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84 Denken und Sprechen. inhalten nicht ein klares und deutliches DDissen, sondern ein verschwommenes Bild ergeben. Es ist and} gar nicht richtig, daßs wir, um einen Begriff anzuwenden, alle früheren Wahr- nehmungsbilder reproduzieren und das mir ihren ganzen Jnhalt erneuern, vielmehr genügt dazu meist irgend ein Dorstellungs, fetzen. Dergessen mir nicht, dasz der Begriff „Kornblume" nicht nur die vom Auge her fommenden Eindrücke, sondern auc die des Geruchs und des CCastsinns in Anspruc nimmt und in «Eins verwebt! Würde das nur durc die im Gehirn von einem Zentrum zum andern laufenden 2ssoziationsbahnen hervorgerufen merden, so märe unerklärlich, weshalb dieses usammen von Eindrücken so eigenfinnig ift, gerade immer nur den Begriff der Kornblume zu erzeugen. Können mir doch bie Aufmerk, samkeit vom Ganzen auf den Heil, von einem Ding auf bas danebenstehende lenken. Und welche Art von Arbeit bie Asso- ziationsbahnen leiften, is im Traume ersichtlich. Da entstehen eben feine Begriffe. Die aber entstehen bie Begriffe von unferm fühlen. Wollen, Denken? Da kann fein äußeres Organ einen «Einfluß üben und fönnen beftimmte örtliche Erregungen bes Sehirns nicht entscheidend fein. Das Gefühl bes Schmerzes fann ic von jedem fernen aus haben; mir haben nicht nur Augen-, ahne, Muskel, Hautschmerzen, sondern mir beobachten fte auch in uns und bilben ben Begriff ber körperlich bedingten Schmerzen. Binden mir uns babei etma an ben äußeren Hergang und bie wirkliche Aufeinanderfolge ber erlebten Schmerzen? Wirb ber Begriff ein anderer, wenn zuerst nicht Augenschmerzen auf- tauchten, sondern ATuskelschmerzen? Gewisz nicht, ferner läßt sich auch ber fortgang vom inzelnen zum Allgemeinen und ber vom Allgemeinen zum Besondern in feiner wesentlichen Be- ziehung mit bem zeitlichen fortgang von einem Dahrnehmungs- gegenstand zum nächsten, von einem Dahrnehmungs bild zu einem reproduzierten Dorstellungsbild vergleichen. Endlich, mie mögen Begriffe mie „Sein", „Ding", „Eigenschaft", „Dorgang“, „Werben", „Deränderung“ entstehen, Begriffe, zu denen nicht nur jeder äußere Sinn, sondern auch das Gedächtnis, nicht nur bie sinnliche Wahrnehmung, sondern auch jede Wahrnehmung unferer pfychischen Lätigkeiten und ustände hinführen? Dabei sind gerabe solche überall ablesbaren edanken fo einfach wie nur möglich, während sie hoch, wenn fte ein Absud aus ben vielen gleich.