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§NIM W HohMni kiiWliln ApriM Tageblatt. Sparkasse Gersdorf. (Unter Garantie der Gemeinde.) Zinsfuß: 3Tägliche Berziusuug. Geschäftszeit: Montag« bi« Freitag« 8—12 und 2—5 Uhr. Sonnabends 8—2 Uhr, im Rathause, Zimmer Nr. 3. (Haltestelle der Straßenbahn.) Uebertragungen von Guthaben bei anderen Kassen erfolgen kostenlos und ohne Zinsenver- lust. Buchgebühren werden nicht erhoben. Strengste Geheimhaltung. Sn brutsche StueriWlvdericht vom Freitag. (W.T.B.) Graßet Haaptgaartier, 7. April. Westlicher Kriegsschauplatz. Durch einen sorgfältig vorbereiteten Angriff setzten sich unsere Truppen nach hartnäckigen Kämpfen in den Besitz der englischen, jetzt von kanadischen Truppen besetzten Trichterstellungen südlich von St. Eloi. In den Argonnen schloffen sich an französische Sprengungen nördlich de« Fort« de Pari« kurze Kämpfe an. Der unter Einsatz eines Flammen werfers vorgedrungene Feind wurde schmll wieder zurückgeworfen. Mehrfache feindliche NngriffSversuche gegen ' unsere Waldstellungen nordöstlich von Avocourt kamen über die ersten Emiätze oder vergebliche Tetlvorstöße nicht hinaus. Auch westlich der Maa« konnten die Fran zosen idre AngriffSabsichten gegen die fest in unserer Hand befindlichen Anlagen im Caillette- walde nicht durchführen. Die für den geplanien Stoß bereitgestellten Truppen wurden von unserem Artilleriefeuer wirkungsvoll gesoßt. Oestlicher Kriegsschauplatz Südlich des Nari cz-S.es wurden örtliche, aber heftige russische Angriffe zum Scheitern ge bracht. Die feindliche Artillerie war beiderseits de« See« lebhaft tätig. Balkan-KriegSschauplatz. Die Lage ist unverändert. Ober st« HeereSleitun . (Wiederholt, da wegen zu späten Eingänge« die Aufnahme in einem «U der vorigen Nummer nicht möglich war.) Sie Wert« vor Derdu«. In den Berichten der, Heeresverwaltung, so heißt es in einem tief ergreifenden Aussatz des Kriegsberichterstatters der „Voss. Ztg.", Colin Roß, siebt nichts von dem, was um die Namen Bethincourt, Toter Mann, Vaux, Avocourt «inen unvergänglichen Schimmer von Mut und Treue und Selbstaufopferung gewoben hat. Aber die daheim sollen alles hören, alles. Keine Schilderung kann packend und lebenswahr genug sein, damit auch ihre Herzen ganz voll und stark von den: sind, das an der Front an Herrlichem und Großem sich offenbart Wofür kämpfen sie denn! Wofür liegen sie tagelang im Granatfeuer, schaudernd, frierend und dürstend zwischen Toten und Sterbenden in Schlamm und Wasser! Wofür grüßen sie stündlich den Tod, wenn nicht für Euch daheim? Die Tausende und Millionen decken mit ihren Leibern Deutschlands Herd, wortlos, ohne dies für etwas Besonderes zu halten, ohne Dank oder Anerkennung zu erwarten, tun sie ihre Pflicht, nein, hundertmal mehr als ihre Pflicht. Sagt nicht „Helden" von ihnen. Das Wort ist abgegriffen. Und sie sind mehr als Helden. Ter Held, der sein alles au eine kühne Tat setzt, kennt den Einsatz, kennt aber mich den Preis, der Ern winkt. Und der lockende Ruhm wiegt reichlich die Gefahr aus. Aber was winkt denen, die in diesem Kriege tausendfach stürmen und bluten, ohne daß ihr Name auf die Nachwelt kommt, ja obne daß er selbst über den kleinsten Kameradenkreis hinaus genannt wird? Manches schwache Männlein ist darunter, das im Frieden vor einem bissigen Hunde davonlief; und das liegt nun im wütendsten Granatfeuer im zerschossenen Graben, ohne zu mucksen, und springt aus das Signal »'ne Zögern hinaus, ohne Zaudern, ohne Besinnen dem Tode entgegen. Es ist etwas wunderbares um den Geist an der Front! Um einen solchen Geist — nach mehr als anderthalb Jahren Krieg! Eine heilige Flamme brennt hier vor dem Feinde, von der alle voll sind. Mann wie Führer. Wie im Anfang des Krieges ist es. Als wären nicht lange" Monate seitdem vergangen voll Blut und Qual, voll Schmerz rind Enttäuschung. Denkt an die Tage der Mobilmachung. Damals war alles heilig, rein und groß. Bewahrt Euch ein kleines Flämmchen davon im Alltagsleben. Sie sterben ja für Euch! Täglich, stündlich. Seid stark! Hofft! Glaubt! — Noch immer ist ja Krieg. Noch immer sind wir in Not. Und es ist ein ebenbürtiger erbitterter Gegner, dem der letzte entscheidende Kampf gilt. Frankreich kämpft um seine Existenz. Und es ist nicht schwächer als wir: weder an Mannschaften noch an Geschützen oder Munition. Eines irur entscheidet: der Wille und die Nerven. Jedes zweifelnd«, herabsetzende Wort ist ein schleichendes Gist, das eine froh«, starke Hoffnung tötet und mehr schaden kann als tausend Feind«. Nur wenn wir tiefinnerst davon überzeugt sind, werden wir siegen. Wir haben es mehr als einmal erlebt, daß der effektive Ausgang eines Gefechtes so unentschieden war, daß alles davon abhing, Iver sich als Sieger füllte und demgemäß handelte. Ein winziges Plus von Willen und Nerven ist es häufig, das die Entscheidung beeinflußt und die Wage sich zugunsten des Willensstärkeren senken läßt. Der dies schrieb, hat den Krieg in zwei Weltteilen kennen gelernt und in diesem Kriege aus allen Fronten gekämpft, aber eine solche Intensität des Kampfes wie hier vor Verdun ist unerhört und fast unvorstellbar. Kein Bild, kein Gleichnis kann einen Begriff von der Konzentration von Geschützen und Geschossen geben, mit denen beide Gegner gegeneinander wüten. Ich sah Truppen, die in diesem Feuer Tage und Wochen ausbielten, denen in exponierten Stellungen kaum Verpflegung vorgebracht werden konnte, denen die Kleider au! dem Leibe nicht trocken wurden und die dennoch, starrend vor Schmutz und Nässe, den Elan und die Frische zu neuem Stürmen hatten. Wir glauben an den Sieg, Mann wie Führer. Wir glauben und vertrauen einander. Es gießt in Strömen, Hagelschloßen prasseln dazwischen. Da liegen sie nun in ihren frisch eroberten Stellungen, in ihren flachen Gräben, die weder gegen das Unwetter noch gegen das feindliche Feuer Schutz bieten. Sie liegen Mann an Mann, die Toten neben den Lebenden, und halten noch, durchnäßt und erschöpft, die Wacht gegen den Feind. Wir können es ihnen nie danken, nie vergelten. Wir können nur danach trachten, so rein und stark zil werden wie sie, die der Tod geheiligt Hot. Holland. Die holländische Presse ist fortgesetzt ernst gestimmt und betont, daß das Königreich noch nicht aus der Gefahr heraus sei, in den Krieg gestürzt zu werden. Die Blätter weisen auf den Ernst des Wortes bin, daß die holländi sche Regierung eine Steigerung der Gefahren fürchtet, und meinen, das sei wahrscheinlich so zu deuten, daß eine oder mehrere der kriegfüh renden Mächte in nächster Zukunft dazu ge bracht werden könnten, die Neutralität der holländischen Gebiete nicht länger so gewissen hast wie bisber zu schonen. Wenn die hollän dische Regierung von ihrem unerschütterlichen Entschlusse spricht, di« Neutralität genau so zu handhaben wie bisher, so ist das eine War nung für beide kriegführenden Parteien. Die Negierung gibt keine Andeutung, von welcher Seite die Gefahr drohen könnte. Aber so viel i t klar: keine Handlung und keine durch eine der beiden Parteien veranlaßte Tatsache darf der anderen Pattei den Vorwand dazu liefern, es auch itnerseits mit Hollands Neutralität weniger genau zu nehmen. Englische Lauduagsabstchtea. Es besteht kein Zweifel darüber, daß Hol- land von England um die Erlaubnis des Durchzugs durch das seeländische Flandern an gegangen worden ist, heißt es laut „Voss. Ztg." in einem Privatbries an ein Stockholmer Blatt, der nicht aus Kreisen der Mittelmächte ber- rührt. England wollte dazu die durch den „Tubantia"-Fall in Holland entstandene Miß stimmung benutzen. Die Wachsamkeit der hol ländischen Regierung und der deutlich kund gegebene Wille des holländischen Volkes, seine Neutralität zu verteidigen, hat in England starke Mißstimmung hervorgerufen. Tie eng lische Regierung scheint sich daher entschlossen zu haben, den Landungsplan zu vertagen. Daß sie einen solchen Plan gehakt hat, und daß er noch existiert, unterliegt keinem Zweifel. Unterwerfung o»er Widerstand? Die Aufhebung der Londoner Seerechtsde- llavation durch England ist, wie ein von der „Köln. Ztg." wiedergegebencr amtlicher Artikel der „Züricher Post" ausführt, einer der schwer- sten Schäden, wenn nicht der schwerste, der den nordeuropäischen Ländern verletzt werden konnte. Besonders wird darunter Holland lei den das überdies durch seine geographische Lage gefährdet erscheint. Würde Holland ge zwungen, seinen Ueberseehandel soweit einzu schränken, daß es auf Notrationen gesetzt wür de, so bliebe ihm nur die Wall zwischen Un terwerfung unter eine solche Zwangspolitik oder Widerstand. Entspauuung der Lage. Wie aus Middelburg gemeldet wird, können die Angestellten der holländischen Staatsbabn, die während der letzten Woche ihren Tienstott nicht .'erlassen durften, seit gestern wieder Ur- laub erhalten. Das MMWa. Roman von Karl Schilling. 6. Fortsetzung (Nachdruck verboten). Und wieder stand dos Erlebnis des ver gangenen Abends vor ihrer Seele, wieder glaubte sie, das feine Kreischen der zerbrechen, den Fiedel zu hören und wieder erinnerte sie sich der dunklen Augen, die mit so unerklär lichem Aus drucke auf ihr geruht hatten. Sie, deren Denken und Fühlen sonst so einfach, klar und sicher verlief, geriet heute, beim Vernehmen der unerwarteten Botschaft, in sinnendes Träumen und wußte nicht, sollte sie sich über die Kunde freuen oder war es Mißstimmung, Unlust, was ihr Inneres so seltsam beunruhigte. Aus all' dem Denken stieg aber endlich licht und deutlich das eine hervor; kindlich- herzliche Freude und standesgemäßer Stolz, nun an ihrem Beschützer die Dankesschuld al tragen zu können. Je mehr sie sich in diese Gedankenwelt hin-- einlebte, um so mehr empfand sie Achtung und Mitleid mit ihm, der um ihretwillen seine Gei ge geopfert hatte und der trotz seiner Armut zu vornehm war, für seine Tat Geld anzu nehmen. Und als sie erwog, in welch' wundersamer Weife er die Quelle am Harzbühl aufgespürt hatte und mit welcher Seelentisse er die Ficdel zu meistem verstand, konnte sich auch ihre junge Seele dem Romantischen, das seine Per son umgab, nicht ganz entziehen. Es spannen sich Gedanken und Träume gar gut auf der breiten Schloßveranda, die Eva Matte scharr seit Jalren zu ihrem Lieblings platze sich erkoren hatte. Don hier aus bot sich ein lieblicher Aus- blick über das Gefreite mit seinen grünenden Fluren, den fruchtschaffenden Aeckem und den weißen Häusern on Wellerrode mit den roten Ziegeldächern; als wirkungsvoller Ctimmungs- bintergrund baute sich der dunkle Wald mit seinen hochragenden Stämmen aus. U>n das Gebälk der Veranda kletterten in zahlloser Fülle die feinen blaßrolen Blüten der Heckenrose. Wer das erste Reis zu dem mäch tigen Rosenstocke, der mit seinen Annen die ganze Morgenseite des Schlosses umgriff, ge steckt hatte, wußte niemand mehr zu sagen; irgend ein Ura'ne nmr'S. Aber sein Herz würde in lebhafter Freude schlagen, könnte er seben, welchen Zauber seine Pflanzung der Birg verlieb-, sei es, daß das erste Frübrot all' die Tausende von Blüten zart und fein überhauchte, sei es, daß sie warm und klär in der Mittagsbelle leuchteten, oder sei es, daß der nächtliche Mondesglanz seine Silberfiäden zwischen das dunkle Laubwerk stocht. Und wenn sich d>e Baronesse Eva Matte mit ibren lachenden Augen und dem blonden Gewest ihres Haars aus ast' der Blütenpracht bog, dann konnte der Wanderer wobl meinen, ein Stück Märchentraum wäre hier zur Wirk lichkeit geworden. Sinnend suchten jetzt ibre Blicke die Feme und unberührt richt die feine Häkelarbeit vor ibr auf dem Tischchen. So tief schienen ibre Gedanken gefangen zu liegen, daß sie kaum gewahr wurde, wie sich die Balkontür öffnete und Sepp, der grauköpfige Schikoßdiener, in der blauen, abgetragenen Livree erschien und mit unterwürfiger Miene meldete: „Freiherr von Talwang!" Ohue die Antwort abzuwarten, riß er gv- wandt die Flügeltür« auf und ließ den Be such eintreten. Und als er dann hinter ihm die Türe wieder langsam und geräuschlos schloß, glitt ein verständnisvolles, listiges Lächeln über sein faltiges Gesicht. Ter müßte ja mit Blindheit geschlagen sein, der nicht Voraussagen könnte, daß der Freiberr von Talwang der Bräuti gam der gnädigen Baronesse und damit der einstige Schloßherr von Wettenstein werden würde! 3. „Wald^arfen viele taufend stehn Festwurzelnd am Gelände, Die schlägt der Wind, darüber geh'n Läßt er die starken Hände. Wie Wolkenflug vorüber wallt Das Schauem in dm Zweigen, Ms es dahinstirbt und verballt In Flüsterhauch und Schweigen." Die Strahlen der späten Nachmittagsionne ruhten noch weich und voll auf der Waldwatte im Wettensteiner Grunde und gaben den: dun kelgrünen Waldefeu, der das graue Gemäuer des niedrigen Baues in regelloser Ueppigkeit bis zum Dache überkleidete, einen wilden, warmen Glanz. Auf dem schmalen Simse des weitgeöffne ten Fensters saß keck eine Goldammer und drebte ihr seines Köpfchen geschäftig hin upd ber, als wolle sie mit ihren klugen dunklen Augen erspähen, was das seltsame Haus in seinem Innern wohl berge. Dott, in der fttschgetii achten Stube stand Protowska. Seine Hand hielt einen Hammer, und Prüfend musterte sein Blick ein Bild, das er soeben an der Breitwand des Zimmers be festigt hatte. Es war ein keineswegs wettlo ser Buntdruck, darstellend „Aufbruch zur Jagd." Bei seinem vorgestrigen Besuche der Nachbar stadt gewahrte er ihn im Laden eines Altwa renhändlers, und es bedurfte nur weniger Gro schen, so wurde der Handel abgeschlossen. Mit geschickter Hand verstand er, aus wen chem Tannenholz einen schlichten, gefälligen Rahmen dazu zu schnitzen, so daß das Ge mälde nun wirklich als stimnmngsvoller Schmuck wirkte. Ueberbaupt, für Ordnung und Schönheit schien der neu« Bewohner der WaLdwarte viel Sinn zu besitzen. Was hatten die paar Wo chen, in denen er hier Herrenrechte besaß, nicht aus dem verwahrlosten Häutzchen ge macht! Mit herzlicher Dankbarkeit empfing er die Boten des Barons, einen Knecht, zwei Mägde und verschiedene Handwetter, die auf Befehl die Säuberung und Verschönerung der ver nachlässigten, schmutzigen Wohnung vornehmen sollten. Staunend gewahrten sie, mit tvelcher ge lassenen Sicherheit er seine Anordnungen traf, und gar nicht genug wußten sie zu rühmen, mit welchem Geschick und welchem Geschmack er die «rüsseligen Möbelstücke so zu stellen ver stand, daß der selige Wönidl Pankraz seinen Wohnraum wohl nimmer erkannt haben würde. Selbst die braungezöpfte Mechthild, die den: fremden Mann« mit auffälligem Eiser ihre und ibrer Mutter Dienst« anbot, und mit gro ßer Klugheit Gründe fand oftmals in der Waldwarte vorzufprechen, schlug in ehrlichem Erstaunen die Hände zusammen, als sie das erstemal die Wohnung in dem neuen Glanze erblickte. Auch die etwas kleine Küche, die sich an die Wohnstube schloß, glich einem Schmuck kästlein Hier hatte der neue Besitzer das Auf- räumen gründlich besorgt. Nicht einen Tester, nicht einen Topf wollte er aus dem Nachlasse seines Vorgängers über nehmen. (Fortsetzung folgt.)