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VMW!M KohMeill MMNIN Lmsipr Tageblatt. Nr. 48 . Tonntag, den 27. Februar INI« 4S Jahrgang Sparkaffe Gersdorf. (Unter Garantie der Gemeinde.) Zinsfuß: 3'/,"/^. Täglich« Verzinsung. Geschäftszeit: Montags bis Freitag« 8—12 und 2—5 Uhr. Sonnabends 8—2 Uhr. im Ratyause. Zimmer Nc. 3. (Haltestelle d.r Straßenbahn.) Uebertragungen von Guthaben bei anderen Kaffen erfolgen kostenlos und ohne Zmsenver- lust. Nachgebühren werden nicht erhoben. Strengste Geheimhaltung. Berdan. Tie französischen Borschristen für den Fe- sümgslricg atmen in der Verteidigung einen durckwus offensiven Geist. Tie Besamung soll den» Grgner. wie es Gneisenmr in kleinem Maßstab 1837 bei Kolberg tat, den Besitz des Vorgelönde- durch dauernde Stötze bestreiten und, so lange wie nröglich verhindern, datz er seine Artillerie in Stellung zur Nicdcrkämpfung der Wetze dringt. Tamil sie sich dabei aus das Vorgeländc stützen kann, ist dieses nach den verschiedensten Richtungen bereits im Frie den vorbereitet. Strotzen, Brunnen, Muni- tionSgelasse sind gebaut, Schützengräben und Geschlltzsrändc soweit gefördert, daß sie schnell vollendet werden können, Telegraphen- rind Fcrnsprechleitungcn gestreckt. Das Schutzfeld ist hevg-richtet, die Scheinwcrferanlagcn für seine Beleuchtung vorhanden. Aus den Fronten, die den Angrif begünstigen, kommt so die erste Widcrstandslinie zustande, die den Feind aus- lösten soll, damit seine Absichten erkannt, Zeit gewonnen und il,m Verluste zugesügt werden. Dahinter dehnt sich dann drei bis sechs Kilo meter von der Stadtumwallung entfernt die Haupttviderstandtzlinie mit ihren Forts und Zwischen») crkcn, die dauernd im Kmnpfzustand gehalten wird, sich in ihren einzelnen Teilen gegenseitig unterstützt. Panzerdeckung ist in größtem Umfang angewandt. , Schützengräben für Infanterie sichern in den Zwischenräumen die Stellungen der Artillerie, die den Kampf gegen dm Angreifer durchführen soll und sind selbst mit bombensicheren Unterständen und Trahtbindernisscn versehen. Ten innersten Kern bildet die Stadtumwallung. Tiefe tiefe Glie derung soll den Widerstand der Festung erh> ben, erfordert aber muh eine sehr bedeutende Besatzung. Verdun mit seinen 17 Forts, über 20 selbständigen Wetzen und rund 50 Batterie- stellungcn erreicht eine» Unisang von 57 Kilo meter. Tic deutsche Linie vor der Festung über schritt in der Höhe von Consenvo^e die Maas, und wandte sich dann im Bogen nach Ornes. Die Stellungen, die jetzt von unseren Trup- gen genommen sind, liegen 6,5 Kilometer von dem äußersten Fort, Tonaumont, entfernt. Tic strategische Entwicklung hatte den Franzosen gestattet, die Stellungen aus dem Steilrande der die Maas östlich begleitenden Kalkstein- Hochfläche vorzuschieben und aut zubauen. Tie Hochstätt»?, die Cotes Lorraines, überhöht die sich östlich von ihnen hinzichendc Ebene der Woe re um 120 bis 150 Meter, und ist in ihrem südlichen Teil vielfach in vorspringende Bastionen gegliedert, die besonders bei Com- l res-Les Eparges hart umstritten wurden. Tic deutsche Linie folgt von Ornes an nach Sü den dem Fuß der Cotes Lorraines auf dem südwestlichen Ufer der Ornc, die der Mosel z«slrö ut, bis in die Höhe von Maizerey. Dann tritt sic dicht an die Höhen heran, bei Com- kres-Les Eparges, wo cs unsern Truppen ge lungen ist, in die vordei-e feindliche Stellung einzu rechen und daS gewonnene Gelände zu alten Im April spielten sich dort sehr schwe re Kämpfe atz und neuerdings herrscht ein er> bittcrter Minenkrieg. Von Combrcs laust un sere Linie nach Südwesten nach der Maas, wo wir im Besitz des Brückenkopfes von St. Mi hi cl sind. Auf die Festung gestützt, hat die hier ste hende feindlich« Armee wi-derbolt Stötze gegen die deutsche Einschließung geführt, die gelegent lich größere Heftigkeit annchmen, so gegen die Front westlich von Etain bei Fromezep, und tveiter südlich bei Gussmnville und Maizerap, das an der Straße von Mars la-Tour nach Tresncs liegt. Auch bei Suzen, südwestlich von Combrcs, kam cs zu ernsten Gefechten. Fortschritte konnten die Franzosen dabei aber nie machen. Im Herbst 1911 war die fünfte deutsche Armee bis südwestlich von Verdun vorgedrungen und hatte die Sperrforts, die den An chluß mit dem Bereich von Toul Herstellen, von Westen angegriffen. Später, nach dem strategischen Rückzug, fanden dann schwere K "rupfe im Vorqeländc der Nordwestfront auf dem westlichen Maasufer statt, die sich im Fc- 'ruar 1915 wiederholten und mit der Wegnah me von mehreren hintcreinanderliegenden Stel lringen bei Malancourt endeten. Jin allgemci- ' nen war dann die GcfeMstätiglcit aus die Fronten östlich der Maas gerichtet. Jedenfalls hat der Befehlshaber der französischen Armee von Verdun sich von dem Geist der Of ensire, den die Vorschriften atmen, durchdringen las scn. Mit Toul zusammen gab Verdun den Riickhalt für die häufigen Vorstöße, zum Teil im großen Stil, die sich gegen unseren Brük tenkopf bei St. Mihiel und seine -Veriindung mit Metz richteten, und diesen Teil der Oin- schlitzungstruppen in die Zange nehmen soll ten. Wie kläglich die großen Worte des da- maftgrn französischen Tageslesells sich lcwair- hcitetcn, ist bekannt. Ansprüche der SeldMteil- «h»er a« die 3n»Mcn- und Hinterdliebenennerfichtrnlls. Die Landcsversichcrungsanstalt Hessen-Nassau stellte folgende Winke für die Ansprüche der Feldzugsteilnehmer an die reich ^gesetzliche In validen- und Hinterbliebenenversicherung, zu sammen: 1. Wer infolge einer Verwundung oder Erkrankung länger als 26 Wochen krank und arbeitsunfähig bleibt, hat Anspruch auf Kran lenrente, sofern wenigstens 200 gültige Wo chcnbeiträge (die Mindestwartezeit) nachgewie sen sind, für die weitere Dauer seiner Arbeits unfähigkeit. 2. Wer dauernd unfähig wird, d. h. wessen Arbeitsfähigkeit dauernd auf weniger als ein Drittel der durchschnittlichen vollen Mannesar- beitskrast herabgesetzt ist, hat neben den arg Grund der militärischen Fürsorgegesetze gewähr ten Bezügen Anrecht auf Invalidenrente. 3. Wer als Folge einer Verwundung oder Erkrankung ein länger dauerndes Leiden er hält, kann von der Landesversicherungsanstalt in Hcilfürsorgc genommen werden, wenn hier durch mit Wahrscheinlichkeit der Eintritt sonst drehender Arbeitsunfähigkeit verhütet wird. Es ist dies eine freiwillige Leistung der Landes- Versicherungsanstalt In erster Linie wird die Militärverwaltung für die Durchführung der Heilbehandlung in Anspruch zu nehmen sein. In geeigneten Fällen wird die Landesversi- chenungsanstalt die Krankenbebandlung für gan ze oder teilweise Rechnung der Militärverwal tung übernehmen. 4. Die Witwen und Waisen von gefallenen oder infolge der Krieasverwundung später ver storbenen Versicherten, für die mindestens 200, gültige Wochenbeiträge nachgewiesen sinch haben 'Anrecht aus Hinterbliebenenfürsorge. Sie be sitzt in folgendem: ») die Kinder unter 15 Ja reu erhalten Waisenrente, b) die Witwe bekommt Anwartschastsbescheid auf Witwen rente, die aber erst zur Auszahlung gelangt, wenn sie später infolge von Krankheit oder Äl ter ar eitsunfähig wird, v) diejenigen Witwen, welche eine eigene Pslicht- oder sreiwillige Weiterversicherung von wenigstens 200 gültigen Wochenmarken nachzuweisen imstande sind, er halten stzort ein einmaliges Witwengeld von ungefähr 80 Mark und ü) sobald ihre Kinder das fünfzehnte Lebensjahr vollendet haben, die sogenannte Waiscnaussteuer, vorausgesetzt, daß bis dahin für Erhalttmg der Versicherungs«)! wartschaft (nnndestens 10 Marken jährlich in die Karte!) gesorgt wird, o) Wenn die Witwe eines Kriegsteilnehmers im Lause der Zeit irgendwie erkrankt und infolgedessen der Ein tritt von dauernder Arbeitsunfähigkeit zu be sorgen ist, kann für sie die Landesvcrsicherungs anstatt auf Antrag die Krankenfürsorge (z. B. Badekur, Heilstätten btzandlung) übernehmen. Hicr'ei handelt es sich um eine freiwillige Lei stung der Landesvcrsicherung-anstatt. 5. Alle Anträge aus der Invaliden- und Hintetzttiebenenversicherung sind beim Vcrsichc rungsamt zu stellen. Mich mr dm Alde. (Zur Veröffentlichung zugelaflen von der Prefle- abteilung des stellvertretenden Generalkommandos des 19. Armeekorps.) Rußland, 12. Februar 1916. Ter Kö-it kommt! Wie ein elektrischer Funke ging diese frohe Botschaft anfangs Februar durch den Schützen graben. Höher schlugen die Herzen gleich den sturmgepeitschten Wellen deS vor un- liegenden SeeS Mit einem gewissen Neid hatten wir bisher immer nach dem Westen gesehen, wo S«. Majestät König Friedrich August ja schon de« öfteren war. Nun sollte er endlich auch zu un« kommen, noch dazu mitten im Winter. Hier liegt nämlich der Schnee noch bezw. e» schnell täglich aufs neue. Zwei Kompagnien unsere« Regiments sollten in Gemeinschaft mit anderen sächsischen Truppenteilen dem König oorgestelll werden. Da setzte denn auch bald ein lebhafter Betrieb ein. Eine Musikkapelle traf ein und schon hieß eS: Parademarsch! Die lebhaften Weisen hatten wir lange vermißt und munter «„kloppten" wir los. So ging« einige Tage lang Christel. Roman von Freifrau Gabriel« von Schlippenbach. 16 Fortsetzung (Nachdruck verboten.) Auch an seine Frau schrieb Steinau einen lieevollcn Brief, der sie am Tage ihrer An kunft in Wiesbaden treffen sollte. Tann ging Adolf auf die Veranda, wo Christel mit der kleinen Ida beim Abstielen der Erdbeeren saß. Tas Mündchen der Kleinen war vom Naschen der Beeren gefärbt. Adolf setzte sich neben Christel und na hin einige der köstlich duftenden Früchte, die er behaglich verspeiste. „Du, Christelkind," sagte er, ihr den offe nen Brief an die Mutter zuschiebend, „lies ein mal!" Sic wischte ihre Finger ab und ergriff das Blatt. „Adol, aber das ist ja großartig!" ries sie, aufspringend und dem Bruder uni den Hals fallend. „Nein, das ist herrlich, herrlich, herr lich!" „Ich küsse Dich, bis Dir der Atem vergelt, lie er alter Junge! So, so, so!" „Ich labe keine Lust mehr, las; .»ich los, Saufewind!" Sie lesprachen, wie sic die lieben Gäste aufnehmcn wollten. „Muttchen muß das große blaue Zimmer bekommen, — das nach dem Garten hinaus- ttcgt, die Jungen kommen nebenan, und Hilde zie't in das nette Giebelstübchen neben mir. Ist es Dir so recht Adolf?" „Ja, mache alles, wie Du willst. In einer Woche können sic hier sein." Christel stand auf. Tie Beeren waren ge reinigt, sic hob die hochgchäufte Schüssel voM Tische. „Nun muß ich elfen. Komm, hen." „Adolf!" Christel blieb verlegen aus. „Du, höre, darf ich do» alten Herrn von Röhrbach morgen ein Körbchen Erdbeeren brin gen? Er ist so allein und krank. Mamsellchen sagt, daß der Garten in Steinlee sehr verwil dert wäre." „Gewiß, Schwesterchen, tue es nur. Es tri,ft sich gut, icb muß morgen auch in Ge schäften nach Steinsce reiten, da kannst Tu mitkommen." „Bon, das ist fein!" Christel verschwand in den unteren Regio nen. Wie lustig war es, den Saft zu kochen! Die Beeren behielten Ur schönes Rot. Sie wurden ganz klar in den) Zuckersyrup. Auf Ei« gekühlt brachte man sie nochmals zum Sieden, dann wurden sie in die Gläser gestillt, und man konnte sich über den herrlichen Vor rat freuen. — Sie tanzte mit Jdachen umher. Andern Tags gegen 3 Ubr machten Stei nau und Christel sich auf den Weg nach Stein- fee. Wohlverpackt im zierlichen Weidenkörbchen, umgtzen von Weinblätterp, lagen die Erdbee- ren. Christel batte sie selbst gepflückt und die schönsten gewählt. Nun hielt sie sie vorsichtig vor sich auf dem Sattel und bat Adolf, lang sam zu traben. Sie kamen wohl «halten in Stcinsee an. Tas Hans lag unter hohen Fichten ^md Laubbärnuen, aber man merkte es der Umge bung an, daß der Herr fehlte und kerne sor gende Frau d.ntt lebte, die sich u n alles küm merte und für Behaglichkeit sorgte. . . . Vor der Treppe lag ejn Hppd. Christel erkannte Tiras, der damals ihr Pserd zum Scheuen gebracht. „Melden Sie Ihrem Herrn, daß Ivir ihn besuchen wollen", sagte Adolf zum Diener. „Baron Steinau und Schwester aus Hollkitten", fügte er erläuternd hinzu. Nach einiger Zeit kam der Diener mit dem Bescheid, daß der gnädige Herr bitten lasse, näher zu, treten. Durch eine Halle, die voll von Geweihen und Waffen war, ging es in den oberen Stock. Mau kam durch mehrere leer stehende Zimmer, dann durch einen achteckigen Saal, der durch zwei Stockwerke gebaut war und das Licht von oben durch eine Glaskuppel erhielt. In dem an den Saal stoßenden kleineren Balkonzimmer saß ein alter Mann im Roll stuhl. Trotz des wannen Tages schien er zu frösteln und war mit einer Felldecke und einem dicken Flauschrock versehen. Sein Gesicht war gelä und abgezehrt, und spärliches, weißes Haar bedeckte Kopf und Kinn. Steinau hdtte den Sonderling öfter gesehen, Geschäfte hatten ibn hergefülrt; ein nachbar licher Verkehr blieb ausgeschlossen. Mit freundlichem Gruße trat Steinau an den Rollstubl und bot dem Greise die Hand. Dewn stellte er seine Schwester vor Besangen stand Christel da. Tie eingesunkenen Augen hefteten sich auf ihr Gesicht. TieS mußte ihm doch wohl gefallen, denn er lächelte matt und sagte mit heiserer Stimme: „Tamenbesuch! — Ich bin nicht daran ge lvöhnt, aber, bitte, nehmen Sic Platz, Fräu lein." Röbr'ach schellte rind gab dein Treuer ei- nen leisen Bvfehl. Während die 'Herren über das Geschäft sprachen — es handelte sich um einen Holz- verkauf - sah Christel sich im Zimmer um. Es hatte alte, tief nachgedunkelte Mähago- nimöbel, einen einfachen, grünbezoycnen, mäch tigen Schreibtisch, an der verblichenen Tapete hingen einige Bilder: Jagdstücke und ein Oelbild Steinsees, von der Gartenseite aus gesehen Neben dein Rollstuhle des alten Man nes stand ein runder Tisch mit Gläsern und Medikamenten und darin — Christel guckte und gilckte — Das — war ja Alfred Röhrbach in Hu- sarenuniform. Wie gern hätte sie die Kabi- nettphotogvaphie näher betrachtet! Doch sie wagte nicht, darum zu bitten. Zu ihrer Freu de tat es Adolf. „Ihr Sohn — nicht wahr?" „Ja, mein Einziger," sagte der Atte trü- be. „?llle sind tot, und wir hatten vier Kin der. Das hat der Mutter das Herz gebro chen; sie konnte es nicht überleben." Christel streckte die Hand nach der Photo graphie aus. Wie hübsch sah „Fred" in der Uniform aus, so stattlich und gut! Seine freundlichen Augen, das dichte Haar, der klei ne Schnurrbart, alles war so ähnlich und le benswahr. Der Tieuer brachte den Kaffee herein, stell te einen Tisch hin und rückte alles zurecht. Christel stellte das Bild wieder an seinen Platz, doch so, daß sie es sehen konnte. Mit einem reizend-schüchternen Lächeln überreichte sie Hcrrn von Röhrbach das Körbchen mit den Beeren. Er schien sich zu freuen und dankte ihr. „Darf ich sie Ihnen später zurechttuachen?" fragte sie in ihrer freundlichen, gewinnenden Art." „Id, liebes Fräulein, aber zuerst gießen Sie uns den Kaffee ein. Es ist lange her, daß liebe Jrauenhände für mich gesorgt; mein jüngstes Töchterchen war so alt wie Tie." Er seufzte leise. (Fortsrtzrmg folgt.) Mamsellchen beim Eiukpchcn Jdachen, Tu darfst zuse- an der Tür stehen; sic sah