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Mißachtung fremden Urheberrechts in Ungarn. — Die Wiener »Neue Freie Presse« empfing von der Wiener Verlags firma Karl Konegen die nachfolgende Zuschrift, die sie in ihrer Nummer vom 4. August 1904 zum Abdruck bringt: »Sehr geehrte Redaktion! Es dürfte Sie interessieren zu erfahren, wie in Ungarn die Urheberrechte geachtet werden. In der Anlage übersende ich Ihnen eine Nummer des »Budapesti Naplo«, in welcher eine Fortsetzung des in meinem Verlage er schienenen Romans »Schlicht, Erstklassige Menschen- in ungarischer Übersetzung enthalten ist. Es ist bezeichnend, daß weder der Name des Verfassers noch der des Übersetzers angegeben ist, ganz davon zu schweigen, daß um meine Genehmigung auch nicht welcher um Aufklärung ersuchte, ist überhaupt keine Antwort eingegangen, so daß ich mich genötigt gesehen habe, die Klage in Budapest anhängig zu machen. Mit mir würde der gesamte vor der weiteren Öffentlichkeit in das rechte Licht gerückt würde. Hierfür danke ich Ihnen schon im voraus verbindlichst und empfehle mich ganz ergebenst Karl Konegen.« Post. — Die französische Postanstalt in Zanzibar hat (den Leipziger Neuesten Nachrichten zufolge) aufgehört zu bestehen, so herrscht. Wertbriefe und Wertkästchen nach Zanzibar, die bisher durch das französische Postamt vermittelt wurden, sind nicht mehr zulässig. Für Postpakete bietet sich (außer den schon bestehenden Italien; die Gebühr ^beträgt bis 5 Kilogramm 4 ^ 65^. »Wie ich Buchhändler wurde.« (Aus »Kits krom an olck boolc süop«. Ü. N. 'Williamson. London 1904, Simpkin, Marshall, Hamilton, Kent L Co., Ltd. 6 p. net. Deutsch von C. F. Ahlgrimm.) — »Als ich noch ein Schulknabe war, hatte ich zwei Neigungen — die eine war: Buchhändler zu werden, die andre — Meßbudenbesitzer. »Die alte, von Hügeln umringte Stadt Selkirk ist auf einem weniger bekannte Tal des Ettrick und in weiter Ferne die um nebelten Gipfel der Hügel sehen, welche den silbernen Tweed über schatten. wir Jungen alltäglich mit bewundernder Neugierde hinein starrten. Der Buchhändler, dem der Laden gehörte, war ein alter Herr gutmütigen Aussehens, dessen Kleidung, Manieren und Sprechweise in unfern Augen der Gipfel der Achtungswürdigkeit waren. Wir schätzten ihn als einen weit bedeutenderen und wohlhabenderen Mann als der Minister, und der Lehrer war ein Niemand im Vergleich zu ihm. Er schien seine Zeit mit Schreiben, Lesen und Nachdenken zu verbringen. Niemals sahen wir ihn die Fenster reinigen, den Fußboden fegen oder den Laden ausstäuben. Er war in Schwarz gekleidet und immer so nett und sauber, daß er wie »frisch aus der Schachtel« ge kommen schien. »Wenn wir uns innerhalb des Geschäftsbereichs wagten, er schien aus einem rückwärtigen Raum ein junger Mann, um unsre bescheidenen Bedürfnisse zu erfüllen; unser idealer Buch händler erhob sich jedoch niemals von seinem Stuhl, noch würdigte er uns seiner Beachtung. Einstmals fuhr ein zwei- spänniger Wagen an der Ladentür vor, und zu unsrer Ver wunderung sahen wir den ehrenwerten Geschäftsinhaber in eigner Person unbedeckten Hauptes vor das Geschäftslokal heraustreten, mit einer würdevollen Verbeugung und ehrer bietigem Lächeln die Wagentür öffnen, indes ein liebliches Wesen aristokratischer Haltung leichtfüßig herniederstieg und in den Laden eintrat. Diese hübsche Dame war die Tochter eines reichen Edelmanns, der einen Landsitz in der Grafschaft hatte; und als wir unsre Gesichter an die Fensterscheibe preßten, konnten wir unfern Musterbuchhändler hinter dem Ladentisch sehen, wie er mit strahlendem und ehrerbietigem Ausdruck die Dame bediente. »Wenn wir Knaben unsre zukünftigen Lebensberufe erwogen, so entschieden sich einer wie alle dafür, Buchhändler zu werden. Wir wollten aber nicht erst als junge Männer Schieferstifte zu Penny oder Penny-Flaschen mit Tinte an kleine Jungen ver kaufen, sondern wir gedachten sofort flüggegewordene Buchhändler zu sein. Wie würde es doch schön sein, den ganzen Tag nichts tuend im Stuhl zu sitzen, ohne Aufgaben lernen oder eines Lehrers Prügel befürchten zu müssen, einen unbegrenzten Vorrat von Geschichten zum Lesen zu haben, dazu einen jungen Mann, der alle Arbeit verrichtete, und das Privilegium, mit eines wirk lichen Edelmanns Tochter zu sprechen und ihr zuzulächeln! — »Das große Ereignis des Jahres war für uns Schuljungen die Messe zu Selkirk. Noch jetzt erfüllt mich die Erinnerung an diesen großen Tag mit Vergnügen. An dem der Messe voran gehenden Tag gingen wir dem Meßvolk meilenweit auf der Galashielstraße entgegen. Wir sahen der Bildung der Züge zu und ^folqten mir^ngestümem^Jubelndem Triumph^ug d^r Truppe als Männer fühlend, und waren wahnsinnig glücklich. Der Flittertand war für uns wirkliches Gold, die schrillen Leierkasten klänge waren uns die herrlichste Musik, die tanzenden Mädchen »Einer der Meßleute war unser Held. Er war der edelste, größte, dickste und wunderbarste Mann, den wir je erblickt hatten; der Buchhändler war ein Nichts gegen ihn. »Hereinspaziert, Knaben unsre Pennies zahlten und die goldnen Stufen hinan schritten, fühlten wir ehrfürchtigen Stolz, von solch einem prächtig aussehenden Manne »Herren« genannt worden zu sein. sehen, seine Stimme die lauteste, die wir je gehört, er war der außerordentlichste Mann, zu dem wir jemals aufgeblickt, und das prächtigste Individuum, das wir je gesehen hatten. Er trug einen rarmoisinroten Rock, eine gelbe Weste und hellblaue Hosen, und auf seinem massiven Kopf saß ein hoher weißer Hut. Seine Finger waren mit Ringen bedeckt, und um seinen Hals lief eine schwere goldene Kette. Oh, wie ich mich sehnte, ein Meßbuden inhaber, Eigentümer eines Zirkus, eines dampfbetriebenen Musik werks, eines dressierten Esels zu sein, einem Clown zu gebieten, einen buntfarbigen Anzug zu^ tragen,^ eine Diamantnadel, einen Schneider, in die Lehre. »Bis zum heutigen Tage würde ich ein Schneider geblieben sein, wenn es keine Knopflöcher gäbe. Ich hatte die Knöpfe an- seiner Schere über die Knöchel. Heulend rannte ich nach Hause, und nichts hätte mich bewegen können, diesem Schneiderladen wieder in die Nähe zu kommen. Jetzt sogar, wenn ich meinen Geburtsort wieder besuche, gehe ich über die Straße auf die andre Seite. »Der Ehrenmann, der mich alte Bücher ein- und verkaufen unter dem Hammer des Auktionars zerstreut. Er war sehr spar sam, wahrhaft geizig, häufte ein kleines Vermögen an, verlor es aber durch die Herausgabe einer Zeitung, und der Gram darüber brachte ihn ins Grab. »Es gibt in Edinburgh fünf erfolgreiche Buchhändler, die ur sprünglich bei diesem Vater des Buchhandels angestellt waren. »Vor ungefähr fünfundzwanzig Jahren baute der selige Mr. Samuel Hunter einen Block von Geschäftshäusern in Leith Walk, fast in derselben Lage, wo William Chambers ein halbes Jahrhundert früher ein Geschäft angefangen hatte. Ich wagte es, einen der kleinsten neuen Läden (Nr. 325) zu mieten und zog an einem gewissen Samstag, im Dezember 1878 zum ersten Male die Läden auf. »Das erste Buch, das ich verkauft hatte, war eine Zwei- Schilling-Ausgabe von »Adam Bede«. Der Herr, der es kaufte, hieß Adam Black; er ist noch jetzt ein gelegentlicher Kunde, und ich freue mich stets, wenn ich ihn meine Bücher mustern sehe. »Während des Nachmittags kaufte ich von einem Mann ein Stunde später verkaufte ich es für 2 sü. 6 ä. und dachte, welch angenehmes und einträgliches Geschäft es doch sei, Buchhändler zu sein. »Wie glücklich fühlte ich mich an jenem Samstag Abend nach Geschäftsschluß. Ich hatte fast 4 ^ eingenommen und meinte, ein zweiter Nelson oder Chambers zu werden. Meiner Ansicht nach sind die Anfänge aller Dinge das interessanteste. In biogra phischen Büchern sind die ersten Anstrengungen, die sich mehren den Schwierigkeiten, die ersten Stürme im Kampfe des Lebens