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SttM)M DrhrÄkiii-EriiWlkl KWM Tageblatt. Sonnabend, den 1. April IVIS. 48. Jährgang Nr. 7« s——-MM MSMS—M A«s ie« Ster-Elfstz. Seit den ersten Schlachttagen van Verdun ist auch irn Ober-Elsaß eine erhöhte Kampftä tigkeit zu beobachten. Teils sind wir's, die den Franzosen zusetzen und ihnen uns unbe queme Grabenstücke oder vorgeschobene Stellun gen fortnehmen, teils sind's auch die Franzo sen, die sich nicht damit begnügen wollen, die verlorenen Stellungen wiederzugewinnen, son dern auch an manchen Stellen of ensiv Vorge hen. Solange wir nun schon als Grenzwache im Elsaß liegen, heißt es darüber in einem von der „Köln. Ztg." veröffentlichten Feldpost brief, und das sind viele, viele Monate, war's noch nie so lebhaft, noch nie so unru ig wie in der lchtm Zeit. Tag und Nacht, o^ne Un- terbrechung kracht's bald hier, bald da, bald bei Sept, bald bei Altkirch und weiter heran, an der Thur, der Doller und am Hartmanns weilerkopf. Tag und Nacht rollt der Donner der schweren und leichten Geschützt durch die Vogesen, fährt der Tod brüllend von den Ber gen herab ins Tal, wo unsere Stellungen sind. Doch unsere Artillerie zeigt sich der französi- schen überlegen, tvotz der gefährdeten Stellun gen, die sie meist inne hat. Tenn die franzö sischen Beobachter sehen von ihren hohen Ber gen alles, war sich in der Ebene aufhält, und da ist ein Verstecken für unsere Artillerie se' r schwer. Doch dessen ungeachtet haben die Franzosen es noch) nicht fertig gebracht, grö- ßere Vorteile zu erringen, soviel Mühe sie sich auch gegeben haben. Sie sitzen auf den Ber gen und Höhen in den denkbar besten Stel lungen, haben gute Verbindringen mit Belfort, und beherrschen das ganze Land mit ihren weittragenden Geschützen, was sie nach Kräften ausnützen, indem sie blühende Ortschaften, friedliche Dörfer weit hinter der Front zusam- Menschießen. Sonst erreichen sie nichts. Es vergeht keine Woche ohne einen örtlichen Erfolg der Unseren. Besonders heftig, aber auch erfolgreich gestaltete sich der Kampf um eine vorgeschobene feindliche Sappe, in die vier Unterstände eingebaut waren. Bei dem Angriff auf die stark ausgebaute Sappe spiel ten unsere Minenwerser eine bedeutende Nolle. Wir hatten oft genug über die klo'igcn Sp/ck näp'e, wie wir die Mörser nannten, gelackt, so sagt der Briefschrei er weiter, doch nie sa len wir bessere oder solche, die schrecklick ere Arbeit getan hechten. Die Minenwerfer began nen den wilden Tanz. Gleich der erste Sck uß, ein Geschoß, da; über zwei Zentner wog, laß mitten in der Sappe. Haushoch Hogen Bretter, Steine und Erde gen Himmel, und dichter gel.brauncr Oualn stieg auf. Mi; wunderbarer Genauigkeit fuhren die schweren Minen von rechts und links, von vorn und hinten in die feindliche Stellung und rissen dort alles kurz und klein. Ein massives Blockhaus, dos, arn Kopf der Sappe stehend, schon oft ergebnislos von uns beschoßen wor den war, flog nach fünf Minuten in die Luch, Ballen, zerrissene, zersetzte Mcnschenlei ber weit in schleudernd. Auch unsere Artill lerie setzte jetzt ein. Von weit'er schlürften die 15er und 21-Zentimeter-Granatcn heran, cu lcnd, bellend kamen die kleineren Kali er der Feldgeschütze geflogen, und ein Hagel von Ge- schossen prasselte jetzt in den Wald hinein, in dem des Feindes Reserven in Unterständen la- Christel. Rom«, »ox K«tsr«e S « b »t«l« 4» Korts, und Schluß. (Nachdruck verboten.) Während Hilde ihre Sachen Packt, erzählt ihr Schwester Martha, daß sie einen neuen Assistenzarzt haben, da Doktor Baumann fort ist, um sich in den deutschen Kolonien Afrikas als Arzt anstellen zu lassen. Noch einmal geht Hilde durch die Räume des ihr lieb gewordenen Hospitals; sie nimmt Abschied vom Felde ihrer Tätigkeit. Ten Tho-rwaldsenschen Christus hat sie vorsichtig ganz oben im Koffer eingepackt, der soll einen Ehrenplatz in ihrem Heime haben. „So nimnt denn meine Hände, Und führe mich Ms an mein selig Ende Und ewiglich." „So soll es sein," denkt Hilde. Sie wollen miteinander nach Hollkitten rei- sen, zu Muttchen und den Geschwistern, Graf Hohenesch«, sein Kind und seine Braut. Sie wollen die Lieben überraschen, deshälb Huben sie noch nichts geschrieben. Auf einer Sta tion treffen die drei glücklichen Menschen sich. Der Zug geht ab. Hilde ist von der Oberin und Schwester Martha begleitet worden. Noch ein Winken herüber und hinüber, ein letzter Mick auf das große, weiße Haus, wo Hilde gewirkt und den Frieden der Seele wiederge funden. Jetzt sieht sie es nicht mehr. Sie fährt dem Glück entgegen. * « * j gen. Dichter Oatm lag über der Stellung, über den» Walde, nur die au", und nieder- zuckenden Blitze zeigten uns die Einschlagstel len. Toch irun wurde es auf unserem erhöh- tem Ausguckposten ungemütlich, denn die feind lichen Geschütze feuerten, was aus den Rob- ren hinausging. Zwar flogen die Geschosse mei't über unsere Stellung weg, sie suchten die Minenwerfer, die weiter hinten standen, doch nahm eine schwere Batterie gerade unsere Schützengräben unter Feuer. Angenehm war das nicht, denn 15er Granaten reißen ganz nette Löcher, und unsere Unterstände sind nicht alle bombenfest. So hatten, wir nichts dagegen, als die zwei Stunden, die für die Beschießung vorge- sehen waren, vorüber waren, und wir zum Sturm aus die feindliche Stellung vorge' en konnten. Im Nu waren wir aus den Gre ben, über unsern Drahtverhau hinweg, einige schnelle Sprünge brachten uns in die feindliche Stellung, in der das Schweigen des Todes herrschte. Grauenhaft sah et hier aus. Um lere Minenwerfer hatten furchtbare Arbeit ge liefert. Nur Trümmer, Schutt und Leichen, wo^in man sch, die ganze Stellung zerstört. Unter den verschütteten Unterständen sammel ten, stölnten die Verwundeten, während die wenigen unverletzten Franzosen vor Angst und Schreckei» wie betäubt waren und willenlos mit uns kamen. Kein Schuß fiel; was noch leb te, ergab sich ohne weiteres, glücklich, dkm Furchtbaren entronnen zu sein. Unsere Bat terien funkten in den Wald und in die rück wärtigen Stellungen der Franzosen und ließen keine Störung in unserer Arbeit zu. Wir suchten in Eile die ganze Stellung ab, nah^ men mit, was mitzunehmen war, unsere Pio niere sprengten einige noch verschont gebliebene Teile des Grabens, und unbehelligt zogen wir mit Gefangenen und Beute ab. Unser Erfolg war vollkommen; ohne einen Mann verloren zu hchen, hatten wir dem Feinde großen Schaden zugesügt und die uns gefährlich wer dende Sappe so gründlich zerstört, daß an ein Wiederausbauen nicht mehr gedacht wer den kann. OertlicheS und «SchfischeS. * — Kirchenkollekte für die Zwecke des Roten Kreuzes am Sonntag L ä> t ar e. . Die in Evangelicis beautragten Herren Staatsminister haben ge nehmigt, daß am Sonntag Lätare, den 2. April, eine allgemeine Kirchenkollekte /ür die Zwecke des Roten Kreuzes im Königreich Sach er» stattfindet. Möchten recht vie'e bei ihren» Kirchenbesuche der aufopfernden Liebestätigkeit det Roten Kreuzes gedenken, die erst vor kur zem die dankbare Anerkennung des obersten Kriegsherrn gefunden hat. Das Rot« Kreuz ^edarf auch weiter erheblicher Mittel, um seine immer umfangreicheren Ausgaben durchführen zu könne»». Möge jeder «in Opfer freudig für die bringen, die für uns Leben und Gesund-, Heft''hinzugeben täglich bereit sind! *— Schont die Fluren! Es ist wiederholt bemerkt worden, daß die Achtung vor den Feld- und Waldkulturei» in den Krei se»» der Spaziergänger, besonders jugendlicher Wanderer, in bedenklichem Matze schwindet und daß infolgedessen di« Flurschäden stark zuneh men. Im Hinblick auf die Gefahren, die hier aus für die Volksernährung entstehen und die in der jetzigen Kriegszeit besonders fühlbar werden, mutz daher erneut auf die Notwendig keit des Schutzes der Feld- und Gartensrüchte und sonstigen Bvdenerzeugnisse hingewiefen werden. *— Für Gesuchsteller. Ter Volks- wirtschaftlichen Abteilung des stellvertretenden Generalkommandos 19 in Leipzig gehen ost W W Verlese« M kKritgrMrWte« in russischen Sorsdistriitt». Rußland ist dasjenige Land Europas, das die meisten Analphabeten aufzuwetsen hat und in dem die Bildung der niederen Volksschichten auf tiefster Stufe steht. Um den Bauern und Landarbeitern über den Verlauf des Krieges Kenntnis zu geben, werden die Berichte der Heeresleitung durch den Octsoorsteher allabendlich in einem öffentlichen Lokal oorgelesen. Daß die „amtlichen" KciegSnachrichten natürlich sehr „frisiert" sind, braucht bei dem ungünstigen Stand der bisherigen russischen „Erfolge" wohl nicht erst erwähnt zu werden. „Fred", sagte Christel, „Tu hast die Post abgeholt; »st kein Brief von Hilde dabei? Sie hat lauge nicht geschrieben." „Nein, Schatz, aber gib mir schnell «inen Kuß." „Wozu? Ich gab Dir schon einen, als Tu kamst." „Das ist zu wenig." Er will sie Haschei». Sie läuft voran in das Hais, schließt ihn» die Glastür vor der Nase zu und ruft: „Etsch, etsch, Du kannst lange warten!" Röhrbach ist ein guter Turner. Er schwingt sich durch das Fenster in das Zimmer. Er will Christel Haschei» und jagt sie um den Speisetisch, bis er sie sängt, dann hält er sich gründlich schadlos für den verweigerten Kutz. Sie sträubt sich erst, dann ergibt sie sich in ihr Schicksal. „Sei vernünftig^ Fred", sagt« sie lachend, „nun ist's genug." „Noch läng« nicht " Auch Muftchen hundert sich, daß Hilde nicht geschrieben hat. Sie hat es in letzter Zeit selten getan und den Namen des Grafen in ihren Briefen vermieden. „Tu willst schon fort?" ruft Christel. „Fred, das finde ich unartig, Du wolltest doch den Abend bleiben!" „Ich kann nicht, Christel, habe wichtige Göschäste " Er will sie umarmen, sie entzieht sich ihm. „So fahre nur fort," sagte sie schmollend. Er steigt in den kleinen offenen Wagen und besorgt ihren Wunsch. „Fred!" Sie läuft hinterher. „Ick) Muß Dir etwas sagen." Er hält das Pferd an. Christel steigt aus den Wagentrilt. „Da", sagt sie und gibt ihm einen kleinen Nasenstüber „Warte, das sollst Du büßen, kleine Katze!" Sie springt zur Erd« und läuft davon. Rahrbach lacht vergnügt. Um sieben Uhr fährt er in» Landauer zur Bahn. Morgens hat er einen Brief von Hil de erhallen, die ihn» ihre Verlobung meldet, ihn zu schweigen bittet und ihn ersucht, sie mit ihrem Verlobten und Alma nach Hollkit te»» zu fahren. Nach herzlicher Begrüßung spricht Röhrback) de n Brautpaare seine Freud« aus, dann geht es über den Waldweg nach Hollkitten. Muttchen ist mit Christel und Adolf im Garten. Ter kleine Gerhard, aus den» Arme der Mutter, zappelt und jauchzt, und die Jun gen haben sich zu den Stachelbeeren verfügt. Da kommen beide herangestürzt „Ter Landauer aus Steinsee!" ruft Fritz atemlos. „Alfred kutschiert! Wen bringt er wohl?" „Vielleicht Onkel Lübnitz," »neinte Christel. Sie klettert neugierig auf eine Leiter, die am Stamm eines Baumes lehnt, und spät die Allee hinunter. „Muttchen, Adolf!" ruft sie, „ein Herr und eine Dame sitze»» im Wagen! Auch ein kleines Mädchen! O, o, o, Muttchen, es ist — es ist - .Hilde! Sie springt von der Leiter herunter. Da rollt der Landauer vor das 'Haus. Graf Hoh«nesche sicht als Freiwerber vor Muttchen. schon kurze Zeit nach der Einreichung von Gesuchen um Zurückstellung, Beurlaubung und dgl. Anfragen über den Stand der.Angelegen- heit zu. Das stellvertretende Generalkommando weist darauf hin, daß alle Gesuche selbstver ständlich auf die Richtigkeit der in ihnen ent- Haltenen Angabe»» geprüft werden müssen. Die Bearbeitung geschie! t - obwoft die Zahl der Eingänge fortgesetzt anschwillt — mit größter Beschleunigung. Tie sachliche Prüfung erfor dert jedoch trotzdem geraume Zeit. Um dei» Ge^uchsiellern Gewiß'eit über den richtigen Eingang i'rer Gesuche zu geben, wird künftig dieser in der Regel auf vorgedruckter Pdstkarte bestätigt werden. Tagegen wird das stellver tretende Generalkommando künftig alle oben erwähnten Anfragen Und Erinnerungen (per sönliche und schriftlich«) nicht mehr beachten, da sie den Geschäftsgang nur unnötig erschwe ren. * — Paketsendungen ausdem Felde in die Heimat. Zur Beseiti- gung »inner wieder aufttruchender Zweifel wird erneut darauf hingewiesen, datz den An gehörigen des Feldheeres die Möglichkeit gege ben ist, Pakete in die Heimat zu schicken. Die Sendungen dürfe»» nur Bekleidungs-, Ausrü- stungs- und Gebrauchsgegenstände enthalten, die sich in rechtmäßigen» Besitze der Absender b«- finden und nicht im ZollauÄand zum Zwecke der Versendung angelaust sind. Nähere Be stimmungen enthalten die in jedem Postamt ausgehängten „Vorschriften über den Privat paket- und Privatgüterverkehr bei der» Militär- Paketdepots". *— (L. K.) In der Sitzung des »ständigen Ausschusses des Lam deskulturrates am 20. März wurden u. a. folgend« Beschlüsse gefaßt: Sich dem Kö- nigtichen Ministerium des Innern gegenüber gutachtlich dahin zu äußern, für Frühkartoffeln zu Saatzwecken Höchstpreise nicht niedriger fest zusetzen als die Höchstpreis« firr Frühkartoffeln zu Speisezwecken. — Eine Anfrage des König lichen Ministeriums des Innern, betreffend Erlaß eines Schlachtverbotes von Kälbert», da hin zu beantworten, datz das Abschlachten von Kälbern in zahlreiche»» Fälle»» wegen Futter mangel nicht zu umgehen sein wird. Bei Ci laß eines Schlachtverbotes müßte für ausrei chend« und geeignete Futtermittel gesorgt we» den. — Das Königliche Ministerium des In nern soll gebeten werden, die Vermittlung männlichen Stall vcvsonals aus dem Ausland« durch gewerbsmäßige Stcllenvermittler zuzulas sen. — Eine Anregung aus landwirtschaftlichen Kreisen, den Heffer, der vor dem 10. Januar erspart wurde, für Zuchtstuten und Fohlen möglichst bald freizugeben, soll befürwortend an das Königlich« Ministerium des Innern eingereicht werden. *— Wieviel wiegt eine Milli arde in Gold? Aus 1 Kilogramm Gold werden 279 Stück 10-Markstücke (Kronen) ge prägt und ein 10-Marksttick wiegt 3982,478 Milligramm. Daraus folgt, daß eine Milliar de in Gold, das sind nach Adam Riese 10V Millionen ^Markstücke, 3S8 247M) Kilo- gramm oder, was vielleicht geläufiger ist, ziem lich 7965 Zentner wiegt. *— B e i d e r s chl e ch t e n L a g e der Zeitungen ist gerade jetzt bemerkenswert »md mit Genugtuung zu „Noch ein Brautpaar!" jubelt Christel, springt auf den Bock und umarmt ihren Fred. Nachdem sich die erste Ueberraschung geleg» hat und das Fragen und Erzählen alles «- klärte, zog Frau von Steinau ihr Kind in die treuen Arme. „Werde glücklich, meine Hilde", sagte sie bewegt. „Gott hat Dich wunderbar geleitet — durch Nacht zum Licht, durch Karnpf zum Frieden." Hohenesch« stell daneben, sein Töchterchen an der Hand, dei» Arn» um seine Blaut ge- legt. „Sind sie so glücklich wie wir, Christel?" fragte Röhrbach leise. „Wir wolle»» es hoffen, Fred, obgleich —" Sie zögert. „Nun, sage es mir, Liebchen." Sie zieht ibn dicht heran und flüstert: „Es gibt nur auf der ganzen Welt einen Menschen Ivie Du, mein Fred." „Der „sonderbare Mensch"," neckte er. „Derselbe, der mich anredete, um meine Stimme zu hören. Unglaublich!" „Die mir seitdem immer lieber geworden ist." „Na, warte, sie kann auch böse klingen", sagte sie. „Das glaube ich nicht." „Wollen es abwarten." „Ich fürchte mich nicht. Mein guter Alter schrieb mir: „Die kleine Baronesse Steinau wä re die rechte Frau für Dich." — „Das bist Du, ChristeMnd!" — Ende. —