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26 Dom Sinnesieben der Seele. Rot bis gelb gelten als warm, rün bis Diolett als kalt; man sieht sofort, das Grün weniger falt als Blau und Diolett er- scheinen. Operierten Blindgebornen macht zuerst bas Rot Ein- druck, zuletzt Grün und Blau. Kinder heben aus der Reihe der von ihnen unterschiedenen färben der Regel nach zuerst bas Rot mit einem Ramen heraus, spät erst Grün unb Blau, offenbar, weil ihnen Rot mehr auffällt. Es ift auch an bie aufreizende Dirkung erinnert worden, bie gerade Rot auf ver< schiedene Tierarten ausübt. Die bisher angestellten Dersuche, bie förperlichen Dirkungen der farbenempsindungen am Dynamo- meter (Kraftmeßapparat) 511 meffen, ergaben bei den Rot- empsindungen die ftärfften Abweichungen eines Seigers auf dem Zifferblatt, bann folgen der Reihe nach Orange, (Selb, rün, Blau, Diolett (Sr). Welches ift bie richtige Deutung biefer Catsache? Derden unfere Nerven durc unsere GSefühle ober werben umgekehrt unfere Sefühle durch bie stärkeren ober schwächeren Xervenerregungen beeinflußt? Eassen fiel] etwa mit Hilfe biefer DDirkungen unfere Empfindungen mittelbar meffen wie wir auch fonft Dinge an ihren Dirkungen meffen? st es vielleicht eine zweckmäszige «Einrichtung ber Ratur, baß wir im freien seltener bas aufregenbe Kot unb häufiger bas liebe Grün unb bas ernfte Blau zu genießen befommen unb beruht nicht auch hierauf ber wohltätige Einflus, den ber Aufenthalt in freier Matur auf uns hervorruft? fürwahr, eine reichbesetzte Karte von fragen zur Sinnes- pfvchologie allein auf dem ebiete ber Gesichtswahrnehmungen I Mehmen wir bann noch bie übrigen Sinne hinzu, so schwillt bas Programm ber Psvchologie nach biefer Seite noch mächtiger an. Daß feit Alristoteles gerabe fie in gewissem 2asze bevor- zugt wirb, hängt mit ber hier uns entgegentretenden Derwick- lung ber Derhältniffe unb Amstände zu einem guten Seile zu- fammen. 3ndes besitzen alle Arten ber Empfindung doch auch eine Reihe gemeinsamer Büge, unb biefe finb für ben Psvcho- logen bie wichtigeren. Alllen Empsindungen ift vor allem eigen bie Beziehung zu p h y s ik a l i f ch en Reizen; ursprünglich unb später immer noch in ber Kegel zu einer beftimmten Art. So antwortet unser Bewusztsein auf unmittelbare Berührungen unb 3 e- lastungen ber Haut mit Druck,, auf phvsikalische Därmeagentien, bie an ber Haut chemische Ziolefularumlagerungen 311 erzeugen