Suche löschen...
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 01.06.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-06-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191606015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19160601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19160601
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-06
- Tag 1916-06-01
-
Monat
1916-06
-
Jahr
1916
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 01.06.1916
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
den vordersten Stellung«»» kärnpfenden franzö- fischen Truppen gerissen, sondern auch in den rückwärts tesindlichen Reserven. Ganze Ko lonnen würden buchstäblich weggemälst und eine neutrale Bezifferung der französischen Ver- lrrste vor Verdun schwanke zwischen 300 000 lis 350 OVO Mann. Fra«kteich erwartet wettere Hilfe von England. Die militärische Lage, schreibt der „Basler Anzeiger*, seh« wenig hoffnungsvoll für die Vierverbandsmächte aus. Es sei nicht recht zu verstehen, wo die Staatsmänner des Vier- Verbandes immer wieder die Zuversicht herneh men, mit der sie noch einen Umschlag erwar ten. An allen Fronten seien die Kräfte der Entente teils ganz mattgesetzt, teils im Schach gehalte,,; es bleibe schließlich die einzige West front, wo der Bieroerband noch etwas zu er warten habe oder noch zu erwarten vermeine. Auch hier sei zwar der eine Kämpfer, Frank» reich, durch schwere Mutopser auss äußerüe geschwächt, aber die Hoffnung auf England kalte Frankreich aufrecht. Immer! in werde inan sagen müssen, daß die große,, Anstrengun gen England; den schon entstandenen Artsfall durch das Stilliegen Rußlands, durch die un günstige Entwicklung auf der« Balkan, durch die Mndung Italiens nicht mehr zu ersetzen vermögen, um so weniger, als die Schlacht bei Verdun dem französischen Per nndctcn ans Mark zu greifen beginne. Ein Bericht HaigS über Vie Operationen seit Dezember. Wie aus London gemeldet wird, sagt General Haig in einer Depesche, in welcher er die Operativ» neu schildert, seit er am 19. Dezember 1915 das Oberkommando über die britischen Streit kräfte übernahnr: Die einzige größere Offen sive des Feindes während dieser Periode war gegen unsere französischen Verbündeten bei Verdun gerichtet. Tie Kämpfe in diesem Ge biet sind andauernd und heftig gewesen. Tie Ergebnisse waren der großen Ueberlieferungen der französischen Armee würdig und von be stem Nutzen für die Sache der Alliierten. Tie Anstrengungen, welche der Feind machte, ko steten ihm große Verluste an Menschen und Ansehen, und er brachte die Opfer, ohne einen entsprechenden Vorteil zu erringen. Während dieses ganzen Kampfes waren meine Truppen bereit, mitzuwirten, wenn sie gebraucht wür den, aber die einzige Unterstützung, welche von unseren Verbündeten verlangt wurde, war mit telbarer Natur, wämlich die Ablösung der fran zösischen Truppen auf einem Teil Orer Ver teidigungssront. Ich freute mich, diesem Wun sche nachkomme» zu können. Die Turchsnlrung der Ablösung auf einer ausgedelnten Front, überall in unmittelbarer Näle des Feindes, war ein etwas heikles Unternehmen, cs wurde aber dan' der beherzten Zusammcnar- eit und dem gute» Willen aller daran beteiligten Trup penteile und dank dem Mangel a» Unternehm mungslust, den der Feind während der Ablö sung zeigte, mit vollkommenem Erfolg durch- gefuhrt. An der britischen Front kam es wäh rend der letzten fünf Monate zu keinem grö ßeren Kamps, wie es bei Verdun der'Fallwar. Trotzdem waren unsere Truppen nicht müßig und untätig. Ter Kampf war, obwohl er im allgemeinen nichtintensiv war, überall an dauernd, und es kam zu schar en artlichen Ge fechten. Während des in Frage stehenden Zeitabschnittes sind die Streitkräfte unter meß nem Konmando durch die Ankunft neuer For mationen von Hause und durch die Verlegung anderer Truppen, die im nahen Osten «"gelöst wurden, beträchtlich vennelMt worden. Tiefe Vermehrung ermöglichte die Ablösung einer französischen Armee während der Schlacht von Verdun. Unter den neu angekommenen Trup pen befinden sich eiir australisches Korps und mit ihm die Kanadier, sowie ein Teil der Südafrikaner. Die Truppen der Dominions bilden jetzt einen wertvollen Teil der britischen Streitkräfte in Frankreich. Seit dem letzten Bericht, ehe ich das Kommando übernahm, haben die Indier dies Land zum Dienste im Osten verlassen. Sie habe» ein Jahr lang unter Verhältnissen einer Kriegführung, von der sie sich nichts träutnen ließen und in ei nem Klima, das sie besonders schlecht vertra gen, wertvolle und tapfere Dienste geleistet. Ich bedauere ihren Abgang, zweifle aber nicht, daß sie fortfahren werden, anderswo tapfer und unt Erfolg zu kämpfen, wie sie cs bereits hier in diesem Lande getan haben. In Sstmejchifch-marW trilstiMnicht (W.L.B.) »1«, 30. Mat. Amtlich wird verlautbart: Rnffischtt Ariegssch«upl«tz. Lebhaftere Artilleriekämpfe, namentlich an der beßarabischen Front und in Wolhynien. Sonst keine besonderen Ereignisse. Italienischer RriegAschauplatz. Gestern fiel daS Panzerwerk Punta Corbin in unsere Hand. Westlich von Arsiero erzwangen unsere Truppen den Ueberaang über den Posina- Bach und bemächtigten sich der südlichen Ufer höhen. Bier heftige Angriffe der Italiener auf unsere Stellung südlich Bettalt wurden abgeschlagen. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Ruhe. Der Stellvertreter de« Thes« des TeneralstabeS v. Höfer, Feldmarschalleutnant. I« MiellW Krieg. Wichtige Besprich««»«« t» Nem- DerttaltenischeKrteaSministerGeneralMorone, der gestern von der Front kommend in Rom eingetroffen war, hatte am Vormittag eine anderthalbstündige Besprechung mit dem Minister präsidenten, zu der der Mailänder „Secolo" bemerkt, die Wichtigkeit einer solchen Besprechung über die durch die österreichische Offensive ge schaffene Lage springe in die Augen. Der Minister des Aeußeren Sonnino hatte Bespre- chunaen mit dem Landwirtschafts- und Handels- Minister Cavasola, dem Gchatzminister Carcano und dem KrtegSminister. Der Ftnanzminister Daneo empfing den russischen Botschafter zu kurzem Besuch, dem gleichfalls Bedeutung beige messen wird. Am Nachmittag berichtete der KrtegSminister im Mintsterrat, der drei Stunden dauerte. „Corriere della Sera" meint dazu, man dürfe sagen, daß das Oberkommando die Lage nicht als besorgniserregend ansehe. ver«bschitp«a» italieaischer Severale. Nach einem Telegramm der Züricher Blätter von der italienischen Grenze wurden laut Mit teilung des offiziellen MilitärbullettnS drei wettere Generalleutnants und fünf Generale zur Disposition gestellt. Nach einer anderweitigen Meldung steht die Verlautbarung weiterer Pen sionierungen hoher italienischer Offiziere im Zusammenhang mit dem Rückzug der italienischen Truppen bevor. Italie« braucht »ehr Selbste«! Die Römische „Gazette Offiziale" enthält eln Dekret, wonach die Altersgrenze für Freiwillige auf 17 Jahre heruntergesetzt wird. Der See-Krieg. «euberuuß der eaglisch-srauzöfische« Blockade? Das Holländische Pressebureau teilt mit: Großes Aussehen erregte in London die Meldung, daß die Admirale Slade und Hurst als Ver treter deS Auswärtigen Amtes nach Paris reisen, um dort mit der französischen Regierung Aen- derungen in der Blockade zu besprechen. Die „Morning Post" meint, daß eS sich um eine oorzunehmende Aenderung in der Blockade Han- delt, dir unter dem Einfluß der Bereinigten Staaten von Amerika stattfinden soll. Bou eiaem N-Voot versenkt. Die „Agence HavaS" meldet aus Algier: Ein Unterseeboot ohne Flagge hat im westlichen Mittelmeer den englischen Dampfer „Trimkby" versenkt 26 Mann der Besatzung sind gerettet und nachAlgierzurückgebracht worden. Sie erklären, daß zwei andere englische Dampfer in den gleichen Gewässern torpediert worden sind. Ter Segler „Eonwraa" freigegtbt«. AuS Emden wird berichtet: Der am Montag wegen Spionageoerdacht nach Borkum Reede ein gebrachte holländische Segler „Comoran" (nichtHol- land) ist freigegeben worden, nachdem der Verdacht der Spionage sich als unbegründet erwiesen hat. Ter Kaiser «« der Front. Aus Berlin wird gemeldet: Der Kaiser hat sich wieder zur Front begeben. Sie «eue Krieß-krebitv»rl«ge. Die in diesen Tagen zu erwartende neue KriegSkreditvorlage wird nicht, wie bei den letzten Ausschreibungen, 10 Milliarden, sondern, wie daS „B. T." meldet, 12 Milliarden betragen. Die Vorlage wird in Form eine« Nachtrags- kreditS warscheinlich in nächster Woche unmittel bar nach Abschluß der Steuerdebatte im Plenum dem Reichstage zugehen. Wir IS«««« Gleiche- «it Gleiche» vergelte«. Angesichts der Eröffnung der Pariser „Libre Parole", daß kriegsgefangene Deutsche in Marokko und Algerien zu landwirtschaftlichen Arbeiten herangezogen werden, droht die „Köln. Ztg." mit Vergeltungsmaßregeln, indem gefangene Franzosen nach der Asiatischen Türkei verschickt werden könnten, wo das gleiche mörderische Klima, wie in Nordafrika, herrsche, und wo menschliche Arbeitskräfte, namentlich zum Weiterbau der Bagdadbahn, dringend erforderlich seien. A»eril«»ische «ebe»S»ittel für Pol,«. Laut „SvenSka Dagbladet" haben die En tenteländer jetzt eingewtlligt, daß von Amerika gesandte Lebensmittel nach Polen durchgelaffen werden, vor allem unter der Bedingung, daß Deutschland und Oesterreich-Ungarn versprechen, aus den von ihren Truppen in Polen besetzten Gebieten keine Lebensmittel auszuführen. Man wartet nun mit Spannung auf die Antwort der deutschen und der österreichisch-ungarischen Re gierung. Da eS aber auf jeden Fall noch 5 bis 8 Wochen dauern wird, bevor die Lebensmittel aus Amerika eintreffen, hat sich der polnische Vertrauensmann zusammen mit der amerikanischen Hilfskommission an die Bekörden der skandina vischen Staaten mit der Bitte um Vorstreckung von Lebensmitteln gewandt. Norwegen hat über 4000 Tonnen Getreide oder Mehl versprochen, und man hofft auch von Schweden einen solchen Vorschuß zu erhalten, der dann beim Eintreffen der Sendung aus Amerika wieder zurückerstattet werden soll. Sette« für evglische Militärpflichtige. Der „Franks. Ztg." zufolge wird aus dem Haag gemeldet: Asquith hat im Unterhause zu gegeben, daß Personen, die wegen gewisser Be- oenken den Militärdienst verweigert haben, im Arrest gefesselt und angekcttet worden feien. DaS sei jedoch, so meinte er, nur in solchen Fällen geschehen, in denen die Leute gewalttätig gewor ben seien oder ihre Kleider zerrissen hätten. Er sagte weiter, daß die Gefängnisstrafen von zwei Jahren, die gegen diese Leute verhängt worden sind, aus 112 Tage herabgesetzt wurden. Deutscher Reichstag Sitzung vom 30. Mai. Auf der Tagesordnung stehen zunächst klei ne Anfragen. Die des Abg - Ledevvur (Soz. Aröeitsg.) wegen des Pjerbots von W sozialdemokratischen- Versammlungen, sowie die weitere des Abg. Stadthagen wegen Ver- bots eines Zeitungsberichts sollen bei der Fra ge der Zensur beantwortet werden. Auf An- fragen des Abg. Basscrma n n wegen der Leistungen der Sterbekassen im Kriege erwidert Ministerialdirektor Caspar, daß diese An gelegenheit durch ein Notgesetz geregelt werden wird. Hierauf wird die Besprechung üter die Z e n s u r f r a g e n fortgesetzt. Abg. Noske (Soz.): Man soll dem Volk mehr Freiheit auch im Kriege gecen, aber Abg. Oertel verlangt nur größere Freileit für feine Presse, uni die Kriegsziele in der ihr bekann ten Art zu erörtern. Ich fürchte, daß trotz aller Reden der bürgerlichen Parteien an der Zensur nichts geändert werden wird. Daß andere Länder auch ihre Zensur ! a' en und die Völker dort systematisch belogen werden, ändert an unserer Auffassung üter die Lchäd- liä.lcit der Zensur nichts. Wir verbitten uns namentlich, daß Reichstagsberichte verhunzt werden. Der Mül ansener Zensor ver-ietet sogar jede Kritik oder Erwähnung der Zensur. Von der Zensur kam man aftvärts zur Ver letzung de? Briefgeheimnisses und zur Unter bindung des Petitionsrcchts. Gegen die Auf- He ung der Freizügigkeit der Landarbeiter durch die Generalkommandos erhebe ich namens mei ner Freunde schärfsten Einspruch. Es ist nur eine Maßregel im Interesse der Agrarier. Arif die Kino-Theater wirkt die Zensur gar oft ruinös, ebenso schädlich ist das Verbot von Zeitungen, die ohnehin sebr verschieden behan delt werden. Es ist richtig, über Ernährungs fragen darf die Presse jetzt etwas mehr schrei, len als früber, sogar amtliche Organe gehen gegen den Lebensmittelwuchcr vor. Ter stellv. Kriegsminisler Hal sich neuerdings das Recht herausgenommen, unbequeme Reichstagsred-n zu unterdrücken. Als Redner im weiteren über die Kaiserrede spricht, für die der Reichskanz ler die Verantwortung übernehmen müßte, wind er vom Präsidenten zur Ordnung geru fen, da es nicht gestattet ist, die Person des Kaisers in die Debatte zu ziehen. Oberst v. H o fsma n n : Ich weise die Angriffe auf die Militärbehörde und die Zen sur entschieden zurück. Wenn sich die komman dierenden Generale zu einigen Eingrijfcn ver anlaßt gesehen haben, so ist dies ihre Ps icht, Ivie hinter der Front f r Ruhe und Ordnung zu sorgen. Was die Veröffentlichung der betr Rcichstagsrcdcn lctrisst, so ist vom stellvertre tenden Kr.«gsminister nur verfügt worden, daß solche Reden nicht aus dem Zusammenhang gerissen werden sollen. Dagegen kann wohl niemand etwas entwenden. (Widerspruch links.) Abg. Gothe in (Fr. Vp): Ter Erlaß über die Reichstagsberichte ist ungesetzlich. Red ner bZpricht dann das Verbot der liberalen Zeitung in Greifswald. Tie -Forderung, den Redakteur sofort zu entlassen, fällt unter den Begriff der N ötigung. Ter' B irgfrieden wird durch meinen Artikel, wie es A'-g Dr. Ocrtcl behauptete, in keiner Weise gefährdet. Das General.'ommaudo in Altona lat erklärt, cs kümmere sich weder um den Reichstag, noch um die Minister. Jede Veröffentlichung der Friedensgesellfchasten wird verboten, die Frie dens-Blichhandlung mußte geschlossen wenden. Der Alldeutsche Verband kann aber tun und lassen, was er will. Den deutschen Pacifizisten hat man sogar ihre Pässe «'.'genommen. Was zur RechlfeAigung der Briefspcrrc hier gesagt worden ist, erscheint mir nicht beweiskräftig. Tie gesamte Frauenstimmrechts-Organisation ist unter die Briefspcrre gestellt worden und die durste nicht einmal mitgetcilt werden. In die Sprachenfrage sollten sich Militär und Poftzci am besten nicht ein mischen; die Schutzhaft dehnt sich oft auf Wochen aus, ohne daß eine Spur von Spionage vorhanden ist lieber die schweren Fehler der Militärdiktatur wird noch nach dem Kriege zu reden sein. Alle Beschwer den in der Kommission haben nichts genutzt, so daß wir sic jm Plenum Vorbringen müssen. Soll denn d'ic Willkür so wcitergehen? In der auswärtigen Politik ist natürlich im Kriege größte Zurückhaltung geboten Wir »vollen nicht die Steuern und Anleihen verweigern mit Rücksicht auf den Krieg. Abg. Stresemann (Natl.): DasFlugblatt, das Abg. Pfleger beanstandet hat, ist schon 1912 erschienen, ich bedauere, daß daraus Angriffe gegen den Evangelischen Bund hergeleitet wur- den, denen sich leider auch Abg. Oertel «ngc- schlossen hat. Auch wir wünschen keine kon fessionellen Streitigkeiten In der Frage der Schutzhaft stimmen »vir dem Antrag des Aus schusses zu, daß, den Verhafteten alle Rechts mittel gewährt werden, aber es darf auch die große Ausdehnung der Spionage nicht über- se'en werden. Wir wehren uns gegen die Briefzensur, wobei es uns gleich ist, ob sie sich gegen die Friedensgesellschaft oder gegen den Alldeutschen Verband richtet. Wir haben mit der Resolution des Zcntralvevbandes der na- tionalliberalen Partei dasselbe erlebt, wie Herr ?. Heydebrand, aber Herr Harde»» darf in seiner „Zukunft" über beides in gemeinster Wei se schreiben. Ich glaube nicht, daß die kom- mandierendeu Generale an allen ZenfurÄn Weisungen schuld sind, sie sind doch oft vom Auswärtigen Amt ausgegangen und die Ge nerale müssen dann ihre»» Buckel hergeben. (Heiterkeit.) Mich wunder», daß Herr Gothein die auswärtige Politik ganz aus dein Reichs tag ausschalten will. Wir wünschen kein« aus wärtige Friedensvermittlung und halten Herrn Wilson dafür in keiner Weise geeignet. Tic- Hand des Herrn Wilson weisen wir zurück. (Zurufe der Sozd,: Nem, das deutsche Voll weist sie nicht zurück!) Herr Wilson hat bis her noch keinen Finger gerührt, um England von dein Aushungerungskrieg gegen uns al zuhalten. (Zustimmung rechts.) Redner br tont, daß die Unverletzlichkeit der Reichstags abgeordneten im Landesverrat ihre Greirze findet. Ich verstehe nicht, das unsere Regierungen nicht einsieht, wie »richtig ein starker Reichstag für das Reich ist. (Bei fall) Staatssekretär Helfferich: Ich Hal e schon dargelegt, wie weit die Verantwortlick leit des Reichskanzlers für die Zensur geht Ter Abg. Stresemann hat von der Resolution des nationalliberalen Zentralverbandes gcsprr chen, aber ich kann versichern, daß keine Zi vilbehörde an dem Verbot beteiligt ist. (Abg. Bassermann ruft: Na?!) Im Ganzen wird di.- Zenfnr schon in möglichst erleichterter und eingeschränkter Form ausgcübt. Ich habe als Staatssekretär versucht, die Diskufffion der Steuersragen in Versammlungen möglichst zu gestatten, habe auch Verbots rückgängig gc macht. Zum Kriege gehört Disziplin. Ter Hauptgesichlspunkt ist der siegreiche Ausgang dieses Krieges. Abg. v. Graefe (D. Fr.): Man darf alle diese Fragen nicht mit der parteipoliti scheu Brille betrachte»». Tas deutsche Vol- weiß, was cs von England und seine»» Freun den in Ament« zu erwarten hat. Für die Ausdehnung der Zensur habe ich kein Ver stäudnis, ich glaubte, Herr v. Jagow würde auf die bekannten Mißgriffe etwas näher ein gehen. Staatssekretär v. Jagow: Meine Erklä r.iug war durchaus sachlich gewesen, die aus wärtige Politik konnte im Moment der Aus einandersetzuug mit Amerika keine Störungen ertragen. Der Artikel in der „Zukunft" unter lag nicht der Begutachtung des Auswärtigen Amtes. Abg. Sbadtsiagen (^oz. Arbeitsg ) rügt Zensurhärten gegen seine Partei, Staat, sekretäx Helfferich bezweifelt die Nützlich leit solcher Zensurdebatten. In der weiteren Debatte wurde Abg Scheide in a n n (Soz.), der dem Abg Hirsch (Ntl.) Unverschämtheit vorgeworscn hatte, zur Ordnung gerufen. Mittwoch 11 Uhr: Weiterberatung. 8. öffentliche Stadtverorbnetensttzung z« Hohevsteiu-Ernstthal am 30 Mai 1916. Der unter Leitung deS Herrn Vorstehers Lohse abgehaltenen Sitzung wohnten 16 Stadtverordnete bei, während das Ratskollegium nur durch Herrn Bürgermeister Dr. Patz vertreten war. Nach Vorlesung der Niederschrift der letzten Sitzung wurde zur Erledigung der Tagesordnung ge schritten und unter Ken«tni-«ahmen zunächst bekanntgegeben, daß in der letzten Sitzung deS Bezirksausschusses in Glauchau über die Verteilung der aufzubringenden Unterstützung an Textilarbeiter der Beschluß zur Kenntnis gebracht worden ist, zu den UaterstützungSkosten das Reich mit 66'/, Prozent, den Staat mit 16^F Prozent und Bezirk und Gemeinden mit 16'/^ Prozent heranzuziehen. Herr Stadtv. Grießbach nahm Gelegenheit, auf die infolge der Stillegung vieler industrieller Unternehmen in unserer Gegend geschaffene miß liche Lage yinzuweisen und empfahl, Schritte zu unternehmen, daß das Reich sämtliche für Textil arbeiter bestimmte UnterstützungSkosten übernimmt. Der Herr Vorsteher bezeichnete ein Vor gehen nach dieser Richtung hin als aussichtslos und auch Herr Bürgermeister Dr. Patz hob hervor, daß mit einer Uebernahme der gesamten Lasten durch das Reich niemals zu rechnen sei. Den Antrag des stellv. StadiverordnetenvorsteherS Herrn Krumbiegel, der zuständigen Stelle doch ein dieSbezügl. Gesuch alsbald zu unterbreiten, be zeichnete der Herr Vorsteher vorderhand als nicht annehmbar, empfahl vielmehr, eine abwartende Haltung zu bewahren und zu versuchen, den Bezirk zu gewinnen, um zu gegebener Zett ge meinsam eine Eingabe abgehen zu lassen, dem schließlich einhellig -»gestimmt wurde. Zu längeren Erörterungen gab hierauf die Versicherung von nichtversicherungspfltchtigen städtischer» Beamten bei der Allgemeinen Orts krankenkasse Veranlassung, die bereits in der letzten Sitzung Gegenstand eingehender Beratungen war. Bekanntlich nimmt der OrtLkrankenkaffen- vorstand gegen die Versicherung von freiwillig beitretenden städtischen Beamten insofern Stellung, als diese ausnahmslos in den unteren Klaffen steuern und nicht in den ihren Gehältern ent sprechenden. Ja einem neuerlichen bei dem Rate eingegangenen Schreiben deS Kassenvorstandes kommt zum Ausdruck, daß die Ortskrankenkasse an einer derart geübten Versicherung aus sozialen und finanziellen Gründen durchaus kein Interesse und sich demgemäß entschlossen habe, Personen, die freiwillig ihre Versicherung bewirken wollen, nur noch aufzunehmcn, wenn sie in die ihrem Einkommen entsprechenden Klassen steuern. — Die Versicherung der städtischen Beamten in den unteren Klaffen erfolgt lediglich aus dem Grunde, weil in einem Krankheitsfälle die Stadt- kaffe den l'Zfachen Betrag des Krankengeldes gewährt, während von der Krankenkaffe in der Hauptsache nur die Kosten für den Arzt und die Arznei bestritten werden sollen. Herr Stadtv. Bennewitz bezeichnete die
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)