung fort. Die kurzen Au- genblicke verhältnismäßiger Ruhe sind schnell ivieder verflogen, Sturmangriff auf Sturman- griff dringt ununterbrochen auf die Verbün deten ein, die in heldenhaftem Widerstand der heranschäumenden Flut des feindlichen Massen einsatzes trotzen. Daß solch einer ziffernmäßi gen Ueberlegenljeit hin und wieder ein Erfolg beschieden sein nruß, das hat in diesen Tagen nicht nur die deutsche und österreichische Presse, haben auch ruhig und sachlich urteilende Be obachter des neutralen Auslandes erklärt, als sie den von den Russen errungenen Gelände gewinn bewerteten und in seinem Verhältnis zur Gescrmtlage einfchätzten. Solche Erfolge rnögen an sich für den Augenblick Beruhigen des an sich haben, dürfen aber nicht in jener Stimmung beurteilt werden, aus der ein dü sterer Pessimismus entspringt. Maßgebend für alle Beurteilung bleilt der Enderffolg und die ihm vorausgehende strategische Absicht des Angreifer? und des Verteidigers. Rußland will den Durchbruch erzwingen, das ist der Kern aller seiner Absichten. Diese sind ihm bisl^er mißlungen, die Front seines Gegners ist zurückgenommen, aber nicht zersprengt. Sie ist noch eine geschlossene Einheit und ist ela stisch gemig, uni dem feindlichen Druck ohne Schaden für ihre Zusammenballung aus,zuwei chen. Die Absicht der Verbündeten, die letzten Endes ein Ausgleichen der russischen Erfolge bezwecken wird, muß zunächst darauf bedacht sein, siel) ihre völlige Handlungsfreil eit zu be wahren. Hierzu gehört vor allen Dingen die Selbstbestimmung über das Kunpfgclmde Das ist den verbündeten Truppen bisher überall gelungen. Im Norden ist man anfangs land einwärts ausgewichen, um eine neue Ausnah mestellung zu beziehen, im Zentrum des Per teidigungsraums dagegen l)at man die ur ursprüngliche Linie für stark und sicher genug gel-alten, um von ihr aus dem Feinde zu weh i«n. Hier ist es, wo die Armee des Grafen Bothmer durch ihren heroischen Widerstand, an dem sich Tag für Tag die Macht der nissi scheu Sturmtruppen zersplittert, ein heldenhaft les Beispiel für alle Zeiten gi t. Im Nor den scheinen unsere Bundesgenossen nun c'cn falls die Basis gefunden zu laben, von der aus sie ihre eigenen offensiven Pläne in die Gegentat umsetzen können. Sic gewannen in Wobhqnien, südlich der Straße Wladimir— Wol,nsk—Luzk, Raum und konnten diesen Ge winn gegen alle feindlichen Rückeroberungsver suche bel-aupten. Dieser Gegendruck der öfter- reichischen viei-ten Armee gegen den Feind, der von Torchn aus nach Kowel strebte, erhält eine bedeutsame Verstärkung durch das ent schlossene Eingreifen der Armee Linsingen Zwischen der Straße Kowel—Luzk und dem Turpa-Abschnitt Hot sic sich den Weg nach Vorwärts erkämpft und hierbei 6446 Gefan gene gemacht. Tas Flüßchen Tur a teilt das Gelände nördlich der Straße Wladimir Wo- lynst-Luzk in zwei Hälften. Die in der oft liehen Hälfte operierende deutsche Armee be droht daher den rechten russischen Flügel stark in der Flanke. Im Verein mit einem von Süden her einsetzenden österreichischen Angriff kann sie die russischen Truppen völlig in ihrer Bewegungsfreiheit hindern, sie wäre dann der erste Keil, der seitlich in die russische Front getrieben würde. Wenngleich angesichts der vorläufig noch unbestritten vorhandenen zahlen mäßigen Ueberlegenheit der Russen jede derar tige Möglichkeit sebr vorsichtig bewertet sein will, so scheint doch so viel festzustehen, daz die Offensive Brrissilows in der Armee Linsin gen ein Gegengewicht erhalten hat, das viel- leiclft bald schwer genug sein wird, um das Gleichgewicht der militärischen Lage wiederher zustellen und demgemäß auch auf den übrigen Frontabschnitten der Offensive seinen Ausschlag anzeigt. Dadurch würde eine Wechselwirkung hergestellt zwischen dem linken Flügel der Ver bündeten und dem linken Flügel Brussilows, der Arniee Leschitzko, die gestern mit der Be setzung von Czernowitz einen Sondererfolg er- rungen hat. Mit der Besetzung dieser Stadt durch den Feind mußte gerechnet werden, seit dem die Russen Sadagora, 5 Kilometer nörd lich Czernowitz, erobert hatten. Tie Agence Havas hatte sogar vor vier Tagen eine Pa riser Zeitungsmeldung weitergegeben, daß „der Fall" der Stadt für den Abend erwartet wer de. Czernowitz hat wiederholt im Laufe die ses Krieges seinen Besitzer gewechselt, seit dem 15. Februar des vorigen Jahres war es in der Hand der Oesterreicher. Tie Rusien ha ben jetzt die Besetzung der Stadt forciert, ver mutlich urn den Rumänen einen Köder darzu bieten, der freilich kaum die erhoffte Wirkung lmben' wird. Tenn für die Armee Pslanzer- Bcüsin wird, wie das „Leipz. Tgbl." schreibt, Generaloberst von Moltke s. Verli«, 18. Juni. Ge«er«l»berß »o« Moltte, Chef de» ftellvertttte«Ve« Gener«lß«Ser »er Armee, ist tze»te 1 Uhr 80 Minute« ze- Iese»tlich einer i» Reichst«! ß«tt- st«De«He« Traverfeter für Ve» Frtt- «»rschall vo« der Golz Bisch« eine« Hrrzschl«, erlege«. von Moltke, ein Jugendfreund deS General ield. Ge» sang stell- Die Deutsch-Asiatische Gesellschaft veranstaltete gestern mittag im Kuppelsaal deS Reichstages für den Generalfeldmarfchall Freiherr» Colmar von der Goltz Pascha eine Gedächtnisfeier. Der Feier wohnten u. a. bei Staatssekretär Dr. Helfferich, Staatssekretär von Jagow, Eisenbahn- Minister Dr. von Breitenbach, Kultusminister Dr. von Trott zu Solz, der Oberkommandierende in den Marken, Generaloberst von Kessel, ReichS- tagSpräsident Dr. Kämpf, viele Abgeordnete usw. Die Feier wurde eingeleitet durch einen Trauer marsch von der Musikkapelle deS Reserve-Jnfan- terieregimentS Nr. 93. Alsdann sang der König liche Domchor. Hierauf eröffnete der Vizepräsident der Deutsch-Astatischen Gesellschaft, Admiral z D. von Truppel, die Feier durch eine BegrüßungS marschallS Freiherrn von der Goltz, und fe erte namens der Armee die Verdienste des Verblichenen. Als darauf der türkische Botschafter Hakki Pascha ansprache. Sodann hielten Wirklicher Geheimer Rat Dr. Fischer und Dr. VoSberg-Rekow dächtntSreden. Nach abermaligem Chorge sprach, seinem eigenen Wunsche gemäß, der vertretende Chef des Generalstabek, Generaloberst in einer Ansprache besonders die Verdienste des Freiherr» von der Goltz um die Ausgestaltung der freundschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und der Türket hervorhob, fiel plötzlich Generaloberst von Moltke in Ohnmacht. Mehrere anwesende Aerzte bemühten sich um ihn. Admiral z. D von Truppel erklärte sogleich die Feier für geschloffen, wonach die Anwesenden möglichst schnell den Saal verließen. Inzwischen war Generaloberst von Moltke verschieden. Die Leiche wurde alsbald nach dem Gebäude deS GrneralstabeS übergeführt, wo sie aufgebahrt wird. * Als Generalstabschef deS Heeres hat sich Moltke große Verdienste erworben, die erst nach dem Kriege gebührend gewürdigt werben können. An dem schnellen Vormarsch durch Belgien und Nordfrankreich hat er nicht nur tätigen Anteil genommen, daß diese militärischen Glanzleistungen möglich waren, ist auch mit auf seine unermüd liche Friedensarbeit zurückzusllhren. Am 3. November 1914 erkrankte Generalstabschef von Moltke ernstlich und mußte sich von seinem Amte zurückziehen, das der bisherige stellvertretende Generalstabschef von Falkenhayn übernahm. Nach seiner Genesung, die allerdings keine voll ständige war, wurde von Moltke zum stellver tretenden Generalstabschef ernannt. Er stand im 69. Lebensjahre. Im Laufe deS gestrigen Nachmittags fuhr als einer der ersten Reichskanzler v. Bethmann- Hollweg im Generalstab vor und sprach der Witwe am Sarge des entschlafenen General obersten von Moltke sein tiefstes Beileid auS. als ausschlaggebendes Moment der Räumung der Stadt gewesen sein, ihren vielerlei be- r 4 hinten, altertümlichen baulichen Schönheiten die zerstörende Wut einer Beschießung zu er- sparen, sonst hätten sie wohl den jetzigen Er- folg des Feindes noch einige Zeit verhindern können. Im übrigen aber, und gerade das wird man in Rumänien wissen, ist die Buiko wina durchaus nicht der Hauptplatz, an dem ü er Erfolg oder Mißerfolg der russischen Of fensive entschieden wird. Ter liegt im Zen trum und auf der Nordfront, und gerade dort bricht zuerst wieder die Sonne hervor, die lang sam das dunlle Gewölk zerteilt. Sie KSvpst im Weste«. Zu dem Fliegerangriff auf Bar-le-Duc wird ans dem Gros en Hauptquartier geschrie- em Als vor einiger Zeit Bar-le-Tuc, der Eßen alfnendpunlt sowie Etappenhaupt >rt der französischen Armee von Verdun, erfolgreich aug-gri fcn wurde, beklagte man sich auf fron zäsischer Seite darüber mit der Begründung, Bar le Tue sei eine offene Stadt. Tabei wur- de a er nicht erwähnt, daß französische Flieger vorber oft, obschon ohne Erfolg, offene fran zösische Städte im deutschen Besitz, denen die o cn genannten Eigenschaften nicht zukommen, zum Beispiel Vouziers, Charleville und Me zieres, mit Bomben angegriffen hatten. Tic französischen Flieger lachen sich nicht gescheut, noch andere Städte, die ganz außerhalb des Operationsgebietes liegen und keinerlei militä rische Bedeutung haben, wie z. B. Karlsruhe, mit Bonden zu belegen und zahlreiche fried liche Zivilpersonen zu töten oder zu verwunden. Neue französische Angriffe auf den „Toten Mann". Tie immer enger werdende Umklammerung der Festung Verdun, namentlich auf dem rech len Maasufer, ruft in der französischen Fach kritik vermehrte Sorgen hervor. Ihr Schrei nach einer Entlastungsoffensive durch den eng tischen Bundesbruder wird immer lauter. Schon glaubte man in dem Ansturm aus die Höl-en von Zillebeke den Beginn des engli schen Vorgehens sehen zu können, doch ist da selbst seit zwei Tagen wieder Ruhe eingctre- lcn. Tie Engländer begnügten sich mit dem Ergebnis, daß sie in einen Teil unserer Grä- den cindringen und dieselben behaupten tonn ten. Zwar erklärte Bonar Law, der englische Kolonialminisler, als Sprecher des Hauptquar tiers, daß die Heere bereit ständen, um jeder zeit auf Anforderungen von Joffre vorzübre- chen, und ähnlich hatte sich bekanntlich schon Asquith in dieser Beziehung vernehmen lassen. Wenn dem so wäre, so ist es unverständlich, warum Joffre die Millionenheere nicht zu sei ner Hilse herbeirust. Vorläufig scheint es so, als wenn die Engländer es für besser hielten, wenn sie ihre Heere möglichst intakt erhalten und nach allbekannter Weise „die anderen", dies mal die Verbündeten, die blutige Arbeit ver richten lassen. Inzwischen verblutet sich die tapfere französische Arniee vor den Toren Ver duns. Ta sic dic eiserne Klammer drückt, so versucht sie immer wieder, sich Luft zu ma chen. Toch alle verzweifelten Gegenstöße ge gen den unerbittlichen Berenner der Feste sind ergebnislos. So ist auch der neue Ansturm gegen den von ihnen so lange selbü zähe ver teidigten „Toten M a n n", den sie uns über lassen inußten, wiederum unter unserem Feuer z u s a m m e n g e b r o ch e n. Was General Joffre im vergangenen Jahre als feinen Grund fatz ausgad, um die überlegenen deutschen Li nien allmählich zu schwächen: „das stetige An- knabbern der Front", das wird jetzt in Vollen düng von seinem verhaßten Gegner durchge- führt. Seit fast vier Monaten müht sich das scanzöfffchc Heei vergeblich cw, drn Ansturm auf seine stärkste Festung, seinen Stolz, gufzw halten. Schritt vor Sckftffü muß es dem Eft'g „er weichen, Tag für Tag neue Verluste erlei den, die sich allmählich in das Ungeheuerliche summieren und an seinem Lebensmark zehren. Frankreichs Verluste sind größer als wir glau'en, sagte der größte cnglischc ZeftungsveAeqcr nach seiner Rückkehr von der Verduner Front. Tie Schlacht von Verdun bleibt trotz der russischen Offensive der Brennpunkt des Krieges. Tort Wirde auch für England die Entscheidung fallen. Gleich den französischen sind auch die englischen Reserven erschöpft. Bis zum 24. d. Mts. müssen sich in England die Jahresklasscn von 24 bis 46 Jahren stellen, das sind die Verheirateten. Taufend farbige Kapländer sollen in Frankreich als Hafenarbeiter tätig sein. Die Aufwendungen Frankreichs für seine Verbündeten betragen nach Ribots Angaben im Budgetaus schuß bis 1. Mai 11HH Milliarden Franken. Wie die «ngländer über de« Frieden de«keu. Mn englischer Journalist hatte Sir Edward Goschen auf einen in der „Neuen Züricher Zei- tung„ erschienenen Artikel „Zur FciedenSfrage" aufmerksam gemacht. Hierauf antwortete Goschen in der „Neuen Züricher Zeitung" u. a.: Man kann sicher sein, daß das englische Volk solange kein FriedenSgerede dulden wird, bis Aussicht auf Erreichung derjenigen Ziele besteht, derent wegen Großbritannien in den Krieg gezogen ist, und daß jede britische Regierung, die zuzeit wagen würde, die Friedensfrage zu erörtern, sofort gestürzt würde. Diejenigen, die glauben, daß Rückschläge den Willen zum Siege im eng lischen Volk abschrecken könnten, beweisen eine merkwürdige Verkennung dieses Volkes. Selbst wenn durch irgendein Wunder der Entente die letzten Kanonen, die letzten Gewehre verloren singen, so wäre die BerbandSflolte noch immer mstande, die Wurzel des ganzen deutschen leberseehandelS zu schädigen, so daß derselbe an eder Ausbreitung verhindert würde, und Deutsch- and um mehr als ein halbes Jahrhundert zu rückgeworfen würde in den Zustand eines bloßen Agrarstaates. Wenn das deutsche Volk und die Regierung sich einmal dieser Tatsache bewußt werden, und das wird kommen, dann werden sie vielleicht geneigt sein, Friedensverhandlungen vorzuschlagen, die für die VerbandSmächte an nehmbar sind. Solche Bedingungen müssen aber die von den Zentralmächten begangenen Fehler wieder guimachen und die Mittel zugestehen, die zum Wiederaufbau des von ihnen Zerstörten nö- tig sind. L«» «eve italienische Kabinett. DaS „Giornale d'Jtalia" gibt die endgültige Ministerliste wieder, die Boselli am Sonnabend abend dem König vorlegte. Diese lautet: Vorsitz Boselli, politischer Kommissar für Kriegsdienst Biffolati, Inneres Orlando, AeußereS Sonnino, Schatz Carcano, Unterricht Ruffini, Krieg Mor- rone, Flotte Corsi, Eisenbahn und Handelsschiff fahrt Arlotta, Justiz Meda, öffentliche Arbeiten Bonomi, Post Fera, Kolonien Colosimo, Land wirtschaft Raineri, Industrie und Handel Denava, Minister ohne Portefeuille ComanLini. Boselli behielt sich vor, dem König die Ernennung eines weiteren Ministers ohne Portefeuille vorzuschlagen. Die neuen Minister versammelten sich Sonntag nachmittag bei Boselli und werden am heutigen Montag dem König den Eid leisten. „Corriere della Sera" zufolge wird sich das neue Ministe rium am 27. Juni der Kammer und dem Senat vorstellen. Teuer«»rS««ruht« in Hollantz. Am Sonnabend kam es in Amsterdam infolge deS Lebensmittelmangels und der großen Teue rung zu Unruhen in verschiedenen Vierteln der Stadt und zu Zusammenstößen mit der Polizei, die von der Waffe Gebrauch machen mußte. Am heutigen Montag wird ein großer Teil der Ge- müsehändler als Protest gegen die ungenügende Zufuhr und die hohen Großhandelspreise den Verkauf von Gemüse und Kartoffeln einstellen. Hoht«stti«tt K««fM«j. Hohenstein-Ernstthal, 19. Juni Die zmn Hohensteiner Konferenzverband qe- hörigen Pastovalkoufjerenzen hielten heute von vormittags 11 Uhr ab im „Gewerbehaufe" ihre 57. Jahresversammlung — die 2. Kriegskon- ferenz — ab, die im Zeichen eines galten Be suches stand. Nach dem gemeinsamen Gesänge des Lie des „Wunderanfang, herrlich Ende" erfolgten Schriftvovlesung und Eingangsgebet durch den Vorsitzenden« der Konferenz 'Herm Pfarrer Albrecht. Im Anschluß daran nahm er Gelegenheit, an die Erschienenen herzlich« Wor te der Begrüßung zu richten, die insbesondere Vertretern der König!. AmtÄhauptmanuschaft und der Stadtgemeinde, dein Herrn Bezirk s- schulinspektor und den Vertretern der Schule galten. Den Gruß des evangelisch-lutherischen Lan- deskonsistoriums entbot den Erschienenen der Vorsitzende des Konsistoriums, Herr Geheimrat Kohlschütter, der sich sodann in anerkennender Weise über die hervorragende Tätigkeit der Konferenz aussprach und ben, Wunsche Aus- druft gab, daß aus einer wachsenden innerlichen Vertiefung des Volkes sich ein neues devKir che zugeneigtes Interesse herausbilde. Wenn das Volk mehr und mehr erwacht sein' wird, dann wird auch die Arbeit der Kirche eine leichtere sein. Nachdem dem Vorredner der Tank der Ver sammlung ausgesprochen worden war, betrat Herr Privatdozeut Pfarrer D.Tr. Alfred I e- remias von der Lutherlirche in Leipzig das Rednerpult lind verbreitete sich in großzü giger Weise über das Thema „Ter archer- christliche und christliche Schicksalsglaube mit besonderer Berücksichtigung der Gegenwart". Ter Redner nahm eingangs seines Vortrages Gelegenheit, den Anstoß voll allzu bedenklichen Personen an dem Worte „Schicksalsglaube" zu zerstreuen, um des weiteren feftzustellen, das: sogar strenggläubige Christen den Spurell des Schickfalsglaulcns, in Gestalt von AberMruben, nachhängen. In verschiedenen Beispielen leAc Redner dies dar. Diese Unterströmungen wei sen all« älteren Religionen auf. Aus den al teil Religionsübungen heraus bildete sich auch dic ti lisch-jüdische Religion. Ter auf Furckt vor der Macht verborgener Gewalten beruhen- de Schicksalsglaube der Heiden führte zum Erstehen des prophetischen Änschauuugsglaubens an das Unabänderliche und Aufgeho bene. Ter' heutige Judenglauke ist zum Erstarren gekommen in der Furcht vor der Gefahr der Uebertretung der Gesetze. Diese Erstarrung wird noch überboten im Islam, der aus jüdischem Einfluß entstand. — Alles Unglück ist unabwendbar. Auch der gegenwär tige große Krieg bedeutet für den größten Teil unseres Volkes Schicksal. Der Krieg wurde von vielen nicht nur als- äußerlich unab wendbar, sondern auch als innerlich notwendig empfunden. Als das Kriegsgewitter heraufzog. ging eine mächtige religiöse Welle durch das Volk. Es besann sich auf die Kirche, doch nur ein kleiner Teil betete aus der Tiefe des Herzens und zeigte wirkliche FrömmisLeit. Al les Geschehene wird vielfach in kindlicher Er gebenheit ertragen. Diese Leute legen christlichen Schicks als glaur e n an den Tag, dessen Vorhan densein nicht zu bestreiten ist. Andere wie der treten als Egoisten vor Gott und beten zu ihm als Lenker der Geschicke, sie schicken ihre Gebete zu einer Macht, die ihnen persön liche Vorteile bieten soll in den mannigfachen Kriegsgefahren. Als falsche- Christentum muß auch der Fanatismus gewisser Kreise von Ge l ildeten bezeichnet werden. Echtes Christen- tum und wahre Religio» soll in vollkommener Gemeinschaft mit Gott zum Ausdruck kommen. Wahres und tiefgründiges Christentum ist dringend vonnöten, wenn nach dem Krieg« das künftige neue Deutschland in der Weltvollen- düng vorwärts schreiten soll. In dein heißen Wunsche, daß Gott unserem Volke den wah. reu Schicksalsglaüben zukommen lassen möge, endigte der mit großem Beisall aufgenommenc Vortrag, für den Herr Pfarrer Albrecht als Vorsitzender der Konferenz dem sehr geschätzten Redner Dank abstattcte. Nach einer längeren Aussprache trat gegen 1j^ Uhr die Mittagspause ein. lieber den weiteren Verlauf der Konferenz berichten wir in morgiger Nummer. Geistliche Mstlmufföhrullg am Trinitatissonntag in der Kirche zu St. Christophori. Hohenstein-Ernstthal, 19 Juni Daß auch zur Sommerszeit, wenn Alt und Jung das Verweilen im Freien am köstlichsten empftndet, eine kirchenmusikalische Aufführung geeignet sein kann, eine große Anziehungskraft auszuüben, bewies der gestrige Abend. Und diese Tatsache ist umso erfreulicher, wenn man in Erwägung zieht, daß nach regenschweren Wochen gestern die Sonne überaus wohlmei ncnü die in schönster Vollendung sich zeigende Flur küßte, so daß die Menschen nach langer Zeit ivieder nach Herzenslust auf blühender Au oder im tiefsten Waldesdom sich tummeln konnten. Vollste Befriedigung fanden sie drau ßen in der Natur, vollste BeftiedigunG vor allen Dingen aber durch die zu einer Stunde erhebendster Art sich gestaltende geistliche Mm sikaufführung. Zahlreiche Hörer, unter denen mau auch die Kriegsversehrten aus dem Ge nesungsheim Hüttengrund bemerkte, füllten das geräumige Gotteshaus; Altarreihen, Emporen nnd selbst das Schiss wiesen kaum eine Lücke auf.
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