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störten Blume vergeht halb, und die Blume ist jetzt nicht ein« mal in meinem Bewusztsein gegenwärtig. Entweder ist bas Bild trot meines peinvollen Strebens, es gans und unverändert festzuhalten, mehr und mehr verblast und zerstückelt worden, ober ich wendete mich anberen Dingen zu und „verlor" barüber ohne weiteres bas Bild ber Blume „aus bem Aluge". 3s bar« um bie Dorstellung ber Blume schon gänzlich aus meiner Seele geschwunden? Das scheint so, ift aber vielleicht doch nicht richtig. Es märe ja möglich, das eine letzte Xachwirfung bes genoffenen Anblicks noch längere eit in meiner Seele bliebe. Unb bafür spricht bie Catsache, daß jedes (Erlebnis balb mehr, balb weniger stark bie barauf folgenden Erlebnisse beeinflußt. Oft, wenn mir einen Sreund besuchen, erscheint er uns, trot gleichgültiger, ja trot heiterer Unterhaltung misgestimmt; mir wissen, „es wirkt etwas in ihm nach". Dir kennen alle ben einen ober ben anbern, ber sich durch feinen Scher aus ber üblen Eaune herausbringen läzt. Ebenso schliest ber Unter« gebene, beffen Dorgesetzter ihn im Büreau unwirsc zu emp fangen pflegt, bei unermartet behaglicher Besprechung beruf licher Ungelegenheiten, es müsse bem Prinzipal etmas Ungenehmes begegnet fein. 3n nicht menigen 2Tenschen herrscht, ihnen selbst nicht zum flaren Bewusztsein gelangend, ein E[a^, eine Abneigung, eine Dorliebe, eine Schwäche für gemiffe Urten von Dingen. Psy- chiater haben gefunden, das felbft Eindrücke aus ber Kindheit bis in höheres Ulter nachhalten unb bas Seelenleben ber Er- wachsenen stets mitbestimmen, bis fie aus bem „Anterbewuszten“ ins Bewusztsein gehoben sind. Ulan hat von einem unanaly- fierten Bewusztsein gesprochen ober von einem Hintergrund bes Seelenlebens, aus bem bie einmal ins Bewusztsein geratenen unb sodann verschwundenen Bilder jederzeit wieder hervortreten fönnten. Andere stellen eine „ Bereitschaft" entschwundener Dor- stellungen feft, sofern biefe leicht mieber auftaudien. Aluf jeden Sall scheint es eine nähere Umgebung, faft möchte man sagen, einen Bannkreis bes Bewusztseins zu geben, ber zu bem Be- wusztsein felbft in nächster Beziehung steht. Unb endlich gibt es vielleicht sogar in ber Seele felbft ein Reich bes Anbe- mußten. Diele Dorstellungen bleiben nicht nur an ber „Schwelle" bes Bewusztseins flehen, um fofort mieber einzutreten, sondern sinken vollständig unter fie hinunter. Uber nicht alle finb un«