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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 08.04.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-04-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191604089
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19160408
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19160408
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-04
- Tag 1916-04-08
-
Monat
1916-04
-
Jahr
1916
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 08.04.1916
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nen entsprechenden Durchmesser und ein Ge- wicht von einer Tonne. Sie sollen mehr Sprengstoff enthalten als die deutschen Geschos se. In Kürze, so prahlt das Blatt noch, wer den noch stärkere Kaliber geliefert werden. Die Deutschen pflegen neue Granaten schwe ren Kalibers praktisch zu erproben, indem sie sie gegen feindliche Befestigungen verfeuern. In Frankreich stellt man sie zur Schau. Das spricht Bänd«. Zudem sind Meldungen dieser Art, wie man sich erinnern wird, in Frakreich bereits vor 1^ Jahren und später o't genug vom Stapel gelassen worden, ohne sich in der FoNge zu bewahrheiten. Sie sollen wohl in der Hauptsache dazu dienen, den gesunkenen Mut der Bevölkerung wieder aufzufrischen. Sie ZeMlinmgriffe auf England Wie der Londoner Gewährsmann dek Rotter damer Berichterstatters der „Voss Ztg " meldet, ist die Aufregung über die Zeppeltu-Angriffe i» ganz England bedeutend. Noch kein Angrif hatte so enorme Folgen wie die Angriffe vom Sonnabend und Montag. Privotmeldungen der Presse, welche der Zensor nicht freigab, enthielten Mitteilungen über 420 getötete und verletzte Personen, von denen viele in militärischen Diensten standen. Die Zahl der Brände und Explosionen war in der Umgebung Londons sehr groß. Die Docks und Arsenale sind abgesperrt, damit nie mand die Wirkungen der Luftangriffe feststelUn kann. Ausländer, die England verlassen wollen, müssen acht Tage warten. Die Zensur ist so scharf wie nie zuvor. Veröffentlicht wird über die Zeppelin-Angriffe, was das amtliche Presse bureau lanciert. Man sieht auch im KriegSam ein, daß da« bisherige Abwehrsystem nichts taugt Die Luftschiffe haben mit ziemlicher Treffsicher heit alle militärischen Anlagen, die Scheinwerfer- stände und Geschütze bombardiert, so daß sie genau orientiert zu sein scheinen, wo ihnen Ge fahr droht. ES geht eine Beunruhigung durch da« Land, die die Regierung mit ihren ewigen Versprechungen nicht mehr beseitigen kann. In den Kiistenorten und Vororten von London sind bereits die Keller in Schlasstätten umgewandelt. In London machen sich viele Familien zur Ab- reise bereit. Rese Zahlen de« Lustaugriff aas Lautea. Die Basler Blätter melden: Beim letzten Lustangriff auf London wurden dort insgesamt zwei Offiziere und 36 Soldaten getötet. Der Lustabwehrdienst hat in den nördlichen Stadt- teilen und in den Küstengebieten vielfach versagt, so daß eine Anzahl Osfiztere de« Luftabwehr- dtensteS ihren Posten verlaffen mußten. Der See-Krieg, versenkt. Nach einem Telegramm aus Malta ist der Dampfer „Elan Campbell" auS Glasgow im Mittelmeere durch ein deutsches Unterseeboot torpediert worden. Die Mannschaft würde ge rettet. — Nach einer Lloydmeldung aus Havre ist der norwegische Dampfer „Baus" torpediert worden. Vier Mann der Besatzung werden vermißt. Der englische Dampfer „Berwindvale", 5242 vruttoregistertonnen, ist versenkt worden. — Nach einer «eiteren Meldung sollen Amerikaner an Bord gewesen sein. Lloyds meldet: Der britische Dampfer „Zent" (3800 Bruttoregistertonnen) wurde versenkt. Die Besatzung ist gelandet. Aufgebracht! AuS Malmö wird gemeldet: Der schwedische Schoner „Als", von Strömstad mit Grubenholz sür England unterwegs, ist mit Beschlag belegt und südwärts geschleppt worden. Sperrung de» KaualS. England hat den Kanal effektiv gesperrt und gestattet nur zu gewissen Tagesstunden die Durch fahrt. Die englische Regierung erklärte, mit der Fortdauer deS Krieges habe sich die Notwendig keit gezeigt, weitere Güter auf die Bonnwaren liste zu setzen, und e« gäbe einige Waren, die demnächst darauf gesetzt würden. Eine volle Liste der unbedingten und bedingten Bannwaren würde dann den Neutralen zur Information gestellt werden. Starke englische Geschwader i« der Nordsee. Die Eyristtaniaer Zeitung „Tidens Tegn" läßt sich auS Aalesund telegraphieren, aus Spanien angekvmmene Schiffe wären unterwegs in der Nordsee starken englischen Schiffsverbänden be gegnet. EmS davon fei 60Einbeiten stark gewesen und habe sich auf der Fahrt südwärts befunden. Etn anderes Schiff begegnete ungefähr gleichzeitig an der nördlichen Westküste nahe dem Lande einem englischen Geschwader von 17 Schiffen, das nordwärts ging. Berechtigte Abwehr. DaS Berner Jntell-genzblatt schreibt in Besprechung der durch die Drohungen der Alliierten hervorgerufenen Verschärfung des deut- schen Unterseeboot- und Zeppelinkrieges u. a.: „Man wird diese Art nicht als die humanste bezeichnen können. Sie ist aber in einer Zett, die über die Gesetze und Rechte der Neutralen und jede Humanität zur Tagesordnung überging und sich die Aushungerung eines Volkes vor 70 Millionen zum Kriegsziele setzte, nicht mehr als unzeitgemäß zu empfinden, umso weniger, als diese Kriegsart eine direkte Gegenwehr der AushungerungSmethode darstellt. Wenn eS überhaupt möglich sein sollte, die Schrecken deS Krieges einzudämmen, oder ihm ein Ende zu setzen, so muß in erster Linie sür eine Beendigung des englisch-deutschen Zweikampfes gesorgt werden." Srr SfttrrtitM-iMrW SnmlWrhericht (W.T.B.) Wie», 6. April. Amtlich wird verlautbart: Russischer und Südöstlicher RriegSschaupIatz. Nichts Neue». Jt«lie»1scher Kriegs sch «»platz. Auf der Hochfläche von Doberdo wurden östlich Selz die unlängst vom Feinde genommenen Gräben vollständig gesäubert. Italienische Gegen angriffe scheiterten. Im Ledro- und Judikarien- Abschnitt unterhielt die feindliche Artillerie ein lebhaftes Feuer. Angriffe schwächerer italienischer Kräfte gegen unsere Stellung nordöstlich des Ledro-Sees und im Daonetal wurden abgewtesen. Sonst beschränkte sich die Kampftätigkeit auf mäßiges Geschützfeuer in einzelnen Abschnitten. NuhmeStat sächsischer Trappe». König Friedrich August hatte am 6. April von dem Kommandierenden General eines Re- servekorpS etn Telegramm des Inhaltes erhalten, daß das 1. und 2. Bataillon deS Infanterie- Regiments Nr. 192 am 5. April mit großer Tapferkeit H. erstürmt haben. Der König hat darauf dem genannten Truppenteil nachstehendes Telegramm gesandt: „Nach Meldung deS Kom mandierenden Generals haben zwei Bataillone deS Regiments mit großer Tapferkeit gestern H. erstürmt. Ich spreche dem Regiment meinen wärmsten Dank und meine vollste Anerkennung sür diese neue schöne Tat der jüngsten Truppe der Armee aus." Ter Keifer «n p»» Kanzler. Der Kaiser hat den Reichskanzler telegraphisch herzlich zu den kraftvollen Worten beglückwünscht, mit denen er im Reichstage von neuem unsere Stellung zur Vergangenheit und Zukunft darge- legt hat. W»fKhru«g Per S»«»erzett ia Te»tschl»»p. Der BundeSrat hat gestern beschlossen, daß in der Zeit vom 1. Mai bis zum 30. September 1916 an Stelle der mitteleuropäischen Zeit, die in Deutschland durch das Reichsgesetz vom 12. März 1893 eingesührt ist, als gesetzliche Zeit die mittlere Sonnenzeit deS 80 Längengrades östlich von Greenwich gelten soll. DaS bedeutet, daß die Uhren sür diese Zeitspanne um eine Stunde vorze stellen find. D mgemäß wird der 1. Mai 1916 bereits am 30 April 19 l6 nachmittags 11 U^r beginnen, der 80 September 1916 aber um eine Stunde verlängert werden, damit am 1. Oktober 1916 die mitteleuropäische Zeit wieder in Kraft treten kann. Der Papst über Pen Friepea. Der P -pst hat zum englischen Premierminister ASquith, Rotterdamer Meldungen zufolge, viel v m Frieden gesprochen, den er sehnlichst herbei- wünsche, damit der Glaube an die Menschenliebe nicht auSgerottet werde. ES sei falsch, so sagte der Papst, wenn noch ein kriegführender Staai behaupten wolle, die Zett zum Frieden sei noch nicht gekommen. Er sei fest davon überzeugt, daß alle Völker den Frieden verlangen. Der Wille der Völker müsse geachtet werden, ehe die Menschen alle Hoffnung auf die Zukunft verlieren. Deutscher Reichstag. ? Sitzung vom 6. April. X Tie zweite Lesung deS Etats wird fortg«. setzt beim Etat siir den Reichskanzler und die Reichskanzlei. Abg. Payer (fortschr. Vp.): Aus die Unterseebootsfrage werde ich nicht eingelen, nachdem die Kommission eine Einigung erzielt hat. Lie Rede des Reichskanzlers wird im Ausland« Aussehen erregen, im Jnlande Hai sie Befriedigung hervorgerufen, auch bei denen, die nicht mit allen Einzelleiten einverstanden sind Keine Macht der Feinde ist imstande, uns das wieder zu entreißen, was wir bereits besitzen. Im Osten werden Veränderungen not wendig fein. Belgien wird dleUcn, aber ein äußerlich und inner ich anderes Belgien als es vor 1914 war. Ter status quo ante kann sich nicht wiederholen. Ter Negierung kann man Besonnenheit und Energie nicht absprcchen. (Ter Reichskanzler und Staatssekretär von Capelle betreten den Saal.) Btt den Gegnern ist von Friedensneigung noch nichts zu wer ten, und solange dies nicht der Fall ist, müs sen wir durch die Tat militärischer Handlun gen wirken. Tie europäischen Neutralen sind in keiner beneidenswerten Lage. Holland sieht sich gezwungen, seine Küsten militärisch zu be setzen, nicht gegen uns, sondern gegen England Und seine Bundesgenossen. Man will ihm setzt die Kehle zuschnüren, um Deutschland den Atem zu nehmen. Wie mit Holland, so ver- knüpfen uns auch mit den Vereinigten Staaten Bande des Blutes, und auch hier ist die uns untergeschobene Absicht kriegerischer Pläne nicht wahr. Unser Bündnis zu Oesterreich-Ungarn und den Bal'anstaaten muß wirtschaftlich, po litisch und militärisch ein dauerndes werden. Hinsichtlich des uns angedrobten Handelskrieg ges, der uns noch nach dem Friedensschluß zu gedacht ist, sind die Feinde schon bescheidener geworden. Gegen gesetzgeberische Maßnahmen der Gegner werden wir uns schützen können. Abg. Tr. Stresemann (natl.): Heer und Marine, welche die Ehr« der deutschen Flagge verteidigen, gebührt unser Dank. Möge in unseren Schulen mehr von Moltke und von Hindenburg gelehrt werden als von Cäsar und Alexander. Bei Hindenburg erscheint zu sei- nein Militärjubiläum das ganze deutsche Volk als Gratulant. (Bravo.) Möge das Geschick uns diesen Mairn noch lange erhalten. Auch das, was hinter der Front geschieht, ist nicht hoch genug zu würdigen. (Sehr richtig ) Die Interessen her Neutralen sind von Deutschland I minutuös Kw^rk worden. Was uns zudem i Interseebootantrag veranlaßt hat, ist in dem I Beschluß der Kommission modergelegt. Die I Brücken einer. Verständigung werden immer I chwerer gefunden ' werden, wenn man hört, I »aß unsere Fttnde unser Volk, das kulturell I ür die Menschheit so Unendliches geleistet hat, I Sardaren und Hunnen nennen. Wir haben I ruhig zugesehen, als Frankreich Marokko nahm I und Italien Tripolis okkupierte. Wir haben I uns der englischen Expansion gegenüber ruhig I veralten, da wir Frieden haben wollten, und I der Dank dafür: Eine Welt von Feinden, voll I von Haß und Leidenschaft. Wir sehen die Sicherung eines dauernden Friedens nur in einem starken, unangreifbaren Deutschland, in einer Sicherung nach Osten und Westen. Wenn Belgien nicht wieder ein Vorwerk der Feinde werden soll, so muß: dort auch die militärische, politische und die wirtschaftliche Obergeltung Deutschlands sichergestellt werden. Aus dem Meere mutz deutsche Seegeltung herrschen. Die Behandlung Griechenlands durch die Entente ist schamlos. Ter Forderung auf Rechtsfähig-» keit der Berufsvereine und ihre baldigste Rege- lung stimmen wir zu. Das Wahlrecht in den Bundesstaaten mutz freier werden. Wir erstre- ! ben ein größeres Deutschland, aber auch ein freieres Deutschland, frei nach außen und nach innen. (Lebhafter Beifall.) Acg' Gvaf Westarp: Unser einziges Ziel ist Durchführung des Krieges und Er- ringung des Sieges. Vor diesem Ziel muß alles zurücktreten, was die Einigkeit stören könnte. (Unruhe.) Das preußische Wahlrecht ist nicht Sache des Reichstages (Widerspruch.) Alle Teile des Volkes haben willig die schwe ren Lasten des Krieges getragen, sie wollen keinen schlechten Frieden- Ter Friedenswunsch im Auslande tritt nur sebr vereinzelt zutage. Von allen Seiten klingt uns immer wieder das Wort wn der Niederkämpsung Deutschlands entgegen. Da müssen wir die Zähne zusam- menbeißen und den Kampf fortfetzen. England müssen wir auf die Knie zwingen, denn es iß das Herz und Hirn der uns feindlichen Koa lition. Wir müssen es zwingen, seinen Aus- l ungerungsplan aufzugeben. Bei unserem See- und Unterseebootsktteg sind wir immer wieder auf Hindernisse gestoßen. Fest stell das Urteil über die amerikanische Neutralität, die es zuließ, die Feind« mit Geld und Mu nition zu unterstützen. Ebenso steht aber auch unser Wille gegen unberechtigte An- und Ein sprüche Amerikas. Tie berechtigten Interessen der Neutralen ha'en wir stets gewahrt, wir lassen uns aber nicht abbringen von der An wendung unserer Abwehrmittel gegen die AuS- bungerungspläne. Mit der Zustimmung zu der Kommissionserklärung haben wir unsere Grundsätze nicht aufgegeben. (Hört, hört links.) Nach Osten wie nach Westen muß das Reich geschützt werden. Wir müssen einen Po sitiven Erfolg erzielen, daß Belgien fest in un serer '.öand bleibt. Alles verdanken wir den unvergleichlichen Heldentaten unserer Truppen, dem GeneraliAdmarschall von Hindenburg (Bravo) und unseren Helden. Danken wir ihnen durch ausgiebige Fürsorge für dieKriegs- beschädigten und Hinterbliebenen. Alles, was liier geschieht, soll ein Gruß sein für unsere tapferen Truppen zu Wasser und zu Lande, daß das deutsche Volk einmütig hinter ihnen steht. (Lebhafter Beifall rechts.) Abg. Tr. Werner (deutsche Fraktion): Wir schließen uns den Tairkeswotten siir un sere Truppen an- Ein besonderer Dank gebührt dem Grasen Zeppelin. Zeitungen, wie dem „Bevliner Tageblatt", ist das freie Wort ge stattet, nicht aber den sonstigen deutschen Blät tern und Männern. Auch in wirtschaftlicher Beziehung muß der Burgfriede gewahrt wer den. Tie kleineren sel ständigen Betrieb« miis- sen geschützt werden. Die deutsch« Mode mit ihrer sinnlosen Stofsvergcudung ist ein Hohn auf die Notlage des Volkes. Was angestrebt werden muß, ist die völlige Sicherung Deutsch lands. Ter Friede muß ein dauernder sein. Abg. Haase (soz. Arbeitsgemeinschaft): Während die Konservativen früher jeglichen Einfluß auf die Regierungsgeschäfte ablehnten, »vollen sie jetzt in der Unterleebo-tsfrage der Regierung Direktiven geben und ihr ihre Un zufriedenheit äußern. Tie Antragsteller haben den Schmerz erleben müssen, daß ihnen ge sagt wurde, sie hätten die Einigkeit durchbro chen, man hat ihnen sogar Landesverrat vor- geworfen. Unsere heutige Wirtschaftsordnung kann nicht den Interessen der Allgemeinheit dienen. Produzenten und Händler nehmen mebr als notwendig ist. Wie sollen sich die Massen weiter einschränken? Der Belagerungs zustand und die Zensur müssen beseitigt »ver- den. (Präsident Dr. Kämpf macht den Red ner darauf aufmerksam, daß die Kommission die Fragen der Zensur und des Bttagerungs- zustandes aus der Debatte ausgeschlossen hat.) Ich denke nicht daran, deshalb jetzt einen Kon- flilt her 'eizuführen. Das Briefgeheimnis wird von den Behörden nicht respektiert. Der Aus bau des Vereinsgesetzes wächst sich zu ei- ner Tragikomödie heraus. Das erbittert die Arbeiter, sie fühlen sich wie de? Mohr, der seine Schuldigkeit getan hat. Tie Ueberwin- düng des Widerstandes der Konservativen ge gen die Wahlreform wird noch viele Kämpfe kosten. Gestern lüftete der Reichskanzler einen Zipfel des Tuches, das über der politischen Zukunst liegt. Wir sollten keinem Volksstamm Wohltaten aufzwingen wckÜen. 1870 haben wir Frankreich durch unsere Politik in die Arme Rußlands getrieben. Wollen Sie jetzt durch Abtrennung der Ostseeprotsinzen und Polens Rußland in die Arme Englands treiben? (Hei terkeit.) Belgien soll überhaupt kein Vasallen staat werden, auch kein deutscher. Da- Unrecht gegen Belgien muß wieder gutgemacht werden. (Große Unruhe und Zurufe.) Sie werden mir doch gestatten, daß ich hier die Worte de» Reichskanzlers vorbringe? (Heiterkeit.) Herr Spahn ^hat aus den Ausführungen des Reichs kanzlers die Folgerung gezogen, daß Belgien politisch, militärisch und wirtschaftlich in un serer Hand bleiben müsse. Diese Form der Annexion ist sür ein bisher freie« Volk viel schlimmer als jetzt di« Wegnahme eines Tei- les seines Besitzes. Der Reichskanzler hat ge sagt, Landhunger habe Deutschland nicht. Da bei liegt mir ein Rundschreiben vor, welches mit den Motten schließt: Land, Land, Land! (Bravo rechts.) Schließlich müssen di« Völker, da uns die Rede des Reichskanzlers dem Frie den nicht nähergebracht, sondern uns davon weiter entfernt hat, ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Wir sind Gegner des Krieges. Wir fordern, daß die Regierung Friedensange bote macht. Dies kann sie freilich schwer, weil sie den Feinden den Frieden diktieren will. Bei allen Völkern »nächst das Ftte- densbedürnis. Für uns gilt der Ruf: Pro letatter aller Länder, einigt Euch, um den Völkern den Frieden zu bringen. (Beifall und Händeklatschen bei der sozialdemokratischen Min derheit.) ' i Staatssekretär Iagow: Als der Reichs- kanzler im Jahre 1914 die vom Abgeordne ten Haase angeführten Motte sprach, wußten wir nichts, daß Belgien innerlich längst nicht me'r neutral war. (Sehr richtig.) Tie Schuld lag auf Belgiens Seite. Wie solche Aeußerungen, wie die des Abg. Haase, im Ausland aufgefaßt werden, geht aus einer Aeußerung des „Oeuvre^ hervor, welche besagt, daß, wenn ein französischer Sozialist solche Ausführungen gemacht hätte, er gesteinigt wür de. (Lebhafter Beifall und Heiterkeit.) ./Abg. Scheidemann (Soz.): Wenn es gelingt, die vom Zarismus geknechteten Po len zu befreien, so kann sich die ganze Kultur- I Menschheit nur freuen. Ist es Vergewaltigung, I jemandem die Freiheit zu bringen? Man mütz- I te ein Kindskopf sein, wenn man bei so vi«. I ter Vernichtung annehmen wollte, daß nicht ein I Grenzstein verrückt werden dürfe. (S«br rich- I tig auf allen Seiten.) Auch das Unterseeboot I muß als Abwehr benutzt »werden, damit nicht I unsere Frauen mid Kinder dem Hungertod« I ausgeliefert werden. (Lebhafte! Bravo.) Ten I ricksichtslosen Unterseebootsktteg will auch die I Kommission nicht. Zu den dringendsten Auf- I gaben gehört die Reform der bundesstaatuchcn I Landtage, namentlich in Mecklenburg und I Preußen. Ue er die Notwendigkeit der schleu nigen Schaffung der Rechtsfähigkeit der Be- russvereine bestehen keinerlei Zweifel. Von der Regierung ist den Gewerkschaften sür ihre bei spiellosen Leistungen in diesem Kriege dos größte Lob gespendet worden. Dafür soll die Rechtslage der Arbeiter verschlechtert werden. Wir kämpfen für des Reiches Unabhängigkeit nach außen und seine Freiheit nach ' innen. Fort niit der Zensur und dem Belagerungs- ziistand. In» französischen Volte mehren sich die Fttedenswünsche. Aber die Forderung, daß »vir erst Frankreich und Belgien räumen »mißten, ist ein unmöglicher Standpunkt. Eben so könnten wir sagen: Erst unsere Kolonien l)eraus und freie Bahn sür die Seewegs. Ter Anfang der Verhandlungen ist auch das Ende des Krieges. Der Reichskanzler l>at gestern verschiedene Male das Mott von Vern aufop fernden Mut der Franzosen gesprochen. Das tlingt anders als die Reden Briands und Asguit s. Ter ganze Krieg war nur möglich dadurch, daß sich die Diplomatie der Situation nicht gewachsen zeigte und das Volk nicht den Einfluß hatte, um ihn zu verhüten. Tas deut. sch« Volk wünscht ein baldiges Ende des Krieges. Wir kennen unsere Pflicht als Deut- sch« und als Sozialisten und werden sie er füllen. (Lebhafter Beifall und Händeklatschen.) Ein Antrag auf Schluß der Debatte wird angenommen. Abg. Ledebour» (soz. Arbtttsgemein- schast): Nach den Abmachungen im Senioren konvent sollte hier ein« ausgiebige Debatte über das ganze Gebiet der inneren und ausländi schen Politik stattsinden. Der Anstand hält« cs verlangt, mir das Wort zu geben. Abg. Liebknecht (soz. Arbeitsgemein schaft): Durch die gewaltsame Mundtotmachuny 'aben Sie mich verhindert, zur Unterseeboots- srage zu sprechen. Nach weiteren Bemerkungen entziel t der Präsident dein Abg. Liebknecht das Mott. Ter Etat des Reichskanzlers und der Reichs kanzlei wird genehmigt, die Erklärung der Kommission zur Unterseebootsfrage angenom men und die Resolution Bernstein abgelehnt. Bei den vorliegenden Petitionen versucht Abg. Ledelour über den Unterseebootsktteg zu sprechen, wird aber vom Präsidenten daran ge ändert und beantragt schließlich, üker die Petition des Professors Schäfer zur Tages ordnung überzugeben. Abg. Dr. David (Soz.): Tie Ausfüh rungen Ledebours waren eine rücksichtslose Tor pedierung jeder gesunden Logik. (Große Hei terkeit.) Ter Antrag Ledebour wird abgelehnt. Tie Petitionen werden für erledigt erklärt. Hierauf wird der Etat des Auswärtigen Amtes genehimgt. Nächste Sitzung Freitag 2 Uhr: Anfragen und Fortsetzung der Etatsberatung. OertlicheS mW «»chstfch-S *— Witter«» gS«u»ficht pr Sonnabend, den 8. AprU: Teils heiter, Heils leichte Niederschlüge. I B« tev ver hei In Ka zur hab vor soll mß De» tiM sovi SH nav tati lass' Te 1. sen wob tilm wär Reis stän im sch« Sta ohm fövd chen wan schäs Wo' i^re» revil den Hauf eine» Fah die trieb weis sächs Rat« trete: des zusai und eigm mors ..Dre im Vere ser ä daß Scka brau- wes«> Sein' Avril Stru Mo'" Jäcke ters Fev ein » Webr zwar bin i Feue, * Schul n e t. * Bei Sächs Mark- Emil ): stör ( der i wällt 1. Osi hiesig» neues Supe» m durch mußte siaer trie's Maßn und ' d Eiker» feldwe man Fttedi aehört Jnfar g- ter, i aus n und : traf e Tal" was ' ßenb«' Gewit Ba>bnl lige S nach , Unterl der er
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