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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 07.11.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-11-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-192111077
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19211107
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19211107
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-11
- Tag 1921-11-07
-
Monat
1921-11
-
Jahr
1921
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 07.11.1921
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erftspncht in sämtlichen Gemeinden etwa 30 Prozent des Aufbnngeirs an Staatseinkommen-- steiler. Ebenfalls 30 Prozent beansprucht nach der, vorliegenden Unterlagen der Aufwand für die Volksschulen. Der Ausschuß hat deshalb auch für diesen Aufwmrd etwa 18 Millionen Mark zur Verfügung gestellt. Den jenigen bedürftigen Gemeinden, die für das erste halbe Iadr 1920 zur Bestreitung der Leh rergehälter vom Staat Schulddarlehen erhalten Naben, die sie nach dem neuerdings verabschie deten Gesetz über die Volksschullaften durch Kürzung ihres Anteils an den Reichseinkom men stellen! zurückzuzahlen haben, soll diese Rück zahlung durch die Unterstützungen erleichtert werden. Weiter soll nach der gleichen Methode für die Aufwendungen der Erwerbslosen-, s ü r s o r g e, die im Jahre 1920 manche Ge meinden besonders hart getroffen haben, ein Ausgleich unter Zuhilfenahme von Reichs- und vielleicht auch Staatsmitteln durchgeführt wer den, der den am schwersten belasteten Gemein den eine fühlbare Erleichterung schaffen soll- Der Ausschuß stellte dafür eine Summe von 3 Millionen zur Verfügung. Für das zweite halbe Fabr des Rechnungsjahres 1921/22 wurdq ebenso, wie bereits früher für das erste Halb jahr, ein Betrag von 700 000 Mk- zur Unter- stützung bedürftiger Gemeinden bei der A n - staltsirrenfürsorge ausgeworfen. Um den in Kreditnot befindlichen Gemeinden die Erlangung von Darlehen unter Bürgschaft des Staates auf Grund des vom Landtag bewil- liatep Kredits von 100 Millionen Mark zu erleichtern, wird ein Vertrag mit der Kredit anstalt sächsischer Gemeinden und dem Giro verband abgeschlossen werden, der in der Haupt sache die Zustimmung des Ausschusses gefun den bat- AinserltschSLtgon« der Gemeinde«. Das Reich hat 75 Millionen Mark als Entschädigung der Staaten und Gemeinde,: für die ibnen druck, die verspätete Ueberweisung der Reichseinkommensteueranteile im Rechnungsjahrs l920 entstandenen Zinsaufwendung zur Ver-, sügung gestellt, die nach Abschluß der erst maligen Veranlagung zur Einkommensteuer und Körperschaftssteuer nach Maßgabe der Anteile endgültig unter die einzelnen Länder verteilt werden sollen. Von dem Betrage von 75 Mil lionen Mark ist vorläufig ein Teilbetrag von 65 Milliolren Mark unter die Länder verteilt worden, wobei auf Sachsen ein Betrag von 4 955 165 Mk. entfallen ist- Im Einverständ nis mit dem Minister des Innern und dem Vorstand des sächsischen Gemeindetages soll dicker Betrag zwischen dem Staate und den politischen Gemeinden zu gleichen Teilen ge teilt werden, so daß auf die Gesamtheit der politischen Gemeinden ein Betrag von 2 Mill- 477 583 Mk entfällt. AW MMer;' «is der Hast. Der frühere Vorsitzende der Kommunisti schen Partei Deutschlands, Drandler, der we gen der Häftling seiner Partei während des diesjährigen Märzaufstandes in Mitteldeutsch land zu 5 Jahren Festungshaft verurteilt wor den war und diese Strafe im Festungsgefäng nis Gollnow verbüßte, ist vor 8 Tagen, am 29. Oktober, aus Gollnow geflüchtet, lieber seine Flucht gibt ein Rachrichtenbureau folgende Einzelheiten: Brandler hatte nach seiner Verurteilung rm April d I. von der Berliner Staatsan waltschaft einen zehntägigen Urlaub erhalten. An seine Partei schrieb Brandler während die ses Urlaubs einen Brief, in dem er daraus Die L>cr frei find. Roman von Henriette von M e e r h e i in b 18. Fortsetzung- iZiachdruck verboten.) Frei wie die Vögel wollen wir bleiben Heut' unser Nest hier — morgen da . - - - wo's schön ist. Mit ein paar Kiffen, Decken, Bildern ist auch das nüchternste Zimmer schnell behaglich. Laß mich nur erst einen wirklichen Erfolg errungen Haden, dann wird auch dein Vater anders denken lernen." Monika seufzte- Sie mochte nicht sage»,, daß Henri Dubois' Mißerfolg, ebenso wie sein erhoffter Erfolg, ihren Wünschen gleich hin dernd im Wege stand. Im ersten Fall würde ibr Vater stets die Aussichtslosigkeit seiner Zu kunft bcrvorheben; im zweiten Fall ihn mit dem Haß eines veralteten Künstlers gegen ein jung aufstrebendes Genie verfolgen. Wohin sie sah, ließ sich nur Trauriges in der Zukunft entdecken- Aber sie drängte die trüben Erwägungen zurück. In ibrcm stillen, einsamen Häuschen, mit dem kranken, melancholischen Vater, war genug Zeit Mm Grübeln und Quälen. In den bunten, lustigen Wirrwarr der Dubois- schen Wohnung paßten nur Lachen, Jubel und kübn-mutige Entschlüsse. Lebensüberdruß, Un lust zur Arbeit, Zweifel an Erfolg gab's da nicht; solche Anwandlungen wurden einfach weggelacht und fortgespottct. Die Geschwister Dubois bewohnten drei kleine Zimmer und ein Atelier an der Ecke der .Kunstschulstraße und Belvedere-Allee. Das Wohnzimmer ging auf die Allee hinaus. Man sah vom Fenster aus in goldige Banmwipfel. Käte saß bei Monikas und Henris Ein treten am Fenster und malte. Sie trug einen loftn, lila Morgenrock und nickte ihnen nur flüchtig zu- Vor ibr stand eine dunkelrote, mit lebendem Grün gefüllte Vase, die sie abzeich nete. Das Gras war frisch gegossen- Die fei nen Halme zitterten noch unter den dicken glitzernden Wassertropsen. hiruvies, daß ihm seitens der Behörden viel Freiheit zugestanden würde, und daß man an- scheinend seine Flucht nicht ungern sehen würde. Er denke jedoch nicht daran, von dieser Er munterung Gebrauch zu machen. Rach Ablaus des Urlaubs stellte sich Brandler dem Feftungs- gefängnis Gollnow, das ihm als Strafver büßungsort angewiesen worden war. Von der Direktion dieser Strafanstalt wurde ihm eine gewisse Bewegungsfreiheit eingcräumt. Er er- hielt wiederholt Stadturlaub, den er nun zur Flucht benutzte- Die bisherigen Nachforschun gen haben ergeben, daß Brandler eine der nächsten Rachbarstationen ausgesucht und sich von dort wahrscheinlich nach Danzig gewandt hat- Von Danzig aus wird Brandler wohl zu Schiff nach Sowjetrußland geflüchtet fern- Rundschau. Für gründliche Revision des Versailler Vertrages trat gestern in Kassel Oberbürgermeister Scheidemann ein- Ein Drahtbericht meldet uns hierüber: In einer Rode, die Scheidemann am Sonntag in Kassel hielt, schilderte er die sich in kurzen Zwischenräumen immer wiederholen den Am- und Neubildungen der Regierungen. Der häufige Regierungswechsel sei lediglich ein Symptom der schweren Krankheit unseres Vol tes- Wir leben immer noch im Fieber- Bei einein fieberkranken Menschen ist es dem Arzt bekannt, wann spätestens die Entscheidung fal len wird. Aber wann fällt die Entscheidung für unser Volk? Das weiß kein Arzt und kein Politiker. Wenn die Valuta als Baro meter angesehen werden könnte, so ginge es totsicher nur in den Untergang. Aber die Va luta orientiert nur sehr einseitig. Der ameri kanische Dollar gilt bei uns heute rund 250 Mark gegen rund 4,25 Mk. im Frieden. Trotz dem aber hat Amerika 6 Millionen Arbeits lose, wir im Reiche nicht 200 000. „Ich bin se'-r bange," fuhr Scheidemann fort, „um die Zukunft Deutschlands. Ich se^e sie aber durchaus nicht hoffnungslos an- Ich rechne auf die unserem Volke innewoh nende Lebenskraft und den festen Willen, sich bis zum äußersten anzustrengen. Mvs 1919 alle gesagt haben, halte ich auch heute noch aufrecht: das Versailler Diktat re st-, los zu erfüllen, ist eine glatt« Unmöglichkeit. Wir müssen alles tun^ was wir können, in der bestimmten Hoffnung, daß in nicht zu ferner Zeit auch die Entente zu Ler Hleberzeugung von der Unmöglichkeit des Diktats kommt und in ein« gründliche Re vision einwilligt." Gegen Lipinski» Enthüllungen wendet sich nunmehr auch der Leipziger Bm- gerausschuß mit einer Zuschrift, der wir u- a entnehmen: Das Zeitsreiwilligenrcgiment war eine vom Leipziger Bürgerausschuß vollständig Getrennte Organisation, die keinerlei finanzielle Unterstützung vom Leipziger Bürger ausschuß empfangen hat- Daß der Bürgerausschuß, in dem das gesamte Leipziger Bürgertum zusam- mengefaßt ist, mit seinen Sympathien restlos sirr das Aeitfreiwilligenregiment eingetreten ist, entart sich daraus, daß dieses Regiment im Interesse der Leipziger Einwohnerschaft die Rätedittatur, die Lipinski und seine Freunde in den Märztagen 1920 anstrebten, von Leip zig ab gewandt bat. Der Vürgerausschuß hat mit der Organisation Escherich keine Beziehun gen oder sonstige Verbindungen unterhalten und dieser Organisation ebensowenig Geld zur Ver fügung gestellt. Zwischen dem Verein „Brüder vom Stein" und dem Bürgerausschuß besteht keinerlei Zusammenhang; auch diesem Verein lat der Leipziger Vürgerausschuß keinerlcs Geldmittel zugeführt. Gegen das neue Besoldungsfystem haben die unteren Veamtengruppen des Rei- ck>es Protest eingelegt, da sie in ihm keine ent- sprechende wirtschaftliche Besserung ihrer Lage erblicken. Die Reichsgewerkschast der Post - und T e l e g r a p h e n o e a m t e n hat folgende Entschließung gefaßt: „Die für die. Neuregelung der Beamtenbesoldung vorgesehe nen Gehaltssätze sind durch die überstürzte Preisentwicklung weit überholt- Sie sind nicht ausreichend, um den Beamten der unte ren und mittleren Besoldungsklassen die Le benshaltung zu ermöglichen. Außerdem läßt die Vesoldungsneuregelung eine planmäßig durchgeführte Beachtung der Abstufungen zwi schen den Besoldungsgruppen vermissen- Die Reichsgewerkschast erhebt daher gegen die ge plante, vollständig unbefriedigende Neuregelung nachdrücklichst Einspruch. Neue Sleuervorlageu befinden sich in Vorbereitung. Zur Deckung der durch die neue Gehaltsregelung notwendi gen Iahresausaaben ist das Reichsfinanzmini sterium mit neuen Steuervorlagen beschäftigt, die im allgemeinen einen entsprechenden Zn- 'chlag auf die gegenwärtigen Steuersätze brin gen sollen. Wann die Vorlage an den Reichs tag geht, ist noch unbekannt. Die deutsche Mark müsse werter fallen, schreibt die „Westminsiev Gazette", solange neue Reparationen fällig würden. Jede neu« Reparationszahlung werde zu einem schlimmeren Sturz der Mark führen. Wenn der Reparationsplan nicht schleunigst, geändert werde, werde ein neues Wien oder Rußland in einem großen Gebiete Europas geschaffen- Es sei lächerlich, zu be- baipten, daß der Zusammenbruch der deutschen Mark das Ergebnis deutscher Manipulationen sei, da er für Deutschland eine Katastrophe fei- --- Der Verkauf Berliner Häuser an Auslän der hat im Monat Oktober seinen Höchststand erreicht. Im Grrmdbuchregister find im Okto ber 238 Hausgrundstücksverküufe an Ausländer eingetragen worden. Die Absetzung der Habsburger wurde, wie uns drahtlich gemeldet wird, von der- ungarischen Nationalversammlung beschlos sen- Am Sonntag fand die dritte Lesung des Gesetzentwurfes über den Verlust der Herrscher rechte des Exkönigs Karl und das Erlöschen des Tkronfolgerechtes des Hauses Habsburg statt und wurde einstimmig angenommen. - Nach der Annahme kam es zu Prügelsze- nen- Karl ist inzwischen aus ein englisches Kriegsschiff bei Galatz gebracht worden. — Di« ungarische Regierung ist zurückgetreten, nachdem sie noeb eine Amnestie erlassen hatte. Die Tschecho-Slowabei >at beute die Demobilisierungskundmachung veröffentlicht. Bekanntlich hatte die Mobilisa tion, gegen die sich besonders die Deutschen wendeten, blutige Zusammenstöße berbeigeführt. Rach langwierigen Verhandlungen zwischen Benesch und Skirmunt wurde am Sonntag ein j v noernedmen erzielt und der polnisch- ' tschechische Vertrag unterzeichnet. Klrtu« Nachrichten Der deutsche Städtetag tritt am 11- November in Berlin zusammen, um über — Stcucrjragcn zu beraten bezw. Gelder für die neuen Lohn- und Gehaltserhöhungen zu be- lchaffen- — Der Termin für die Verhand lung der am Kapp-Putsch Beteiligtes ist für den 7. Dezember vor dem Reichsgericht an beraumt worden. — Die bei der Stadt Saarbrücken Beschäftigten stimmten für Auszahlung der Gehälter und Löhne in Fran ken. — Der Mörder des japanischen Mi nisterpräsidenten Hara ist ein Koreaner; er tonnte verhaftet werden. — 73 Reichsdeutsche sind wiederum aus R u ß l a n-d nach Deutsch land zurückgekebrt- — Der Berliner Kell- ner streik steht vor dein Ende- Es werden künftig 10 Prozent Vedienungsgeld erhoben — In Innsbruck führte ein Kellnerstreu zu blusigen Zusammenstößen. — Schwe den verbandelt mit Sowjetrußland wegen eines Handelsabkommens. — Zwischen Nor- wc nn und Dänemark ist ein ernster diplomati- scher Streit ausgebrochen, da Norwegen sich weigert, die Ausdehnung des dänischen Hoheits rechtes auf ganz Grönland anzuerkennen. — In Berlin kommt am 9. November keine völlige Arbeitsruhe zm Einführung. — Das sächsische Gesamtministerium hat beschlos- .n, dem Landtag den Enttvrrrf eines Gesetzes über die Altersrenten bank vorzu legen. — Die bolländische Regierung hat ein neues Flott engesetz herausgegeben, das eine Vermehrung der Flotte für Holland und Niederländisch-Indier: versieht. Die Gesamt kosten betragen 190 Millionen Gulden- — Die argentinische Regierung hat ^schlossen, von deutschen Firmen 70 Eisenbahn- Waggons, 17 Krane und verschiedenes Hafen material im Gesamtwette von 850 000 Pesos kaufen. (Ein Gold-Pesos ist gleich 4 05 Goldmark ) — Große Verschiebungen deutscher Kartoffeln nach Holland und England wurden festgestellt. V« SM der LiMirte hielt am Sonnabend im „Lindenhof- in Glauchau eine Versammlung ab, in der die Karroffelnot im Glauchauer Bezirk zur Beratung stand. Die Verhandlung spitzte sich aber im Laufe der Aus sprache mehr auf die Glauchauer Verhältnisse zu Gutsbesitzer Leithold°Tettau als Vorsitzender gab einleitend einen ausführlichen Bericht über den gegenwärtigen Stand der Kartoffelnot. Br errechnete, daß z B. in der Lausitz der Sächsische Landbund die Regelung der Belieferung der Städte in die Hand genommen habe. Als Richt preise gelten die festgesetzten Höchstpreise und zwar 45 Mk für rote und 50 Mk für weiße Kartoffeln. Er wies darauf hin, daß Aufkäufer aus dem Rheinland auch bei uns auftreten und enorm hohe Preise für Kartoffeln bieten. Von einer Kartoffelnot könne man aber nicht reden. Die Hauptschuld an der Kartoffelknappheit trage der Wagenmangel. In Westpreußen fehlen 50 di» 60 Eisenbahnzüge zum Abtransport und auch in Pommern sind nur 10" „ von der notwendigen Anzahl gestellt worden. Ler Wagenmangel sei in dem Ausverkauf der Industrie begründet, die ihre Waren in die Häfen transportiere. Scharfe Kritik übte er an dem Reichsorrkehrsministerium, das dieses Jahr sür alle andere Waren mehr Wagen zur Verfügung gestellt habe, für Kar- j löffeln aber 10 "/^ weniger. Weiter tadelte der j Redner die ungeheueren Preistreibereien. In , Oberwiera habe ein Aufkäufer sogar 78 Mk sür ; einen Zentner Kartoffeln geboten. Gegenüber i der Aeußerung des Bürgermeisters Dr. Schimmel- j Glauchau in der letzten Stadtoerordnetensitzunz, ! daß die Landwirte kein Entgegenkommen zeigen, fragt der Vorsitzende, was denn die reichen Leute in der Stad: getan hätten, um die Rot der ärmeren Bevölkerung zu lindern Er macht den . Vorschlag, daß, wenn die Landwirte die Kar toffeln zu dem festgesetzten Preis liefern, die Stadtbeoölkerung von ihrer Industrie fordern solle, daß sie demgegenüber 300 000 Mk. sür die „Natürlich, da fitzt sie wieder und malt!" , Henri Dubois riß der Schwester don Pin- i fcl aus der Hand: „Hast du vergessen, daß unzählige Personen gleich zum Tee konnnen werden? Hast du uns nicht Bowle, Kuchen, Butterbrot versprochen, Verräterin du?" „Richtig, das habe ich total vergessen!" ! Käte sprang auf. Ihr kleiner abgeschabter Le- j derpantoffel entglitt ihr. Sie tastete mit dem Fuß danach. Ein ganz durchlöcherter Seiden stumpf kam zum Vorschein. „O du herzige, Keine Schlunvpe!" Mo- nika fiel der Freundin um den Hals und küßte sie: „Um fünf Uhr bist du noch im Morgen- rock und -eine Strümpfe haben Löcher . . . so groß - . ." „Ach, sind die wieder mal entzwei?" Käte rcÄug ein Bein über das andere „Ja, wirk- > lieh. Das Zeug hält gar nicht." Sie steckte, den Pinsel rasch in schwarze chinesische Tusche und malte die weiße Haut ihres Fußes, die aus den Löchern hervorschimmerte, schwarz an. Monika sah dein Beginnen staunend zu. „Man muß sich nur zu helfen wissen- Dies geht viel schneller als Stopfen," rühmte Käte „Jetzt wollen wir rasch decken." „Wo stehen die Teller und Taffen?" fragte Monika. Käte dachte nach. „Suche sie," bat sie dann- „Die Thiele, unsere Aufwättcrin, kamt sie alle Tage wo anders hin- Das entsetzliche Weib! Ein Alpdruck, die ganze Person! In irgendeiner Kiste muß alles stehen." „Monika riß einige Decken herunter, öff- s ucte die Truhen mrd Deckel- der Kisten, die i mit Kiffen belegt, die Stelle der Fauteuils vertraten. Endlich fand sie einiges Porzellan geschirr. Kopfschüttelnd brachte sie die wunder- feinen, bunten, chinesischen Taffen, Teller und alten verschiröttelten Löffelchen zum Vorschein. Käte blieb vollkommen unbefangen. „Nicht wakr, solche Kisten sind riesig praktisch? Da kam: man alles schnell bineinwerfen :md den Deckel zullappen. Die Stuben sind daim im- mer ordeittlich," meinte sie vergnügt- Line Behauptung, zu -er der Anblick des Zimmers gerade keinen überzeugenden Beweis sicherte- Vor den Fenstern hingen verschossene, zer schlitzte Seidcnvorbängc zu beiden Seiten der Flügel herab. Wenn ein Zug sie bewegte, scklr r'tcn ihre Errden über den Boden- Das klang wie leises Rauscher: einer Schleppe. Eine bickbauckigc, verschnörkelte Kommode aus Rosen- hvlz stand etwas vereinsamt zwischen den Fen stern. Ihre Politur war erblindet, ibr Zierat abgebrochen. Dam: gab es noch ein mit flecki gem, zerrissen ein Scidcndamast überzogenes Sofa auf vergoldeten Löwenklauen — sonst nur Truden, Taburotts, ganz niedrige Tische,, Hocierchen, alles durch Kiffen und Decken auch zum Sitzen verwendbar- An den Wänden hingen Skizzen, Kreide zeichnungen, Entwürfe, meist nur lose mit Reißnägeln oder Stecknadeln angehc tel- Da- zwischen sah man graziös geraffte, bunte Sei- dewchals, rot leuchtende Fächer und Buketts trockener, blauer Stranddisteln- Von der Decke schaukelten japanische Laternen aus gelbem Papier mit schwarzen Störche:: herab. Aus einem abgetretenen Gebctsteppich lag eine Gi tarre an blauem Bande- Zn bohen Glasvasen schimmerten ro!e Vuchenzweigc und dunlles Tanncngrün. Unordentlich — verbraucht, wie iuuepustct alles, und doch von malerischer Poesie und sarbcurcudwcr Genialität! „Käte, zieh dich um!" mahnte Henri- „Mo nika und ick stellen auch alles ohne dich zurecht." „Haft du ein Wischtuch?" bat Monika- „Die Taffen find staubig." „Ach, sei nicht pedantisch. Ni:nm irgend-? einen Seidenlappen von der Wand," rief Käte. „Hen, Tee steckt in einer Tüte- Der Samo war steht im Atelier mid der Gaskocher irgend wo hier herum " „Ich weiß Bescheid. Leg mn deinen Mor- ' oenrock ab, teure Schwester- Von: bist du sila, bimcu grasgrün, weil du dich kürzlich aus meine nasse Palette zu setzen geruhtest." „Ja — ja. Komm, Moni! Du sollst dick auch mnzieden." „Ich? Weshalb denn?" Monika sah an i rem sear schick gearbeiteter: Tuchrock herunter. „Geällt dir mein Kostüm nicht? Es ist noch nickr einmal be-ablt; stammt von Herrn Lam m.:r itts Kaufe'non am Frauenplan. Da muß es dock elegant sein!" „Ratürlick, zürn Spazierengeben; aber für einen Küustlettce einfach unmöglich. Dazu eine bla rote Seidenllusc! Gräßlich, diese Bluscn- mode- Mau sieht immer wie halb durchge- sclmittcu aus, so unkünstlerisch wie möglich Rein, so darist du nicht bleiben- Du verdirbst mir der: Eindruck " Käte zog Monika energisch mit sich- Du wußte lchou, man mußte ihr den. Wille« tun Und sckließlicb machte ibr das Verkleide:: auck Spaß- Wie cs in Kätes Schlafraum aussab, spottete jeder Beschreibung- Man sollte nickt glauben, daß es über'-aupt so viele Sachen gebe, wie dort auf Bett, Stühlen und Fuß boden berumgestreut lagern Käte sing Monikas Blick auf. „Du magst mir's glauben oder nicht," lachte sie, „aber nur wenn cs so aussiebt, finde ich meine Sachern, sobald sie weggerämnt werden, muß ich immer suchen. Das mackt mich direkt krank-" Sic ging an einer: Schrank, der, wie sic selbst sagte, nur von ihr geöffnet werden korunc Anderer: abnungslosen Sterblichen stürzte sonst alles unaufhaltsam entgegen, was sich von Klei dern, Hüter:, Tüchern darin befarü). „Hier, das zicbst du an," befahl fie Sie dielt Monika ein langes, weißes Gc wand aus ganz leichter indischer Seide ent gegen- Die geschlitzten Acrmel ließen die Ar- me, der runde Ausschnitt den Hals frei Fottsetzur^ folgt
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