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s. öffentl. GemeivderatS- Litzung z« Oberlungwitz am 3. Mai 1S16. Der Herr Gemeindevorstand eröffnete die Sitzung und unterbreitete den Versammelten zunächst eine Reihe von Mitteilungen, die u. a. die vorläufige Zurückstellung bet der Gemeinde verwaltung beschäftigter Personen vom Heeres dienst und den neuerlichen Eingang von fünf Zentnern Speck, von dem Haushaltungen bi« zu 2 Personen V. Pfund und darüber Vr Pfund erhalten sollen, betrafen. Kenntnis genommen wurde ferner, daß der Beitrag zu den Ver- pflegungSkosten der Wache im Hüttengrund vom 19. April an in Wegfall gekommen ist und daß am vergangenen Sonnabend in Dresden der Sparkaffenverband zum Zwecke der Errichtung einer Kreditbriefanstalt, der sich alle Gemeinden anschließen sollen, getagt hat. Die Mittel der Hilsekafle sind erschöpft, aus welchem Grunde eS notwendig ist, ihr 20000 Mark zuzuführen. Von hiesigen Fleischern wird Beschwerde darüber geführt, daß die Schlachtung von vom BezirkSverbande überwiesenen Schweinen seitens der Gemeinde vorgenommen werde. Man beschloß nach längerer Debatte, Aende- rungen vorderhand nicht eintreten zu kaffen. Sodann wurden die Gemeindevertreter von einigen Gesuchen in Kenntnis gesetzt, die teils in zustimmendem, teils ablehnendem Sinne er ledigt wurden. U. a. wurde infolge der gegen wärtigen Lebensmittelteuerung der Gehaltsauf besserung für den Hilfsnachtschutzmann zugestimmt, während ein Gesuch der Hebammen um Unter stützung abgelehnt wurde. Diesen Beratungen schloß sich eine nicht öffentliche Sitzung an, in der Steuer- und Spar kaffensachen Erledigung fanden. Verein für entlassene Straf gefangene i« »er Ephorie Glaucha«. Am 2. Mai, nachmittags 3 Uhr, fand im Speisesaale des Hotels „Stadt Hamburg" in Glauchau die Generalversammlung des Diö- zesanauSschusscS für Strafentlassene in der Epho- rie Glauchau unter Vorsitz von Herrn Pastor Ludewig statt. Nach dem Eingangsgebet be grüßte der Vorsitzende die Erschienenen, insonder heit Herrn Sly). Neumann und Hrrn Obcr- pfarrer Volkmann-Zwickau. Er gab darauf die Jahresberichte 1913—15 und die Rechnungs ablage über dieselbe Zeit. Des Krieges wegen war von einer früheren Einberufung abgesehen. 197 Entlassene sind in den Jahren in der Ephorie verpflegt worden und ist ihnen der Weg zur Umkehr nach Möglichkeit geebnet. Der Bericht wußte von Erfreulichem und schmerzlichen Ent täuschungen zu berichten und wollte zu neuer liebevoller Tätigkeit an den Entlassenen anregen. Der Kaffenbericht zeigte eine günstige Stellung deS Vereins, der mit 1938 Mk. Vermögen sich aller an ihn gestellten Anforderungen gewachsen zeigt. Herr Oberpfarrer Volkmann-Zwickau er hielt darauf das Wort zu feinem Bortrage über „Krieg und Kriminalität", der zunächst ein er schreckendes Bild vom Tiefstand unserer Sittlich keit malte. Daß der berufene Fachmann auf diesem Gebiete nicht zu schwarz malte, wenn er die vielen Kciegsverbrechen aufzeigte, konnten ihm die anwesenden Geistlichen und Laten nur bestätigen. Der Krieg sei der Kriminalität günstig, wenn auch zzt. dje Anzahl der Ge- fangenen in den Simshäusern zurückgegqngen sei. Besondere Acten der' Kctegskcimtnalität, ' wie Feldpostpaketunterschlagungen, Vorspiegelung von Wunden, Spionage, militärische Verbrechen, Un° sittlichkeit im Feld und daheim, Brandstiftung usw. werden namhaft gemacht. Die Folgen des Krieges seien durch zunehmende Verrohung der Krieger und durch Zuchtlosigkeit der Jagend auch für ein siegreiches Volk schlimm. Der 2. Teil behandelte die Frage: „Welches sind unsere Aufgebote gegen die Gefahr?" Zunächst ver mehrte Jugendfürsorge, sonst wachsen gefährliche Verbrecher heran; dann aber auch eine vermehrte Prophylaxe-Herabsetzung, bezw. Beibehaltung der Polizeistunde; Mahnen in Presse, Predigt und Seelsorge, die Unsittlichkeit zu meiden. Ts wurde hingewiesen auf Arbeitsvermittlung, besonders an Heimarbeiterinnen, und an Uebersührung der Jugend zur Landwirtschaft. Es gilt weiterzu- arbetten und nicht müde zu werden nach Jesu Vorbild. Die lebhafte Debatte, die entstand, nachdem der Vorsitzende dem Referenten gedankt hatte, zeitigte einige Vorschläge, wie man in den Kamps gegen das Verbrechen eintreten könnte. Der Vorsitzende wurde im Vernehmen mit der Kgl. Superintendentur beauftragt, zwei Petitionen, betr. Fürsorgegesetzgebung, Sonntagsheiligung und Kinowesen auszuarbeiten und an die ge ordneten Stellen im Namen der Versammlung einzureichen. Nachdem nach einige geschäftliche Maßnahmen beraten und beschlossen waren, fand die Versammlung nach 6 Uhr ihr Ende. BMKrieWcmise! AS MWM Roman von Karl Schilling. 26 Fortsetzung (Nachdruck verboten.) Dafür fingen die Augen des Freiherrn um so eifriger an zu arbeiten und zu forschen. Un geniert und lange musterten seine Blicke die Baronesse. „Zum Henker!" dachte er in seinen Gedan ken, „die Kleine ist wahrhaftig reizend!" Und wirklich bot Eva Marie gerade heute einen wunderlisblicheii Anblick. Auf den krau sen, blonden Löckchen und Haarwcllen spielten goldene Sonnensunken, sein und zart beschatte ten die langen, seidenen Wimpern die Augen, dazu die leise Röte scheuer Verlegenheit und u n den Mund ein Zug, wie ihn die Sehn sucht oder das Heimweh gräbt. Ja, die Ba ronesse war schön, wunderschön! Der Talwanger empfand dies immer mehr, und Ivas sich seit Wochen in ihm geregt, wuchs und gewann zusebends Macht über ihn. Es mußte doch begehrenswert und interessant sein, das junge Mädchen dort an sich reißen zu diir- ^cn und ihren Mund mit Küssen bedecken zu können. Dazu kam, daß die Baronesse aus uraltem, makellosem Adel stammte, und, soviel glaubte seine Menschenkenntnis Vorau szufehcn, sie wür de ihm sicher eine geduldige Gattin werden, die sich unbedingt allen Wünschen unterordnetc und etwaigen kleinen Seitenvergnügungen sei nerseits keineswegs Hindernisse in den Weg legte. In Gedanken ging er die gesamte heirats f'higc Damenwelt der Nachbarschaft durch und kam zu dem Ergebnisse: Nein, mit der Baro ncssc Eva Maric war wirklich keine zu verglei chen. So erklärte e) sich, daß seine Worte allmäh lich an Wärme gewannen und in seinen Augen ein begehrliches Leuchten aufstieg. Bon seinen Plänen und Entwürfen erzählte er ihr. Er beabsichtige, sein Schloß Talwang der Neuzeit entsprechend umzubaucn und cs mit allem modernen Komfort auszustatten, so daß selbst die verwöhnteste Tamc sich darin glücklich fühlen müsse. Wollte ihn denn die Baronesse gar nicht versieben? Er seufzte vernehmlich ein Paarmal. Wenn er nur nicht so allein wäre! Er sehne sieh nach einem liebenden Herzen. ilmncrklich hatte er sich dann der Baro nesse genähert. Nun faßte er ihre Hand. Erschrocken wollte sic Eva Mavie zurückzie l'cn. Tiefe Röte überflammte i^rc Wangen. Toch der Freiherr gab nicht nach. Nur noch fester umschloß er sic. „Eva Marie!" rief er, „darf ich diese Hand fürs ganze Leben halten?" und schon versuchte er, feine Lippen ihrem Munde nahe zu brin gen. Ta packle sie eine namenlose Angst. Fast hart stieß sie den Werbenden zurück. „Herr von Dalwang!" „Eva Marie, liebst Tu mich nicht?" Ge kränkt und erstaunt klang es. Eine unbeschreibliche Verwirrung üvcr'icl das Mädchen. Gedanken und Gefühle bestürm ten sie, und sie wurde nicht eins mit sich. Sic erinnerte.sich der Aeußerungen ihres Vaters, und mit einein Male ward es ihr klar, er, ihr Vater, ersehnte so heiß die Werbung des Talwanger, er würde sich freuen, tief und in nig- Dabei kroch aber ein kaltes Erschauern durch ihre Seele, und sie konnte es nicht weh ren, daß eine Furcht in ihr aufkeimte, als wollte ei>l großes Glück, das sie nur nicht zu benennen wußte, in ihr zerbrechen. Hilflos stand sic vor dem Manne, wie ein verschüchtertes Vöglein, das eine robe Faust aus dem sicheren Neste-gensien hat. Nock) immer wartete der Freiherr aus ihre " Antwort, hoffend, lauernd. Da fand ihre geängstigte ratlose Seele kei nen anderen Ausweg, als, daß sic weinte, bit terlich, unaufhaltsam, daß selbst dem harten Manne bange wurde. Da trat er zurück, aber noch hielt er ihre Hand fest. Wiewohl sich in seinem Innern zornige Enttäuschung und gekränkte Eitelkeit regten, besaß er doch soviel Gewalt über sich, um ihr in freundlichem Tone beruhigend zu sagen: „Baronesse, ich sehe, mein Antrag über rafcht und verwirrt Sie. Fassen Sic sich! Ge ben Sic mir beute keine cntscheidendeAutwort! Eine persönliche Angelegenheit ruft mich für die nächsten Tage ab. Gestatten Sic mir, oav ich nach Ablauf dieser Zeit abermals vorfprc ehe und meine Herzensfrage erneuere! Nur das: Ihre Entscheidung wird mir Lehensglück bringen oder mich elend machen! Darf ich nochmals bittend kommen?" EPa Maric versuchte, unter Tränen zu lä cheln. Stumm nickte sie. — So tief waren beide von dem Geschehenen gefesselt, daß sic ganz überhört hatten, wie im Nebenzimmer Schritte erklangen und sich je- mand der Rosenvcranda näherte. Ebe sic noch recht zur Besinnung kamen, stand sck'on der Baron von Wcttenslein hinter ihnen. Ein Strahl von Glück und Zufriedenheit flog über sein Gefußt, als er di« kleine schweb acndc Gruppe in ihrer wunderlichen, und dock' so leickt zu deutenden Verlegenheit erblickte. (Fortsetzung folgt.) Erbgericht Langenchursdorf. Sonntag, den 7. Mai: Grohes Extra-Konzert gespielt von der Hohenstem-Ernstthaler Stadtkapelle. Anfang 8 Uhr. Vorverkauf 40 Pfg. Abendkasse 50 Pfg. Ergebenst ladet ein Hermann Illing. ************ ********** ************ * M Neuheiten der Frühjahrs-Moden ; 5 in steifen und weichen * z Herren- und Knabenhitten, z r Mützen für Herren nnd Knaben r * in großer Auswahl zu bekannt billigsten Preisen * L empfiehlt L r Aül ÄUtk, Kürschnemeister, r z Oberlungwitz Nr. 87 t ************ ********** ************ EWO-FllWM in Plakatform gültig ab 1. 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