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40 Dom Dorstellungsleben her Seele. sinn- uni) wirkungsvollen Auswahl der Derknüpfungsmöglich- feiten. Der Traum verfährt ganz ähnlich, ohne jedoch immer sinn- und wirkungsvoll zu fein. Derfolgt man die vorauszusetzenden Ceilglieder der Dor- stellungen ins einzelne, so ßößt man zuletzt wieder auf etwas wie die Empfindungen. Aber eines ift nicht gegeben, was mir bei Öen Sinneswahrnehmungen vorfandent. Dort waren immer nicht-zentrale Reize gegenwärtig, bei den Tachempfindungen wenigstens unmittelbar vorhergegangen. Dorstellungen dagegen bedürfen nicht der (Segenwart eines peripherischen nichtzentralen Reizes; daraus folgt nicht, dasz fte ber Reize ganz entraten fönnten. Dielmehr swingt mehreres zu der gegenteiligen Ant- nahme. unächst bas Psychologische. Dorstellungen liefern uns Bilder, Bewusztseinsinhalte anschaulichen Charakters; fo ift bas vorgestellte Ros im Bilde bes pegafus ein durchaus an« schaulicher Gegenstand. Wenn bei den sinneswahrnehmungen bie Greifbarkeit ber Inhalte von Reizen herrührt, fo wirb wohl auch bei den Dorstellungen bie lebendige Anschaulichkeit, die „Sinnlichkeit" ihrer Bnhalte, von Reizen bedingt fein. Die ferner fönnten sich, wenn wir, an der Xatur gleichsam vorbei- sehend, voll Deutlichkeit ferne Gegenden, verklungene Ereignisse wiederzusehen glauben, diefe inneren Bilder gegenüber bem An- fturnt ber äußeren halten, wenn sie nicht durch innere Reize gestützt würben? Aber wir bedürfen vielleicht solcher «Erwägungen nicht einmal. Es bebarf nur geringer Überlegung, um 311 er« kennen, baß bas unwillfürliche Kommen unb Gehen unserer meisten Erinnerungsbilder, vor allem bie bes Craumes unb ber Halluzination, unb ebenso bas wiber unfern Willen erfolgende Dersagen bes Gedächtnisses wie endlich ber Umftanb, baß einzelne ATenschen mehr, andere weniger GSedächtnis und Phantasie, daß die einen mehr bie Gehörs, andere mehr die GSesichtseindrücke aufbewahren, nur aus dem Dorhandensein äußerer, also förperlicher Bedingungen am einfachsten zu erklären ift. Darum hat denn die Psychologie schon feit alten feiten, und befonders feit den Arbeiten des berübmten Arztes (Salenos (um 150 n. Chr. (S.), den Sit des Sedächtnisses in einer besonderen Sehirn- zelle gesucht; ja, der mittelalterliche päbagog Konrad Bitschin (um 1430) gibt, wohl nach einem medizinischen Handbuche, bie er« götzlichsten diätetischen Dorschriften für bie Stärkung unb gegen bie Schwächung bes Sedächtnisses durch Speifen unb andere