tafle geschauten fernen ober zukünftigen Dinge hineingieszen. Aber der natürliche Ablauf solcher Sinnes wahrnehmungen und Phantasiebilder ift doch nicht fo passend auf Öen Ablauf der Gedanken eingerichtet wie der Ablauf der Dortvorstellungen. Dadurch gewinnen letztere, obwohl sie für sich nichts anderes find wie Dorstellungen im Reiche der Dorstellungen überhaupt, eine Sonderstellung, die in gewiffer insicht einem Ehrenrang gleichfommt. Das Wort ift das Kleid, das dem (Sedanfen auf den Seib zugeschnitten ift. Das Wort „sitzt" dem (Sedanfen bald schlechter, bald wie angegoffen. Das Wort ift der Seib, der (Sedanfe die Seele. So pflegen Philosophen das Derhält- nis auszudrücken. Euther und ber päbagoge Ratke ((615) ver- gleichen Wort unb (Seift ber Scheide und bem Weffer, bas darin steckt. Goethe hat im Westöstlichen Divan andere Bilder: „Das Wort ift ein fächer: wischen den Stäben blicken ein paar schöne Augen hervor. Der fächer ift nur ein lieblicher flor. Er verdeckt mir zwar bas Sesicht, aber bas mädchen verbirgt er nicht, weil bas Schönste, was fie besitzt, bas Auge, mir ins Auge blitzt." Kann man finniger ausdrücken, das im anschaulichen 3n- halt ber einzelnen Wortwahrnehmung ein Auge bes Geistes sitzt unb das bas von anbern gesprochene Wort mir verständlich wirb, inbem bas Auge bes gehörten Wortes in meinem Be- wusztsein auf ein Auge bes Derständnisses trifft? Unb Goethe erfennt auch, daß Wort unb Sedanke beftimmt sind, sich zu harmonischem Bunde zu vermählen: „Sei bas Wort die Braut genannt, Bräutigam ber (Seift!" Worin liegt aber bie natürliche Derwandtschaft 3wischen Wort unb Gedanke? 3ch glaube, vor allem in folgenbem: Das einzelne Wort wie ber Begriff besitzen eine gewiffe AIl- gemeinheit. Der Begriff „Söwe" bezieht sich auf alle ein- seinen Eöwen. Das Wort „Söwe" lägt sich ebenfalls für alle eins einen Söwen gebrauchen. Der allgemeinen Anwendungs- fähigkeit bes Begriffs entspricht eine ausgedehnte Derwendungs, fähigkeit bes Wortes. Damit ift zugleich bie beiden gemeinsame Stellvertretungsfähigkeit gegeben. Der Begriff „Söwe" vertritt