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3900 Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 79, 4. April 1908. Die Einnahmen betrugen 117050,23 darunter 21004,77 ^ Osterkollekte und ein Vermächtnis eines in Weinböhla verstorbenen Fräuleins in Höhe von 30 die Ausgaben 95 654,27 Für den Erwerb eines eigenen Bibelhauses, das noch andern christlichen Zwecken dienstbar gemacht iverden könnte, sind rund 14 000 verzinslich angelegt. Die Sitte der Traubibel findet fortgehend weitere Verbreitung. Von der wendischen Bibel lagern noch große Vorräte, für deren Verwendung gern Rat entgegengenommen wird. Auch eine An zahl ruthenischer und polnischer Neuer Testamente harren auf Verwendung, nachdem die an die Pfarrämter derjenigen Ge meinden, in denen sich Arbeiter der betreffenden Nationalitäten vorübergehend oder dauernd aufhalten, auch die an kleinere Buch handlungen der in Betracht kommenden Orte gerichteten An fragen sich als vergeblich erwiesen haben. Es wäre der Gesell schaft erwünscht, Mittel und Wege kennen zu lernen, auf denen den in einem wesentlich evangelischen Lande weilenden Fremd lingen das Evangelium in ihrer Sprache geboten werden könnte. Dis Leipziger Missionsgesellschaft empfing für die Übersetzung der Bibel oder des Neuen Testaments in die Sprachen deutscher Kolonial- und Missionsgebiete wiederum 1000 An die sächsische Armee wurden 472 Bibeln und 818 Neue Testamente geliefert. Unentgeltlich gewährt wurden 418 Bibeln und 175 Neue Testamente. Die Geschäftsstelle ist: Dresden-A., Lüttichaustratze 1. * »Neue Gesellschaft der Bücherfreunde- tu Berlin. Unzulässiges Bücherangebot. — Gegen eine unzulässige Ver triebsort von Büchern, die von der vorgenannten Verlags-Gesell- schaft versucht wird, wendet sich in dankenswerter Weise eine Erklärung im -Schwäbischen Merkur« (Stuttgart) vom 1. April 1908, Abendblatt: Zur Aufklärung. Unter dem Namen Neue Gesellschaft der Bücherfreunde hat sich in Berlin ein Konsortium gegründet, das die Werke seines Verlags durch sogenannte Bibltotheksmarken vertreiben will. Die Gesellschaft schließt mit Geschäftsleuten aller Branchen Verträge, wodurch die Geschäfte verpflichtet werden, auf Ein käufe der Kundschaft Rabattmarken (Bibliotheksmarken) zu geben. Die Kundschaft klebt die Marken in die Sparbücher. Ist ein solches Sparbuch gefüllt, so liefert jede Buchhandlung, die das Schild -Bücher des deutschen Hauses« zeigt, gegen Hin gabe des Sparbuchs einen Band dieser Bibliothek aus. Gegen diese Art des Büchervertriebs müssen wir uns aus sprechen. Diese Einrichtung ist als ein schädlicher Auswuchs des Buchhandels und besonders als ein neues wildes Rabattunternehmen zu bezeichnen. Man will das Lesebedürfnis geschickt ausnutzen und greift dabei zu dem beliebten Mittel des Rabattsystems, mit dem man die Geschäftsleute wieder einmal neu belasten will. Die Rabatt gabe auf bare Zahlung ist durch den Rabattsparverein bereits geregelt worden und jegliches andere Rabattunternehmen muß im Interesse der Geschäftsinhaber energisch bekämpft werden. Wir warnen daher jeden Geschäftsmann davor, sich der Gesellschaft der Bücherfreunde anzuschließen. Die Mitglieder des Rabattsparvereins werden noch beson ders darauf hingewiesen, daß der Anschluß an das genannte Unter nehmen mit den Satzungen des Rabattsparvereins nicht verein bar ist. Stuttgart, den 31. März 1908. WürttembergischerBund für Handel und Gewerbe C.V. Der Vorsitzende: (gez.) Carl Frobenius. Rabattsparverein Stuttgart. Der Vorsitzende: (gez.) Adolf Stübler. Dieselbe Veröffentlichung findet sich auch in der -Württem bergs! Zeitung» und in der -Deutschen Reichspost-, beide in Stuttgart erscheinend. * Reue Bücher, «atallog» re. für Buchhändler r Vortags- uvä Lartisartikst. ^utiguaria. — Nittsituugsn äsr Laobbavätuvg Oart Lsolr in Uoiprng. 1908. I7o. 1. 8°. 32 8. 490 Nrv. * Deutsches Museum für Meisterwerke der Technik uud Naturwiffeuschafte« in München. — Das Direktorium des physikalischen Instituts der Universität Berlin hat den Beschluß gefaßt, dem Deutschen Museum für Technik und Natur wissenschaften in München die zweihundertfünfzig Jahre alten Originalapparate von Otto von Guericke zu überlassen. Die Luftpumpe von Otto von Guericke ist für die ganze Welt einer der wichtigsten Marksteine in der Geschichte der Physik. Für das Deutsche Museum haben diese Apparate noch den besonderen Wert, daß ihre Erfindung sowie die großartigen mit der Luft pumpe ausgeführten Versuche den Anfang der experimentellen Physik in Deutschland bezeichnen. Die Originalapparate werden demnächst im Saale -Mechanik- an Stelle der bereits vorhandenen Nachbildungen Aufstellung finden. Persoualnachrichten. * Professor vr. U. o. Ernst Debe», Leipzig. (Vgl. Nr. 78 d. Bl.) — Im Anschuß an unsere Mitteilung über das fünfzig jährige Berufsjubiläum des Herrn Ernst Debcs (in Firma H. Wagner L E Debes, Leipzigs tragen wir folgendes über das Leben und berufliche Wirken des verdienten, bei diesem Anlaß zum Professor und zum Ehrendoktor ernannten Jubilars nach: Ernst Debes ist im Jahre 1840 in Neukirchen bei Eisenach geboren. Sein Vater war der dortige Kantor August Debes. Er besuchte die Schule in Eisenach und kam danach in das Bureau des Staatsgeometers in Gotha. 1858 trat er in das geographische Institut von Justus Perthes in Gotha und bearbeitete dort unter der Anleitung von August Petermann eine Reihe von Blättern im alten Stielerschen Handatlas. 1868 ging er nach Paris, mußte aber 1870 Frankreich verlassen und übernahm in Koblenz bei Karl Baedeker die Bearbeitung von Karten für die bekannten Reise bücher. Als 1872 Karl Baedeker nach Leipzig übersiedelte, ver einigte sich Ernst Debes mit Heinrich Wagner, der die von seinem Vater l835 in Darmstadt gegründete lithographische Anstalt damals gleichfalls nach Leipzig verlegte, zu der geographischen Anstalt H. Wagner L E. Debes, die seitdem zahlreiche wertvolle Kartenwerke herausgebracht, zum größten Teil von ihm selbst geschaffen, und deren Ruf sich in der Welt verbreitet hat. Neben der Herstellung zahlloser Pläne und Karten für die ver schiedenen Baedekecbände sind es besonders mehrere planmäßig abgestufte Schulatlanten, deutsche, österreichische, dänische usw., ferner eine Menge Kartenbeilagen für wissenschaftliche und enzy klopädische Werke, Schulbücher, Zeitschriften des In- und Aus landes, Wandkarten usw., die Ernst Debes teilweise selbst ge schaffen hat, teilweise unter seiner persönlichen Leitung entstehen ließ. Als seine wissenschaftlich bedeutsamste Veröffentlichung muß sein großer -Neuer Handatlas- betrachtet werden, der, von der gesamten geographischen Wissenschaft rückhaltlos anerkannt, sein eigentliches Lebenswerk bildet, auf das sich sein in wissenschaft lichen Kreisen hochgeachteter Name gründet. Auch in andern wissenschaftlichen Zweigen hat er sich hervorragend betätigt. So ist es die Mikroskopie und die Dtatomeenkunde, die eine Anzahl wertvoller Veröffentlichungen von E. Debes verzeichnen und in ihm einen ihrer tüchtigsten Forscher erblicken. Sprechsaal. (Ohne Berantwortung der Redaktion; jedoch unterliegen -II- Tinsendimgen den Bestimmungen über die Verwaltung der Börsenblatts.! Zur Warnung in Nr. 59 d. Bl. Ein Buchhandlungsreisender Thomassen, mit Vornamen Karl, sitzt in Frankfurt a/M. in Untersuchung. Derselbe stammt aus Düsseldorf und könnte der Gesuchte somit sein. Es liegt nicht bloß im Interesse der Buchhandlungsfirmen, sondern auch des soliden Teiles der Buchhandlungsreisenden, daß solche Kollegen auf lange Zeit unschädlich gemacht werden. Es dürfte also empfehlenswert sein, daß sich alle Geschädigten umgehend der Staatsanwaltschaft zu Frankfurt a/M. oder der gleichen Behörde in Düsseldorf melden, bei welch letzterer auch ein Verfahren an hängig ist. Leipzig, Hospitalstraße 10. R. Max Lippold.